Einfach beschließen, glücklich zu sein?
Ich habe vor kurzem ein Zitat gelesen, das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat:
Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein (Voltaire)
Ich persönlich glaube schon, dass man sehr vieles durch seine Gedanken beeinflussen kann. Allein durch positives Denken werden die Umstände mehr beeinflusst als durch negatives. Meine Freundin beispielsweise ist der festen Überzeugung, dass man nur dann zunimmt, wenn man Angst hat zuzunehmen oder dass man allein schon durch das Denken, dass man im Alter krank werden könnte durch Diabetes und Bluthochdruck seine Gesundheit zum negativen dahingehend beeinflussen kann.
Wenn man positiv denkt wenn man sich für eine Klausur vorbereitet, dann setzt man sich auch weniger unter Druck und riskiert keine Panikattacken und kann die Klausur auch ruhig und ausgeglichen schreiben.
Allerdings glaube ich nicht, dass das positiven Denken oder auch "beschließen" von positiven Gemütszuständen wirklich die Patentlösung für alles ist. So werden beispielsweise Depressive stark von den Stoffwechselvorgängen im Gehirn beeinflusst, sodass der Überschuss an bestimmten Hormonen dafür sorgt, dass diese gar nicht positiv denken können und dementsprechend fühlen sie sich unglücklich und sehen nicht immer einen Sinn im Leben. Ich glaube nicht, dass ein Depressiver allein dadurch geheilt ist, dass er einfach "beschließen" kann, jetzt glücklich zu sein und damit ist das Thema erledigt. Wenn es so einfach wäre, würde es ja auch keine Psychopharmaka und Antidepressiva geben und es gäbe auch keine Therapien für Erkrankte.
Es wird immer so dargestellt von Außenstehenden, die keine Ahnung von dieser Krankheit haben, dass man einfach positiv denken muss und das Problem ist gegessen. Aber das ist nicht so, daher finde ich dieses Zitat in dieser Hinsicht einfach unzutreffend.
Wie seht ihr das ganze? Kann man einfach "beschließen" glücklich zu sein und ist es dann auch? Trifft das in euren Augen auch für psychisch Kranke zu oder nur für Gesunde? Warum ist das so?
Ich bin auch der Meinung, dass Gedanken sehr viel beeinflussen können. Ist ja auch logisch: Wenn ich jetzt etwas negatives denke, verzieht sich mein Gesicht unbewusst auch in eine negative Mimik. Andere Menschen denken dann negativ über mich und ihre negativen Gedanken wiederum sorgen dafür, dass sich ihre Gesichter negativ verziehen, was bei mir dann so rüber kommt wie "Der/Die mag mich nicht."
Was Deine Freundin sagt, halte ich auch für wahr.Ich hatte nie Gewichtsprobleme. 1,75m und 60kg und ich konnte essen, was ich wollte, ich nahm nie zu. Dann habe ich begonnen, mich nur noch gesund zu ernähren und wollte bloß nie zunehmen und seitdem sind schwanken 5-10 kg mehr drauf als vorher.
Auch Krankheitssymptome kann man allein mit den Gedanken auslösen. Stell Dir doch einfach mal vor, Du beißt in eine Zitrone.Allein der Gedanke daran, wird den Speichelfluss vermehren, obwohl es keine physische Ursache dafür gibt. Die Ursache dafür liegt allein in der Psyche.
Ich bin mit den Jahren immer positiver und gelassener geworden. Mich kann kaum was stressen und wenn mal eine größere Aufgabe vor mir liegt, dann sage ich mir immer, dass das schon okay und gut ist und auch wieder vorbei geht. Einfach beschließen, glücklich zu sein, ist natürlich einfacher als gesagt. Gerade bei depressiv erkrankten und wirklich sehr pessimistisch denkenden Menschen dürfte das alles andere als leicht sein. Diese benötigen da natürlich professionelle Hilfe.
Ich habe mich mit dem Thema intensiv auseinander gesetzt, habe viele Bücher darüber gelesen, mir Seminare angeschaut und das Ganze auch Schritt für Schritt umgesetzt. Dass es tatsächlich hilft, habe ich natürlich erst gewusst, als ich die ersten positiven Resultate erhielt.
Der erste Schritt ist nun mal der schwierigste, weil man nicht weiß, ob es sich lohnt. Aber lieber einmal ausprobieren und merken, es klappt nicht als es nie zu versuchen und niemals zu erfahren, wie glücklich man wirklich hätte sein können.
Ich finde das Zitat durchaus sehr zutreffend. Wobei das natürlich nicht heißt, dass man einfach mal eben beschließt, jetzt alles positiv zu sehen und glücklich durch die Welt geht. Es ist harte Arbeit und bei einer Depression ganz sicher nicht ohne Hilfe mal eben umsetzbar.
Aber die Therapie einer Depression setzt doch genau da an. Der Stoffwechsel des Gehirns wird wieder in ein ausgeglichenes Maß gebracht. Und die medikamentöse Therapie ist dabei zwar ein Baustein, aber sie hilft ohne weitere Maßnahmen nur wenig und vor allem nicht dauerhaft auch nach dem Absetzen.
Glücklich sein kann man zu einem Teil erlernen. Das braucht seine Zeit und geht nur langsam und schrittweise. Aber man kann sich Glücksmomente aktiv schaffen und diese auch konservieren. Wenn man darauf zurückgreift, dann sind sofort andere Botenstoffe unterwegs als eben bei anderem Verhalten und Denken.
Kürzlich fragte jemand hier danach, warum manche Menschen Regenwetter toll finden. Das ist ein gutes Beispiel. Ich mag Regenwetter und das verhindert schlechte Stimmung bei Einheitsgrau draußen. Natürlich finde ich einen Regentag vor meinem Fenster an der Hauptstraße nicht schön. Aber ich sehe dieses deprimierende Grau und habe ganz andere Bilder im Kopf.
Regen ist für mich sattgrünes, ganz weiches Moos unter den Füßen, weiche Tannennadeln, wie poliert glänzende Blätter, funkelnde Tropfen in einem Spinnennetz, Nebel über den Feldern und auf einer Lichtung, beruhigendes Tröpfeln und eine ganz besondere Stille. Denn all das erlebe ich an Regentagen auf einem Ausritt oder bei einem Spaziergang mit meinen Hunden. Und beides mache ich gern, das vermiest mir Regen nicht.
Bei mir ist diese Denkweise einfach gewachsen. Aber man könnte diese Erfahrungen auch ganz bewusst machen und sich an grauen Tagen diese Bilder hevorrufen. Dann ist der Blick in den kalten und grauen Morgen gar nicht mehr so schlimm.
Und genau dieses System funktioniert bei ganz vielen Lebenssituationen. Man kann es trainieren und genau das tun zum Beispiel Depressive in Rahmen einer Therapie. Sie lernen wieder Angenehmes und Schönes zu sehen und später es auch aktiv zu suchen. Denn diese Fähigkeit geht einem im stressigen Alltag ganz schnell verloren, wenn der Ausgleich fehlt.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Wie oft mistet ihr Beautyprodukte aus? 2435mal aufgerufen · 14 Antworten · Autor: beere · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Gesundheit & Beauty
- Wie oft mistet ihr Beautyprodukte aus?
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden? 5941mal aufgerufen · 22 Antworten · Autor: Owlytic · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden?