Entdecken Flüchtlinge in Deutschland ihre Vorliebe für Bier?
An meinem Zweitwohnsitz wohne ich in einem Mehrfamilienhaus und da gibt es viele einzelne Wohnungen - Einraumwohnungen. Ich glaube, dass die Stadt da auch einige Flüchtlinge oder ehemalige Flüchtlinge oder wie auch immer man sie benennen möchte, untergebracht hat.
Natürlich weiß ich das nicht genau, ich habe ja niemanden gefragt, aber es fällt ja auf, wenn auf einmal viele neue arabisch wirkende Frauen und Männer da unterwegs sind. Es ist schon sehr wahrscheinlich, dass das Flüchtlinge sind, die da nach der Entlassung aus der Erstaufnahmeeinrichtung dezentral untergebracht werden.
Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass da viele auch gerne mal ein Bierchen trinken. Mir sind schon mehrfach im Fahrstuhl einige begegnet, die mehrere Bierflaschen in der Hand hatten oder an der Kasse im umliegenden Supermarkt fleißig Bier auf das Einkaufsband beförderten. Ich dachte immer, Moslems trinken keinen Alkohol? Oder zählt da Bier nicht als Alkohol? Nach alkoholfreiem Bier sah es jedenfalls nicht aus.
Vielleicht fangen einige an, verstärkt Bier zu trinken, weil es das im Heimatland nicht gab? So nach dem Motto „Jetzt dürfen wir endlich“? Vielleicht zählt bei ihnen Bier nicht als Alkohol? Oder sie nehmen es mit dem Glaubensvorschriften nicht so genau?
Es mag ja sein, dass viele muslimische Länder noch etwas konservativer sind, und die religiösen Regeln in den Ländern teilweise sogar noch gesetzlich verankert sind. Aber ich würde mal davon ausgehen, dass sich viele Muslime an das Alkoholverbot genauso pflichtbewusst halten wie die meisten Christen die Regel mit keinem Sex vor der Ehe.
Und deutsches Bier ist eben dafür bekannt, recht gut zu sein. Von daher wundert es mich nicht, wenn es Flüchtlinge gibt, die sozusagen auf den Geschmack kommen.
Aber ich würde mal davon ausgehen, dass sich viele Muslime an das Alkoholverbot genauso pflichtbewusst halten wie die meisten Christen die Regel mit keinem Sex vor der Ehe.
Diese Regel gibt es ja so nicht, daher kann man das nicht mit dem Alkoholverbot im Islam gleichsetzen. Keinen Sex vor der Ehe zu haben, ist eine gewisse Auslegung, die man in einen Bibeltext hineininterpretieren kann, aber nicht muss. Das ist kein wirklicher Grundsatz, sondern wirklich Auslegungssache und ich würde auch sagen, dass kann jeder handhaben, wie er will.
Aber das Alkoholverbot im Islam ist doch meines Wissens nach keine Auslegungssache, sondern wirklich so etwas wie ein Gebot, also etwas Feststehendes, was so direkt auch irgendwo im Koran wortwörtlich steht oder nicht?
Ich finde, die Bibel ist in Bezug auf vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr ebenso eindeutig wie der Koran zu unangemessenem Verhalten. Schließlich sagt Paulus in den Korinthern: „Ich sage aber den Unverheirateten und den Witwen: es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser, zu heiraten als vor Verlangen zu brennen.“
Weiter geht es mit: „Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen den eigenen Leib.“ Bei den Hebräern heißt es: „Die Ehe sei ehrbar in allem, und das Ehebett unbefleckt! Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“
Auch Moses gibt klare Anweisungen: „Wenn ein Mann ein Mädchen trifft, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden dabei angetroffen: dann soll der Mann, der bei ihr lag, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben, und es soll seine Frau werden, weil er ihr Gewalt angetan hat; er kann sie nicht entlassen all seine Tage.“
Freiwilligkeit ändert auch nichts: „Wenn jemand eine Jungfrau betört, die nicht verlobt ist, und liegt bei ihr, muss er sie sich gegen das Heiratsgeld zur Frau erwerben.“ Das ist in der Bibel sehr deutlich formuliert. Interessiert aber im normalen Alltag kaum noch jemanden, was ich nicht dramatisch finde. Das ist einfach eine private Entscheidung. Warum sollte das bei Muslimen und Alkohol grundsätzlich anders sein?
Man kann bekanntlichen jeden religiösen Text so interpretieren und auslegen, dass er genau zu dem passt, was man selber gerne hätte. Das gilt für die Christen genauso wie für Muslims.
Man kann nebenbei bemerkt auch zwischen diversen Übersetzungen wählen und sich da auch das aussuchen, was besser passt. Die Koranübersetzung, die von den Salafisten immer verteilt wird, wird zum Beispiel oft als schlechte Übersetzung bezeichnet und es gibt auch Bibelübersetzungen, die den radikalen Christen entgegen kommen.
Im Koran steht zum Beispiel so etwas wie, dass man nicht betrunken in die Moschee kommen soll oder, dass empfohlen wird auf den Konsum von Wein zu verzichten. Ich habe schon mit Leuten gesprochen, die das nicht als grundsätzliches Verbot auslegen. Und natürlich ist nicht jeder, der arabisch aussieht auch automatisch Moslem.
Ich finde, die Bibel ist in Bezug auf vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr ebenso eindeutig wie der Koran zu unangemessenem Verhalten. Schließlich sagt Paulus in den Korinthern: „Ich sage aber den Unverheirateten und den Witwen: es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser, zu heiraten als vor Verlangen zu brennen.“
Wenn man das religionswissenschaftlich auseinander nimmt, dann muss man aber sagen, dass das eine Empfehlung ist und kein Verbot. Wenn man sagt "es ist gut" oder "es wäre gut", dann ist das etwas anderes, als wenn man etwas strikt untersagt und verbietet.
Weiter geht es mit: „Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen den eigenen Leib.“ Bei den Hebräern heißt es: „Die Ehe sei ehrbar in allem, und das Ehebett unbefleckt! Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“
Hier würde ein Religionswissenschaftler sagen, dass man immer auch beachten muss, in welchem Kontext etwas entstanden ist. Wir leben ja heute in einer anderen Zeit. Und wenn damals mal zwei miteinander verschwunden sind, konnte schnell ein Kind entstehen, was der Frau dann, die keinen Versorger hatte, echte Probleme bereitet hat.
Ich habe schon im Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht gelernt, dass Quellenkritik wichtig ist, dass man beachten muss, wie die Lebensumstände der Menschen damals waren und dass es eher um die dahinterstehende Botschaft geht und nicht darum, sich an jedes Wort ganz genau zu halten. Die Botschaft lautet, nicht wild mit jedem herummachen, und was nun Unzucht ist oder nicht, das ist auch nicht klar festgelegt. Hier vermischen sich Kultur und religiöse Vorstellungen.
Auch Moses gibt klare Anweisungen: „Wenn ein Mann ein Mädchen trifft, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden dabei angetroffen: dann soll der Mann, der bei ihr lag, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben, und es soll seine Frau werden, weil er ihr Gewalt angetan hat; er kann sie nicht entlassen all seine Tage.
Genau diesen Abschnitt haben wir beispielsweise mal im Religionsunterricht in der Schule auseinandergenommen. Auf den ersten Blick liest sich das so, als müsste eine Frau ihren Vergewaltiger heiraten. Wenn man sich etwas in die Situation hineindenkt, dann merkt man, dass es um die Versorgung der Frau geht.
Es ist ja schön, dass du ein paar Bibelzitate heraussuchen kannst. Aber du bist selbst nicht gläubig und daher möchte ich dir auch die Kompetenz absprechen, solche Zitate richtig und angemessen zu deuten. Wenn man gläubig ist, dann liest man solche Zeilen und weiß gleich "aha, so ist es gemeint". Du siehst aber nur den Text, du verstehst nicht, um was es wirklich geht. Du kannst das nicht angemessen auf die eigentliche Botschaft dahinter reduzieren, sondern nimmst nur die Worte.
Wie das im Islam ist, weiß ich nicht. Ich habe nichts mit dem Islam zu tun und die zwei Moslems, die ich bisher kennengelernt habe, habe ich nie auf den Glauben angesprochen. Ich habe aber insgesamt das Gefühl, dass man im Islam sehr dazu neigt, die Worte des Koran wortwörtlich zu nehmen und nicht nach der dahinterstehenden Botschaft zu suchen. Und ich weiß auch nicht, wie das da mit dem Alkoholverbot ist. Ich weiß nicht, ob im Koran ganz genau steht "Alkohol ist verboten" oder ob das auch so eine Auslegungssache ist.
Im Christentum gibt es ja solche Vorschriften, was man essen darf und was nicht, in diesem Sinne nicht. Es gibt manche, die essen nichts, was aus Blut besteht, aber das sind dann auch wieder solch speziellen Richtungen, die man nicht generalisieren kann. Das Konzept, dass man also aus Glaubensgründen etwas nicht zu sich nimmt, ist mir eher fremd, ich hatte aber bisher den Eindruck, dass das im Islam doch ganz streng gehandhabt wird. Daher wundert es mich, wenn ich lauter Moslems mit Bierflaschen sehe.
Dazu kommt auch noch, dass der gesellschaftliche Druck normalerweise mehr bewirkt als der persönliche Glaube. Zig Menschen bezeichnen sich als Christen, leben aber weniger nach christlichen Grundsätzen, sondern richten sich eher nach den gesellschaftlichen Normen, die mittlerweile viel lockerer sind.
Das soll jetzt keine Bewertung sein, es ist nur eine Beschreibung. Die wenigsten Katholiken gehen jungfräulich in die Ehe. Alleinerziehend zu sein, ist kein gesellschaftlicher Makel mehr. Wer schon einen Partner hatte, der findet trotzdem noch einen guten anderen. Gesellschaftlicher Ruin gehört nicht mehr dazu, dann kann man auch den Glauben lockerer auslegen. Das ist einfach menschlich.
Wenn jemand in einer komplett anderen Gesellschaft als gewohnt ankommt, dann erkundet und übernimmt man Freiheiten, die dort normal sind. Das, oder der jemand hält extremer als in der Heimat an seinen Traditionen fest, um Sicherheit zu haben und seine Wurzeln nicht zu verlieren.
Was die Gesellschaft ausmacht, merkt man, wenn man in einer sehr restriktiven Gesellschaft landet. Da trägt man freiwillig Kopftuch und geht allein nicht mehr raus, weil es nicht anders geht. Totale Überzeugung ist schließlich nur ein Teil, das Verhalten ist immer stark von den Möglichkeiten geprägt, die einem die Gesellschaft lässt.
Wenn man alles so streng sehen würde, dann dürfte es die Efes Brauerei in Istanbul nicht geben. Immerhin ist das die elftgrößte Brauerei weltweit. Auch unsere Dönerbude führt Efes. Wäre das Bier ausschließlich für deutsche Kunden gedacht, wären deutsche Marken wohl besser.
Zitronengras, natürlich ging es damals um Versorgung und um Erbrecht. Und um die Zeugung neuer Christen, die von christlichen Eltern erzogen werden. Aber beim Schächten oder beim Verbot von Schweinefleisch geht es eigentlich auch nur um Küchenhygiene, die dank Wasserversorgung und Kühlung überholt ist.
Auch nach der Bibel sind übermäßiges Trinken, deutliches Übergewicht oder Sex als reine Lustbefriedigung nicht gerade angesagt. Wir legen das heute anders aus. Warum sollten Muslime das nicht auch tun, wenn die umgebende Gesellschaft das zulässt?
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