Einzelgängerischen Kindern mit Haustier verhelfen?

In einer Sendung habe ich neulich gesehen, dass eine Familie sich einen Hund zugelegt hat - in erster Linie ihrem Sohn zuliebe, der sehr einzelgängerisch und eigenbrötlerisch war. Der Teenager hatte keine Freunde und verbrachte seine Freizeit immer ganz alleine auf seinem Zimmer. Meistens saß er da vor dem Computer.

Die Familie wollte den Jungen mit dem Hund dazu bewegen, regelmäßig nach draußen zu gehen und auf diese Weise vielleicht auch den einen oder anderen Kontakt zu knüpfen. Ob das dann tatsächlich so geklappt hat, weiß ich allerdings nicht.

An sich ist die Idee ja gut, aber wenn es einem wirklich darum geht, Freunde zu finden, dann wird das mit einem Hund auch nicht besser funktionieren, wie ich finde. Und wenn der Junge allein sein will, wird er es auch mit einem Hund tun. Wie seht ihr das?

Ich denke, dass man Kindern generell kein Haustier schenken sollte, worum man sich selber nicht auch alleine kümmern kann. Das möchte ich vorneweg erwähnen, weil ich nicht denke, dass Kinder in der Lage sind sich dauerhaft für ein Tier begeistern zu können und sich immer alleine darum kümmern zu können. Gerade aber, wenn der Teenager vorher nie den Wunsch geäußert hat einen Hund zu bekommen, finde ich, dass das wohl eher ein Geschenk für die Eltern selber war.

Davon abgesehen kann ein Hund natürlich dafür sorgen, dass man sich mit anderen Hundebesitzern unterhält, aber wenn der Junge das nicht möchte und lieber für sich ist, dann kann man da auch nichts mit einem Hund ausrichten. Der Junge muss von sich aus Schritte unternehmen wollen, etwas zu ändern. Wobei man auch akzeptieren muss, dass es Menschen gibt, die alleine besser klarkommen und vor allem bei einem Teenager kann man nicht immer erwarten, dass dieser gerne unter Leuten ist. Solche Phasen gibt es auch im Leben.

Ich würde zunächst mal versuchen zu erfahren ob es Gründe hat, dass er da immer alleine sitzt. Vielleicht wird er ja gemobbt oder hat sonst irgendwelche Probleme. Sollte dies nicht der Fall sein oder würde mein Kind nicht mit mir darüber reden wollen, würde ich ihn erstmal lassen und ihm ab und zu Vorschläge machen, was man in der Gegend so machen kann.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass das klappt. Wünscht sich derjenige keinen Hund, dann wird er auch kaum anfangen sich darum zu kümmern und dann jeden Tag glücklich mehrere Stunden durch den Wald und über die Wiese rennen. Meine Antwort wäre da gewesen, dass die Eltern den Hund angeschafft haben und sich entsprechend auch selbst darum kümmern sollten anstatt mir diese Arbeit noch auf den Hals zu binden.

Auch wenn es nicht jeden Eltern schmeckt, auch Kinder haben ihre Phasen in denen sie alleine sein wollen, keine anderen um sich herum und auch nicht von A nach B geschleift werden oder von Mutti Vorschläge zu bekommen was man denn machen kann, geschweige denn, Gespräche führen über Dinge die auch gar nicht so stattfinden. Zu sagen, dass jedes Kind gemobbt wird welches sich zurück zieht ist der falsche Schluss, manche ziehen sich auch aus genau dem Gegenteil Zuhause lieber zurück.

Würde es bei mir jedenfalls nicht geben, dass ich ein Tier als Mittel benutze damit das Kind wieder aus dem Zimmer kommt. Ich würde da im ersten Moment auch großartig gar nichts unternehmen, solche Phasen hat jeder mal und damit muss man auch klar kommen. Das ändert sich meistens auch wieder ganz von alleine und wer sagt denn, dass man am Computer auch keine sozialen Kontakte haben kann? Nur weil man nicht mit diesen am Toben ist, kann man dennoch auch dort pflegen und nicht sozial Vereinsamen.

So eine Aktion finde ich dem Tier und auch dem Kind gegenüber nicht fair. Sicher verstehe ich Eltern, die es möchten, dass das Kind nicht nur den ganzen Tag alleine vor dem Computer sitzt, sondern auch mal raus geht und Freunde findet. Aber wenn das Kind vom Charakter her eben so ist, dass es lieber alleine ist, dann wird der Hund daran doch nichts ändern.

Vielleicht geht der Junge dann mit dem Hund spazieren und möglicherweise hat er sogar Spaß daran. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich groß auf Gespräche mit anderen Menschen einlässt, wenn er im Grunde doch lieber alleine sein möchte.

Außerdem hätte ich die Befürchtung, dass das Kind das Tier doch eigentlich gar nicht haben möchte und sich dann eben auch nicht richtig darum kümmern will, was ich sogar verstehen kann, wenn die Eltern das Tier einfach angeschafft haben. Dann landet so ein Tier vielleicht im Tierheim und so etwas sollte man doch vermeiden.

Ich bin hier auch auf mehrere Arten skeptisch. Haustiere können tolle Gefährten darstellen und ihren Menschen auf unterschiedliche Arten helfen, aber erstens müssen die Menschen auch Hilfe brauchen bzw. wollen und zweitens sollten immer das Wohlergehen und die Bedürfnisse des Schwächeren, also des Tiers, im Vordergrund stehen.

Wenn also irgendein Kleintier ein mieses Käfigleben führt, nur damit Klein Erna Gesellschaft hat, finde ich das nicht richtig. Und wenn man mittels Hund versucht, einen Teenager wieder gesellschaftskonform zu machen, anstatt zu warten, bis er von alleine wieder aus seiner Höhle gekrochen kommt (der Teenager, nicht der Hund!) und der Hund leidet unter einem unwilligen Teenager, ist das auch für keinen der Beteiligten empfehlenswert.

Zusätzlich frage ich mich auch immer wieder, was daran so schlimm sein soll, dass manche Leute eher einzelgängerisch veranlagt sind. Bei Teenagern ist es ja völlig normal und gesund, dass sie alle möglichen Phasen durchmachen und sich von ihren Eltern auch abgrenzen. Und manche Leute sind ihr Leben lang einfach nicht so gesellig. Wenn niemand darunter leidet, sind ängstliche Hilfsmaßnahmen in meinen Augen überflüssiger Aktionismus.

Ich habe Haustiere in der Kindheit gehabt und bin mit ihnen aufgewachsen. Allerdings konnte ich mich auch immer dafür begeistern und bin es nie leid geworden oder fand es lästig. Der Hund war immer mit uns Kindern zusammen unterwegs und wir haben gemeinsam die Gegend unsicher gemacht.

Aber ich denke auch, dass das nicht der Wunschtraum eines jeden Kindes ist. Ein Tier kann sicherlich ein Kumpel sein, aber das Kind muss das Tier dann auch mögen und wollen. Was bringt es, wenn ich dem Kind einen Hund oder eine Katze vor die Nase setze und nichts damit anzufangen weiß und das Tier eher langweilig findet?

Ich denke, dass man da schon vorher abklären sollte, ob das Kind überhaupt Interesse und Freude an einem tierischen Gefährten hat. Ansonsten kann das sicherlich in die Hose gehen. Wenn das Kind sich aber ein Tier wünscht, könnte gerade ein Hund sicherlich dazu beitragen, dass Kontakte zu anderen Kindern geknüpft werden können.

Die Erwachsenen schaffen das Tier an, müssen es verpflegen und die Kosten für den sonstigen Unterhalt leisten. Ich bin der Meinung, dass sie auch die täglichen Bedürfnisse des Tieres erfüllen müssen. Ein Kind oder einen Jugendlichen kann man nicht einfach so dazu verdonnern. Das ist absolut unverantwortlich. Anders wäre es gewesen, wenn der Junge sich ein Haustier unbedingt gewünscht hätte und auch viel dafür tat, um eines zu bekommen.

Ich sehe ab und zu Kinder mit Hund, wenn ich selbst mit meinem Hund spazieren gehe. Und was ich dann manchmal sehe, ist absolut gruselig. Da wird das Tier angeschrien, hin und her gezerrt usw. Wenn schon geht man mit dem Tier und dem Kind gemeinsam raus und ist ein gutes Vorbild, so dass das Kind lernen kann, wie man zum Beispiel mit einem Hund richtig umgeht.