Eigenes Kind bei Entbindung dabei haben wollen in Ordnung?

Ich habe vor kurzem in einem Forum gelesen, in dem sich Lehrer ausgetauscht haben, welche Erfahrung sie mit Eltern von Schülern gemacht haben. Eine Lehrerin schrieb dann auch, dass sie mal eine Entschuldigung von einer Mutter bekommen hätte, weil ein Kind aus der Klasse wohl im Kreißsaal bei der Geburt des Geschwisterkindes dabei sein sollte. Laut Lehrerin handelte es sich um ein Kind aus der Grundschule, das genaue Alter oder die Klasse weiß ich gar nicht.

Ich glaube nicht, dass ich mein Kind mit in den Kreißsaal nehmen würde, wenn ich ehrlich bin. Ich muss da immer an meinen Ex denken. Der war nämlich der Älteste und hatte vier jüngere Geschwister. Der hat mir damals mal erzählt, dass er mal als Kind im Krankenhaus dabei sein musste, als die Mutter gerade im Kreißsaal war. Er hat die Geburt selbst zwar nicht mitbekommen und war auch nicht dabei, er hat aber seine Mutter kurz nach der Geburt gesehen und er meinte, dass ihn dieser Eindruck sehr geprägt und irgendwo auch traumatisiert hat. Er hätte seine Mutter nämlich noch nie so fertig, mit zerbissenen und blutigen Lippen und überhaupt so "elendig" aussehen sehen.

Ich würde das eher so machen, dass ich mein Kind dann von nahen Verwandten oder guten Freunden betreuen lassen würde während ich eben ein weiteres Kind bekomme. Das Kind kann doch das Baby am nächsten Tag, wenn man sich etwas erholt hat, auch noch sehen. Die Geburt direkt miterleben muss mein Kind nicht und das würde ich auch nicht wollen.

Was meint ihr dazu? Würdet ihr euer Kind mit in den Kreißsaal nehmen, wenn ihr gerade mit einem weiteren Kind in den Wehen liegt? Findet ihr so etwas verantwortungsvoll?

Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt zulässig ist. Ich hätte schon Bedenken, mein Kind überhaupt mit ins Krankenhaus zu lassen aufgrund der dort eventuell vorkommenden Krankenhauskeimen oder andere Keime. Schließlich liegen dort nicht nur gesunde und schwangere Menschen und es gehen als Besucher dort nicht nur gesunde Menschen ein und aus.

Desweiteren weiß man nicht, ob so eine Entbindung das Kind traumatisieren könnte. Der Anblick wenn die Mutter presst und leidet, die lauten Schreie und Geräusche die vorkommen können, das Blut was vielleicht zu sehen ist, das alles ist nicht zu unterschätzen.

Was ist z.B. wenn etwas schief geht (was man nie hofft, aber drüber nachdenken muss man trotzdem) oder es gibt Komplikationen, dann hat das Kind vielleicht ein lebenslanges Trauma.

Das kommt doch ganz auf die Situation an. Ich habe jedesmal völlig gelassen und schmerzfrei im Kreißsaal gesessen, gemütlich mit meinem Mann gefrühstückt und auf die Presswehen gewartet. Das war völlig entspannt. Da ist meine Schwiegermutter dann immer vorbeigekommen und hat mal geschaut, wie es so aussieht.

Da war aber klar, dass jetzt gerade nichts Dramatisches passiert und noch viel Zeit ist. Natürlich hat sie dann auch erst das und später die älteren Geschwister mitgebracht. Schließlich hat sie die Kinder gehütet, sie konnte die schließlich schlecht allein lassen. Für die Kinder war das eher schön, denn sie konnten sehen, dass mit der Mama alles in bester Ordnung ist und noch eine Runde kuscheln, bevor der Zuwachs kommt.

Dann haben die erst zwei und später drei etwas Nettes unternommen. Ich musste für keins der Kinder mehr als dreimal pressen. So eine PDA hat eben auch sehr gute Seiten. Daher konnten Schwiegermutter und Kinder, nachdem Mutter und Neugeborenes versorgt waren, auch sofort wieder kommen. Es gab schließlich außer einem neuem Geschwisterkind nichts zu sehen, außer dass Mama immer noch bester Dinge ist und bald gesund und munter wieder daheim ist.

In der Frauenklinik gibt es wohl auch nicht mehr dramatische Keime als in Bus und Bahn. Warum sollten die Kinder da nicht einmal über den Flur gehen, im Aufzug fahren und dann den Kreißsaal betreten. Andere Krankenbesuche machen sie schließlich auch, sie gehen in den Kindergarten und in die Schule und besuchen ab und zu den Kinderarzt, wo naturgemäß viele kranke Kinder sind.

Ich ging nun speziell vom Kreißsaal aus, der für mich das Zentrum der Entbindung ist, die PDA und alles was dazu gehört ist das Vorspiel auf die Entbindung als Solche. Natürlich haben Busse und Bahnen viele Keime, mir ging es speziell um den gefährlichen Krankenhauskeim.

Auf einer Entbindungsstation in einem Krankenhaus bei mir in der Nähe wird der Zugang von Kleinkindern / Geschwistern bis zu einem bestimmten Alter eingeschränkt eben aus Keim und bakteriellen Gründen, so abwegig ist das also nicht. Wie es woanders gehandhabt wird, weiß ich nicht.

Eine Zeit nach der Geburt kann die Mutter ja die Station verlassen wenn Besuch da ist, also ist das auch nicht so dramatisch, wenn das kleine Geschwisterkind nicht mit aufs Zimmer kann.

Ja, ich meine doch den Kreißsaal. Warum sollte Geschwister den nicht sehen, wenn es gerade weder schmerzhaft noch dramatisch ist? Der ist nett eingerichtet und auf dem großen Bett ist viel Platz. Da ist doch nichts traumatisierend, wenn man den passenden Moment auswählt.

Dass es jetzt eher ungünstig für kleinere Geschwister ist, wenn die Mutter Schmerzen hat oder gerade das Kind kommt, das ist schon klar. Aber wenn die Eltern gemütlich im Kreißsaal sitzen, frühstücken und einfach den Tag genießen, dann ist da nichts gruselig. Da ist es doch eher schlimm, zu warten, die Anspannung der Erwachsenen zu spüren und nicht zu wissen, was mit Mama gerade passiert.

Und bei mir durften die Kinder auch auf das Zimmer der Mutter. Da gab es keine Einschränkungen. Wen hätte es auch stören sollen, ich war allein.Dass man in solchen Fällen gegenseitig Rücksicht nimmt und nicht gerade mehrere Kinder auf dem Zimmer hat, wenn der andere Ruhe braucht, das ist doch klar.

Generell muss ja jede Mutter eben alleine entscheiden, ob sie es für richtig hält, wenn sie das Geschwisterkind mit in den Kreißsaal nimmt. Natürlich sollte man da wirklich abwägen, ob es so gut ist für das Geschwisterkind, wenn es solch eine Erfahrung schon mitmachen muss. Vor allem finde ich, dass das Alter in der Hinsicht eine große Rolle spielt.

Wenn das Geschwisterkind eben schon zwanzig Jahre alt und die Mutter eben noch spät ein Kind bekommt, dann ist es natürlich in Ordnung, wenn die Mutter das Geschwisterkind mit in den Kreißsaal nimmt. Immer hin ist auch das Geschwisterkind alt genug, um entscheiden zu können, ob es bei der Geburt mit dabei sein möchte oder eben auch nicht.

Aber ich persönlich finde, dass ein Kind im Grundschulalter definitiv nichts im Kreißsaal verloren hat und auch nicht bei der Geburt des Geschwisterkindes dabei sein muss. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das ziemlich traumatisierend für ein Kind im Grundschulalter sein wird, wenn das Kind die Geburt des Geschwisterkindes mit erleben muss.

Es kann ja durchaus sein, dass die Mutter in der Situation vielleicht keine andere Lösung zur Hand hatte, weshalb sie das Kind nicht in die Schule schicken konnte. Sondern das Kind eben mit in den Kreißsaal nehmen musste.

Vielleicht hatte die Mutter keine Freunde und keine Bekannten, die zu diesem Zeitpunkt Zeit für das Geschwisterkind hatten, um darauf aufzupassen und es nach der Schule abzuholen. Wobei ich natürlich denke, dass man in der Situation eigentlich immer eine Lösung findet. Und zu dem ist jede Notlösung in der Situation besser, als das Geschwisterkind mit in den Kreißsaal nehmen zu müssen.

Ich habe drei Kinder und meine große Tochter musste auch bei keiner Geburt ihrer Geschwister dabei sein. Ich habe mich immer vor der Geburt darum gekümmert, dass meine Tochter bestens versorgt wird, wenn ich im Kreißsaal liege. Ich habe mich selbst darum gekümmert, dass sie über Tage betreut werden könnte, wenn es Komplikationen bei der Geburt gegeben hätte oder ich eben nach der Geburt im Krankenhaus bleiben müsste.

Meist haben meine Eltern auf meine Tochter aufgepasst, beziehungsweise als ich meinen Jüngsten bekommen habe, waren meine Tochter und mein mittlerer Sohn auch bei Oma und Opa. Zu dem hätte meine Tante aufgepasst, wenn meinen Eltern etwas dazwischen gekommen wäre.

Ich würde das nie im Leben machen. So eine Geburt ist traumatisierend, wenn man als Kind zusieht. Man kann dem Kind in dem Moment dann ja auch nichts erklären und wenn es dann die Mutter so leiden sieht, ist das sicherlich auch nicht toll. Vielleicht entstehen dann auch falsche Gedanken dem Geschwisterchen gegenüber, weil das hat es ja der Mama angetan.

Ich denke, dass das keine gute Umgebung für ein Kind ist und das Kind dann lieber bei den Großeltern sein sollte. Mein Bruder und seine Frau haben das so gemacht, dass dann die Schwiegereltern meines Bruders gekommen sind, wenn es um den Entbindungstermin ging und blieben dann bis die Mama dann wieder nach Hause kommen konnte.

Die Kinder haben das sehr gut aufgenommen, weil sie eben gesehen hat, wie die Mama ins Krankenhaus gebracht wurde und dann als das Kind da war, haben sie es besucht und konnten aber von den Großeltern betreut werden, damit auch mein Bruder entlastet ist.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für ein Drama um eine völlig natürliche Sache gemacht wird. In den Niederlanden werden zwei Drittel aller Kinder zuhause geboren. Natürlich wird dafür gesorgt, dass die Kinder jemanden haben, der sich nur um sie kümmert und sie sind nicht automatisch dabei.

Aber viele Kinder gucken in der Eröffnungsphase dort nach der Mama und gehen in den Raum, wenn das neue Geschwisterchen den ersten Schrei macht. Je nach Wohnsituation bekommt man auch mal die Geburt bei den Nachbarn mit. Interessanterweise ist man dort nicht in Scharen traumatisiert, sondern hat viel weniger Ängste vor einer Geburt.

Da bei mir sowieso klar war, dass ich einen Kaiserschnitt bekomme,hat sich bei mir gar nicht erst die Frage gestellt, ob meine Tochter mit dabei sein sollte oder eben nicht. Meine Tochter kam einige Stunden später, um ihren kleinen Bruder zu begrüßen. Mir ging es da schon wieder sehr gut. Ich konnte zu dem Zeitpunkt schon wieder laufen und die Schmerzen waren erträglich.

Bei unserem Kleinen war es wieder so geplant, dass die beiden Großen einige Stunden nach der Geburt zu Besuch kommen. Leider gab es während des Kaiserschnitts Komplikationen. Es ging mir danach nicht so gut und das Baby musste zur Überwachung auf die Intensivstation.

Wir haben deshalb den Besuch der Kinder, die von den Großeltern betreut wurden, abgesagt. Ich wollte nicht, dass meine Kinder mich so fertig sehen und womöglich noch Blutflecken auf dem Bett, da ich diesmal nicht so schnell fit war und eben im Bett liegen musste. Das Baby hätten sie auch nicht sehen können. Am nächsten Tag war alles wieder gut und wir konnten die Zeit miteinander genießen.

Ich denke schon, dass ein Kind in den Kreißsaal kann, solange es der Mutter gut geht und sie noch nicht in der entscheidenden Phase der Geburt ist. Die eigentliche Geburt empfinde ich auch als nicht kindgerecht. Kinder machen sich immer Sorgen um ihre Eltern, auch wenn es unbegründet ist. Da kann man noch so oft erwähnen, dass alles in Ordnung ist.

Da kann schon ein Trauma entstehen, wenn Kinder ihre Mutter so leiden sehen und das ganze Fruchtwasser und Blut sehen. Außerdem kann eine entspannte Geburt auch schnell zum Notfall werden und ich würde nicht wollen, dass meine kinder den Einsatz einer Saugglocke oder so mitbekommen.

Kleine Kinder sind emotional einfach noch sehr an ihre Mutter gebunden. Von daher sollten sie solche Extremsituationen einfach nicht miterleben müssen. Bei erwachsenen oder fast erwachsenen Kindern ist es natürlich etwas anderes. Denen kann man das nach entsprechender Vorbereitung schon zumuten. Vor allem können sie selbst entscheiden, ob sie es ertragen können und bei Bedarf einfach raus gehen. Das würden kleine Kinder nicht tun, denn sie würden ihre Mutter nicht im Stich lassen wollen.

Ich finde es nicht gut wenn Kinder bei der Geburt dabei sind. In diesem Alter können die doch sowas noch gar nicht richtig verarbeiten und ich finde es schon fast schon egoistisch von den Eltern den eigenen Kindern so etwas zuzumuten nur weil man es selbst so will. Natürlich ist eine Geburt etwas natürliches, aber man muss das auch ganz ehrlich betrachten: ein schöner Anblick ist es nicht. Und auch nicht völlig schmerzfrei, von dem ganzen Blut mal abgesehen. Für uns Eltern mag es schön sein. Wir erschaffen neues Leben, gebären einen wundervollen kleinen Menschen und können diesen anschließend in unsere Arme schließen. Wir ertragen diese Schmerzen und die Tortur weil wir wissen das wir bald unser kleines Wunder in Empfang nehmen können.

Aber verstehen das auch Kinder? Wenn sich die Mama schreiend auf dem Bett krümmt, weint und am Rande ihrer Kräfte ist. Da wird kein Kind dasitzen und denken: "Noch ein bisschen dann hat es Mama geschafft und alles war nur halb so wild."

Und natürlich gibt es auch die Bilderbuch Geburten bei denen die Frau ohne Schmerzen gemütlich bei einer Tasse Kaffee im Kreisssaal sitzt, ein paar Mal presst und schon ist das Baby da. Aber leider sind diese Geburten selten. Und da man nie weiß wie eine Geburt ablaufen wird (von Komplikationen ist noch nicht einmal die Rede) finde ich sollte man Kinder nicht mit in den Kreisssaal nehmen. Für das eigene Kind ist es doch viel schöner anschließend das kleine Geschwisterchen zu begrüßen und mit der Mama zu kuscheln als den ganzen Stress vorher noch mit erleben zu müssen.