Ein Baby bekommen - Der Hype ums Kinderkriegen
Ich habe vor einigen Wochen mein zweites Kind zur Welt gebracht. Da es ja mein zweites Kind ist, kann ich von mir behaupten, dass ich, zumindest was Wickeln, Füttern, Beruhigen usw. betrifft, kein Neuling mehr bin.
Ich stelle jedoch ganz oft fest, dass viele frisch gebackene Mütter, die gerade ihr erstes Kind geboren haben oder bald gebären werden, verunsichert sind. Von vielen Seiten bekommt eine Schwangere zu hören, dass sie dies und jenes tun muss, um eine gute Mutter zu sein. Als Beispiel: Das Kind darf keine 1er-Milch trinken, wenn es denn schon nicht gestillt wird, denn das könnte Diabetes fördern.
Oder: Das Kind sollte immer gerade liegen, damit sich der Rücken richtig entwickelt. Die einen sagen, im Laufstall, in der Wiege oder im Bett ist optimal. Das Schlafen in einer Hängematte oder in der Trage nicht, da das Baby hier ja einen runden Rücken hat.
Oder: Man darf keine Salami in der Schwangerschaft essen und der Salat sollte am besten Bio sein, damit das Baby mit Pestiziden nicht unnötig belastet wird.
Oder: Die Temperatur im Schlafbereich des Babys darf nur 16-18 Grad betragen. Sonst steigt die Wahrscheinlichkeit des Kindstods.
Solche und ähnliche Aussagen haben auch mich verunsichert. Bücher mit solchen "Richtlinien" gibt es zuhauf. Man könnte sich quasi damit totschlagen. Manchmal finde ich, dass beim Kinderkriegen heutzutage ein richtiger Hype veranstaltet wird. Man ist schwanger und wird sofort in eine Richtung gedrückt, wie man sich gefälligst zu verhalten hat, um die perfekte Mutter zu werden. Aufhören tut das Ganze natürlich nicht erst nach dem ersten Lebensjahr.
Empfindet ihr das auch so? Habt ihr auch das Gefühl, dass ums Kinderkriegen heutzutage "mehr Geschiss" gemacht wird wie früher?
Das sehe ich ganz genauso. Erst mal möchte ich dir und deinem Baby natürlich alles Gute wünschen, herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Ich habe in diesem Jahr mein erstes Kind bekommen schon in der Schwangerschaft bekam ich einen schlauen Ratschlag nach dem anderen und tatsächlich hat es noch nicht aufgehört. Auf der einen Seite weiß man einfach mehr, was natürlich auch positiv zu sehen ist, aber der anderen Seite hat heutzutage aber jeder zu allem eine Meinung.
Ich habe meinen Sohn getragen beispielsweise und da teilweise harte Kritik bekommen. Es ist doch aber die natürlichste Art und Weise mit einem Kind umzugehen. Ich habe immer versucht und mache das auch immer noch auf mein Herz zu hören. Meinem Baby geht es gut, er lacht viel und ist glücklich, weswegen ich denke, dass ich bisher für ihn alles richtig gemacht habe. Lass dich einfach nicht zu sehr unter Druck setzen. Du musst das letztendlich alles zusammen mit dem Papa des Kindes entscheiden und wenn ihr euch einig seid, ist doch alles in Ordnung.
Vielen Dank für deine Glückwünsche.
"Unter Druck setzen lassen" ist auch wohl eines der Dinge, unter der viele Mütter heutzutage leiden. Ich versuche, mich da nicht mehr ablenken zu lassen. Es ärgert mich nur, dass so stark versucht wird, jungen Müttern ein schlechtes Gewissen zu machen. Meiner Meinung nach ist dieses Thema ein Paradebeispiel dafür, wie perfektionistisch wir geworden sind.
Fängt doch schon in der Schwangerschaft an, dass man die Vorschriften bekommt. Nehmen sie Nahrungsergänzungsmittel, damit das Kind gesund ist. Früher waren die Kinder auch gesund ohne das sich jeden Tag ein teurer Urin gebastelt wurde mit mehreren hundert Euro im Monat. Gleiches auch für die Anschaffungen die man für ein Kind braucht, da bekommt man ebenfalls die tollsten Ratschläge und 90% davon sind getrost für die Tonne. Fängt mit einer Wickelkommode an, welches das unnötigste Möbelstück in meinen Augen ist, bis hin zu Aktivitätscentern und Spielebögen die ein Kind unbedingt braucht.
So etwas braucht ein Kind überhaupt nicht, weder das eine noch das andere. Wickeln kann man anderweitig sicherer, kann es länger auch verwenden da die meisten Kommoden schon schlapp machen mit einem Kind von 1 Jahr und es nicht mehr drauf passt. Diese Spielebögen sind erst recht ein Mist der verkauft wird, alles leuchtet, blinkt, knistert und man erwartet ernsthaft, dass das Kind den halben Tag darunter liegt und sich damit befasst. Es gab vollkommenes Unverständnis warum ich beides nicht gekauft habe und auch nicht geschenkt haben wollte.
Dann geht es weiter, ich hatte mich von Anfang an in der Schwangerschaft bereits gegen das direkte Stillen ausgesprochen und war auf das Pumpstillen aus und habe mich dazu informiert. Das gab schon im Krankenhaus ein Drama "so etwas machen wir nicht" und auch ansonsten hagelte es nur Kritik von allen Seiten, dass ich mir unnützen Mehraufwand mache. Was geht es die anderen an? Sie sitzen doch nicht alle 2 Stunden da und pumpen, spülen Flaschen usw. Zudem ich auch wieder arbeiten gegangen bin nach dem Mutterschutz und nur mittels dem Stillpumpen auch weiterhin die Chance hatte meinen Sohn mit Muttermilch zu versorgen anstatt mit Kunstmilch. Das wurde nicht gesehen.
Wegen der Entscheidung arbeiten zu gehen und nicht in Elternzeit zu sitzen gab es ebenfalls Kritik und ich wurde als Rabenmutter betitelt, Aussagen wie "dann entsteht keine enge Bindung" sind gefallen. Alles vollkommener Quatsch, es kommt einfach nur darauf an wie man die gemeinsame Zeit miteinander nutzt und ich sehe die Elternzeit nicht als notwendig an, damit man eine Bindung zu seinem Kind bekommt und ist auch keine Rabenmutter wenn man direkt wieder arbeiten gehen möchte oder muss. Elternzeit ist Luxus, auch wenn viele das als eine Selbstverständlichkeit sehen.
Aber mal ehrlich, die frischen Mütter sind selbst Schuld. Anstatt das einfach ausprobiert wird, wird vorher in tausenden Büchern gelesen, Internetforen geforstet und auch noch Threads erstellt zu komplett selbsterklärenden Dingen wie das Anrühren vom Brei. Das steht auf der Packung drauf in mehreren Varianten, mit Muttermilch, Kunstmilch, Wasser, Halb Milch Halb Wasser, mit Obst usw. Wozu muss man dann noch eine Community befragen wie das geht wenn man nur da nachlesen muss? Da muss man sich nun wirklich nicht wundern wenn es hunderte unterschiedliche Meinungen und Ratschläge dazu gibt.
Noch dazu hören manche Mütter einfach auf alles was ihnen gesagt wird darunter auch von Fachidioten wie Kinderarzt oder halb studierten Experten im Umfeld. Wer ein Kind mit 4 Monaten abstillt um ihm Brei in den Hals zu stecken ungeachtet dessen, dass in diesem Alter die Grundvoraussetzungen mit selbstständigem Sitzen und abgeschwächten Zungenreflex bei nicht einmal 1% der Kinder gegeben ist, der sollte gar keine Kinder haben und sie direkt abgenommen bekommen. Denn von "ich weiß was mein Kind braucht" hat das rein gar nichts zu tun, dass ist einfach nur der Ehrgeiz von Eltern zusammen mit falschen Informationen die von verschiedenen Stellen gestreut werden und nicht einmal hinterfragt werden. Kaum fängt ein Kind an mit 4 Monaten Brei zu fressen, ziehen andere nach damit das eigene Kind nicht schlechter und "weniger entwickelt" ist nur um mit den anderen mithalten zu können.
Zu meinen alles richtig zu machen nur weil ein Kind lacht ist einfach komplett daneben. Ein Kind kann auch lachen und die Nacht darauf in seinem Bett versterben, hat man dann immer noch alles richtig gemacht nur weil es am Tag gelacht hat?
Einige Dinge sind übrigens untersucht und damit geforscht worden, gerade mit der Raumtemperatur beim schlafen und die Rückenlage und sind keinesfalls zu vernachlässigende Dinge und fallen auch nicht unter die Kategorie "dumme Ratschläge", genauso wie das falsche Tragen in Gestellen und Tüchern. Davon sieht man aber viel zu viele, die meinen so perfekt zu sein weil sie "auf sich hören".
Erst heute früh sind mir mal wieder zwei entgegen gekommen mit Neugeborenen im Tuch bzw. Trage. Stege viel zu breit, beide Kinder saßen im kompletten Spagat in ihren Tüchern und Tragen, Kopf nicht gehalten (erledigt ja das Tuch und die Trage) und falsche Einstellungen bei der Trage an der Mutter selbst, somit sind Rückenschmerzen vorprogrammiert wie auch eine falsche Haltung beim Kind innerhalb dieser Trage. Sie wurden angesprochen, nicht von mir sondern von der Erzieherin der Krippe die zeitgleich Trageberaterin ist und an der Uniklinik die Kurse leitet. Natürlich wissen die Damen genau was sie tun und waren komplett uneinsichtig. Das sind auch diejenigen die dann mit 4 Monaten ihrem Kind den Löffel in den Hals stecken mit Brei da es ja von der Milch angeblich nicht mehr satt wird und das nun "braucht" weil Mutti es gerade so will oder noch besser, weil der Kinderarzt es gesagt hat! Anstatt mal selbst das Hirn anzustrengen und festzustellen, Brei liefert weniger Energie als Milch.
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