Entschuldigen wegen des Friedens trotz Unschuld?

vom 26.01.2015, 13:16 Uhr

Mir ist bei mir schon oft aufgefallen, dass ich mich für was entschuldige, ohne dass ich Schuld war. Das mache ich, weil ich keinen Streit haben will und froh bin, wenn wieder Frieden herrscht. Wenn mein Freund und ich mal Streit haben, was selten vor kommt, dann bin ich diejenige, die sich entschuldigt. Auch wenn ich mich mit meinen Eltern zoffe ist es so, dass ich die erste bin, die sich entschuldigt. Auch dann, wenn ich unschuldig an dem Streit hatte.

Entschuldigt ihr euch auch manchmal obwohl ihr an einem Streit gar nicht schuldig seid? Warum macht ihr das und kann man sich das auch abgewöhnen? Denn ich finde das irgendwie nicht immer gut. Die Leute gewöhnen sich auch schnell daran, dass man sich sowieso immer entschuldigt und "angekrochen" kommt.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich kann mich durchaus entschuldigen, wenn ich Schuld hatte. Es kommt auch vor, dass ich umschwenke, wenn ich mich erst im Recht fühle, dann aber einsehe, dass ich wohl doch nicht Recht hatte.

Aber wenn ich mich auch nach dem Reden im Recht fühle, dann würde ich mich nicht entschuldigen. Warum denn? Um mir in Zukunft auf der Nase herumtanzen zu lassen? Ne, ganz sicher nicht.

Du fragst, warum wir das machen (wenn wir es machen). Die Frage finde ich ganz wichtig, aber an dich gerichtet: Warum machst du das? Wenn du darauf eine Antwort hast, dann kannst du daran ansetzen, etwas zu ändern.

Ein Grund ist deinem Schreiben nach, dass du Frieden haben möchtest. Hier könntest du z. B. mal ausprobieren, ob es wirklich so schlimm ist, auch mal eine Zeit lang Spannungen auszuhalten. Und dann schauen, wie sich die Situation weiter entwickelt. Je nach Streitinhalt verläuft sich das Ganze vielleicht im Sande und abends wissen alle Beteiligten gar nicht mehr, worum es eigentlich ging.

Vielleicht kommt aber auch der andere dann mal auf dich zu und entschuldigt sich. Manchmal muss sich auch niemand entschuldigen: Nicht für alle Streits gibt es nur einen Schuldigen, manchmal reicht es, einfach mal drüber zu reden.

Es hat auch etwas mit Selbstachtung zu tun, nicht immer alle Schuld auf sich zu nehmen und vor anderen zu kuschen. Und normalerweise wird den Menschen, die für sich einstehen können, auch mehr Respekt entgegen gebracht.

Es wird anfangs bestimmt nicht nur für dich ungewohnt, wenn du in diesem Punkt deine Strategie änderst. Dein Gegenüber wird erst mal stutzen, vielleicht auch erst noch angesäuerter reagieren, aber an diesem Punkt musst du dann standhaft bleiben, sonst nimmt man dich da gar nicht mehr ernst. Irgendwann sollte bei deinem Gegenüber dann auch das Nachdenken einsetzen. Und ganz ehrlich - wenn nicht, dann sagt das mehr über den anderen als über dich aus.

Fang am Besten direkt an zu üben. ;-)

» jess » Beiträge: 43 » Talkpoints: 17,77 »


Das klingt auf jeden Fall so, als würdest du bei jeder Kleinigkeit sofort einknicken und nachgeben. Das klingt dann auch nicht gut. Warum sollte man sich für etwas entschuldigen, wenn man nichts gemacht hat? Das würde ich nie machen.

Fehler muss man einsehen lernen, sonst wird man andere Menschen auch immer wieder unterdrücken. Meiner Meinung nach solltest du da ein bisschen an dir arbeiten. Immerhin kann die Schuld anderer und wenn die das nicht zugeben auch deine Seele belasten und deswegen solltest du dann auch eine Entschuldigung einfordern, wenn du im Recht bist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich sage mir immer: Ich mache genug eigene Fehler, warum soll ich zusätzlich verantwortlich gemacht werden für die Fehler anderer? Es gibt genug Situationen, in denen ich mich wirklich entschuldigen muss, warum sollte ich mich dann für etwas entschuldigen, dass ich nicht zu verantworten habe?

Versuche es mal mit diesen Gedanken, vielleicht kannst du damit ja etwas anfangen. Eventuell kannst du das ja auch als Argument nehmen, wenn dir der andere mit Unverständnis begegnet. Diese Sätze kommen auch nicht so ganz ernst/hart rüber (auch wenn ich sie durchaus ernst meine), so dass dadurch die Situation teilweise schon etwas aufgelockert werden kann.

» jess » Beiträge: 43 » Talkpoints: 17,77 »



Jeder Mensch macht Fehler und zu diesen sollte der Betroffene dann auch stehen können. Ich bin ein Mensch der sich durchaus entschuldigen kann, wenn ich etwas falsches getan habe und dies auch entsprechend einsehe.

Doch wenn ich wirklich nichts getan habe, dann gebe ich meist auch nicht zu, dass ich etwas getan habe, oder entschuldige mich. Denn auch des Friedenswillens finde ich es einfach nicht gut, wenn ich mich zu etwas bekennen soll, was ich eben nicht getan habe. Daher sehe ich eine Entschuldigung nur des Friedenswillen als kritisch an.

Mein Gegenüber fühlt sich somit im Recht, was ich persönlich erst einmal nicht schlimm finden würde. Viel schlimmer wäre es, wenn die entsprechende Person es mir ständig auf das Butterbrot schmiert und da habe ich ehrlich gesagt keine Lust drauf.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Diesen Fehler habe ich früher um des Friedens Willen auch immer gemacht, aber es ist ein Fehler und bringt langfristig nichts. Denn die Menschen, die wirklich an der ganzen Misere Schuld sind, lernen, dass sie mit ihrem sturen Kopf immer durch kommen.

Das mache ich nun schon lange nicht mehr. So kann ich auch sture Menschen in meiner Umgebung dazu erziehen, dass sie auch einmal einen Fehler einsehen und sich bei mir entschuldigen, weil ich ihnen einfach wichtig bin. Außerdem habe ich dadurch ein größeres Selbstbewusstsein erlangt. Denn vielfach ist eine Entschuldigung um des Friedens Willen ein Eingestehen eines geringen Selbstvertrauens.

Genauso kann ich aber einen Fehler, den ich gemacht habe, zugeben, auch wenn es mir nicht leicht fällt. Es fällt einem selten leicht, Kritik anzunehmen, auch wenn man es gut überspielen kann. Aber wie gesagt, wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann bin ich auch bereit, ihn einzusehen und mich für diesen Fehler zu entschuldigen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ob ich mich entschuldige, obwohl ich nicht schuldig bin an dem Streit? Nein, auf keinen Fall. Ich bemühe mich zwar, einen Streit nicht ausufern zu lassen, aber mich für etwas entschuldigen, was ein anderer verbockt hat, das mache ich nicht. Würde ich das tun, wäre ich bei jedem Streit die Dumme und müsste immer alles über mich ergehen lassen.

Wenn ich allerdings den Streit unbeabsichtigt oder beabsichtigt angefangen habe, kann ich mich auch entschuldigen und tue das auch. Nur leider ist es nicht jedermanns Sache auch mal zuzugeben, dass man im Unrecht ist. Würde ich mich entschuldigen, müsste ich ein Fehlverhalten eingestehen, das ich nicht begangen habe.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe es früher schon mal so gemacht, dass ich mich entschuldigt habe, obwohl ich nichts falsch gemacht habe und mir keiner Schuld bewusst war. Sicher ist ein Streit dann vielleicht zu ende und man hat den Frieden wieder. Aber trotzdem finde ich es nicht richtig und darum würde ich so etwas auch nicht mehr machen.

Wenn ich selber etwas gemacht habe, dann habe ich auch kein Problem damit, mich zu entschuldigen. Aber ich sehe es auch so, dass es den anderen in seiner Meinung noch bestärkt, wenn man sich entschuldigt, auch wenn man nichts falsch gemacht hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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