Einführung von Notaufnahme Gebühr für euch sinnvoll?

vom 07.10.2016, 11:17 Uhr

Tja, ich bin eben so schlau, dass ich nur für einen meiner Jobs Krankenkassenbeiträge zahle und alle anderen Einnahmen sind frei von Sozialabgaben.

Ich kann aus der Ferne nicht beurteilen, ob das wirklich so ist. Ich hoffe nur für dich, dass du das mit der Krankenkasse abgeklärt hast. Selbst wenn das alles so in Ordnung ist, nutzt du an dieser Stelle eine Schwachstelle unseres Sozialstaates aus. Du entziehst dich auf jeden Fall deiner Verantwortung.

Als ob du wüsstest, wie oft jemand zum Arzt geht.

Gut, das mit dem Nettozahler war vielleicht ungünstig formuliert. Auf jeden Fall bezahlst du weit unterdurchschnittlich.

Du hast hier schon eine ganze Menge Fälle genannt und scheinbar nutzt du auch häufiger die Notaufnahme, wenn eine Gebühr dir an dieser Stelle so nahe geht, dass du es als Strafe bezeichnest. Von daher lag es für mich nahe anzunehmen, dass du durchaus zumindest durchschnittliche Kosten in unserem Gesundheitssystem verursachst.

Wenn ich absichtlich jemandem 20 Euro abnehme, weil der etwas gemacht hat, was ich nicht will, dann ist das doch eine Strafe oder etwa nicht?

Nein, es ist eine Gebühr dafür, dass man einen Service in Anspruch nimmt, obwohl die Versicherungsleistung das in der Form nicht vorgesehen ist. Bisher wird das quasi ungewollt auf Kulanz mit bezahlt. Dieses Schlupfloch will man eben stopfen.

Ich fände Folgendes gut: Man kann nichts dafür, also wäre es irgendwie unfair, wenn man das nacharbeiten müsste oder dann länger machen muss oder Gehaltsabzug bekommt.

Das ist aber eine unglaublich egoistische Sichtweise. Das Gehalt ist nicht einfach da, das muss auch irgendwie verdient werden. Dafür ist der Arbeitgeber in aller Regle auf eine gewisse Arbeitsleistung angewiesen.

Das, was man da verpasst hat in den zwei Stunden, kann man bestimmt innerhalb einer Woche nacharbeiten, wenn man etwas zügiger arbeitet, auch ohne dass man länger bleiben muss.

In diesem Fall ist man aber von vornherein überbezahlt, wenn man noch so viel Luft in seiner Arbeitsleistung hat, dass man einige Stunden Arbeit in kürzester Zeit einfach so aufholen kann.

Das hängt natürlich vom Job ab, aber bei einem einmaligen Vorfall sollte der Arbeitgeber schon mal kulant sein.

Wieso sollte er das? Ich sehe da keinen Grund für den Arbeitgeber, Kulanz zu zeigen, ganz besonders wenn es sich um einen Arbeitnehmer handelt, der sowieso nicht 100% seiner Arbeitsleistung zur Verfügung stellt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 09.10.2016, 00:26, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich kann aus der Ferne nicht beurteilen, ob das wirklich so ist. Ich hoffe nur für dich, dass du das mit der Krankenkasse abgeklärt hast. Selbst wenn das alles so in Ordnung ist, nutzt du an dieser Stelle eine Schwachstelle unseres Sozialstaates aus. Du entziehst dich auf jeden Fall deiner Verantwortung.

Ich mache nichts Illegales, aber auf Minijobs und selbstständige Tätigkeiten sowie Mieteinnahmen muss man eben keine Sozialbeiträge zahlen. Und das mache ich auch nicht, warum auch. Soll ich da jetzt ein schlechtes Gewissen haben, dass ich den Krankenkassen nicht noch mehr Geld in den Rachen werfe, was sie für ihre überbezahlten Vorstände verplämpern können, anstatt das mal für die Patienten auszugeben?

Du hast hier schon eine ganze Menge Fälle genannt und scheinbar nutzt du auch häufiger die Notaufnahme, wenn eine Gebühr dir an dieser Stelle so nahe geht, dass du es als Strafe bezeichnest. Von daher lag es für mich nahe anzunehmen, dass du durchaus zumindest durchschnittliche Kosten in unserem Gesundheitssystem verursachst.

Ich war ein einziges Mal in der Notaufnahme, weil ich eine Borste von der Zahnbürste verschluckt hatte. Ich bin ansonsten so gut wie nie beim Arzt, abgesehen vom Zahnarztbesuch wegen dem Bonusheft. Wenn es das Bonusheft nicht gäbe, würde ich auch nur dorthin gehen, wenn ich was habe. Du kannst einem doch nicht unterstellen, dass man ständig in der Notaufnahme hängt, nur weil man Gebühren dafür ablehnt. Mache doch nicht immer solche Unterstellungen. Erst unterstellst du mir, ich würde den Sozialstaat betrügen, nun dass ich ständig krank wäre.

In diesem Fall ist man aber von vornerein überbezahlt, wenn man noch so viel Luft in seiner Arbeitsleistung hat, dass man einige Stunden Arbeit in kürzester Zeit einfach so aufholen kann.

Ja und? Sollen wir alle schuften, bis wir tot umfallen? Was hast du denn für ein merkwürdiges Verständis vom Arbeiten? Ich erfülle meine Aufgaben und bekomme Geld dafür. Alle sind zufrieden. Man muss nicht jede Minute, die man auf Arbeit hockt, bis zum Kollaps schuften. Das kannst du gerne machen, viel Spaß damit.

Wieso sollte er das? Ich sehe da keinen Grund für den Arbeitgeber, Kulanz zu zeigen, ganz besonders wenn es sich um einen Arbeitnehmer handelt, der sowieso nicht 100% seiner Arbeitsleistung zur Verfügung stellt.

Oh wie schrecklich, der böse Arbeitnehmer, man sollte ihn auspeitschen und steinigen, damit er sich ganz doll schämt, weil er so faul ist. Bist du schonmal auf die Idee gekommen, dass es auch reichen kann, wenn man nur auf einem entspannten Niveau arbeitet? Dass das reichen kann? Dass das auch gesünder ist? Dass der Arbeitgeber dennoch damit zufrieden ist?

Ich werde ständig gelobt auf Arbeit, so schlecht kann ich also nicht sein. Wer so ein Idealbild hat, dass jeder ständig 100% geben müsste, der macht sich damit nur krank und landet irgendwann mit einem Burnout in der Psychiatrie. Da würden dir die dann auch erklären, wie ungesund es ist, ständig 100% zu geben. Aber vielleicht lernst du das irgendwann noch von alleine, bevor du in der Klapse endest.

Ich habe ein gesundes Verhältnis zur Arbeit. Ich erfülle meine Aufgaben, alle sind zufrieden, das reicht. Ich muss kein stets überkorrekter Stock-im-Hintern-Träger sein, der sich über jeden echauffiert, der nicht permanent unter Hochspannung steht und der anderen unterstellt, sie würden irgendwas ganz Schlimmes tun, nur weil sie keine unnötigen Beiträge zahlen wollen. Entschuldige, dass manche Menschen noch andere Dinge im Leben kennen als nur zu arbeiten und irgendwem Geld in den Rachen zu schieben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ehrlich gesagt befürworte ich eine Gebühr für die Notaufnahme absolut, ich gehe sogar soweit und sage 20 Euro sind bei weitem noch zu wenig, ich fände einen Betrag von 50 oder 100 Euro deutlich angemessener, denn erst das wäre wirklich abschreckend für viele Menschen. Schließlich handelt es sich bei einer Notaufnahme nicht um eine ergänzende Abdeckung der allgemeinen medizinischen Versorgung sondern darum, das wirkliche Notfälle, wo es unter anderem um Leben und Tod geht so schnell wie möglich behandelt werden können und nicht weil jemand meint mit einem Schnupfen oder anderen Dingen, die bereits seit Tagen ausgehalten werden konnten dann dort hinzugehen, dafür sind die normalen Ärzte oder im Zweifel noch die Notfallpraxen zuständig, aber nicht die Notaufnahme.

Nur aus Bequemlichkeit dann die Notaufnahme aufzusuchen ist eine Bequemlichkeit der Gesellschaft, die ich absolut nicht nachvollziehen kann und als hoffnungslos egoistisch betrachte. Nur damit ich es bequem habe müssen Resourcen ausgeschöpft werden, die an anderer Seite wesentlich dringender gebraucht werden. Nur damit ich es bequem habe müssen andere etwas ändern.

Nein nicht immer sind es andere die etwas ändern müssen, jeder einzelne hat sich in einem Sozialstaat an die Gegebenheiten zu halten. Dazu gehört eben, das man sich auf der Arbeit auch mal hinsetzt und Ärzte abtelefoniert damit man dort hingehen kann, dazu gehört auch, das man Arzttermine außerhalb der Arbeitszeit legt und wenn dies nicht möglich ist, die Arbeitszeit nachholt (zumindest bei planbaren Arztbesuchen und nicht bei akuten).

Dazu gehört auch das man versucht einen Arzt zu finden, der ggf. Sprechstunden zu späteren Zeiten anbietet, auch wenn man dafür vielleicht mal 10 oder 20 km fahren muss, es gehört aber auch dazu, das man nicht mit jedem Kinkerlitzchen zum Arzt rennt, ein Schnupfen ist nicht lebensbedrohlich, genauso wenig wie ein abgebrochener Fingernagel. Eine Solidargemeinschaft beruht eben auf dem Prinzip das man etwas nicht ausnutzt und dazu gehört eben auch, das man dann vielleicht mal auf der anderen Seite eine kleine Unannehmlichkeit in Kauf nimmt wie zum Beispiel die Arbeit an einem anderen Tag nachzuholen. Nur weil man ein paar Euro Krankenkassenbeiträge zahlt heißt das ganz gewiss nicht, das man deshalb nur die Hand aufhalten kann.

Ich selber wohne in einer 20.000 Einwohnerstadt, arbeite 50 km von meinem Wohnort entfernt und habe alle meine Ärzte in der Nähe von meinem Wohnort und ich hatte noch nie ein Problem zum Arzt zu kommen. Einige Ärzte bieten mittlerweile 1 oder 2 mal in der Woche verlängerte Sprechzeiten an und gerade diese längeren Sprechzeiten werden nach und nach immer mehr. Andere Ärzte bieten die letzten Termine um 17:00 Uhr an, na und, dann mache ich eben früher Feierabend und hole meine Arbeit an einem anderen Tag nach, auf Grund der Fahrtzeit muss ich dann um 16:00 Uhr die Arbeit verlassen, da ich immer mit Stau rechnen muss.

Als ich dringend zum Hautarzt musste, habe ich mich den einen Tag ans Telefon gesetzt und durch telefoniert wo ich hingehen kann und saß am nächsten Morgen um 07:30 da, um eine der ersten zu sein die ohne Termin dran kommen können und war dann um kurz vor 12 Uhr auf der Arbeit. Ich konnte mir auch weitaus besseres vorstellen, als solange beim Arzt zu sitzen und die Arbeit nachzuholen. Aber ich glaube kaum, das ich schneller in der Notaufnahme dran gekommen wäre, mal abgesehen davon, das ich mich geschämt hätte damit dort hinzugehen.

Ich war in meinem Leben durchaus schon mal in der Notaufnahme unter anderem als ich mir den Arm gebrochen hatte oder mit einer Platzwunde am Kopf, das ist aber mittlerweile Jahre her und ich bin froh das ich seitdem selber nicht nochmal dahin musste.

Unser System kann eben nur dann funktionieren, wenn jeder auch bereit ist ein wenig etwas dafür zu tun und damit ist nicht das bezahlen der monatlichen Beiträge gemeint, sondern sich daran zu halten das man das System nicht ausnutzt und da das alles nicht mehr funktioniert, müssen eben andere Maßnahmen ergriffen werden. Leider verstehen viele Menschen erst wirklich um was es geht, wenn man an ihr Geld geht. Aber was ist jedem lieber, das ggf. ein Krankenhaus geschlossen werden muss, weil es sich nicht mehr finanzieren kann, denn wir Sorae schon sagte, die Notaufnahme erwirtschaftet kein Geld oder das man versucht das vorher noch abzuwenden und die Menschen über den Geldbeutel zur Vernunft zu bewegen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als ich dringend zum Hautarzt mußte, habe ich mich den einen Tag ans Telefon gesetzt und durch telefoniert wo ich hingehen kann und saß am nächsten Morgen um 07:30 da, um eine der ersten zu sein die ohne Termin dran kommen können und war dann um kurz vor 12 Uhr auf der Arbeit. Ich konnte mir auch weitaus besseres vorstellen, als solange beim Arzt zu sitzen und die Arbeit nachzuholen. Aber ich glaube kaum, das ich schneller in der Notaufnahme dran gekommen wäre, mal abgesehen davon, das ich mich geschämt hätte damit dort hinzugehen.

Als ich in der Notaufnahme war, waren da nur wenige Leute und ich kam sofort dran. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich irgendwelchen gerade am Abnippen begriffenen Personen den Arzt wegnehme. Und als ich mal jemanden in die Notaufnahme gebracht habe, da war die leer. Wir mussten aber dennoch lange warten, weil eine neue Schwester an der Anmeldung saß, die Probleme mit dem PC hatte.

Es ist also nicht so, dass jemand, der in die Notaufnahme geht, nun anderen was wegnehmen würde oder in jedem Fall die Ärzte blockiert. Das hängt auch immer davon ab, wie viel in der Notaufnahme los ist. Offenbar haben die nicht immer viel zu tun.

Deine Schilderung folgt einem Muster, was man öfters mal liest oder hört. Das geht in die Richtung von „Ich habe diese unglaublichen Anstrengungen auf mich genommen, weil ich so tapfer bin und dann sollen alle anderen, die nicht auch all das auf sich nehmen, sich ganz doll schämen“. Schön, wenn du die Zeit beim Arzt nachgearbeitet hast. Es ist dein Leben. Wenn du das so machen willst, dann kannst du das gerne tun. Aber ich hätte keine Lust dazu. Und nur weil du es so organisiert hast, kannst du nicht von anderen fordern, dass sie es auch so zu machen haben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Zitronengras hat geschrieben:Es ist also nicht so, dass jemand, der in die Notaufnahme geht, nun anderen was wegnehmen würde oder in jedem Fall die Ärzte blockiert. Das hängt auch immer davon ab, wie viel in der Notaufnahme los ist. Offenbar haben die nicht immer viel zu tun.

Doch das tut er! Es mag sein, dass man nicht in jedem Fall einen Arzt blockiert, man verursacht aber in jedem Fall Kosten, egal wie viel gerade los ist.

Hier herrscht ein völlig falsches Verständnis von Notfallversorgung. Eine Notaufnahme ist keine normalere Arztpraxis, die reguläre Öffnungszeiten hat und danach ist Feierabend und alle gehen nach Hause und wenn man ein Problem vor Ort hat und nicht lösen kann schickt man den Patienten irgendwann zu einem Spezialisten.

Nein eben nicht. Eine Notaufnahme hält alle wichtigen Ressourcen für die Notfallversorgung parat, egal ob sie gerade aktuell gebraucht werden oder nicht Und große Kliniken halten dafür auch gerne mal 24 Stunden am Tag 10-20 Fachärzte bereit inklusive Röntgen, CTs, MRTs und Schockräume. Diese Einrichtungen und Ärzte, sowie Pflegepersonal sind eben nicht dafür da Tagesgeschäft zu erledigen, sondern jederzeit eine adäquate Notfallversorgung sicherzustellen. Das heißt durchaus auch, dass davon mal das ein oder andere Gerät gerade nicht genutzt wird oder der ein oder andere Arzt mal eine Pause hat. Aber es ist eben alles da, damit es im Notfall schnell gehen kann. Und das kostet immense Vorhaltekosten, die eben in unserem Gesundheitssystem überhaupt nicht abgedeckt werden.

Man brauch sich nur mal den Arzt anschauen, der da Dienst leistet. Im Großteil der Kliniken passiert das noch im regulären Bereitschaftsdienst. Ein Arzt hockt da also oftmals noch 24 Stunden am Stück in der Notaufnahme und das meistens zusätzlich zu seiner regulären Arbeitszeit, sodass 60-70 Stundenwochen resultieren. Dazu ist das Dienstsystem eben großteils noch als Bereitschaftsdienst angelegt. Das heißt es wird arbeitsrechtlich angenommen, dass ein Arzt mindestens die Hälfte seines Dienstes freie Zeit hat und sich im Dienstzimmer in der Klinik ausruhen kann, weil ansonsten diese 24 stündige Bereitschaft arbeitsrechtlich nicht erlaubt wäre. Die Realität bildet das aber nur in wenigen Klinik ab. Und auf den Stundenlohn gerechnet hockt der Arzt dann für 25-35 Euro pro Stunde brutto die ganze Nacht da und schläft dafür, wenn er dazu kommt, noch 4-8 mal im Monat in der Klinik.

So etwas lässt außerhalb des medizinischen Bereiches kaum jemand mit sich machen. Man stelle sich mal vor, man sperrt sich am Wochenende zu Hause aus und muss den Schlüsseldienst bestellen. Da sind für 10 Minuten Türöffnung mal schnell 200 Euro weg ohne das man an einen Abzocker gelangt ist.

Damit wollte ich jetzt mal zeigen, wie wenig die 20 Euro doch tatsächlich ausmachen und frage mich da ernsthaft, ohne jetzt die Idee selber zu werten, ob es einem da nicht 20 Euro wert sein sollte, wenn man die mal in seine Gesundheit investiert.

Wer wirklich krank ist, der zahlt auch 20 Euro dafür, zügig beim Facharzt behandelt zu werden. Das war auch schon bei der alten Praxisgebühr so. Schon damals kamen nicht nur Reiche in die Notaufnahme, sondern eben auch genauso Leute, die eigentlich keine 10 Euro hatten.

Ich glaube aber vielmehr, dass man mit 20 Euro die Notfallbehandlung genauso wenig wird leiten können, wie es damals mit der Praxisgebühr war. Die Notaufnahmen wurden ja mit Einführung nicht leerer. Dafür ist die Summe zu gering und das wird auch bei 20 Euro so sein. 20 Euro kriegt man sich schon irgendwie abgespart, wenn man dadurch weniger Wartezeit in Kauf nehmen muss.

Der gemeine Deutsche schaut da leider zu wenig auf das ganze System und macht lieber eine Nutzen-Aufwand-Rechnung und schaut, wie viel Euro ist kürzere Wartezeit wert. Gerade vor dem Hintergrund, dass nur die wenigsten Patienten tatsächlich wissen, was ihre Behandlung kostet, kann man da aber auch nicht mehr erwarten. Das ist ein Problem der Krankenkassen und auch der Krankenhäuser, die da viel offener zeigen müssten, was ihre Leistungen wirklich kosten, damit man transparent sehen könnte, was man für seine Leistungen oder Beiträge erwarten kann.

Eben auch gerade für solche Fälle wie "ich geh nur einmal im Jahr zum Arzt" wäre das gut. Da meine gesamte Familie privat versichert ist, kriegen wir jedes mal eine Rechnung, wo man sehen kann, wie teuer so ein Arztbesuch eigentlich ist. Mein Zwerg musste im Sommer zum Kinderkardiologen. Er bekam von der Schwester ein EKG, Blutdruck gemessen und Gewicht und Größe bestimmt. Alles Sachen, die eigentlich nicht aufwändig sind und vom Hilfspersonal erledigt werden, dazu kamen dann vielleicht 10 Minuten Arztuntersuchung mit Echo seines Herzens und ein paar Minuten Befunderstellung. Summasummarum circa 330 Euro, von denen der Kassenpatient nie erfahren hätte, für einmal routinemäßig drüber schauen. Zumal mein Kind dafür sogar Kassenbeiträge zahlen muss und nicht kostenlos versichert ist, wie bei Kassenpatienten.

Ich will damit eigentlich sagen, dass gute Medizin nun mal einfach Geld kostet, sowohl apparativ als auch die Ausbildung unserer Ärzte und des Hilfspersonals. Und ich finde es eigentlich schon irgendwie beschämend, dass man jedem Handwerker oder Automechaniker seine teilweise horrenden Rechnungen anstandslos bezahlt und Gesundheit für viele so wenig wert ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Das heißt es wird arbeitsrechtlich angenommen, dass ein Arzt mindestens die Hälfte seines Dienstes freie Zeit hat und sich im Dienstzimmer in der Klinik ausruhen kann, weil ansonsten diese 24 stündige Bereitschaft arbeitsrechtlich nicht erlaubt wäre. Die Realität bildet das aber nur in wenigen Klinik ab. Und auf den Stundenlohn gerechnet hockt der Arzt dann für 25-35 Euro pro Stunde brutto die ganze Nacht da und schläft dafür, wenn er dazu kommt, noch 4-8 mal im Monat in der Klinik.

Ja das ist halt sein Beruf, da habe ich jetzt kein Mitleid. Wenn ich für irgendwo anders Schlafen 35 Euro in der Stunde bekäme, würde ich das gerne machen. Da würde ich das jede Nacht machen. Wenn es dem Arzt nicht gefällt, hätte er halt einen anderen Job machen müssen. Dafür kann er dann am Ende des Monats auf ein stattliches Gehalt schauen, da müssen wir jetzt keine Mitleids-Jammertüte für die Ärzte aufmachen.

Nein eben nicht. Eine Notaufnahme hält alle wichtigen Ressourcen für die Notfallversorgung parat, egal ob sie gerade aktuell gebraucht werden oder nicht Und große Kliniken halten dafür auch gerne mal 24 Stunden am Tag 10-20 Fachärzte bereit inklusive Röntgen, CTs, MRTs und Schockräume.

Die Notaufnahme, in der ich war, sah nicht nach hochmodern und all-inklusive aus. Da wurde man kurz angeschaut und dann auf die betreffende Station des Krankenhauses geschickt. Mich hatte beispielsweise gar kein Arzt in der Notaufnahme angesehen, sondern die Schwester an der Rezeption hat bei der HNO-Abteilung angerufen und mich hoch geschickt. Hatte nicht das Gefühl, dass ich da etwas blockiere.

Und außerdem konnte die HNO-Abteilung ja auch das abrechnen, was sie mit mir gemacht hat. Die werden da schon dran verdient haben. Ich glaube für eine Untersuchung mit Endoskop bekommen die 30 Euro, das haben die zweimal gemacht, also 60 Euro und dann noch Gespräch, dafür bekommen die bestimmt auch nochmal 20 Euro - also hat das Krankenhaus mit mir 80 Euro Umsatz gemacht für 15 Minuten Anwesenheit.

Alles Sachen, die eigentlich nicht aufwändig sind und vom Hilfspersonal erledigt werden, dazu kamen dann vielleicht 10 Minuten Arztuntersuchung mit Echo seines Herzens und ein paar Minuten Befunderstellung. Summasummarum circa 330 Euro, von denen der Kassenpatient nie erfahren hätte, für einmal routinemäßig drüber schauen. Zumal mein Kind dafür sogar Kassenbeiträge zahlen muss und nicht kostenlos versichert ist, wie bei Kassenpatienten.

Die 330 Euro veranschlagt die Praxis dafür. Das ist das, was die einnehmen, nicht das, was denen die Untersuchung gekostet hat. Das ist deren Umsatz. Da kann man auch fragen, ob das so teuer sein muss.

Ich will damit eigentlich sagen, dass gute Medizin nun mal einfach Geld kostet, sowohl apparativ als auch die Ausbildung unserer Ärzte und des Hilfspersonals. Und ich finde es eigentlich schon irgendwie beschämend, dass man jedem Handwerker oder Automechaniker seine teilweise horrenden Rechnungen anstandslos bezahlt und Gesundheit für viele so wenig wert ist.

Das kannst du auch nicht miteinander in einen Topf werfen, weil das zwei verschiedene Dinge sind. Es gibt ja schließlich keine Krankenversicherung für Autos, die du monatlich bezahlen musst und die dich 16% vom Lohn kostet. Du musst das Auto haftpflichtversichern, aber das ist wesentlich günstiger als eine Krankenversicherung. Daher verlange ich auch von einer Krankenversicherung, die mir jeden Monat 16% meines Gehalts klaut, mehr Leistungen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 09.10.2016, 17:11, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Nein es ist dein Glück, dass die Ärzte das machen. Sie könnten auch einfach alle ihre freiwilligen Opt-Out-Regelungen kündigen, 40 Stunden die Woche arbeiten und wir machen am Wochenende die Notaufnahmen zu. Dann kannst du halt das nächste Mal mit deinem Notfall vom Freitag Abend bis Montags warten bis wieder offen ist. Für gut ausgebildete Akademiker sind 35 Euro brutto wohl gemerkt, sicherlich kein fürstliches Gehalt. Man sollte hier schon entsprechende Vergleichsgruppen heranziehen.

Auch das stattliche Gehalt vieler Medizinen kommt bei vielen ganz einfach durch 80-100 Überstunden im Monat zusammen und ganz ehrlich, wenn ich beinahe doppelt soviel arbeite wie ein anderer, dann möchte ich auch das Doppelte verdienen. Ich finde das jetzt weder stattlich, noch finde ich es das Jammern.

Nein eben nicht. Eine Notaufnahme hält alle wichtigen Ressourcen für die Notfallversorgung parat, egal ob sie gerade aktuell gebraucht werden oder nicht Und große Kliniken halten dafür auch gerne mal 24 Stunden am Tag 10-20 Fachärzte bereit inklusive Röntgen, CTs, MRTs und Schockräume.

Die Notaufnahme, in der ich war, sah nicht nach hochmodern und all-inklusive aus. Da wurde man kurz angeschaut und dann auf die betreffende Station des Krankenhauses geschickt. Mich hatte beispielsweise gar kein Arzt in der Notaufnahme angesehen, sondern die Schwester an der Rezeption hat bei der HNO-Abteilung angerufen und mich hoch geschickt. Hatte nicht das Gefühl, dass ich da etwas blockiere.

Ach so und der Arzt in der HNO-Abteilung hat dich nicht gesehen? Der müsste ja klassischerweise gar nicht da sein, wenn es nicht Notfälle zu versorgen gebe. Und natürlich machen das viele Krankenhäuser so, dass sie nicht zwingend alles was sie auch im Alltag benötigen, auch noch extra in der Notaufnahme vorhalten. Das ändert aber nichts daran, dass auch diese Geräte im Dienstgeschehen für die Notfallversorgung vorgehalten werden und benutzt werden. Dementsprechend auch eher kaputt gehen oder mehr gewartet werden müssen. Zudem weißt du ja auch gar nicht, ob der Arzt der HNO-Abteilung sich nicht auch hätte zeitgleich noch um die stationären Patienten kümmern müssen.

Und außerdem konnte die HNO-Abteilung ja auch das abrechnen, was sie mit mir gemacht hat. Die werden da schon dran verdient haben. Ich glaube für eine Untersuchung mit Endoskop bekommen die 30 Euro, das haben die zweimal gemacht, also 60 Euro und dann noch Gespräch, dafür bekommen die bestimmt auch nochmal 20 Euro - also hat das Krankenhaus mit mir 80 Euro Umsatz gemacht für 15 Minuten Anwesenheit.

Nein kann sie eben nicht. Sofern du keinen Einweisungsschein für das Krankenhaus hast, wirst du ganz normal als Notfallpatient abgerechnet. Das heißt im Klartext, dass Krankenhaus bekommt für dich eine Notfallpauschale zwischen 30 und 40 Euro, egal wie viel mit dir angestellt wurde. Einzelne Leistung können Krankenhäuser in der ambulanten Versorgung nur bei Privatpatienten und Selbstzahlern abrechnen. Also gerade mal die Hälfte von dem, was du glaubst bezahlt zu haben.

Geht man jetzt davon aus, dass der Krankenhausarzt dank Bereitschaftsdienst ja die Hälfte seiner Zeit nicht arbeiten darf, muss man statt 15 Minuten korrekterweise eine halbe Arbeitsstunde annehmen. Er allein kostet also dem Krankenhaus schon je nach Ausbildungsstand ca. 15 bis 20 Euro und frisst die Hälfte der Pauschale auf.

Dann ist aber noch keine Schwester bezahlt und auch möglicher Verschleiß und Reinigung von Geräten und Verbrauchsmaterialien wie Handschuhe, Verbände, Holzspartel, Tupfer oder sonstwas nicht berücksichtigt. Von Unterhaltskosten wie Strom usw. ganz zu schweigen. Gewinn wird das Krankenhaus mit der also nicht gemacht haben, mit Mühe und Not vielleicht gerade kostendeckend gearbeitet haben.

Die 330 Euro veranschlagt die Praxis dafür. Das ist das, was die einnehmen, nicht das, was denen die Untersuchung gekostet hat. Das ist deren Umsatz. Da kann man auch fragen, ob das so teuer sein muss.

Naja, man muss halt die Schwestern, den Arzt, die Praxis und alle Geräte bezahlen. Ein gutes Ultraschallgerät kostet mindestens eine fünfstellige Summe, wer es richtig gut haben will, kann dafür auch sechsstellige Summen ausgeben. Das Geld muss dann ja wieder reingeholt werden.
Natürlich ist das eine reine Umsatzrechnung, aber Umsatz muss ja nun einmal erwirtschaftet werden um irgendwo Gewinn zu generieren. Es kommt ja nun einmal kaum ein Arzt auf die Welt und kann sich Studium und Facharztweiterbildung sparen und hat sofort kostenlos eine top-ausgestattete Praxis.

Warum zahlst du denn 16% vom Lohn? Das ist ja eine Milchmädchenrechnung. Den Arbeitgeberanteil muss man ja nicht zahlen, den gibt es doch obendrauf auf deinen Lohn. Wenn man sich nicht krankenversichert kriegt man den Arbeitgeberanteil doch nicht oben drauf.
Ich verstehe gar nicht worüber du dich aufregst. Wenn du dir deine Hüfte brichst und operiert wirst, dann kostet das je nach Versorgung 4.500 bis 10.000 Euro und du brauchst nur ein paar Euro Krankentagegeld bezahlen oder ein Bruch des Handgelenks der mal eben bei Operation gut 3.000 Euro kostet. Das bekommst du nahezu umsonst dank deiner Krankenversicherung, nur um mal zwei Beispiele zu nennen.

Ich finde da das Preisleistungsverhältnis schon nicht schlecht. Genauso wie man eben bisher flächendeckend eine 24-stündige Notfallversorgung ohne Zusatzkosten bekommt. Wie gesagt, schau dir mal an was Handwerker am Wochenende für Aufschläge verlangen und was man als Patient im Gesundheitswesen für Aufschläge zahlt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es ist doch nichts Neues, dass immer mehr Leute wegen totalen Nichtigkeiten, für die eigentlich der Hausarzt zuständig wäre, die Notaufnahme blockieren. Das höre ich immer wieder von Leuten, die in dem Bereich arbeiten und man ließt ja auch immer wieder Berichte über dieses Problem. Es mag ja Gründe für dieses Verhalten geben, einige kann ich sogar gut nachvollziehen, aber eine Notaufnahme ist eben für Notfälle da.

Bei uns wird das aber inzwischen so geregelt, dass die Patienten bei der Anmeldung direkt vorsortiert werden und das scheint auch ganz gut zu funktionieren. Wenn man mit einem grippalen Infekt mal einen halben Tag im Wartezimmer saß weil akutere Fälle rein kamen, die dann selbstverständlich vorgezogen wurden, ist das glaube ich wesentlich abschreckender als wenn man zwanzig Euro bezahlen musste.

Anscheinend gibt es sogar Leute, die sich plötzlich gar nicht mehr so schrecklich krank fühlen wenn sie ein grünes Bändchen bekommen sollen und auf den entsprechenden Wartebereich hingewiesen werden. :lol:

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für gut ausgebildete Akademiker sind 35 Euro brutto wohl gemerkt, sicherlich kein fürstliches Gehalt. Man sollte hier schon entsprechende Vergleichsgruppen heranziehen.

Also ich weiß nicht, was du für „gut ausgebildete Akademiker“ kennst, aber ich würde mich auch als gut ausgebildeten Akademiker bezeichnen und ich bekomme als Angestellte keine 35 Euro in der Stunde und ich kenne auch keinen Akademiker, der so viel verdient. Das bekommen weder die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni noch Informatiker noch alle andere Akademiker, mit denen ich mich jemals über das Thema Gehalt unterhalten habe.

Ich finde das schon recht viel, vor allem wenn man bedenkt, dass das teilweise Bereitschaftszeit ist, in der sie auch schlafen können. Ich werde zumindest offiziell fürs Schlafen nicht bezahlt, wenn man mal von heimlichen Nickerchen in der Pause absieht. Und wenn dann noch einer jammert, dass er ja so viel zu tun hat, dann fehlt mir echt jegliches Verständnis. Dafür verdienen Ärzte gut und müssen sich keine Sorgen um ihre Jobs machen. Da sollen sie mal zufrieden sein.

Achso und der Arzt in der HNO-Abteilung hat dich nicht gesehen?

Das war der ganz normale HNO-Arzt der Abteilung, der war eben, weil es seine Arbeitszeit umfasst, um 14 Uhr auf Station. Natürlich müsste der klassischerweise um 14 Uhr da sein, das wird ja seine Regelarbeitszeit sein. Der Arzt hat außerdem mit mir noch ein Schwätzchen über Sitzbezüge im Auto gehalten und mir erzählt, was er sich neulich so alles online bestellt hat, da habe ich nicht den Eindruck gehabt, dass er dringende andere Patienten gehabt hätte. Du kannst aber gerne weiter an das Märchen vom ständig vielbeschäftigten Arzt glauben, wenn du möchtest.

Warum zahlst du denn 16% vom Lohn? Das ist ja eine Milchmädchenrechnung. Den Arbeitgeberanteil muss man ja nicht zahlen, den gibt es doch obendrauf auf deinen Lohn. Wenn man sich nicht krankenversichert kriegt man den Arbeitgeberanteil doch nicht oben drauf.

Ich habe es jetzt auf so einer Nettolohn-Kalkulator-Seite mal ganz genau ausgerechnet. Ich zahle nicht, wie ich geschätzt hatte, monatlich nur 200 Euro Krankenkassenbeitrag, sondern es sind sage und schreibe 380 Euro! Das ist mehr als meine Miete und das was ich monatlich für Lebensmittel ausgebe zusammen. Die 4000 Euro für die Hüft-OP hätte ich also nach einem Jahr wieder ausgeglichen.

Nur dass ich bisher noch keine Hüft-OP hatte, sondern nur einmal im Jahr zum Zahnarzt gehe. Ich habe mir noch nie etwas gebrochen. Die Krankenkasse macht mit mir also ein fettes Plus. Was machen die mit dem Geld, wofür wird denn das verpulvert? Das ist ein sehr sehr schlechtes Preis-Leistungsverhältnis für alle, die nicht ständig irgendwas haben.

Wie gesagt, schau dir mal an was Handwerker am Wochenende für Aufschläge verlangen und was man als Patient im Gesundheitswesen für Aufschläge zahlt.

Der Unterschied ist aber, dass ich nicht jeden Monat fast 400 Euro in eine Handwerkerversicherung einzahle. Wenn das so wäre, könnte man es vergleichen, aber so ist es ja nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 09.10.2016, 22:43, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Zitronengras, erst möchtest du, dass der Sozialstaat es richtet und dann meckerst du, dass es sich für dich nicht rechnet. Das ist Pech, aber so funktioniert eine soziale Absicherung über die Gemeinschaft eben. Jeder zahlt nach seiner Belastbarkeit so viel, dass es für alle reicht. Ob er selbst weniger verbraucht oder nicht, das zählt nicht. Dafür erhalten dann aber auch die Leistungen, die selbst nicht dafür aufkommen können.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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