Eingebildete Allergiker in Deutschland weit verbreitet?

In keinem anderen Land auf der Welt soll es so viele eingebildete Allergiker geben, wie bei uns in Deutschland. Die Begründung ist im Grunde einfach, uns geht es einfach zu gut. Und wer hoffnungslos gesund ist, der muss eben eine Krankheit erfinden. Viele Menschen meinen auf Gluten, Laktose, Fructose, Fleisch oder bestimmte Hauptnahrungsmittel verzichten zu müssen, da es ihnen dann angeblich besser geht.

Damit wird oftmals auch den echten Allergikern das Leben schwer gemacht, da diese dann mitunter gar nicht mehr ernst genommen werden. Viele Menschen bekommen ihre Diagnosen auch nicht vom Allergiker, sondern diagnostizieren das selbst, gehen zum Heilpraktiker oder nutzen Schnelltests die unzuverlässig sind. Es gibt auch Anbieter die auf Basis einer Blutprobe einen Essensplan für einen Zusammenstellen, natürlich ohne wissenschaftliche Grundlage. Entsprechend fällt dieser Plan bei jedem Anbieter komplett anders aus.

Warum glauben so viele Deutsche sie müssen gezielt auf etwas verzichten, was ihnen gar nicht schadet? Glauben die Deutschen, dass etwas schlecht ist, nur weil es Leute gibt die eine Allergie dagegen haben? Oder ist das wieder nur eine Modeerscheinung die aus den USA zu uns schwappt?

Ich glaube es liegt daran, dass momentan so viel Werbung für Produkte gemacht wird, die "ohne XY" sind. Also Gluten, Laktose, etc. Dadurch erfahren viele Leute erst, dass es Allergien dagegen gibt und bei den kleinsten Beschwerden glauben sie dann gleich, dass sie allergisch sind.

Warum soll das schon wieder ein deutsches Problem sein, Crispin? Hersteller versuchen ihre Gewinne zu optimieren und Marktanteile zu sichern. Das ist in der gesamten westlichen Welt so und es fällt überall auf fruchtbaren Boden. Frei von XY steht auch auf den Packungen in anderen Ländern und wird begeistert gekauft. Übrigens meinst du Unverträglichkeiten, Allergien sind etwas vollkommen anderes.

Übrigens meinst du Unverträglichkeiten, Allergien sind etwas vollkommen anderes.

Genau das habe ich auch gedacht. Allergien kann man durch entsprechende Tests zweifelsfrei nachweisen und an dem Ergebnis ist auch nichts zu rütteln. Dagegen habe ich schon häufiger miterlebt, wie Bekannte sich dann bestimmte Unverträglichkeiten in Bezug auf Laktose oder Gluten eingebildet haben, weil das dann gerade "angesagt" war, wobei sich aber hinterher herausgestellt hat, dass das Unsinn war und pure Einbildung.

Wie zu fast allem gibt es auch zu diesem Thema zahlreiche Studien. Eine hat zum Beispiel gezeigt, dass verarbeitete Lebensmittel mit einem "frei von" Zusatz als positiver und "gesünder" bewertet werden als die normale Version. Vom "glutenfrei ist gesünder" Glauben ist es nicht weit zum "mit glutenfrei fühle ich mich gesünder" Placeboeffekt. Und was folgt daraus? Ja wenn das so ist dann habe ich wohl eine "Glutensensitivität" oder wie auch immer man das nennt, wenn man medizinisch keine Unverträglichkeit nachweisen kann.

Und natürlich ist die Lebensmittelindustrie an dieser Entwicklung mit Schuld und nein, nicht nur in Deutschland. Die meisten Konzerne sind multinational. Schau dir an, was die "frei von" Produkte oder Ersatzprodukte kosten im Vergleich zu den normalen Versionen. Dann dürfte dir schnell klar werden, warum es im Interesse der Lebensmittelindustrie ist, dass der Glaube an die "Glutensensitivität" weiter lebt.