Ekelhafte Bilder faszinierend finden?

vom 08.10.2017, 19:19 Uhr

Ich habe kürzlich eine sehr interessante Formulierung aufgeschnappt, wobei von einer "Faszination für Ekel" die Rede war. In dem Artikel wollte man erklären, warum sich Menschen freiwillig ekelhafte Bilder oder Videos ansehen. Ich glaube gerade das Dschungelcamp ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Ekelfaktor die Einschaltquoten beeinflussen kann. Wenn die Serie so schlecht wäre, dann hätte sie nicht so lange durchgehalten.

Ich persönlich interessiere mich für medizinische Fragestellungen, wobei zwischendurch auch "ekelhafte" Bilder von Hauterkrankungen oder Wunden zu sehen sind. Ich finde sie aber offen gesagt überhaupt nicht faszinierend, sondern betrachte sie ganz nüchtern und sachlich, eine Spur neugierig, aber niemals fasziniert. Wie erklärt ihr euch die "Faszination für Ekel"? Findet ihr Ekel erregende Videos oder Bilder ebenfalls faszinierend oder stimmt ihr dem so gar nicht zu?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Faszinierend ist natürlich ein relativ starkes Wort, aber du interessierst dich schließlich für das Thema, und schaust dir daher Bilder an, die andere Leute als eklig empfinden würden. Ich sehe hier gar keinen großen Unterschied. "Faszination" macht sich eben besser als Überschrift und Leseanreiz, verglichen mit: Ich finde die Bilder nicht "faszinierend", sondern nur interessant. :whistle:

Ich denke, dass eine gewisse Tendenz zum Tabubruch für viele Leute mit dem Reiz des "Verbotenen" belegt ist. Wenn man von klein auf ständig hört "Lass das, das ist bäh!", wird das Unappetitliche natürlich interessanter und reizvoller. Ekel ist außerdem ein ziemlich starker Urinstinkt des Menschen, welcher dazu dient, uns vor Krankheiten und Ansteckung zu bewahren, und ich kann mir vorstellen, dass es viele Leute auch deshalb interessant finden, ihre natürliche Reaktion auszulösen und damit unterschiedlich umzugehen. Und dazu kommt natürlich noch der gute alte Grundsatz, dass es nichts gibt, was niemanden sexuell erregen kann.

Meine Sauberkeitserziehung muss dagegen ganz gut funktioniert haben, da ich mich zwar einerseits nicht so schnell ekle, aber andererseits die damit verbundenen Reize auch nicht aktiv suche. Wenn also beispielsweise in einer Reportage über das ländliche China Schlangen am Spieß gegrillt werden, finde ich das einerseits aufgrund meiner Erziehung und Sozialisation schon ein bisschen gruselig, aber andererseits auch interessant. Aktiv irgendwelche Shows anzuschauen, bei denen Leute Viecher in den Mund nehmen, die nach westlichen Maßstäben nicht als lecker gelten und am Ende noch zappeln, liegt mir dagegen fern, da ich das Gefühl des Abscheus an sich nicht "faszinierend" finde.

Und da ich nicht in der medizinischen Branche arbeite, habe ich auch nicht das Bedürfnis, Bilder von Lebertumoren und offenen Knochenbrüchen zu betrachten oder gar "faszinierend" zu finden. Hier verstehe ich aber auch, dass jemand, der sich berufsmäßig damit befasst, den Anblick ganz anders wahrnimmt als jemand wie ich, der sich vor allem "Iiiih, Blut!" dabei denkt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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