Elternschaft bereuen - ein Tabuthema in der Gesellschaft?
Neulich habe ich einige Kapitel in dem Buch ''Kinderfrei'' von Nicole Huber gelesen. Das Buch ist ein ziemliches Propagandabuch und vieles darin kann ich absolut nicht nachvollziehen. Einige Kritikpunkte aber finde ich schon sehr zutreffend, beispielsweise schreibt Huber, dass eben auch sehr viele Menschen bereuen würden, dass sie sich für die Elternschaft entschieden haben.
Das trifft sowohl auf Frauen, als auch auf Männer zu. Man würde das merken, wenn man das entsprechende Thema im Internet eingibt und man findet dann angeblich sehr viele Beiträge in Foren und Blogs die aufzeigen können, dass sehr viele Mütter und Väter lieber nicht Eltern geworden wären.
Ich selbst muss sagen, dass ich das auch so sehe. Von Eltern wird zwar gerne propagiert, dass man seine Kinder über alles lieben und nichts bereuen würde, sobald man welche hat und das ist auch das Argument schlechthin, mit dem Eltern andere zum Kinderkriegen bewegen wollen. Aber die Wahrheit sieht eher anders aus, viele Menschen wünschten sich dann eben doch, es nicht getan zu haben.
Wie seht ihr die Situation? Ist es für euch auch ein Tabuthema sich als Mutter oder Vater eingestehen zu müssen, dass man lieber ohne Kind leben würde? Gehört ihr auch zu den Menschen die quasi geradezu verlangen, dass man als Eltern strahlt und sich freut, egal ob man darüber wirklich glücklich ist oder nicht?
Also das Thema ist bestimmt keines, was groß in der Öffentlichkeit oder in den Medien breit getreten und ausdiskutiert wird. Aber ich glaube, das Thema ist im Kommen, denn in kleinerem Kreisen oder in Vier-Augen-Gesprächen habe ich schon von ganz verschiedenen Personen, gewisse Gedankengänge, die unter unterschiedlichen Aspekten durchaus in diese Richtung gehen. Meist sehe ich aber nicht das Kind an sich als Schuldigen, sondern die Lebensumstände, die man aufgrund der politischen und gesetzlichen Vorgaben stark an das Kind anpassen muss. Da kommt dann schon Frust auf.
Ich habe schon einige Berichte zu diesem Thema gelesen und habe mich auch damit beschäftigt. Ich bin Mama von drei Kindern (1 Sohn, 6 Jahre und 18 Monate alte Zwillinge) und finde es auch schön, Mama zu sein. Kurz nach der Geburt meiner Zwillinge war das aber anders. Da ist mir oft alles über den Kopf gewachsen, ich hatte einfach nicht die Hilfe, die ich mir vielleicht gewünscht und erhofft habe und unter anderem kam dann auch mal der Gedanke, dass es doch besser gewesen wäre, wenn ich keine Kinder bekommen hätte.
Das war allerdings nur vorübergehend und einfach Ausdruck der Überforderung. Man ist dann einfach so gestresst und genervt, dass man alles in Frage stellt. Den Kindern gibt man dann schon sehr leicht die Schuld an der Misere, obwohl die meist gar nicht das Problem sind, sondern das Management der Eltern.
Ich bin nun viel organisierter, habe weniger Stress und die ganze Situation hat sich wieder beruhigt. Der Gedanke, dass ich vielleicht besser keine Kinder hätte bekommen sollen, kam seitdem nie mehr wieder und ich bereue es auch in keinster Weise, Mutter geworden zu sein - im Gegenteil. Es ist aber auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen und auch hier gibt es einfach Tage, die einfach grausam sind und man dann auch froh ist, wenn die Kinder dann abends im Bett liegen und man ein wenig entspannen kann.
Diese Tage kennen alle Eltern und daran ist meiner Meinung nach auch nichts verwerfliches. Es ist nicht immer einfach, und das kann man meiner Meinung nach auch absolut zeigen. Man muss nicht immer lächeln, nur weil man Mama ist. Schlechte Tage gehören zum Leben dazu und die hätte man auch, wenn man keine Kinder hätte. Selbst wenn man es bereut, Kinder zu haben, sollte man das äußern können, ohne dafür gleich gesteinigt zu werden. Ich denke man stellt sich das Eltern sein auch immer ganz anders und vor allem idyllischer vor. Das ist eigentlich das Hauptproblem, denn die Realität sieht oft ganz anders aus.
Ich denke, dass jeder mal Phasen hat, in denen er auch mal denkt, dass er sein Kind nicht mehr haben will. Wenn alles stresst und nervt ist so ein Gedanke sicherlich immer mal da. Dennoch ist es wirklich ein Thema, was man nicht ansprechen kann in unserer Gesellschaft, weil keiner so richtig zu seinen Schwächen stehen kann. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass viele Menschen den Gedanken auf Dauer haben, immerhin ist es ja auch irgendwie schön ein Kind zu haben.
Für mich ist es kein Tabuthema. Wer das so behauptet, der sieht es halt so. Ich kann das definitiv nicht behaupten. Ich habe nich umsonst einen Job, der mit Kindern zu tun hat und ein Hobby, das mit Kindern zu tun haben kann, und beides genieße ich fast genauso wie meine Stiefvaterschaft, und es soll für mich sicher nicht bei den beiden Mäusen bleiben, für die ich mich derzeit mitverantwortlich fühle.
Entweder fehlt mir ein Gen, weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann als eine Vaterschaft, oder denen, die ihre Elternschaft bereuen. Ich frage mich, was mit unserer Gesellschaft los ist? Wo sind die, die mit absoluter Selbstverständlichkeit eine Familie gründen und ganz modern mit viel Geduld, Liebe und Konsequenz sich der Erziehung widmen?
Die, die nicht den Verlust an Spontanität und Flexibilität bemerken, sondern den Zugewinn durch unbeschwerte, naive Ansichten, die die Neugierde schmecken, die Begeisterungsfähigkeit, aber auch den inneren Konflikt, die Mühen, die Anpassungsschwierigkeiten, wenn die Kleinen in die Krippe kommen, in Kindergarten und Schule. Wo sind die, die sich in der Elternschaft einfach verlieren können?
Die eins werden mit der Gedankenwelt der Kinder, mit den Wünschen und Begierden, um dann wieder als Anker felsenfest über den Dingen zu stehen und die Kinder vom Versumpfen abzuhalten? Wo sind die, die einfach nur Eltern sein wollten, wurden und sind?
Als Eltern muss man natürlich nicht strahlen und überglücklich sein. Auch wenn ich noch keine Kinder habe, weiß ich, dass das ein verdammt harter Job ist. Schließlich gibt man dann sehr viel von sich selbst auf um die Kinder groß zuziehen. Natürlich lieben auch Eltern, die eigentlich doch keine Eltern sein wollen ihre Kinder. Daran zweifle ich auch nicht und ich glaube auch nicht, dass sie diese auch wirklich rückgängig machen wollen, wenn sie die Chance dazu haben.
Aber es ist eben auch so, dass heute wirklich alles sehr teuer ist und man sein Geld fast ausschließlich für das Kind ausgeben muss und dann einem wenig bis gar nichts für sich selbst hat. Es zehrt wirklich, wenn man nur noch wenig genießen kann und nur noch arbeiten muss. Daher kann ich es durchaus verstehen, warum einige ihre Elternschaft bereuen.
Allerdings sagt mir das auch, dass diese Leute ein bisschen zu wenig darüber nachgedacht haben, was es wirklich heißt Kinder in die Welt zu setzen. Es ist einfach ein Knochenjob, der nur mit einem Kinderlächeln vergütet wird. Das ist einfach für einen persönlich verhältnismäßig sehr wenig.
Ich denke aber auch, dass dieses Gefühl nicht auf Dauer da sein wird. Schließlich wachsen die Kinder ja auch und werden mit den Jahren immer selbstständiger.
Ramones hat geschrieben:Ich denke, dass jeder mal Phasen hat, in denen er auch mal denkt, dass er sein Kind nicht mehr haben will.
Nein, das denke ich absolut nie und die meisten anderen Eltern vermutlich auch nicht. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob man sich seine Kinder, die man hat, wegwünscht oder ob man sich einfach wünscht, man hätte nie Kinder bekommen. Was man nie hatte, kann man ja auch nicht vermissen.
Für mich persönlich ist das manchmal nicht so einfach, da ich mir immer sicher war, keine Kinder zu wollen und das eine, das ich habe, eben auch nicht geplant war. Gerade, wenn mal nicht alles toll und perfekt läuft, erwische ich mich durchaus dabei, dass ich denke, hätte ich damals besser aufgepasst und wäre nicht schwanger geworden, hätte ich jetzt den ganzen Stress nicht. Auch sonst würde mein Leben heute sicher ganz anders aussehen und ich könnte mir vielleicht einige Träume erfüllen, auf die ich nun vielleicht für immer verzichten muss.
Trotzdem würde ich meinen Sohn niemals hergeben und ich habe noch nie gedacht, dass ich nicht mehr haben möchte. Nicht mal, ihn bei seinem Vater leben zu lassen, von dem ich inzwischen getrennt bin und der ihn sofort nehmen würde, wäre eine Option für mich, da ich ihn einfach viel zu sehr vermissen würde, auch wenn ich dann wieder wesentlich mehr Freiheiten hätte.
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