Einmal gute Noten, immer gute Noten?

vom 24.02.2016, 12:18 Uhr

Eine Bekannte von mir hat einen eher mäßigen Schnitt an der Uni und hätte es so auch nicht in den Master geschafft. Ich würde sie sicherlich vermissen. Allerdings hat sie sich dieses Semester richtig angestrengt und auf einmal hatte sie in zwei Klausuren sogar eine zwei. Das ist für ihre Verhältnisse wirklich gut.

Interessanterweise scheint das bei ihr wie eine Droge zu wirken. Sie war so berauscht von dem Gefühl einmal nicht die schlechteste im Semester zu sein, dass sie sehr motiviert war für die nächsten Klausuren zu lernen und diese auch besser ausgefallen sind, als sonst. Die guten Noten scheinen sie so zu motivieren das man den Eindruck bekommt es könnte ihr vor lauter Ehrgeiz gar nicht mehr passieren, dass sie nochmal eine schlechte Note schreibt.

Kennt ihr dieses Phänomen? Ist es bei vielen Studenten so dass der Ehrgeiz und die Motivation steigt wenn sie mal eine gute Note geschrieben haben und dadurch eine positive Erfahrung gemacht haben? Ist die Wahrscheinlichkeit weiterhin gute Noten zu schreiben dann vielleicht höher, als wenn man immer nur Konstant im Mittelfeld liegt, da einfach die Motivation größer ist nach so einer Erfahrung?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir war es immer egal, welche Noten ich nach Hause gebracht habe. Meinen Eltern leider nicht, da war der Druck so groß, dass man bei einer 2+ gemeckert hat, wieso es keine 1 wurde. Während bei einer 1- gemeckert wurde, weil es keine glatte 1 war. Das war im Grunde mein Alltag sowie der meiner Geschwister.

Das Problem war irgendwann, dass ich auch bei Vorstellungsgesprächen das Gefühl bekam, dass niemand auf meine Zeugnisse wirklich achtete. Das war auch wirklich so. Es gab sogar vereinzelnd Arbeitgeber, die mir deutlich machten, dass Schulnoten etwas seien, womit sie sich den Arsch abwischen. Genau so wurde es von einer namhaft renommierten Firma gesagt.

Der Chef meinte, dass er anhand der Noten erkennen könne, wer fleißig war oder faul. Doch trotzdem sagen Noten nichts darüber aus, ob man wirklich schlau sei, sondern beinhalten sie nicht, ob ein Schüler möglicherweise Lernschwächen hatte, psychologische Probleme, wodurch das Lernen erschwert wurde usw.

Das brachte mich sehr zum nachdenken und ich habe einfach das "nötigste" gemacht. Ich habe damit zwar trotzdem mein Abitur gemacht, aber eben nicht so gut, wie andere mit 1,1, welche im Übrigen und das ist kein Witz, heute an der Kasse bei REWE sitzen, also so viel hat ihnen das teilweise auch nicht geholfen!

Doch ich kann mir bei vielen Menschen vorstellen, dass es letzten Endes so ist, wie ein berauschendes Gefühl, wenn man sich aus der Maße endlich mal etwas abheben kann und man dann eine "Sucht" nach guten Noten entwickelt. Deine Bekannte muss nur aufpassen, dass der Druck hinterher für sie nicht selber zu groß wird, weil sie sich da so reinsteigert!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde es total übertrieben mit "Sucht" und "Drogen" und anderen Extremen um sich zu werfen. Ich musste mich in der Schule nie groß anstrengen für gute Noten und es war für mich auch früh klar, dass ich kein Fach mit NC studieren möchte, also musste ich nicht auf einen bestimmten Schnitt hin arbeiten.

Im Studium habe ich dann gemerkt, dass ohne lernen nicht mehr viel zu holen ist, weil man nicht mehr alles vorgekaut bekommt und sich selber viel erarbeiten muss. Also musste ich mich damit befassen wie man am besten lernt und für mich ein System finden, mit dem das Lernen für mich am besten funktioniert.

Vielleicht hat deine Bekannte schlicht und einfach auch ein gutes Lernsystem für sich gefunden, das sie nun natürlich weiterhin anwendet weil sie damit ja Erfolg hatte. Ich verstehe nicht, warum man das gleich so ins Negative ziehen muss.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das hat doch nicht zwangsläufig was mit der Motivation zu tun, sondern auch mit dem Lernsystem und es hängt auch vom Dozenten ab. So will jeder Dozent etwas anderes hören und die Kunst ist es, herauszufinden was der Dozent hören will.

So hatte ich schon Dozenten, die zwar sehr viel gesprochen haben, in Klausuren aber im Endeffekt nur Sachen abgefragt haben, die in den Nebensätzen der Nebensätze mal beiläufig ein einziges Mal erwähnt worden sind.

Wenn Studenten dann dazu neigen, die Sachen zu lernen, die häufiger mal wiederholt werden vom Dozenten, kann man sehr schnell aufs falsche Pferd setzen und dann bringt das motivierte Lernen auch nichts, wenn man einen "gemeinen" Dozenten hat, der dann nur Sachen fragt, die man für irrelevant gehalten hat.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei mir war es eigentlich nicht unbedingt so, dass mich gute Noten dazu motiviert haben, noch mehr zu lernen und mich noch mehr anzustrengen. Immerhin war es bei mir auch so, dass schlechte Noten mich dazu motiviert haben, mehr zu tun und mich dahinter zu klemmen. Ich wollte ja nicht immer schlechte Noten in dem Fach haben und mich anstrengen, um mich zu bessern und von daher haben schlechte Noten eigentlich genauso als Motivation bei mir gewirkt, wie gute Noten. Ich weiß nicht, was mich da mehr angespornt hat.

Ich kann eigentlich auch nicht sagen, dass mich Fächer, die ich wirklich gerne mochte, dazu motivierten, mehr zu lernen, als Fächer, die ich nicht mochte. Ich habe beispielsweise in der Schule immer Mathematik gehasst ohne Ende, wobei ich da immer gelernt hatte, wie bekloppt. Dennoch war ich immer schlecht. Deutsch als Fach habe ich hingegen abgöttisch geliebt, wobei ich da nie einen Strich gelernt habe, da ich nicht wusste, was ich lernen sollte. Ich konnte es eben einfach.

Was mich eigentlich motiviert, ist es, wenn ich mir vor Augen halte, wofür ich denn eigentlich lerne und was ich damit erreichen kann. Wenn ich mir bewusst werde, was für Türen sich mir mit guten Noten öffnen, dann bin ich auf jeden Fall motiviert. Allerdings hat die Motivation an der Uni bei mir noch nie gefehlt. Ich studiere ja freiwillig und vor allem das, was meine Leidenschaft ist. Da würde ja definitiv etwas nicht richtig laufen, wenn ich mich zum Lernen immer motivieren müsste, weil ich absolut keine Lust darauf hätte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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