Eigenes Leben plötzlich komplett umkrempeln wollen?

Meine beste Freundin ist gerade etwas komisch drauf und würde ihr Leben am liebsten komplett umkrempeln. Ich denke, dass sie irgendwas unglücklich macht, dass sie selbst so nicht benennen kann. Sie ist verheiratet, hat eigentlich auch einen guten Job, über den sie sich bisher nie beschwert hat.

Um so mehr hat es mich gewundert, als sie sich mir nun anvertraut hat und meinte, dass sie am liebsten alles hinwerfen würde und ein ganz anderes und neues Leben führen möchte. Sie war selbst irgendwie erschrocken über diese Gedanken, weil sie meint, dass sie ihren Mann ja liebt und ihre Arbeitsstelle auch sehr gerne mag. Dennoch würde sie sich fragen, wie es sein würde, ein anderes Leben zu leben und das Alte eben komplett umzukrempeln.

Hattet ihr auch schon mal solche Gedanken, euer Leben plötzlich komplett umkrempeln zu wollen? Was steckte dahinter? Meint ihr meine Freundin hat einfach nur eine Krise? Sollte man das ernst nehmen, was sie da sagt? Wie würdet ihr euch verhalten?

Für mich klingt das irgendwie danach, dass sich deine Freundin etwas vormacht und anscheinend doch nicht so ganz zufrieden ist, wie sie angibt.

Ich kann mir nicht vorstellen warum das Bedürfnis oder der Gedanke aufkommen sollte sein ganzes Leben umzukrempeln, wenn man zurzeit mit seinem Leben glücklich ist? Dann ist doch was faul oder?

Ich hatte auch schon öfter diesen Gedanken, aber ALLES umzukrempeln ist vielleicht für den Anfang zuviel. Ich denke wenn so ein Gedanke aufkommt alles umzukrempeln, ist man mit seinem gesamten Leben oder zumindest in sehr vielen Bereichen sehr unzufrieden. Jedenfalls ist das bei mir immer so, weil man dann sooo unzufrieden ist, dass man ALLES einfach nur anders haben möchte ohne bereits ein Ziel zu haben und die jetzige Situation nur noch nervt.

Ich kann mir nicht vorstellen warum das Bedürfnis oder der Gedanke aufkommen sollte sein ganzes Leben umzukrempeln, wenn man zurzeit mit seinem Leben glücklich ist? Dann ist doch was faul oder?

Das sehe ich ehrlich gesagt genauso. Ich hatte bisher nur ein einziges Mal in meinem Leben das Bedürfnis (fast) alles umzukrempeln und neu anzufangen. Ich war damals total unglücklich und habe mir selbst etwas vorgemacht. Schließlich habe ich dann spontan doch alle Zelte abgebrochen, bin hunderte Kilometer weiter weg gezogen, habe mir neue Arbeit gesucht, ein neues soziales Umfeld, neue Freunde und damit ging es mir besser. Das einzige, woran ich damals festgehalten habe und was ich nicht verändern wollte, war meine Beziehung zu meinem jetzigen Partner. Wir haben damals dann eine Zeit lang eine Wochenend-Beziehung geführt, weil das für uns beide ganz gut gepasst hat.

Warum sollte man eine Beziehung aufgeben, die einen glücklich macht und einen gut tut? Daher habe ich es nicht getan. Er hat mir damals Halt gegeben und mir Loyalität bewiesen, das ist leider selten in der heutigen Zeit. Wenn diese Beziehung mich nicht glücklich und zufrieden machen würde, würde ich ja nicht daran festhalten, ich zumindest nicht sagen wir so.

Ich denke nicht, dass deine Freundin in einer Krise feststeckt und dass sich das mit der Zeit von alleine geben wird. Sie wird aktiv etwas an der Situation ändern müssen, sonst geht das Gefühl auch nicht weg. Du hast als ihre beste Freundin die Aufgabe, sie bei ihrem Weg in ein neues Leben zu unterstützen, damit sie genau das umsetzen kann, was sie braucht um glücklich zu werden. Daher würde ich das schon Ernst nehmen. Bei mir war das damals egal, wie viel Zeit vergangen ist, das Gefühl etwas ändern zu wollen und zu müssen, ging erst nach einem Tapetenwechsel und Neuanfang weg.

Ich kann mich den anderen hier nur anschließen und denke auch, dass im Leben deiner Freundin irgendwas nicht so läuft und sie eben unglücklich macht. Vielleicht fühlt sie sich in der Umgebung nicht mehr wohl und ein Umzug würde da schon helfen. Ich würde ihr raten, dass sie mal mit ihrem Partner darüber spricht. Wenn sie mit ihm glücklich ist, kann es ja nicht an der Beziehung liegen, dass sie alles umkrempeln möchte.

Vielleicht sollte sie da mit deiner Hilfe erst mal forschen, was sie denn so unglücklich macht und dann daran arbeiten, dass sie dies verändern kann. Du als Freundin kannst sie ja sicherlich dabei unterstützen und ich denke, dass man dann bestimmt auch eine gute Lösung finden kann.

Warum muss unbedingt etwas nicht gut laufen? Viele Menschen kommen an den Punkt, dass sie so nicht mehr wollen, wenn ihnen klar wird, dass es das jetzt gewesen ist. Das ist eine ganz normale und weit verbreitete Reaktion. Man muss sich nur einmal ein durchschnittliches Leben ansehen.

Damals, als junge Erwachsene, stand die Welt offen. Das Leben hielt alle Möglichkeiten bereit, die Energie war nahezu unerschöpflich und man hatte eine gefühlte Ewigkeit Zeit. Man probiert sich dann aus und rutscht so langsam in sein zukünftiges Leben. Und das fühlt sich gut an. Man hat seinen Platz gefunden, man weiß, was man möchte und wie man dahin kommt.

Einige Jahre oder Jahrzehnte später allerdings kommt die Erkenntnis, dass das jetzt das eigene Leben ist. Dieses Leben kann sehr erfüllend und glücklich sein. Das ist nicht das Problem. Es ist die Erkenntnis, dass es immer so weiter gehen wird. Da kommt nicht mehr viel. Arbeit, Kinder, Partnerschaft, Wohnen, Freizeit und so weiter sind toll, die Aussicht, dass es jetzt immer so bleibt, ist es nicht.

Es ist die Erkenntnis, dass es immer so weiter gehen wird. Da kommt nicht mehr viel. Arbeit, Kinder, Partnerschaft, Wohnen, Freizeit und so weiter sind toll, die Aussicht, dass es jetzt immer so bleibt, ist es nicht.

Also steckt in der Aussicht, dass es immer so bleiben wird dann doch eine Portion Unzufriedenheit. Und die Motivation etwas zu ändern. Die Erkenntnis, dass es immer so weiter gehen wird, scheint ja dann nicht die Erfüllung zu sein.

Warum sollte man automatisch unzufrieden sein, wenn einem klar wird, dass das Leben endlich ist und dass es ab Punkt x mehr abwärts als aufwärts gehen wird? Das kann auch bei größter Zufriedenheit eine nicht unbedingt erfreuliche Aussicht sein.

Es gibt Dinge die kann man ändern und es gibt Dinge die kann man nicht ändern und muss man akzeptieren. Ich habe das Gefühl, dass du hier vor allem die nachlassende Gesundheit ansprichst. Auf die kann man natürlich nur bedingt Einfluss nehmen. Aber in welchen Lebensumständen man derzeit steckt lässt sich schon beeinflussen. Zum Beispiel wo ich wohne, mit wem ich befreundet bin wie ich meine Freizeit verbringe, was ich beruflich mache usw.

Das stimmt leider so nicht. Ab einem gewissen Punkt ist man eben bei weitem nicht mehr so frei, wie man es früher mal. Und das ist eine ziemlich ernüchternde Erkenntnis für manchen. Mit Kindern kannst du nicht mehr so frei entscheiden. Wenn du einen gewissen Lebensstandard erreicht hast, haben große Veränderungen wie eine neue Ausbildung oder ein neues Studium einen hohen Preis.

Das ist richtig, dass es in höherem Alter schwieriger ist und einen höheren Preis hat. Ich bemerke dies ja auch. Aber ich finde, dass sich hier viele auch selbst blockieren und dann Tausend Argumente haben, warum man jetzt lieber nicht nochmal neu anfangen sollte. Und meistens steckt dahinter nur Angst vor Veränderungen. Viele erlauben sich z.B. auch nicht die Frage, ob der langjährige Partner noch der passende ist. Aus Angst vorm alleinsein und der ungewissen Zukunft werden solche Gedanken gleich wieder eliminiert.

Aber wenn über einen langen Zeitraum immer wieder der Gedanke auftritt das Leben umkrempeln zu wollen, ist das definitiv ein Zeichen für Unzufriedenheit. Dies kann mitunter Jahre so gehen. Irgendwann wird man dann doch aktiv oder man kommt an den Punkt, an dem man die Dinge so akzeptiert wie sie sind und den Wunsch nach Veränderung abhakt. Aber bevor nicht eine Entscheidung zwischen diesen beiden Optionen gefallen ist, werden die Gefühle keine Ruhe geben.