Eltern oft unglücklicher als kinderlose Menschen?

vom 28.08.2022, 20:13 Uhr

Laut einer Studie sogenannter „Glücksforscher“ sind kinderlose Menschen glücklicher als Menschen mit Kindern. Als Begründung werden oftmals finanzielle Probleme angeführt, welche sich mit Kindern schon fast zwangsläufig ergeben würden. Ich finde es etwas überzogen, dass man kinderlos pauschal glücklicher ist. Seid ihr auch dieser Meinung oder wie denkt ihr darüber?

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» friedchen » Beiträge: 1313 » Talkpoints: 940,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe von einer Studie gelesen, dass Eltern nach der Geburt oft unglücklicher sind als Eltern ohne Kinder, aber die Studie bezog sich auf die Jahre nach der Geburt. Wenn es eine solche Studie grundsätzlich über die gesamte Lebenszeit gibt und alle Länder und mehrere Generationen umfasst, dann wird das wohl stimmen. Allerdings wäre das nicht sehr aussagekräftig.

Aber man müsste eben Genaueres wissen. Auf welches Land oder welchen Kulturkreis bezieht sich das? Wird die komplette Lebenszeit betrachtet? Eine Königin in einem fernen Land wird sicher ziemlich unglücklich sein, wenn sie den männlichen Thronfolger nicht zur Welt bringt, während die kinderlose Angela Merkel vermutlich die meiste Zeit ihres Lebens eher glücklich als unglücklich war und ist.

Ich kann dazu nur was aus einer rein subjektiven Sicht sagen. Ich kenne so einige Eltern, die Schwierigkeiten in den ersten Jahren nach der Geburt hatten und sich haben scheiden lassen, obwohl sie sich vorher schon länger kannten. Es ist halt eine extreme Lebensumstellung, die man meistern muss.

Es kommt auf so viele Faktoren an, ob Kinder glücklich oder unglücklich machen. Sind sie erwünscht und in die berufliche Karriere einbindbar oder sind sie unerwünscht und bereut man hinterher verpasste Chancen oder wenn man jung ist, eine vermeintlich verpasste Jugend? Sind die Kinder schwierig, vielleicht sogar drogensüchtig? Möchte man unbedingt Kinder und es klappt nicht oder ist man freiwillig kinderlos? Wie verhalten sich die Kinder, wenn sie erwachsen und aus dem Haus sind? Besuchen sie einen im Seniorenheim? Und vieles mehr.

Kinder sind ja auch nicht der einzige Faktor, der entscheidet ob man glücklich oder unglücklich ist. Krankheiten, Beruf, Partner, die eigenen Eltern, Geld, es spielt vieles eine Rolle.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe mal wo gelesen (verlässlichste Quelle überhaupt), dass Menschen mit Kindern statistisch gesehen nach ihren eigenen Aussagen "glücklicher" sind als Kinderlose, aber erst sobald die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind. Das leuchtet mir auch unmittelbar ein - wenn man ein halbwegs passables Verhältnis zum Nachwuchs aufgebaut hat, ist es bestimmt im Alter schöner, wenn sie zum Kaffeetrinken vorbeikommen, das Seniorenhandy einrichten und am Ende sogar noch Enkelchen liefern. Aber bis dahin haben angeblich die Kinderlosen durchaus die Nase vorn.

Ich kann natürlich auch nur aus meinen Alltagserfahrungen Schlüsse ziehen, und gehe davon aus, dass Eltern bestimmt Glücksmomente erleben, für die ich schon zu Drogen greifen müsste, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Aber nach meinem Empfinden kommen auf jeden elterlichen "Hach :liebe: "-Moment mindestens 20 andere, weitaus weniger angenehme "Momente" von Zorn, Frust, Genervtheit oder schlicht Schlafmangel.

Und für mich selber kann ich nur feststellen, dass es bisher noch keinen leidlich "glücklichen" Moment gab, an dem ich mir gedacht habe: "Gerbera, weißt du, was dir zu deinem Cocktail auf der Dachterrasse mit Meerblick und Mondschein noch fehlen würde? Ein Babyphone, aus dem es jeden Augenblick rausschreit."

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde meinen, dass weder Kinderlosigkeit noch eigene Kinder eine Garantie für ein glücklicheres Leben sind. Es hängt wahrscheinlich von diversen anderen Umständen auch ab, ob man mit der jeweiligen Lebenssituation eher gut oder weniger gut zurecht kommt. Manche Menschen wünschen sich sehnlichst Kinder und sind vermutlich eher unglücklich, solange sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Andere Leute wieder leben ein zufriedenes Leben ohne Kinder und widmen sich stattdessen anderen Dingen (sei es Hobbys, Beruf oder einem anderen sozialen Engagement).

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



friedchen hat geschrieben:Ich finde es etwas überzogen, dass man kinderlos pauschal glücklicher ist.

Du weißt aber schon wie Studien funktionieren, oder? Nein? Also die meisten Studien sind quantitative Studien. Da werden dann zum Beispiel 1000 Leute befragt ob sie Kinder haben und wie sie ihr glücklich sein auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten würden. Und da kommt dann vielleicht bei Menschen mit Kindern ein Wert von 7,1 raus und bei kinderfreien Menschen ein Wert von 7,4.

Bedeutet das jetzt "pauschal", dass man kinderfrei glücklicher ist? Natürlich nicht, weil es ja nur ein Durchschnittswert ist, in dem alle Werte von 1 bis 10 mit eingerechnet sind.

Ich sehe bei solchen Fragestellungen außerdem zwei Probleme. Zum einen ist "Glück" ein schwammiger und sehr subjektiver Begriff. Das, was mich glücklich macht, ist für jemand anderen vielleicht eher unangenehm.

Und außerdem stellt sich hier zumindest für den Laien fast zwangsläufig eine Kausalität dar, die aber vielleicht gar keine ist. Sprich, du bist vielleicht gar nicht unglücklich WEIL du Kinder hast. Du bist unglücklich - aus welchen Gründen auch immer - und hast zufällig auch Kinder.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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