Ein Vorstellungsgespräch in mehreren Räumen haben?

Bei uns ist heute Morgen auf Arbeit ziemliches Chaos angesagt. Meine Chefin hat heute diverse Vorstellungsgespräche, wobei eine Kandidatin bisher schon da gewesen ist. Das Gespräch mit ihr hat (in meiner Abwesenheit) fast zwei Stunden gedauert und was mich persönlich genervt hat ist, dass die ganze Zeit eine Art Binnenmigration stattgefunden hat.

Soll heißen, erst war das Gespräch in Raum A, dann in Raum B (wo ich arbeiten muss). Als mein Büro dann halt besetzt war, bin ich in Raum A, wo ich dann arbeiten wollte, wobei das Gespräch dann in Raum A verlegt worden ist. Wegen dem speziellen Programm auf dem Rechner, was ich brauchte und was nicht überall installiert ist, war ich also die ganze Zeit gezwungen zwischen diesen beiden Räumen zu wechseln. Mal kamen mehr Teilnehmer dazu zum Gespräch, mal waren die nur zu zweit.

Ich frage mich, ob das nicht eher Unruhe stiftet und den Stress erhöht. Ich glaube nicht, dass man sich so normal auf den Gesprächspartner konzentrieren muss, wenn man ständig mit hin und herlaufen beschäftigt ist. Ich habe noch nie erlebt, dass ich ein Vorstellungsgespräch in mehr als einem Raum hatte. Wie ist das bei euch? Findet ihr es je nach Branche vielleicht sogar normal, wenn ständig die Räume gewechselt werden? Oder findet ihr das unprofessionell und unpassend?

Es ist sicher nicht schlimm, wenn man für Vorstellungsgespräche die Räumlichkeiten öfter mal wechseln muss. Allerdings fände ich das auch eher unschön, wenn eben andere Mitarbeiter dadurch gestört werden. Wie es eben in deinem Fall war. Immerhin möchten dort noch andere Menschen ihrer Arbeit nachgehen und wie soll diese verrichtet werden, wenn man des öfteren den Raum verlassen und sich einen anderen Platz zum arbeiten suchen muss, weil in dem eigentlich Raum nun Gespräche geführt werden sollen.

Da finde ich es besser, wenn es direkt im Büro des Vorgesetzten passiert. Ich denke, dass es auch vielleicht etwas unüberlegt vom Chef war oder eben nicht richtig durchdacht, dass durch den Rauchwechsel eben Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterbrochen werden und dann Zeit aufwenden müssen, um sich einen neuen Platz zum Arbeiten zu suchen.

So ein Vorstellungsgespräch hatte ich auch mal. Zuerst wurde ich flüchtig begrüßt und in ein Vorzimmerchen geschubst, wo ich 20 lange Minuten von der Sekretärin angeschwiegen zwischen Gummibaum und Kaffeemaschine ausharren musste. Dann hat man mich in eine Art Klassenzimmer gescheucht, wo ich in bester DSDS-Manier einem Trio aus Unbekannten gegenüber stehen und Fragen beantworten musste. Dann wurde mir der Weg in ein anderes Klassenzimmer (wir befanden uns an einer Fachhochschule) gewiesen, wo ich eine Schulung ausarbeiten musste, um dann noch ein weiteres Mal in einem dritten Klassenzimmer einem anderen Trio aus Unbekannten auf Deutsch und Englisch Rede und Antwort stehen zu müssen. Der Spaß hat über zwei Stunden gedauert.

Jahre später habe ich erfahren, dass der ganze Stress eventuell Teil eines Plans gewesen sein könnte, sprich, dass man hin und wieder versucht, Bewerber durch Chaos und tölpelhaftes Gebaren aus der Fasson zu bringen und so ihr "wahres Ich" kennen zu lernen, welches man in Vorstellungsgesprächen natürlich nach Kräften verbirgt. Allerdings geschieht das wohl nur bei Führungskräften, und ich hatte mich als armselige Verwaltungsamsel beworben. Deswegen hatte ich den Laden auch schnell als ebenso inkompetent wie arrogant abgetan und bin auch nicht mehr zum "Recall" erschienen.

Ich muss sagen, dass ich so etwas nicht kenne, aber vielleicht kommt es auch auf die Branche an. Ich kann mir schon vorstellen, dass man Gespräche auch mal in unterschiedlichen Räumen hat, um vielleicht auch mal am Computer etwas schauen und zeigen zu können. Aber immer wieder zwischen den Räumen hin und her zu wechseln, das macht in meinen Augen auch recht wenig Sinn.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass man sich nicht so gut auf den Gesprächspartner und das Gespräch konzentrieren kann, wenn man immer wieder die Räumlichkeiten wechselt. Außerdem finde ich es auch wenig sinnvoll, wenn die Angestellten dann ihre Arbeit nicht vernünftig und am Stück machen können und eben auch immer wieder die Räume wechseln müssen. Das sollte dann doch anders geregelt werden.

Durchaus kenne ich es auch, dass Vorstellungsgespräche in mehreren Räumen stattfinden. So habe ich das mehrmals selbst erlebt, dass man erst im Büro unter vier Augen gesprochen hat, dann in einen Besprechungsraum geführt wurde mit noch mehr und am Ende in der Praxisarena gelandet ist und sich dort mit praktischem Wissen beweisen musste und solchen Aufgaben.

Bei der Bundeswehr durchläuft man auch mehrere Stationen, da sitzt man im Wartebereich, dann geht es ins Büro zum Berater, wieder zum Steuerkopf, dann den Raum mit den Rechnern zum Cat, wieder in den Warteraum und von dort zum Video gucken, dann zum Psychologen und irgendwann auch zum Truppenarzt. Da ist man den ganzen Tag nur am Rennen zwischen den einzelnen Räumen und das ist ganz normal und gehört in einigen Unternehmen einfach mit dazu.

Ich selbst mache das auch für manche Berufe, da ich auch gerne ein praktisches Bild mir ansehe und nicht nur was mir versprochen und gesprochen wird. Bitte ich also um eine Arbeitsprobe unter dem Vorstellungsgespräch, dann komme ich nicht herum mit dem Bewerber in die Produktion zu gehen und dort mir das Können unter Beweis stellen zu lassen. Das kann ich nicht in meinem Büro machen und somit wechsele ich den Raum mit Bewerber.