Eltern werden verschroben, euer Umgang damit
Ich merke bei meinen Eltern, dass sie allmählich sehr verschroben werden. Sie sind sehr versteift in ihren Meinungen, reden den ganzen Tag rauf und runter über dieselben Themen und steigern sich rein. Auch wird gerade mein Vater immer mehr Fan von Verschwörungstheorien.
Ein Psychologe meinte mal zu mir, es sei normal, dass die Menschen mit zunehmenden Alter "komisch" werden. Nun ja, bei mir sind beide Elternteile viel zu jung, um als senil gelten zu können. Beobachtet ihr sowas bei euren Eltern auch? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Angst, dass euch im Alter dasselbe blüht?
Mir fällt immer mehr auf, dass meine Mutter gerne nörgelt und wegen Kleinigkeiten total aus dem Häuschen ist. Zuerst habe ich das bei meiner Tante bemerkt, die ständig an ihrem Mann herummeckert: mach dies, mach das, mach das nicht, ach hör doch mal auf damit, immer tust du... usw. Schrecklich. Meine Mutter wird auch langsam so. Vor allem belehrt sie andere gerne, woran man unbedingt denken soll und was man wie machen soll. Neulich hatte mir jemand die Vorfahrt genommen, sie war Beifahrer. Mir war das egal, ich hab es rechtzeitig gemerkt und hab gebremst und gut. Sie regt sich dann darüber auf, was für eine schreckliche Person das ist usw.
Dann ihre Monologe über Flüchtlinge und wie die dem Land schaden. Kann sein, kann nicht sein. Aber ich denke mir, ich kann es nicht ändern, also rege ich mich darüber nicht auf. Sie regt sich gerne auf und das Thema wird immer wieder aufgewärmt. Wenn sie das ständig wiederholt, nervt es besonders. Oder als wir Auto fuhren, da hab ich unterwegs was getrunken. Da kam dann "Hast du so viel Durst, was müsst ihr denn ständig unterwegs trinken". Wer ist denn "ihr"? Wir waren allein im Wagen. Aber solche Aussetzer nerven eben schon.
Dass ich so werde, glaube ich nicht. Weil ich irgendwie viel entspannter bin, mir vieles egal ist, mich vieles gar nicht interessiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages auch einen Nörgel-Monolog nach dem anderen halte.
Toleranz ist hier gefragt. Geht das nicht, muss man einfach mal wegbleiben. Ich machte meine Mutter mit 58 Jahren zur Oma. Eigentlich ein Alter, wo man noch mitten im Leben steht. Aber irgendwie fehlt ihr der Takt. Und so redete sie und redete, wie ihr der Schnabel gewachsen war. Einmal sagte sie zu mir: "Dein Bruder sagte, euer Kind soll XY (Doppelname) heißen, das war ja wohl ein Witz, oder?" Ein anderes Mal trieb sie es bei einem Besuch bei ihr dermaßen auf die Spitze, dass das sogar mein Mann merkte und dieser spontan mit mir zusammen den Besuch beendete.
Dann blieben wir einfach für ein paar Wochen weg. In der Zeit konnte sie mal nachdenken und wir mussten uns nicht beleidigen lassen. Später als unser Baby geboren war, zeigten wir es ihr schon nach zwei Tagen. Im Treppenhaus war eine Nachbarin, die die Kleine bewunderte. Sofort zeterte meine Mutter auf dem Treppenabsatz: "Heutzutage schafft man sich gar keine Kinder mehr an."
Später habe ich es dann immer als Witz herum erzählt; ich konnte mich köstlich darüber amüsieren. Weil ihre Beleidigungen mit den Jahren immer mehr zunahmen, blieb ich irgendwann ganz weg. Auf Wunsch meiner Tochter besuchte ich sie vor ein paar Monaten. Nach zwei Sätzen kritisierte sie sofort meine Figur. Lächerlich, darauf kann ich gar nichts geben. Ich absolvierte den Besuch und gut war. Seitdem war ich nicht mehr dort. Inhaltslose Gespräche könnte ich auch mit mir allein führen oder meine Haustiere zutexten.
Als wenn das nur das Alter betrifft. Dann könnte man meinen, dass mein Ex Partner mit seinen Mitte 30 inzwischen auch schon im Rentenalter ist. Denn das gleiche kommt schon seit Jahren von ihm, nur hat man es dort weniger wahr genommen als bei anderen. Da kamen auch jeden Tag die selben Themen, die gleichen Meinungen, andere Meinungen waren nichts Wert und nur man selbst hatte Recht. Mit der verliebten Rosaroten Brille nimmt man einiges nicht wahr, aber das macht vor keinem Alter halt und auch wenn ich in die U20 Generation schaue, finde ich das an jeder Ecke. Wird es da wahrgenommen oder als Verschroben definiert? Da wird es auf das junge alter und Unerfahrenheit oder "die haben keine Ahnung" geschoben und kleiner geredet. Im Endeffekt ist es genau das gleiche.
Aber man sucht immer etwas was einem nicht in den Kram passt und wenn Ältere keine oder weniger Beschäftigung haben, dann suchen sie sich etwas neues. Und sei es, dass sie den kompletten Tag meckern, die eigene Meinung jedem auf die Nase binden nur damit sie Aufmerksamkeit einkassieren. Da fällt es euch auf, aber wenn ihr eure politische Meinung an einem Tag 10 mal zum besten gebt, Mecker weil die Hausschuhe nicht in Reih und Glied am Eingang stehen, dass Geschirr nicht in der Küche ist sondern im ganzen Haus verteilt, was ist es dann wenn nicht verschroben oder wie geht ihr damit um? Schiebt ihr das dann auch auf euer Alter? Es ist normal und gehört dazu, feige abhauen und sich damit nicht auseinander setzen ist immer der einfachste Weg den man nehmen kann, andere darauf hinweisen in einem angemessenen Ton, etwas anderes.
Man kann damit auskommen wenn man denn will und damit meine ich nicht nur den Pflichtbesuch alle 5 Jahre mal, zu Weihnachten oder zum Geburtstag oder weil Tochter es mal möchte. Man muss es nur von sich aus wollen und auch mal sein eigenes Selbst reflektieren, denn das macht jeder, egal welches Alter sei es nun 5, 20, 25 oder gar 50. Nur die Themen sind unterschiedlich, so habe ich noch keinen 5 jährigen gegen Flüchtlinge wettern gehört, aber alles ab 15 aufwärts dagegen schon.
"Komisch" werden ist es nur, weil man das dann mit dem mittleren Alter am besten aufnimmt und wahrnimmt und entsprechend dann die anderen Generationen die vieles noch anders erlebt haben, aus anderen Erfahrungen ihres Lebens ihre Meinung bilden und daher nicht verstanden werden. Gleiches trifft aber auch anders herum zu, wie ältere aus diesem Grund jüngere dann nicht verstehen und wenn man viel Zeit hat z.B. weil Kinder groß sind und aus dem Haus, Job beendet ist und man in Rente, dann hat man viel Zeit die gefüllt werden muss - teilweise mit Dingen, die andere als "komisch" betiteln aber nur der Zeitvertreib im Endeffekt sind.
Ich fand es als Kind komisch, dass alle Samstag morgens um 7 Uhr draußen standen und den Rasen gemäht haben. Nun bin ich im Alter als "damals die" ihren Rasen gemäht haben und mache das um 7 Uhr, weil dort ist es im Sommer noch kühl nicht zu heiß, der Rasen noch nicht platt getrampelt vom spielen der Kinder und damit einfacher zu mähen. Sprich ich habe das jetzt verstanden warum es gemacht wird und mache es auch so, dahin hat es aber knapp 25 Jahre gedauert und die eigenen Erfahrungen. Als Kind habe ich auch gesagt, kann man Nachmittags oder Mittags machen, weil mir diese Sicht fehlte. Und so ist es immer im Leben, dass manche Dinge erst so gemacht werden und verstanden werden, wenn man selbst in dieser Generation ist und andere das nicht verstehen, da sie noch nicht da drinnen sind.
Meine Eltern sind bzw. waren schon immer "verschroben", und ich kann zumindest bei meinem Vater nicht feststellen, dass es jenseits der 70 damit tatsächlich schlimmer wurde. Ich verstehe eben, dass er, auch weil er Krieg und Vertreibung noch miterlebt hat, in einer völlig anderen Ära groß geworden ist und mangels Geld und sozialem Status auch nicht sehr viel in der Welt herumgekommen ist, mit vielen gesellschaftlichen Entwicklungen einfach nicht mehr mitkommen kann. Dann kann es schon passieren, dass man sich über Gebühr an die Vergangenheit klammert und eingefahrene Meinungen vertritt, die vielleicht mal richtig oder nützlich waren.
Das ist wohl leider ganz normal und wird vielen von uns auch so gehen, wenn in 50 Jahren die Jugend mit irgendwelcher obskuren Technik herumspielt und sich die ganze Gesellschaft wieder komplett gewandelt hat verglichen mit der Zeit, als wir 30 waren und in Saft und Kraft standen. In ein paar Jahrzehnten werde ich bestimmt auch als "verschroben" gelten und darauf hoffen müssen, dass meine Angehörigen und Freunde mir verzeihen und Verständnis dafür aufbringen, dass ich ständig damit anfange, dass es das "bei uns damals auch nicht gegeben hat, und wir sind alle was geworden!"
Von daher ist mein Umgang mit den Verschrobenheiten der älteren Generation eher nachsichtig. Wieso sollte ich meinem Vater beispielsweise vorwerfen, dass ihn diverse, oft recht subjektive, Berichte in den Medien über irgendwelche Flüchtlinge stressen, weil er in seinem Leben exakt mit zwei Afrikanern gesprochen hat? Oder dass er noch die Moralvorstellungen aus den 50ern teilweise mit sich herumschleppt, die man ihm eingetrichtert hat, als er noch jung war und ein formbares Gemüt hatte?
Ich versuche lediglich, bei den radikaleren Haltungen behutsam gegenzusteuern, und habe damit meistens auch Erfolg, da selber zu denken glücklicherweise keine Frage des Alters ist. Wir reden hier ja schließlich nicht von Demenzpatienten, bei denen ein ganz anderer Umgang nötig ist als bei Leuten, die "nur" in späteren Jahren etwas schrullig werden.
Ist es nicht komisch, dass Menschen sich mit der Zeit verändern und auch komisch werden? Ich habe das bei meinen Großeltern gemerkt und bei meinen Eltern sehe ich genau dasselbe. Ich denke, dass man einfach lernen muss, das zu akzeptieren. Das Leben verändert sich und ist kein Status Quo. Das wäre auch langweilig, wenn alles stagnieren würde. Stattdessen würde ich das eher als eine neue Herausforderung im Umgang sehen, die die Toleranz fördern soll. Wir werden alle irgendwann komisch, seien wir ehrlich und wenn es einem zu viel wird, dann muss man eben eine Weile auf Abstand gehen und gut ist.
Vielleicht nimmt man die eigenen Eltern auch noch bewusster wahr, weil man den Abstand zueinander hat und sich nicht mehr jeden Tag sieht und aufeinander hängt. Im Alter werden aber viele Menschen komisch, wahrscheinlich auch, weil man immer mehr merkt, dass man man selber sein kann. Man muss sich nicht mehr großartig verstellen, weil man einem Chef oder wem auch immer gefallen muss und kann einfach seine Ecken und Kanten haben.
Meine Eltern waren schon immer etwas komisch, im Alter ist das natürlich nicht besser geworden. Jedoch finde ich es nun ganz witzig zu sehen, dass mein Vater nun so langsam einsieht, was mich an meiner Mutter stört und dass diese nicht so lieb und nett ist, wie sie vor ihm oft gespielt hat. Allerdings ist er jetzt den ganzen Tag zu Hause, weil er nun in Rente ist und da wird ihm einiges bewusst. Das hat er sich nun wohl verdient.
Was ich schade finde ist dass viele Menschen im Alter einfach auch sehr aggressiv werden und gerade in Einrichtungen mit Essen werfen, schreien und so weiter. Dabei haben sie psychisch nichts, aber natürlich möchte man das alles nicht immer so und dann wird man böse. Das ist aber sehr schade, weil es anders ja auch nicht geht.
Im Augenblick kann ich dies bei meiner Mutter weder bei meiner Oma erkennen. Mein Erzeuger hingegen hat dieselben kruden Gedankengänge wie vor 10 Jahren, vor 20 Jahren oder noch länger. Er ist einfach ekelhaft als Mensch, mit einer ekelhaften nahezu reichsbürgerähnlichen Gedankenwelt versehen und das schon Ewigkeiten. Der hat mir immer weiß machen wollen, wir seien eine GmbH und vieles mehr.
Meine Mutter ist noch immer dieselbe. Meine Oma auch. Mein Opa wurde zwar etwas ruhiger im Alter, obwohl er sonst gerne mal lauter wurde, aber das war auch alles. Ich weiß also nicht direkt, ob dies etwas mit dem Alter zu tun hat oder vielleicht ohnehin mit einer vorhandenen Gelassenheit, geistigen Reife oder einem Hang zum ausrasten, wenn dem ohnehin schon im Vorfeld so war.
Ich kann das also aktuell nicht ganz so beurteilen. Lediglich meine Patentante würde dem verschroben Bild etwas entsprechen. Die hat auch nur noch was zu kotzen, ist aber offenbar zu blöd oder weniger willens, sich dann auch aus der Misere, in der sie lebt, herauszukämpfen. Sie akzeptiert diese lieber, um einen Grund zum meckern zu haben.
Ich hoffe mal, dass ich nicht so werde, wie manche Beispiele hier, aber ich weiß ja noch nicht, woran das wirklich liegt, dass manch ein älterer Mensch am Ende wirklich so wird. Ist es nur das Alter? Die allgemeine Grundeinstellung? Ist es die derzeitige Situation oder eine Mischung aus allem?
Meine Mutter ist trotz ihres hohen Alters psychisch noch weitgehend wie früher. Allerdings hat sie die zunehmende Tendenz, in alten Erinnerungen zu schwelgen, die inzwischen einen großen Teil der Konversation ausmachen. Meistens erzählt sie ausgiebig die alten Geschichten, die sie jedesmal erzählt. Aber damit komme ich schon klar, und es ist nicht wirklich schlimm, sondern einfach ein wenig schrullig. Abgesehen davon redet und denkt sie eigentlich noch ganz "normal".
Ich erkenne das bei meinen Eltern auch, auch wenn meine Eltern so gesehen noch recht "jung" sind. Sie sind beide noch längst nicht im Rentenalter, dennoch verändern sich die beiden gerade innerhalb der letzten Jahre sehr. Irgendwie fällt es mir ganz schön schwer, das einfach so hinzunehmen, vor allem weil ich ihr Verhalten auch immer schwerer nachvollziehen kann. Sie waren früher eben nicht so und da finde ich es merkwürdig, wenn meine Eltern sich so stark verändern. Aber das ist wohl normal und gehört zum Leben einfach dazu.
Meine Mutter hatte früher immer extrem über Menschen gelästert, bei denen es an Heiligabend "nur" Kartoffelsalat mit Würstchen gibt. Sie hatte richtig übel über die Menschen hergezogen und gemeint, dass diese wohl nicht kochen könnten. Irgendwann hat sie plötzlich selbst damit angefangen und wollte von ihrer früheren Meinung nichts mehr wissen. Natürlich ändern sich Meinungen und Menschen häufig, aber meine Eltern haben in vielerlei Hinsicht so eine starke Wendung innerhalb der letzten Jahre durch genommen.
Meine Eltern interessieren sich nun auch zunehmend für Verschwörungstheorien und halten das alles tatsächlich für wahr, ohne das zu hinterfragen. Nur weil etwas auf den ersten Blick plausibel klingt und man so eine einfache Erklärung für alles hat, nehmen sie die Meinung an und sind auch nicht mehr davon abzubringen. So etwas kann ich mir aber teilweise einfach nicht anhören, weil es einfach nur blödsinnig ist.
Es ist ja aber eben so, dass die Menschen im Alter einfach "merkwürdig" werden. Meine Eltern wechseln mittlerweile auch immer zwischen extrem kindischem Verhalten bis hin zu einem Verhalten, das ich eher 80 jährigen Menschen zutrauen würde. Aber vielleicht sehe ich manche Sachen mit zunehmendem Alter auch einfach anders und vielleicht fällt mir vieles auch einfach erst jetzt auf.
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