Enge Freundschaft nur möglich, wenn täglich Kontakt besteht?

vom 12.10.2018, 07:49 Uhr

In einem anderen Beitrag habe ich gefragt, ob man sich bei der Anzahl der Freunde ein Limit setzten sollte. Da schreibt jemand, dass er wahre Freundschaft so sieht, dass man täglichen Kontakt zueinander hat. Ich denke, dass es aber nicht immer möglich ist, täglich Kontakt zu Freunde zu pflegen. Immerhin haben die Meisten nicht so viel Zeit, um täglich mit Freunden Nachrichten zu schreiben oder ähnliches.

Meiner Meinung nach, kann man auch durchaus eine enge oder innige Freundschaft haben, wenn man nicht täglich miteinander kommuniziert. Es kommt sicherlich auf die Freundschaft drauf an, aber ich denke, dass man auch weniger Kontakt haben kann, um immer noch eine gute und enge Freundschaft zu haben.

Meint ihr, dass eine enge Freundschaft nur möglich ist, wenn man täglichen Kontakt pflegt? Wie ist das bei euch? Ist es da schon seltsam, wenn mal einen Tag kein Kontakt besteht? Habt ihr die Zeit, um wirklich jeden Tag mit Freunden zu kommunizieren? Ist es für euch nur dann eine wirkliche Freundschaft?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Der Gradmesser einer Freundschaft besteht für mich nicht in der Häufigkeit des Kontakts, sondern im dauerhaften und langjährigen Vertrauensverhältnis. Mit allen Freunden täglich Kontakt halten, können und wollen die wenigsten, vor allem ab einem gewissen Alter. Keiner hat die Zeit und Lust dazu und ehrlich gesagt habe ich das das letzte Mal vielleicht als Teenager so gehandhabt.

Natürlich kann es sich mal ergeben, dass man öfter Kontakt hat, weil man vielleicht gerade ein großes gemeinsames Thema hat, aber ich gehe davon aus, dass die meisten Erwachsenen nicht die Zeit haben, täglich zu chatten, zu telefonieren oder sich oft zu treffen. Das ist in meinen Augen auch nicht nötig, denn die Bindung ist es, auf die es ankommt. Und wenn man selbst einen sicheren Bindungsstil pflegt und hat, braucht man keinen täglichen und ständigen Kontakt, um sich der Freundschaft grundsätzlich sicher zu sein.

Ich kann mich auch bei manchen Freundinnen mehrere Wochen oder vielleicht sogar ein oder zwei Monate nicht melden, aber wenn, dann braucht man nicht mal ein großes Hallo, weil die Freundschaft Bestand hat und sicher ist und man sofort wieder "drin" ist. Umgekehrt habe ich Kontakte, mit denen ich mehrfach wöchentlich schreibe, aber ich würde die deswegen nicht automatisch gleich als wirklich enge Freunde bezeichnen, manch einer firmiert bei mir trotzdem mehr unter guter Bekannter.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Da schreibt jemand, dass er wahre Freundschaft so sieht, dass man täglichen Kontakt zueinander hat.

Ich habe geschrieben, dass eine Freundschaft durch regelmäßigen und engen Kontakt vorhanden ist und dass man miteinander auch schwere Zeiten durchgemacht hat. Nur weil ich im Moment täglichen Kontakt zu meinen guten Freunden habe, heißt das nicht, dass das der Bewertungsmaßstab für eine echte Freundschaft ist und das alle anderen das auch so handhaben müssen. Das habe ich auch nie behauptet.

Abgesehen davon kann ich die Aussage von Verbena so gar nicht verstehen. Wer sagt denn, dass man mit guten Freunden jeden Tag entweder chatten oder telefonieren muss? Kannst du keine Nachrichten hinterlassen oder was? Mit meinen Freunden schreibe ich täglich, wobei das eher selten ist, dass man parallel dasitzt und dann mehrere Stunden chattet. Jeder schreibt dann eine Nachricht, wenn er gerade Zeit oder Lust hat und es kann schon sein, dass man erst viele Stunden später darauf reagiert, weil man gerade zu tun hat. Aber es ist doch gut zu wissen, wenn man seinen Freunden so nahe ist, dass man ihnen direkt mitteilen möchte, was es gerade Neues gibt.

Soll heißen, dass der Handwerker endlich alles erledigt hat, das Auto endlich gekauft worden ist, das Mitarbeitergespräch mit dem Chef oder der wichtige Vortrag abgehakt ist. Man fiebert ja auch mit, wenn man am Leben des anderen Anteil hat und für eine kurze Nachricht hat man immer Zeit im Alltag und wenn man da keine Zeit hat, dann will man keine Zeit haben und die Prioritäten sind einfach andere. Meine Freunde sind mir aber wichtig genug, dass ich ihnen kurze Mitteilungen schreibe, wenn etwas für mich wichtiges passiert. Ich hatte zum Beispiel gestern ein sehr wichtiges Telefonat, das gravierende Auswirkungen auf mein Leben haben wird. Meine Freunde wissen, dass ich deswegen aufgeregt war, weil so viel davon abhängt. Dementsprechend habe ich gleich mitgeteilt, wie es gelaufen ist, als das Thema erledigt war und ich die Zeit dazu hatte. Was ist so falsch daran?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es nicht verkehrt, wenn man die Zeit hat, zu seinen Freunden wirklich einen täglichen Kontakt zu halten, aber zwingend finde ich das nicht und ich muss zugeben, dass ich das auch nicht schaffe. Sicher gibt es Phasen, in denen ein täglicher Kontakt da ist, aber meistens ist das bei meinen Freundschaften nicht der Fall, weil jeder eben auch sein eigenes Leben hat. Das finde ich aber gar nicht schlimm und ich finde, dass trotzdem auch enge und gute Freundschaften möglich sind.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Was ist so falsch daran?

Daran ist gar nichts falsch! Das wollte ich auch so weder ex- noch implizit unterstellen. :wink: Jeder Mensch hat ja auch ein unterschiedliches Kontaktbedürfnis, abgesehen davon, dass es selbst beim einzelnen noch schwankt. Ich wollte nur herausstellen, dass wie gefragt wurde, für mich kein täglicher Kontakt notwendig ist.

Ich habe nicht das Bedürfnis, allen wichtigen Leuten täglich aus meinem eigenen Leben zu erzählen und möchte auch nicht unbedingt von jedem jeden Aspekt berichtet bekommen. Irgendwie unterliegen wir in unserem Alltag doch meist einer gewissen Redundanz und sind alle oft von den immer gleichen drei oder vier Themen, Aufgaben und Fragestellungen geprägt. Aus meinem Gefühl gibt es da gar nicht täglich etwas Neues zu berichten, denn von was der einzelne bestimmt ist, weiß man auch so über die Zeit.

Man kann aus so etwas aber auch keine auch nur im Ansatz gültige Regel ableiten, weil die Menschen in diesem Punkt extrem unterschiedlich sind. Ich glaube, dass das auch unter (neuen) Freunden oder Bekannten immer wieder zum Streitpunkt werden kann, weil die Einstellung zum Teil extrem auseinanderklafft. Früher war mir viel Kontakt auch wichtiger, heute bin ich da gelassener bzw. denke in anderen Zeiträumen.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das sehe ich gar nicht so. Wichtig ist doch nicht die Quantität, sondern die Qualität. Manche Personen sieht man jeden einzelnen Tag und hat im Prinzip sehr viel Kontakt zu ihnen, während sich trotzdem keine richtige Freundschaft ergibt. Das ist ja oft bei Arbeitskollegen oder auch bei Kommilitonen so. Stattdessen kann es durchaus sein, dass man echte Freunde sehr viel seltener sieht und nur wenig Kontakt zueinander hat, während man sich aber dann trotzdem blind versteht.

Ich bin mit meiner besten Freundin schon seit etwa zehn Jahren befreundet. Da sie nach dem Abitur sehr weit weggezogen ist, sehen wir uns nur selten - wenn es gut läuft dann zweimal im Jahr. Mittlerweile haben wir uns aber tatsächlich auch schon über ein Jahr nicht mehr gesehen. Wir schreiben uns aber auch nur alle paar Wochen oder telefonieren alle paar Wochen miteinander.

Wenn wir dann aber telefonieren oder uns sehen, ist es wieder extrem vertraut und ich habe dann auch nie das Gefühl, dass wir uns schon lange nicht gesehen haben - außer dass wir natürlich sehr viel zu erzählen haben. Ich bin mir auch sicher, dass die Freundschaft noch lange halten wird - denn auch wenn wir wochenlang nichts voneinander hören, wissen wir, dass wir füreinander da sind und das macht für mich eine gute Freundschaft aus.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich kenne auch einige, die der Meinung sind, eine Freundschaft besteht nur dann, wenn man regelmäßig Kontakt hält. Die Aussage der einen Person ist so geil und ich weiß auch genau, wieso er nicht einen einzigen Freund bei den Erwartungen hat und er geht auf die 40 Jahre zu. Er erwartet nämlich einmal die Woche mindestens eine SMS oder eine WhatsApp, auch wenn es stressig ist, kein Bock usw. Dann erwartet er am besten alle 14 Tage ein Treffen, weil sonst ist das keine Freundschaft.

Wenn er Freunde hatte, sage ich hier mal ganz ehrlich, waren das 18 Jährige, aber selbst die hatten auf diesen Mist ehrlich gesagt keine Lust mehr und ich kann jeden da auch verstehen, der diese Freundschaften eher mit Zwang zum Kontakt irgendwie gleichstellt und sich etwas bemuttert oder bevormundet fühlt. Da würde ich auch das Thema schnell beenden.

Natürlich wäre es schön, wenn man neben WhatsApp und SMS oder Telefon auch mal regelmäßiger in Kontakt tritt. Doch es ist nun einmal beruflich für viele nicht möglich. Andere haben nebenher noch einen Freund und wollen auch dann mal die freie Zeit so genießen. Das ist bei uns nicht anders. Ich kann mich jedoch bedenkenlos an jedem Tag und zu jeder Uhrzeit auf meine bessere Hälfte verlassen. Wenn ich heute anrufe, ist die sofort da und selbst dann, wenn ich nur Quatsch machen möchte. Für ernste Themen sowieso.

Doch wir haben alle eine ganz unterschiedliche Auffassung vom Alltagsleben mit Freunden. Enge Freundschaften haben für mich nichts mit dem Kontakt an sich zu tun, sondern mit den Taten, dem aufeinander verlassen können usw.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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