Entschuldigung annehmen, aber trotzdem nicht verzeihen?
Zwei Kandidaten aus dem Dschungelkamp sind zerstritten und das schon bevor es in den Dschungel ging. Nun meinte einer der Beiden, dass er die Entschuldigung des Anderen annehmen würde, aber das Geschehene nicht verzeihen würde. Ich denke, dass es durchaus nachvollziehbar ist, gerade, wenn etwas schwerwiegendes vorgefallen ist.
Meint ihr, dass man auch immer verzeihen muss, wenn man eine Entschuldigung annimmt? Ist es für euch widersprüchlich, wenn man eine Entschuldigung akzeptiert, aber das Geschehene nicht verzeiht? Ist es euch selbst schon mal so gegangen?
Ich kämpfe aktuell mit einem solchen Fall und es geht mir nicht gut dabei. Die Entschuldigung habe ich angenommen und bemühe mich um normales Verhalten, aber ich bin immer noch verletzt. Mittlerweile zweifle ich schon an mir selbst, ob ich vielleicht zu kleinlich bin oder falsch. Aber wie will man etwas tatsächlich verzeihen, das einem innerlich so sehr weh getan hat, das man es noch lange Zeit mit sich trägt und wann immer es einem einfällt, den Schmerz auf's neue fühlt?
Um nicht völlig gaga zu gehen, habe ich es mir so erklärt, das man die Entschuldigung annimmt, weil man verzeihen möchte. Der Rest braucht manchmal nur etwas Zeit. Es gibt sicher unzählige Fehltritte, die man schnell und einfach verzeihen kann, es gibt aber auch Verletzungen die tief greifen und der Leidtragende muss dies erst verarbeiten. Ich habe keine Ahnung was in irgendeinem Dschungelcamp für das Fernsehen vorgefallen sein könnte, um so verletzt zu werden, aber ein Vertrauensmissbrauch könnte sowas plausibel erscheinen lassen.
Ich finde, dass das Annehmen einer Entschuldigung und das Verzeihen nicht zwangsläufig zusammengehören. Eine Entschuldigung, die ernst gemeint ist, zeigt nur, dass der Betreffende einen Fehler gemacht hat und es ihm leid tut. Das Annehmen der Entschuldigung bedeutet nur, dass man dem anderen abnimmt, das er den Fehler einsieht und bereut.
Aber es bedeutet eben nicht, dass man automatisch verzeiht. Vielleicht sind die Verletzungen und der Vertrauensbruch so groß, dass man einen Schlussstrich zieht und getrennte Wege geht. Nehmen wir den Klassiker:Ein Partner geht fremd. Für den Hintergangenen ist es durchaus vorteilhaft, wenn der Fremdgeher seinen Fehler einsieht und den Schmerz, den er verursacht hat, bereut und anerkennt. Trotzdem kann die Beziehung gelaufen sein, weil der Vertrauensverlust irreparabel ist. Aber beide Seiten können durch Entschuldigung und Annahme derselben besser damit abschließen.
Ich finde es gibt viele Faktoren die entscheidend sind dafür, ob man eine Entschuldigen annimmt, genauso ob man dann denjenigen auch verzeihen kann. In meiner Beziehung zu meiner Ex gab es dafür ein gutes Beispiel. Obwohl ich nicht an die Astrologie glaube, war sie wohl das Paradebeispiel für das Sternzeichen Zwilling. Sie konnte in dem Bruchteil einer Sekunde von total gutmütig und nett zu einer Furie wechseln. Sie konnte dabei auch recht schnell persönlich werden, was in meinen Augen, in einer Beziehung, überhaupt nicht geht. Sie hat mir da auch sehr weh getan. Selbst dann wenn ich mich zurück ziehen wollte, um etwas Entspannung in die Situation zu bekommen, hat sie immer nochmal verbal nach getreten. Ich habe ihr dann auch mehrmals gesagt, dass sie das unterlassen soll, nicht immer gleich explodieren und habe ihr erklärt wie es mir dabei geht.
Sie hat sich dann auch immer dafür entschuldigt, aber wenn dann so eine Situation immer wieder passiert, verliert so eine Entschuldigung doch sehr schnell an Bedeutung. In diesem Fall war es mir zum Schluss egal ob sie sich nun bei mir entschuldigt hat oder nicht, weil diese Entschuldigungen einfach keinen Wert mehr hatten für mich.
In solchen Situationen ist es auch sehr kniffelig zu verzeihen. Am Anfang war das nie ein Problem, es ist passiert, danach war wieder alles im Lot und von daher konnte ich auch verzeihen. Verzeihen bedeutet für, dass man mit der Sache, für die sich der Andere entschuldigt hat, abgeschlossen und damit auch vergessen werden kann. Wenn es aber um Geschehnisse geht, die man auch nach der Entschuldigung nicht mehr aus dem Kopf bekommt und der Schmerz immer noch so groß, geht es auch nicht mehr darum ob man verzeihen sollte, sondern ob man es kann oder will. Je nach dem wie Schlimm das Geschehene ist, ist es meiner Ansicht nach sogar fragwürdig ob man dann auch eine Entschuldigung annehmen sollte.
Fazit: Man kann durchaus Entschuldigungen annehmen auch ohne Verzeihen zu müssen. Man kann aber auch eine Entschuldigung ausschlagen, wenn man das Gefühl, dass es nichts bringt oder nicht ernst gemeint ist.
Ich sehe hier eigentlich keinen Widerspruch. Manche Leute scheinen zu glauben, dass sie quasi ein unmittelbares Anrecht darauf haben, dass alles wieder so wird wie vorher, wenn sie sich entschuldigen. Schon öfter habe ich auch bei Erwachsenen erlebt, dass diese völlig empört und gekränkt darüber waren, wenn es nicht sofort geheißen hat: Schwamm drüber, ich verzeihe dir, jetzt ist alles wieder gut. Immerhin haben sie ja "Entschuldigung" gesagt. Wie die kleinen Kinder.
Ich kann mir durchaus Situationen vorstellen, in denen man eine Entschuldigung zwar annimmt, aber mit der Person dennoch nichts mehr zu tun haben will. Wenn sich der Staub etwas gelegt hat, besitzen doch viele Leute die Geistesgröße, eine Entschuldigung zwar anzuerkennen, aber eher im Sinne von: Schön, dass du etwas dazugelernt hast. Auch wenn man nicht mehr aktiv "böse" auf einen Menschen ist, kann man die Person dennoch nicht mehr als FreundIn oder PartnerIn akzeptieren, um sich selbst vor weiteren Kränkungen zu schützen. Das hat für mich nicht viel damit zu tun, ob jemand "Entschuldigung" sagt oder nicht.
So eine Annahme der Entschuldigung kenne ich kaum. Ich kenne es höchstens als öffentlichen Akt, wo einer vor vielen Menschen sich entschuldigt und fragt, ob der andere es annimmt. Da ist es aber eher eine rhetorische Frage und wenn man ablehnt, steht man in etwa so dumm da, als wenn man einen öffentlichen Heiratsantrag abgelehnt hat.
Unter vier Augen kenne ich das Annehmen einer Entschuldigung dagegen nicht. Da kenne ich es vielleicht noch, dass der Betroffene sagt, das ihm die Entschuldigung egal ist und dass der andere bleiben kann, wo der Pfeffer wächst usw. Ansonsten wird eher geschwiegen. So kenne ich es zumindest. Ich habe bisher aber auch kaum größere Entschuldigungen erlebt. Es ging immer nur um Kleinigkeiten.
Verzeihen ist bei mir dann noch einmal etwas völlig anderes. Da geht es wirklich um die Emotionen und die kann ich nicht unbedingt bewusst steuern. Das dauert im Normalfall auch eine Weile. Wenn der andere sich im Normalfall relativ schnell nach dem Ereignis entschuldigt, bin ich emotional noch nicht so weit, dass ich ihm auch verzeihen kann. Und je nachdem, worum es geht, kann ich die Entschuldigung vielleicht verstehen und akzeptieren, aber dem anderen trotzdem nicht verzeihen.
Eine Entschuldigung annehmen heißt ja, dass man es einfach akzeptiert, dass sich jemand für sein Verhalten entschuldigt und dass man es respektiert, dass er versucht, es wieder gut zu machen. Trotzdem ist es einem dann ja aber nicht immer möglich, etwas zu verzeihen. Oft braucht es einfach Zeit, um über etwas hinwegzukommen und bis die Wunden geheilt sind.
Manchmal wünscht man sich ja auch, was verzeihen zu können, kann es aber nicht, weil es noch zu frisch ist. Dennoch kann man ja die Entschädigung annehmen. Ich kenne solche Situationen durchaus, auch wenn so etwas glücklicherweise nicht besonders oft und regelmäßig bei mir vorkommt.
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