Eine Spätabtreibung als Fehlgeburt ausgeben
In meinem Bekanntenkreis gab es vor einigen Jahren das Schicksal, dass ein junges Pärchen erfahren hat, dass ihr Kind schwerstbehindert auf die Welt kommen wird. Durch Fruchtwasseruntersuchungen wurde das dann auch bestätigt. Das Kind wäre sehr schwer behindert gewesen und deswegen entschied die Familie sich das Kind abzutreiben und das im 5. Monat. Dem Kind wurde durch die Bauchdecke eine Spritze gegeben und die Frau musste das Kind auf normalem Weg auf die Welt bringen. Es kam dadurch durch eine Totgeburt.
Die Frau hat aber überall herumerzählt, dass es eine Fehlgeburt gewesen ist. Nur die Leute, mit denen sie um diesen Termin engeren Kontakt hatte und sich ihr Schicksal von der Seele geredet hat, wie bei mir, wussten von der Spätabtreibung.
Könnt ihr verstehen, dass man das selbst erwählte Schicksal der Abtreibung als Fehlgeburt ausgibt, damit man Gerede aus dem Weg geht? Würdet ihr es genauso machen oder würdet ihr dazu stehen?
Ich kann das Teilweise gut nachvollziehen. Ich und meine Lebensgefährtin haben uns auch nochmal dazu entschlossen mit Anfang 40 ein neues Leben in die Welt zu setzen. Da wir aber auch nicht mehr die aller Jüngsten sind, haben wir uns gleich gesagt, dass sofern es mit einer Schwangerschaft klappen sollte, Sie nur austrägt wenn das Kind vollkommen gesund ist.
Das hat auch nichts mit irgendeinem Egoismus zu tun. Man wünscht sich halt nichts mehr für sein Kind als dass es irgendwann mal auf eigenen Beinen stehen kann und diese Sicherheit habe ich als Elternteil einfach nicht, wenn ich ein Kind habe dass ohne Hilfe nicht fähig ist den Alltag oder das Leben zu bestreiten.
Sicherlich ist auch diese Antwort polarisierend aber das ist der Weg für den wir uns im Fall des Falles entscheiden würden. Wie es dann sein würde, wissen wir nicht. Aber ich denke wir würden dazu stehen und es nicht als Fehlgeburt deklarieren nur um Gerede aus dem Weg zu gehen. Das wird dadurch nicht unbedingt besser, Irgendwie kommt sowas immer raus.
Man weiß ja nicht, warum das so gemacht wird. Also ob das wirklich wegen dem Gerede ist oder ob man vielleicht besser mit dem Verlust klarkommt, wenn man es eben so dreht. "Abtreibung" klingt für manche Menschen eben immer noch wie gezielter Mord und nicht jeder kommt damit eben psychisch klar, wenn er die Abtreibung selbst durchführen lassen musste. Wenn man den Eindruck hat, den Verlust so besser verarbeiten zu können, ist das doch eine Sache, die keinen etwas angeht.
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