Einfach ohne etwas zu sagen ein neues Leben anfangen?
Es gibt immer wieder Menschen, die von einen auf den anderen Tag verschwinden. Nicht allen ist etwas zugestoßen, die meisten Menschen werden auch schnell gefunden und es ist vielleicht einfach ein Fehler bei der Absprache gewesen. Es gibt aber auch Menschen, die alles hinter sich lassen, sich nicht mehr melden und einfach ein neues Leben anfangen. Könnt ihr euch das für euch selber vorstellen und habt ihr das schon mal erlebt?
Ich finde es wirklich krass, wenn Menschen keine Aussprache suchen, sondern einfach gehen und dann ein neues Leben beginnen. Meiner Meinung nach muss man dann auch sein Umfeld wirklich nicht mögen, denn man schafft damit Ängste, bei den Leuten, die einen umgeben haben und die wissen nie was wirklich los ist. Was denkt ihr darüber?
Ich weiß nicht, wie häufig so etwas in der Realität vorkommt, und die wenigen Fälle werden sicher von unseren Qualitätsmedien wie zum Beispiel RTL2 auch über Gebühr aufgebauscht. Im Fernsehen fangen ja die besten Geschichten damit an, dass jemand an einem schönen Aprilmorgen ohne Taschentuch lossaust, um eine Kompanie Zwerge zu begleiten, die das Familienerbe zurückholen wollen, ohne erst seine Höhle unterzuvermieten und sich bei der Gemeinde abzumelden. Aber auf diesem Planeten in einem Industrieland im 21. Jahrhundert?
Ich bezweifle zwar nicht, dass es möglich ist, sich sang- und klanglos davonzumachen. Unsere obdachlosen Mitmenschen können bestimmt oft ein Lied davon singen, wie sehr es ihrer "Familie" am Allerwertesten vorbeigegangen ist, dass sie der Reihe nach alles verloren haben und von der Bildfläche der respektablen Gesellschaft verschwunden sind. Manche Leute haben auch gar keine nahestehenden Angehörigen, und zwar nicht, weil die alle böse und gemein sind, sondern weil nicht alle Menschen einen Lebensentwurf pflegen wie die Fernsehfamilie Walton mit ihren sieben Kindern und dem Familienbetrieb.
Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass jemand "ohne etwas zu sagen" umzieht und einen neuen Job anfängt, einfach weil es kaum jemanden interessiert und/oder weil beispielsweise die Eltern bisher bei jeder Lebensentscheidung das Zetern, Motzen und Kritisieren angefangen haben. Nach gefühlt 40 Jahren "Warum gehst du nicht zu Onkel Werner in die Werkstatt, der gibt dir eine Festanstellung?" hätte ich volles Verständnis dafür, wenn sich Jürgen in die große Stadt aufmacht, dort das Lack-und-Leder-Dungeon eröffnet, von dem er seit Jahren träumt und den Rest der Bagage, die ihn immer nur schikaniert hat, erst einmal im Ungewissen über sein Schicksal lässt. Das wäre auch eine schöne Geschichte fürs Fernsehen.
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