Eltern nur noch zu besonderen Anlässen besuchen?
Wenn besondere Anlässe, wie Geburtstage anstehen, versuche ich schon immer, nach Möglichkeit meine Eltern zu besuchen. Allerdings ist es nicht so, dass ich sie ausschließlich zu besonderen Anlässen besuche, sondern auch manchmal so zwischendurch. Das ist natürlich nicht jede Woche der Fall, aber wenn ich mal Zeit und Lust habe und es sich anbietet, dann mache ich das.
Ich kenne aber auch Leute, die ihre Eltern tatsächlich nur zu besonderen Anlässen besuchen, obwohl sie gar nicht so weit weg von ihnen wohnen. Sie meinen, dass sie sonst aber einfach keine Zeit dafür hätten. Besucht ihr eure Eltern nur noch zu besonderen Anlässen oder auch einfach so mal zwischendurch?
Es ist immer wieder traurig, wenn ich höre, man hätte keine Zeit seine Eltern zu besuchen, wenn diese nur wenige Minuten entfernt wohnen. Anders sieht es natürlich aus, wenn man durch halb Deutschland dafür reisen muss. Aber meistens ist es doch eher einfach nur eine Ausrede, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Familie ist und war für mich immer das wichtigste.
Meine Eltern hatten für mich immer nur das Beste im Sinn, haben viel geopfert und alles gegeben um mir eine schöne Kindheit und Jugend zu ermöglichen. Sie waren für mich da, wenn ich sie brauchte und ich konnte immer auf ihre Hilfe zählen. Daher ist es für mich selbstverständlich, das auch ich für sie da bin, mich um sie sorge und nach ihnen sehe.
Meine Mutter ist vor vier Jahren von uns gegangen aber mein Vater ist noch da, worüber ich sehr froh bin. Nun fällt es mir nicht besonders schwer ihn zu besuchen, da wir im gleichen Haus leben und ich nur die Treppe benutzen muss, aber ich achte auch darauf, das wir Zeit miteinander verbringen. Wenn ich ihn mal ein oder zwei Tage lang nicht gesehen habe, gehe ich ihn garantiert besuchen um mich ein wenig mit ihm zu unterhalten. Daher würde ich auch wenn ich weiter weg wohnen würde, für regelmäßigen Kontakt sorgen.
Sicherlich gibt es aber auch viele gestörte Eltern/ Kind Verhältnisse, bei denen sich die Besuche auf besondere Anlässe beschränken, da es bei häufigerem Kontakt zu Schwierigkeiten kommen könnte. In meinem Bekanntenkreis kenne ich da so einige Kandidaten. Ich finde es zwar schade für sie, aber ich kann auch verstehen, warum man sich mit Besuchen dann zurückhält.
Selbst wenn ich in der Nähe wohnen würde, würde ich meine Eltern nicht häufiger besuchen als jetzt auch und das sind eben die besonderen Anlässe. Denn ich finde, dass auch die Eltern einmal ihren Hintern schwingen können und man nicht immer zu denen fahren muss, der Weg ist der gleiche und macht somit keinen Unterschied. Wieso sollten die Besuche dann immer an den Kindern festgemacht werden?
Bei meinem Ex Partner war es genauso. Er wohnte nur zwei Straßen von seiner Mutter weg und hat sie drei Jahre nicht gesehen. Seine Mutter ist aber auch kein Stück besser, denn sie ist jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Rückweg an seiner Wohnung vorbei gekommen und hat ihn auch nie besucht in der Zeit. Da wundert es mich ehrlich gesagt nicht, wenn dann jemand keine Lust hat die Eltern zu besuchen, wenn diese sich genauso verhalten.
Bei meinen Eltern sieht es nicht anders aus. Das Verhältnis ist schwierig, da ich in der Kindheit regelmäßig von beiden geschlagen worden bin usw. Und deswegen sehe ich es auch nicht ein, dass ich ein besseres Verhältnis vortäusche damit ich sie häufiger sehe. Denn sie würden schon ihr Enkel gerne häufiger sehen, sind aber dabei zu faul ihren Hintern ins Auto zu setzen und zu kommen. Stattdessen soll ich immer alles einpacken und die 700 Kilometer fahren, und sei es nur für ein paar Stunden.
Jemand der so etwas fordert, der hat einfach nicht alle Tassen im Schrank und somit bleibt es bei den üblichen notwendigen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Geburtstage sind auch schon ausgeschlossen, dann müsste ich weitere 8 mal im Jahr die Strecke fahren nur weil irgendwer Geburtstag hat, der eh nicht gefeiert wird.
Bevor ich hier den Moralischen bekommen würde und darüber lamentiere oder "traurig" werde, dass die heutige Jugend sich überhaupt nicht mehr um ihre alten Eltern schert und statt dessen nur an das eigene Vergnügen denkt, würde ich mir den Einzelfall genauer anschauen. Pauschalaussagen sind gerade im zwischenmenschlichen Bereich nämlich immer so eine Sache.
Schließlich macht es durchaus einen Unterschied, ob die Eltern um die Fünfzig sind, voll im Leben stehen und noch 30 gute Jahre vor sich haben, während man selber zwei kleine Kinder und einen Teilzeitjob jonglieren muss. Da kann man nicht jedes zweite Wochenende im alten Kinderzimmer pennen und Mama und Papa Gesellschaft leisten, die vielleicht auch lieber übers Wochenende ihre Ruhe hätten. Wenn die Eltern nicht mehr so fit und mobil sind, würde ich schon eher die Zeit freischaufeln und auch nicht erwarten, dass mein Vater, 77 und Schlaganfallpatient, noch die Landstraße unsicher macht und mich besuchen kommt.
Auch das Verhältnis der Generationen untereinander spielt natürlich eine Rolle. Nicht jeder ist in einem Bilderbuchhaushalt großgeworden, und ich lehne die Vorstellung, dass man seinen Eltern Liebe oder Unterstützung schuldet, egal, wie sie sich benehmen, radikal ab. Wer glaubt, seine Kinder in jungen Jahren schikanieren und kontrollieren zu müssen, braucht sich auch nicht wundern, wenn diese dann nur noch einmal im Quartal anrufen, wenn überhaupt.
Ich würde auch niemandem damit ein schlechtes Gewissen machen, dass Eltern auch nicht ewig leben. Das tut niemand, und jeder hat schließlich das Recht, seine Zeit so zu verwenden, wie es ihm gefällt. Und wenn man sich mit 30 nicht mehr mit seiner cholerischen Mutter oder dem ewig jammernden Vater auseinandersetzen will, ist das eben so.
Gerbera hat geschrieben:Nicht jeder ist in einem Bilderbuchhaushalt großgeworden, und ich lehne die Vorstellung, dass man seinen Eltern Liebe oder Unterstützung schuldet, egal, wie sie sich benehmen, radikal ab. Wer glaubt, seine Kinder in jungen Jahren schikanieren und kontrollieren zu müssen, braucht sich auch nicht wundern, wenn diese dann nur noch einmal im Quartal anrufen, wenn überhaupt.
Ich finde Gerbera hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Nur weil man selbst vielleicht in einer Bilderbuchfamilie groß geworden ist, muss das nicht auf alle zutreffen und leider neigen viele Menschen zu Selbstprojektion und gehen davon aus, dass andere Menschen unter sehr ähnlichen Bedingungen groß geworden sind und vielleicht sogar ein identisches Verhältnis zu den Eltern haben.
Wenn das Verhältnis zu den Eltern gut ist spricht doch nichts dagegen, sie häufiger zu besuchen. Auch Faktoren wie Arbeitszeiten, Kinder oder wenn Angehörige gepflegt werden müssen, spielt ja auch mit rein, wie oft man seine Eltern noch besuchen kann. Auch spielt es eine Rolle, wie weit man auseinander wohnt. Ich finde es ziemlich unangemessen, wenn man verlangen würde, dass jemand seine Eltern jeden Sonntag zum Kaffee besucht, wenn man aber 600km auseinander wohnt und noch viele andere Sachen zu tun hat. Da spart man sich derartige Kaffeekränzchen doch eher für besondere Anlässe auf.
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