Einführung von Notaufnahme Gebühr für euch sinnvoll?
vom 07.10.2016, 11:17 Uhr
Zitronengras hat geschrieben:Trotz der höheren Arbeitsbelastungen der Ärzte scheint das also ein hoch attraktiver Beruf für viele zu sein.
Es wird ja auch jeder der Medizinstudiert anschließend in einem Klinikum arbeiten. Viele werden Arzt, weil sie sich gerne auf einen Fachbereich mit eigener Praxis spezialisieren möchten. Wir haben übrigens in Deutschland auch noch das Problem das es zu wenig Landärzte gibt, da die meisten eher in größeren Städten als in einer Landarztpraxis arbeiten möchte. Soll man also diejenigen zwingen die gerne eine Landarztpraxis aufmachen möchten in einer Notaufnahme in der Klinik für 5 Jahre zu arbeiten? Dann würde im Gegenzug das Problem auf dem Land nochmal deutlich verschärft. Zudem wieso sollte zum Beispiel ein Augenarzt in einer allgemein medizinischen Notaufnahme arbeiten? Ob der auch einen Herzinfarkt optimal versorgen kann?
In der DDR wurde ja das Studium auch gesteuert, da wurde nach dem Bedarf ausgebildet und dann der erste Job nach dem Studium zugewiesen. Das finde ich nicht schlecht. Das hätte ich Fall der Medizin auch heute nicht geschadet.
Weil das eine Bevormundung ist und ehrlich gesagt möchte ich nicht bevormundet werden, was meine Jobwahl angeht, genauso wie viele andere auch nicht. Davon abgesehen würde dann auch das Studium der Medizin für viele deutlich unattraktiver, denn niemand möchte sich zwangsweise quer durch die Republik schicken lassen um eine Tätigkeit auszuüben die er in dem Sinne nicht machen möchte.
Weil das halt in manchen Fällen sehr kompliziert ist, sich am Vormittag frei zu nehmen, gerade wenn man auswärts oder auf Montage arbeitet und der Arzt in der Heimat sitzt.
Ich habe es vorher schon mal geschrieben, ich arbeite auch 50km von meinem Arbeitsort entfernt und ich hatte noch nie ein Problem zum Arzt zu kommen, schon gar nicht bei akuten Problemen.
Das Problem der Unvereinbarkeit von Arbeitszeiten und möglichen Arztterminen haben doch viele. Warum gibt es keine Ärzte, die früh zulassen und dafür ab nachmittags bis 20 Uhr öffnen? Das wäre doch ein schönes Entgegenkommen. Wenn ich Arzt wäre, dann würde mir das auch entgegenkommen. Früh ausschlafen, Praxis ab 15 Uhr aufmachen und dann bis später am Abend offen lassen, damit auch Berufstätige - und der Durchschnittspatient ist ja berufstätig - die Termine nutzen können.
Ich weiß ja nicht wo du wohnst, aber sowas gibt es doch bereits alles schon. Vielleicht nicht gerade bis 20:00 Uhr, aber ich kenne durchaus einige Ärzte die zweimal in der Woche den letzten Termin noch um 19:00 Uhr vergeben. Die haben in der früh allerdings auch schon geöffnet, dafür Freitags nur bis Mittags und eine etwas längere Mittagspause.
Ich war vorgestern beim Zahnarzt, dafür war ich krank geschrieben. Ich muss aber nochmal hin und nochmal wollen die mich nicht krankschreiben. Es gibt in der Woche nur einen einzigen Tag, wo ich so spät anfange, dass ich früh zum Zahnarzt kann. Den nächsten Termin habe ich deswegen aber erst in 14 Tagen bekommen. Allerdings habe ich Schmerzen. Nun muss ich also deswegen 14 Tage lang mit Zahnschmerzen herumlaufen?
Da du ja alles weißt, frage ich mich warum du bei akuten Schmerzen diesen Weg wählst. Bei akuten Schmerzen besteht nämlich durchaus das Anrecht bei voller Lohnfortzahlung zum Arzt zu gehen, jedoch ist auch das an ein paar kleinere Bedingungen geknüpft, die man dafür einhalten sollte.
Ich bin auch nicht bloßer Theoretiker, da ich früher auch mal eine medizinische Ausbildung gemacht habe und mehrere Verwandte von mir Krankenschwestern sind, einen Arzt habe ich auch in der Familie. Der Arzt hat früher im Landambulatorium in meinem Heimatort gearbeitet - so eine Art kleine Poliklinik. Das gibt es heute nicht mehr. Meine Mutter ist Krankenschwester und hat in verschiedenen Krankenhäusern und Rehakliniken gearbeitet. Die gibt es heute auch teilweise nicht mehr. Sie war auch als ich klein war Gemeindeschwester und Betriebsschwester. Diese Berufe gibt es heute gar nicht mehr.
Die entsprechenden Einrichtungen wurden geschlossen, weil sie sich finanziell nicht mehr halten konnten, so einfach ist das und der Leidtragende ist da immer der Patient, aber genau deshalb ist es um so wichtiger das man einsieht, das man nicht immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein darf.
Ach übrigens Betriebsschwestern und Betriebsärzte gibt es auch heute noch, aber nicht jeder Betrieb benötigt dies oder leistet sich das.
Zitronengras hat geschrieben:Trotz der höheren Arbeitsbelastungen der Ärzte scheint das also ein hoch attraktiver Beruf für viele zu sein. Warum lässt man da nicht mehr Abiturienten zum Medizinstudium zu? In der DDR wurde ja das Studium auch gesteuert, da wurde nach dem Bedarf ausgebildet und dann der erste Job nach dem Studium zugewiesen. Das finde ich nicht schlecht. Das hätte ich Fall der Medizin auch heute nicht geschadet. Das hätte mir bei meinem Fach übrigens auch gefallen, da ich es total schwer fand, nach dem Studium einen ersten Job zu finden. Es haben also beide Seiten was davon.
Du verstehst hier scheinbar einfach das Problem nicht. Deine angeblich tolle Lösung ist für den Allerwertesten. Das Problem ist ja ganz einfach nicht, dass zu wenig Ärzte in einer Notaufnahme arbeiten wollen. Das kann zwar schon sein, dass sie es nicht wollen, aber der Großteil der Ärzteschaft kommt im Rahmen ihrer Facharztausbildung da ja gar nicht drum herum. Genauso wie zwangsverdonnerte Fachärzte dann an anderer Stelle fehlen. Da nützt keine Lenkung etwas, da das ein reines linke Tasche rechte Taschenspiel ist. Der Allgemeinmediziner der am Freitag in der Notaufnahme arbeitet, kann damit zwangsläufig keine Sprechstunde am Freitag anbieten. Seine Freitagspatienten sehen also wieder in die Röhre und rennen noch zusätzlich in die Notaufnahme, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen.
Dieses Problem kann man nicht mit Lenkung lösen, sondern nur mit Investitionen. Die Universitäten müssten schlichtweg mehr Ärzte ausbilden, dafür aber fehlt ihnen ganz einfach das Geld. Einen Arzt bildest du nun einmal nicht für 10 Euro aus, sondern über das Studium verteilt für einen 6-stelligen Betrag. Aber wo soll eine unterfinanzierte Universität das Geld hernehmen? Die derzeit einzig aktuelle Lösung dafür sind Privatuniversitäten, die bis zu 10.000 Euro pro Semester Studiengebühren verlangen.
Hier müsste an sich der Staat die Universitäten besser ausstatten, damit sie sowohl räumlich als auch personell Strukturen schaffen können, mehr Bewerber zuzulassen. Auch hier ist es ja nicht so, dass der Professor keinen Bock hat mal 5 Studenten mehr zu betreuen. Es ist schlichtweg an vielen Universitäten nicht möglich bei höherer Studentenzahl die Qualität des Studiums hochzuhalten. Und wir reden jetzt hier ja nicht davon, dass dann am Ende ein Student herauskommt, der es nicht hinbekommt einem kleinen Kind das ABC beizubringen, sondern, dass wir da jemanden ausbilden, der vielleicht blöderweise nach dem Studium im ersten Nachtdienst den Herzinfarkt nicht erkennt.
Aber auch das kostet schlussendlich unser aller Geld. Das ist ja wie dein tolles Subventionieren der Krankenhäuser oder des Gesundheitssystem. Dadurch haben wir ja nun nicht plötzlich alle mehr Geld in der Tasche, nur weil deinen Kassenbeitrag dann auf 5 Prozent sinkt. Die Ausgaben sind ja immer noch die gleichen, nur dass man sie halt durch eine andere Steuer eintreiben muss.
Wem das nicht passt, der muss halt schauen, dass er sich privat versichert. Da zahlst du eben gemessen nach deiner Krankheitsverfassung und kriegst gegebenenfalls auch einen ordentlichen Teil deiner Beiträge wieder, wenn du deine Versicherung nicht in Anspruch nimmst. Aber dann kann man eben das Solidarsystem in die Tonne werfen, da alte kranke Leute massiv darunter leiden.
Übrigens müsste man auch deine tollen 3 Krankenhäuser von früher bezahlen inklusive der leer stehenden Betten samt Personal, das man dafür vorhalten muss. Die Reduktion der Krankenhausbetten bzw. Krankenhäuser mit zunehmender Konzentrierung von gewissen Angeboten auf weniger Standorte führt ja dazu, dass man weniger Geld sinnlos ausgibt. Und Medizin heute ist nun einmal wesentlich teurer als früher, da wir mehr machen, mehr Medikamente und Apparate einsetzen als früher und auch in hohem Alter noch versucht wird eine Maximalversorgung anzubieten.
So toll da gewisse Dinge in der DDR gewesen sein mögen, ich hätte ungerne, dass da jemand auf meiner Hüft- oder Knieprothese mit einem schon 10 mal ausgewaschenen Tupfer hantiert. Sicher gab es auch einige wenige Vorzeigekliniken und viele Ärzte und Krankenschwestern und -pfleger die mit sehr viel Herzblut und Engagement dabei waren, aber viele Ärzte/-innen und Pflegende, die schon älter sind erzählen unisono von absoluter Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten.
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