Einsamkeit in welchem Alter am höchsten?

Angeblich soll das Gefühl von Einsamkeit im Alter zwischen 18 und 35 Jahren am höchsten sein und danach eher abnehmen. Ich weiß ja nicht, was ich von dieser Aussage halten soll. Ich hätte eher erwartet, dass man sich im Seniorenalter einsamer fühlen würde, wenn die Kontakte alle durch Todesfälle ausdünnen, die Kinder und Enkelkinder groß sind und weit weg wohnen und man halt weniger zu tun hat und die sozialen Kontakte durch die Arbeit wegbrechen wegen der Rente.

Was haltet ihr von dieser Aussage? In welchem Alter ist das Gefühl von Einsamkeit am höchsten und warum? Oder meint ihr, dass es eher vom Individuum abhängt und gar nicht pauschalisiert werden kann? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht?

Vorneweg finde ich das “Alleinsein“ und “Einsamkeit“ in meinen Augen zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind. Generell vertrete ich die Auffassung, dass ältere oder ärmere Menschen sehr stark von Einsamkeit bedroht sind.

Menschen mit schwachem Einkommen schämen sich oft wegen ihrer finanziellen Situation und versuchen, diese nach außen zu verbergen. Restaurant- oder Cafe‘ Besuche können sie sich nicht leisten und erfinden Ausreden. Bei Kino-oder Kulturveranstaltungen ist es dasselbe. Das hat oft eine Isolation zur Folge. Sie ziehen sich immer mehr, auch von Freunden oder Familie, zurück. Das kann im schlimmsten Falle zu Depressionen führen.

Ältere Menschen verlieren im Laufe ihres Lebens sehr viele Menschen. Der Bekanntenkreis wird immer kleiner. Etliche entwickeln auch ihre Eigenheiten, mit denen jüngere Familienmitglieder nicht mehr klarkommen und sie die Senioren immer seltener besuchen. Bei einem Umzug in ein Seniorenheim werden die älteren Herrschaften aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen, der Kontakt zu Nachbarn wird dadurch auch weniger.

Viele fahren kein Auto und vor allem in ländlichen Gebieten gestalten sich persönliche Kontakte daher sehr schwierig. Vielleicht spielt auch das Leben in einem Altersheim eine Rolle. Das war bei meiner Oma der Fall. Ihre alten Freundinnen, die noch daheim lebten, hatten sehr viel Scheu, in die Einrichtung zu kommen. Die direkte Konfrontation mit Altersleiden und sterben verkraftet nicht jeder. Die eigene Sterblichkeit wird deutlich vor Augen geführt.

Pauschalieren kann man das Problem der Einsamkeit nicht und nicht jeder, der alleine ist, ist unglücklich. Das Internet kann hier sehr viel Positives bewirken. Foren und soziale Netzwerke sind kostenlos und man kann Leute aus der ganzen Welt kennenlernen. Ein Hund kann helfen, Sozialkontakte zu bekommen, weil man mit ihm raus gehen muss und mit Menschen ins Gespräch kommen kann. Letztendlich entscheidet jeder für sich selbst.