Einseitige Unterhaltung ungerecht und langweilig finden?
Man hat es ja schon mal, dass man jemanden nach längerer Zeit mal wieder trifft oder Kontakt aufnimmt. Normalerweise fragt man, wie es so geht und was Neues gibt und ähnliches. Es ist sicherlich nett, wenn man dann auch Antworten bekommt und hört, wie das Leben des anderen gerade so aussieht. Aber manchmal ist es so, dass die Person dann im Gegenzug gar keine Fragen stellt und eben nicht wissen will, wie es bei einem selbst so ist und welche Neuigkeiten man zu berichten hat.
Eine Freundin hat das jetzt so erlebt und ist dadurch sehr gekränkt. Sie meint, dass ihrem Freund von früher anscheinend total egal wäre, wie ihr Leben aussehen würde und wie es ihr ginge. Er hätte nicht einmal danach gefragt und nur von sich gesprochen. Sie fühlt sich dadurch verletzt und meint nun, dass sie ihn auch nicht mehr kontaktieren wird. Da dies ohnehin immer nur von ihr ausging. Sie findet solche Unterhaltungen ungerecht und auch langweilig.
Könnt ihr nachvollziehen, dass man gekränkt ist, wenn man bei einer Unterhaltung im Gegenzug nicht gefragt wird, wie das eigene Leben aussieht und wie es um die Gesundheit steht? Würdet ihr das auch ungerecht finden und den Kontakt einschlafen lassen, wenn die andere Person nur von sich selbst spricht? Findet ihr das dann sogar langweilig?
Ach weißt du, Nelchen, ich mache mir über andere immer sehr viele Gedanken und Sorgen. Wenn ich länger von jemanden nichts höre oder sehe, dann frage ich auch nach und bin dann auch wirklich besorgt. Selten passiert es dann, dass jemand nach meinem Wohlbefinden fragt. Ich muss auch zugeben, dass ich nicht gerne über meine "Wehwehchen" rede. Aber dennoch ist es schon schön, wenn man zurück gefragt wird, wie es einem geht.
Ungerecht oder gar langweilig finde ich es nicht, wenn man es nicht macht, aber dennoch finde ich es eine schöne Geste, wenn man auch mal nachfragt. Ich habe aber, wenn sich mein Gegenüber wirklich schlecht fühlt, auch Verständnis, wenn ihm oder ihr grade nicht der Kopf danach ist, sich über andere Gedanken zu machen.
Was bringt es dann, wenn man aus Höflichkeit gefragt wird, wie es einem geht? Ich hatte auch schon mit Menschen zu tun, die so egozentrisch waren, dass sie sich für nichts anderes interessiert haben, das weiter weg war als die eigene Nasenspitze. Da wurde stunden lang über sich selbst lamentiert und betont wie toll, problematisch, dramatisch und aufregend das eigene Leben doch wäre.
Ich hatte mal Kontakt zu einer ehemaligen Klassenkameradin. Wenn sie anrief fragte sie zwar, wie es mir gehe und was es so Neues bei mir gäbe, aber man hat halt gemerkt, dass sie sich kaum dafür interessiert hat, wenn ich geantwortet habe und das eben nur aus Höflichkeit gefragt hat. Ich kenne sie ja auch schon seit fast 20 Jahren und sie war schon immer so. Da kann man auch nichts falsch interpretieren, das ist Fakt.
Dann gibt es natürlich auch die Menschen, die gerade viel durchmachen und deswegen alles verarbeiten und darüber reden müssen. Eine Freundin von mir macht gerade eine schwere Zeit durch und "heult" sich daher häufiger mal aus. Da fragt sie dann auch eher selten mal, wie es uns anderen geht, aber das nehmen wir nicht persönlich. Ich finde es viel schlimmer, wenn man sich nach dem anderen erkundigt, aber dabei Gleichgültigkeit und Desinteresse demonstriert. Wenn man sich nur aus Höflichkeit nach dem anderen erkundigt, kann man diese Floskeln auch weg lassen meiner Ansicht nach.
Scheinbar machen manche Menschen ihren Selbstwert davon abhängig, wenn man sich im Gespräch mal nicht nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. So etwas finde ich einfach nur traurig und erbärmlich sowie wenig nachvollziehbar. Wenn man so wenig Selbstwertgefühl hat, das man von anderen abhängig macht, sollte man dringend daran arbeiten.
Es kommt schon vor, dass ich auch einseitige Gespräche führe - bei meiner Freundin ist innerhalb weniger Tage beispielsweise extrem viel passiert, so dass wir zwei Stunden telefoniert haben. In erster Linie hat auch nur sie erzählt, während ich ihr zugehört habe. Schlimm finde ich das aber nicht, da ich mich ja für sie interessiere und es auch absolut nachvollziehen kann, dass sie mir so viel zu erzählen hatte. Und langweilig finde ich das auch nicht. Es kann ja auch ganz spannend sein, jemandem zuzuhören.
Allerdings sollte das natürlich nicht immer so sein. Gerade dann, wenn es sich um Freunde handelte, sollte man schon darauf achten, dass beide auf ihre Kosten kommen. Es kann ja immer mal sein, dass einer mal mehr zu erzählen hat als der andere, wobei das nicht immer der Fall sein sollte.
Wenn das im Gespräch mit fremden Personen der Fall ist, sehe ich einfach darüber hinweg. Manche Personen reden eben gerne und noch lieber über sich selbst. Ich würde da gar nicht erst versuchen, mir die Mühe zu geben, um etwas über mich erzählen zu können, wenn jemand ohne Punkt und Komma über sich reden würde. Mit solchen Personen würde ich dann aber auch nicht näher zu tun haben wollen.
Gekränkt wäre ich ehrlich gesagt nicht. Zumindest nicht in dem Szenario das du beschreibst. Sie haben sich eben lange nicht gesehen, vielleicht war der Andere einfach so aufgeregt das er eben nur von sich erzählt hat. Oder hat eben so vieles erlebt das Ihn gefreut hat sodass er diese Neuigkeiten unbedingt erzählen will. Hinter so etwas muss nicht immer eine böse Absicht stecken. Jeder von uns hat sicher schon einmal Momente erlebt in denen man sich dachte: „Jetzt habe aber die ganze Zeit nur ich geredet.“ Ob es dann tatsächlich so war oder man nur das Gefühl hatte ohne Punkt und Komma geredet zu haben ist dabei zweitrangig.
Aber man muss nicht gleich davon ausgehen das die andere Person kein Interesse an einem hat nur weil Sie wenige bis gar keine Fragen gestellt hat. Ich bin eher eine die gerne zuhört, hatte aber schon Tage an denen gefühlt nur ich geredet habe. Ich finde beides nicht schlimm und eine gute Freundschaft hält auch beides aus. Gekränkt und verletzt sollte man bei so etwas eigentlich nicht sein.
Übrigens sagt das über diese Freundschaft schon viel aus wenn Sie nach einem Treffen sofort den Kontakt abbrechen will nur weil der Freund viel von sich erzählt hat und wenig Fragen gestellt hat. Wie wäre es wenn Sie Ihn einfach darauf anspricht und die Sache klärt? Vielleicht war dem anderen gar nicht bewusst das er nur von sich erzählt hat und entschuldigt sich dafür wenig Interesse gezeigt zu haben.
Ich würde das Wort "Gerechtigkeit" nun wirklich nicht in Zusammenhang mit einer Unterhaltung bringen. Klingt für mich so als würdest du ein privates Gespräch wie eine politische Diskussion betrachten, bei der darauf geachtet wird, dass die Sprechzeiten gerecht verteilt werden.
Wenn ich jemanden anrufe dann möchte ich tatsächlich wissen, was diese Person zu sagen hat und wie es dieser Person geht. Wenn ich das langweilig finde brauche ich mich doch gar nicht erst zu melden, oder? Ich rufe jedenfalls nicht bei anderen an um von mir zu erzählen.
Natürlich ist es nett wenn jemand dann auch echtes Interesse an dem zeigt, was ich zu sagen habe, aber das ist erst mal nicht Sinn und Zweck meines Anrufs. Außerdem gibt es im Leben eben manchmal Situationen, in denen man sehr viel zu erzählen hat und das alles erst mal los werden muss. Ich hatte sicher auch schon einige dieser "ungerechten" Telefonate, bei denen ich viel mehr Sprechzeit hatte als der Gesprächspartner.
Soweit ich das verstanden habe, geht es hier ja nicht um einen isolierten Vorfall, sondern ein durchgängiges Verhalten des ehemaligen Freundes. Vielleicht war das so eine Situation, wo man jemanden auf Facebook wiedersieht und die Person anschreibt, aber wenig Feedback bekommt oder ihr alles aus der Nase ziehen muss, ohne dass da ein Interesse des anderen zu sehen ist.
Die Situation hatte ich selbst jetzt auch zweimal, einmal lag es eher an einem vorausgegangen kleineren Disput und wird sich wieder einpendeln, das andere Mal einfach daran, dass das Ding wohl durch ist. Ich würde das im Regelfall entweder so interpretieren, dass jemand mittlerweile egozentrisch geworden ist, solche Leute gibt es auch oder aber genauso wie es hier auch wirkt: als Desinteresse. Es wurde ja auch geschrieben, dass der Kontakt immer einseitig ist und von der anderen Seite noch nie etwas gekommen ist.
Für mich ist daher die Sachlage eindeutig, die Person hat kein sonderlich gesteigertes Interesse an dem Kontakt, daher kommen auch keinerlei Kontaktgesuche oder Rückfragen. Mit Ungerechtigkeit hat das nichts zu tun, für den ehemaligen Freund hat sich der Kontakt einfach überlebt und es besteht schlicht kein Interesse mehr. Das kommt täglich überall auf der Welt vor, Menschen entwickeln sich auseinander.
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