Eigenen Eltern die Meinung sagen legitim?

Eltern sind ja gewissermaßen Respektpersonen und strahlen eine gewisse Autorität aus. Ich persönlich wurde sehr streng erzogen und meine Familie ist auch sehr stark patriarchalisch organisiert. Ich kenne das einfach nicht anders, daher lebe ich auch ganz gut damit, auch wenn ich nicht alles in Ordnung finde was ich sehe und höre.

Vor einiger Zeit hatte ich eine telefonische Unterhaltung mit meinem Vater, wobei er ziemlich ausfallend wurde und mir heftige Unterstellungen gemacht hat, die so gar nicht stimmen. Ich habe mich die ganze Zeit gerechtfertigt, wobei er in dieser Hinsicht wie Teflon alles abprallen ließ und mir gar nicht wirklich zuhörte.

Irgendwann platzte mir dann der Kragen und ich habe ihm ganz klar und ungeschminkt meine Meinung gesagt. Mir war das ziemlich egal, was er in diesem Moment von mir dachte und ich weiß, dass ich damit ein absolutes Tabu gebrochen habe. Aber wenn er so respektlos mit mir redet, dann kriegt er eben die Quittung dafür.

Ich kenne aber auch Menschen, die die Eltern mehr oder weniger "verehren". Da werden die Eltern nie kritisiert und es wird ihnen auch nicht widersprochen. Es scheint schon fast blasphemisch zu sein, wenn man es doch tut. Als ich neulich einer Bekannten erzählte, dass ich meinem Vater neulich die Meinung gesagt habe, hat sie direkt eine Schnappatmung bekommen und reagierte total verständnislos.

Habt ihr ein Problem damit, euren Eltern die Meinung zu sagen? Oder ist das respektlos und unhöflich und absolut Tabu, egal wie das Verhältnis zu ihnen ist?

Ich habe meinen Eltern schon ein paar Mal die Meinung sagen müssen, weil sie einfach zu weit gegangen sind und mich wirklich wie den letzten Dreck behandelt haben. Das kam leider schon oft vor und in solchen Phasen erreichen sie immer irgendwann den Punkt, an dem ich dann auch mal meine Meinung äußere.

Ich denke, dass es auch auf das Alter ankommt. wenn man noch jung ist, sollte man sich einfach zurücknehmen und Respekt haben, aber wenn man dann volljährig ist und schlecht behandelt wird, sollte man sich durchaus äußern dürfen.

Die eigene Meinung zu sagen ist eigentlich nicht respektlos und man sollte das auf jeden Fall tun. Ich finde es eigentlich ganz normal. Es ist aber entscheidend, auf welche Art und Weise man es tut. Man braucht nicht ausfallend und beleidigend zu werden.

Ich habe meinen Eltern schon häufig zu unterschiedlichen Dingen die Meinung gesagt. Beispielsweise mag ich es nicht mit ihnen in die Kirche zu gehen, da ich nicht gläubig bin. Ich wollte auch gerne aus der Kirche austreten, obwohl meine Eltern das nicht wollten. Ich habe es ihnen höflich klar gemacht und seitdem verstehen sie es auch.

Es ist nicht respektlos, sofern man es nicht respektlos tut. Man muss natürlich höflich bleiben und den Eltern erklären, warum man bestimmte Dinge anders sieht. Dann ist es meiner Meinung nach auch vollkommen legitim.

Ich blase meinen alten Herrschaften öfter mal den Marsch. Wenn sie sich zu sehr beharken, drohe ich in letzter Zeit auch gern mal damit, einen in den Keller zu sperren, dann tritt eine herrliche Ruhe ein. Ich denke einfach mal, dass auch die Eltern irgendwann zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Kind eine erwachsene Person ist und zum einen auch mal Recht haben könnte und zum zweiten ein eigenes Leben führt.

Meine Mutter hatte als ich noch jünger war immer gemeint, dass ich alles sofort erledigen muss, worum sie mich bittet oder an den Tagen an denen sie es wollte. Das hat einige Diskussionen gekostet, bis sie eingesehen hat, dass man nach acht Stunden Arbeit, vielleicht auch mal noch andere eigene Pläne hat und es vielleicht schön wäre, wenn man gewisse Erledigungen eben planbar macht.

Ich dachte eigentlich, die Zeiten, in denen sich Eltern auch dann noch als Autoritäts- und Respektspersonen aufgespielt haben, als der Nachwuchs schon längst selber erwachsen und aus dem Haus war, seien mittlerweile vorbei. Heutzutage ist es doch viel eher angesagt, seine Kinder im Idealfall auf Basis gegenseitigen Respekts zu erziehen oder sich im schlimmsten Fall eher als Freunde denn als Erziehungsberechtigte zu definieren.

Meiner Ansicht nach ist es nicht verkehrt, auch als Erwachsener zu seinen Eltern ein gutes Verhältnis zu pflegen, wenn man ihnen eine zumindest halbwegs glückliche Kindheit zu verdanken hat. Aber man ist nicht verpflichtet, zeitlebens in der Eltern-Kind-Dynamik zu verharren, in der die Altvorderen das Kommando haben und man auch im Alter von 40 oder 50 Jahren noch brav sein und gehorchen muss. Man kann meiner Erfahrung auch zu seinen Eltern eine Beziehung auf Augenhöhe aufbauen, und dazu gehört es nachgerade zwingend, dass man sich aus der Kinderrolle löst.

Und das läuft in vielen Fällen nicht ohne Konflikte ab, bei denen man auch mal unverblümt seine Meinung kundtun oder entsprechend Konsequenzen ziehen muss. Aber ich finde, dass nur so eine gesunde und für beide Seiten vorteilhafte Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern entstehen kann. Wer will schon immer behandelt werden wie ein unmündiger Teenager, den man herumkommandieren kann.