Ein Gespür dafür haben, wann es als Gast Zeit ist zu gehen

vom 15.08.2020, 10:56 Uhr

Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, dann ist es, wenn viele Gäste da sind, nicht schwer, einen passenden Zeitpunkt zu finden das Fest zu verlassen. Meist gehen ja mehrere Leute gleichzeitig und ich schließe mich dann einem dieser Pulks an. Man braucht dann auch nichts dazu zu sagen außer: "Ich gehe dann auch mal." und natürlich ein Dankeschön für das tolle Fest.

Wenn ich alleine irgendwo bin, etwa nachmittags zum Kaffee, dann fehlt mir oft das Gespür dafür, wann der Gastgeber vielleicht möchte, dass ich gehe. Manchmal ist es auch unhöflich zu früh zu gehen und der Gastgeber möchte eigentlich noch, dass man bleibt.

Ich finde es für mich am angenehmsten, wenn der Gastgeber irgendwelche Hinweise gibt, dass es jetzt an der Zeit ist, die Wohnung oder das Haus zu verlassen. Er könnte zum Beispiel anfangen, den Tisch abzuräumen, oder bewusst eine Gesprächslücke entstehen zu lassen. Er könnte auch direkt sagen, dass er noch dies und das zu tun habe oder morgen früh raus muss.

Habt ihr ein Gespür dafür, wann es Zeit ist, ein Fest zu verlassen? Welche indirekten Hinweise gibt es seitens des Gastgebers, dass er das Fest für beendet hält? Wie komplimentiert ihr eure Gäste hinaus?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin hier ganz direkt. Wenn ich irgendwo eingeladen bin und gehen möchte, dann spreche ich das einfach an. Ich sage zum Beispiel, dass ich mich über die Einladung gefreut habe, aber jetzt leider gehen muss, weil ich einen Termin habe. Oder weil ich müde bin. Die Menschen die mich kennen, wissen dass ich ehrlich bin und dass es stimmt was ich sage. Sollte ich merken, dass sich jemand durch meine direkte Art verletzt gefühlt hat, würde ich das bei Gelegenheit nochmals ansprechen. Mir ist Wertschätzung sehr wichtig und ich möchte nicht, dass der Gastgeber das Gefühl hat, dass mir das Fest oder die Veranstaltung nicht gefallen hat.

Den umgekehrten Fall finde ich etwas schwieriger. Einen Gast direkt zu bitten, dass er gehen soll, kommt wirklich unhöflich rüber. Eine Möglichkeit wäre, schon auf der Einladungskarte den Beginn und das Ende der Feier aufzuschreiben, dann weiß schon im Vorfeld jeder Bescheid, wann das Fest zu Ende ist und hat dann auch mehr Verständnis, wenn man an die Uhrzeit erinnert. Zur Sicherheit kann man eine gute halbe Stunde mehr einplanen, denn es ist unrealitisch, dass die Gäste die Uhr so genau im Blick haben.

Auch mit geschickter Rhetorik kann man den Gästen einen Hinweis geben, dass es schon spät. Man kann zum Beispiel fragen: "Wollt ihr noch bleiben, oder ..." Das "oder" sollte in einer angehobenen Satzmelodie sein, dann hört jeder, dass der Satz noch weiter geht. Jetzt einfach eine kleine Pause machen. Vermutlich werden die Gäste den Satz ergänzen. Zum Beispiel, dass es schon spät gworden ist und sie gehen möchten. Meine Art wäre das nicht. Und die Gäste könnten auch dankend antworten, dass sie noch sehr gerne bleiben möchten. Deshalb sollte man am besten noch einen Plan B haben. Aber wenn dir diese Art von Rhetorik liegt, kannst du es ja mal ausprobieren.

Ansonsten ist es immer gut, wenn man die Körpersprache der anderen beobachtet, egal ob man Gast oder Gastgeber ist. Wenn die angemessene Zeit überschritten ist, wird der Körper vermutlich ganz automatisch immer mehr Signale abgeben. Zum Beispiel ein häufigeres Schauen auf die Uhr, Gähnen oder allgemein einfach eine veränderte Körpersprache. Auch die Füße geben oftmals einen Hinweis, wie sich der andere fühlt. Wenn sich die Fußspitzen in Richtung Tür drehen, dann ist dies ein Hinweis, dass der Gast gehen möchte.

Ansonsten kann man auch mit einer "Schlussrede" andeuten, dass die Feier bald zu Ende gehen wird. Man kann zum Beispiel sagen: "Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Der offizielle Teil der Feier ist nun vorüber. Ihr könnt aber gerne noch etwas da bleiben. Wer möchte noch einen Kaffee haben?". Diese Rede war höflich, aber deutet doch dezent an, dass es Zeit zum gehen wird. Wahrscheinlich werden nun schon die ersten Gäste gehen. Und einen Kaffee wird sich vermutlich auch niemand mehr bestellen. Und wenn doch, dann wartet man eben, bis die Gäste ihren Kaffee gemütlich getrunken haben. Ich finde es wichtig, dass man den Gästen genug Zeit gibt, sich auf das Ende der Feier einzustellen.

Bei diesem Thema gibt es kein Patentrezept. Jeder sollte selbst herausfinden, welche Art der Kommunikation einem am besten liegt. Wichtig ist aber, dass es authentisch rüberkommt.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Solange es sich um eine Feier mit mehreren Gästen handelt, schließe ich mich auch meistens zu gegebener Zeit einfach anderen Leuten an, wenn diese aufbrechen. Meistens bin ich dann irgendwo in der Mitte zu finden - also weder einer der ersten, aber auch nicht der letzte, der geht. Meistens ist es so etwa zwei bis drei Stunden nach dem Eintreffen Zeit für einen Aufbruch, wenn nicht ausdrücklich von einer längeren Dauer die Rede war (beispielsweise bei einer Feier, die offiziell vom nachmittäglichen Kaffeetrinken bis zu einem Abendessen geht).

Schwierig finde ich es hingegen, wenn ich privat bei jemandem zuhause eingeladen bin, insbesondere, wenn ich als einziger Gast zu einem gemeinsamen Abend zu Besuch bin. Solange es etwas zu essen gibt, ist es natürlich klar, dass man noch bleiben kann bzw. sollte, aber was ist mit der Zeit danach? Oftmals quatscht man sich bei einem Glas Wein irgendwie fest und es ist gemütlich, aber ich weiß dann oft nicht, ob die Gastgeber sich vielleicht insgeheim schon wünschen, man würde endlich nach Hause gehen. Manchmal spreche ich das Thema auch direkt an, aber höfliche Gastgeber versichern einem dann oft, dass man bleiben könne, solange man wolle (auch wenn das nicht der Wahrheit entsprechen muss).

Oft weiß ich aber wirklich nicht genau, wie ich mich am besten verhalten sollte. Einerseits möchte ich nicht den Eindruck hinterlassen, überstürzt aufzubrechen (und die Gastgeber könnten denken, mir wäre unwohl oder langweilig), aber andererseits möchte ich den Leuten nicht zur Last fallen, obwohl sie vielleicht gern schon längst ins Bett gehen würden.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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