Eigene Wünsche nur äußern, wenn man gefragt wird?

vom 20.03.2017, 05:45 Uhr

Ein anderer Beitrag bringt mich seit einer Weile schon zum Nachdenken. Dort schreibt eine Userin von einer Person, die (vermutlich seit Jahren) gar nicht gefragt wird, wie denn ihre Wünsche zu ihrem eigenen Geburtstag sind. Es wird einfach beschlossen ohne ihre Meinung wissen zu wollen und sie fügt sich dann einfach. Zumindest verstehe ich das so.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich dafür überhaupt kein Verständnis habe. Ich verstehe nicht, wie man überhaupt nur abwartet, bis man selbst gefragt wird und gar nicht von sich aus seine Meinung kund tut. Mein Partner fragt mich auch nicht immer direkt nach meiner Meinung, ich dränge meine Meinung selbst auf, wenn ich nicht möchte, dass er einfach ohne mich Pläne macht. Wenn er dann also an meinem Geburtstag diese oder jene Idee hat, was man machen könnte und das so gar nicht meinen Vorstellungen entspricht, dann nenne ich ungefragt meine Ideen und Vorschläge. Anschließend wird so lange diskutiert und abgewogen, bis ein Kompromiss da ist, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind.

Das kann man bei uns nicht nur auf private Freizeitgestaltung beziehen, sondern auch darauf, was es zu Essen gibt, welche Möbel ausgesucht werden sollen oder bei einem Umzug, welche Wohnung in die engere Auswahl kommt. Wir sind mittlerweile so viele Jahre zusammen, das sich automatisch meinen Senf dazu gebe und er nicht bei jedem Piep danach fragt, was ich denn darüber denke. Er kann ja auch nicht riechen, ob ich immer einverstanden bin oder nicht. Wenn ich den Mund nicht aufmache, erfährt er es ja nie. Daher fände ich es auch übertrieben, wenn er mich alle zwei Minuten nach meiner Meinung und nach meinen Wünschen fragen würde. Wenn man nicht mal in einer Beziehung ungefragt seine Wünsche und Ideen mitteilen kann und darf, wo sonst?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Oh man, nur weil es in dem Fall um den Wunsch geht den Geburtstag mal anders zu gestaltet, heißt es doch nicht, dass es in der Beziehung ständig so ist. Ist ja toll, dass du überall deinen Senf dazu gibst, egal ob du nun von deinem Partner gefragt wirst oder nicht. Vielleicht gibt es da aber auch Menschen, die einfach zurückhaltender sind und nicht immer gleich damit heraus platzen, was sie denn lieber wollen oder gerne möchte.

Manchmal macht man auch einfach etwas dem Partner zu Liebe. Ich finde nicht, dass man dies nun auf die gesamte Beziehung beziehen und verallgemeinern kann. In manchen Situationen finde ich es auch unpassend, wenn man seine eigenen Wünsche äußert. Schließlich sollte man selbst ja nicht dauernd im Mittelpunkt stehen. Wenn man für alles immer einen Kompromiss finden muss, würde ich auch nicht gerade von einer einfachen Beziehung sprechen. Da finde ich es schon wichtig, dass man auch einfach mal dem Partner einen Gefallen tut und seine eigenen Wünsche hinten anstellt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Bei mir hängt es vor allem von der Art und Intensität des Wunsches ab, ob ich mich in dieser Hinsicht gesondert engagiere. Geburtstage zum Beispiel sind mir ziemlich egal. Wenn meine Eltern hier Wert darauf legen würden, zum Kaffee eingeladen zu werden, weil es so Tradition ist und ihnen etwas bedeutet, würde ich meine eigenen Wünsche einfach verschieben und dafür eben am nächsten Wochenende indisch essen gehen.

Gerade wenn es "immer schon so war", neigen viele Leute auch dazu, nicht immer wieder aufs Neue zu verifizieren, ob sich die Wünsche und Vorlieben geändert haben, sondern setzen es einfach voraus. Dann hat man ja immer noch die Möglichkeit, sich anzuschließen oder eine Planänderung vorzuschlagen. Letzteres hat in meinen Augen auch nichts mit "Aufdrängen" zu tun. Normalerweise gibt es doch immer einen Mittelweg zwischen völliger Passivität und absoluter Dominanz. Manchmal wird man gefragt, manchmal äußert man sich ungefragt, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie daraus immer gleich ein Drama entstehen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann es ebenfalls nicht verstehen, wenn es immer schon so war, dass man es aus Liebe zu seinem Partner dann einfach immer wieder mit macht auch wenn es nicht den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Aber es gibt halt leider doch solche Leute, die ihren Mund niemals aufmachen können und auch nicht aus sich heraus kommen und mal selbst mit ihren Wünschen um die Ecke kommen oder auch Lügen um es dem Partner recht zu machen und dort keinen Stress zu fabrizieren.

Mit Wünschen ist es wie mit Meinungen. Man kann diese äußern auch wenn man nicht gefragt wird, es kommt dabei auf den Zeitpunkt drauf an, wie man das ganze sagt und auch was man damit erreichen möchte. So aus dem heiteren heraus wenn eine andere Diskussion läuft, dann ist es sicherlich unangebracht einfach das Thema zu wechseln und dann zu sagen, dass man sich zum Geburtstag ein Einhorn wünscht, wenn es vorher um etwas ganz anderes gegangen ist. Wird ohnehin schon das Thema Geburtstag diskutiert, dann kann man das ganze doch einfacher einfließen lassen, ohne das es aufdringlich oder gar unpassend wirkt.

Wenn aber jemand auch nie seinen Rand halten kann und immer seinen Senf dazu gibt, nur seine Wünsche in den Vordergrund stellt und damit alle anderen unterdrückt und gar nervt, dann ist es ebenfalls unangebracht wenn man in einer Beziehung dauerhaft dem anderen seine Dinge aufs Ohr drückt. So etwas kann ebenfalls nach hinten los gehen und gerade Frauen neigen dazu doch sehr gerne, Männer halten das eine ganze Weile aus mit "Durchzug" und irgendwann kommt der große Knall. Da ist das Argument "sonst weiß er nie was ich will" auch recht mager dagegen, eine Beziehung ist eine Kommunikation und kein Dialog von einer einzigen Person.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Da finde ich es schon wichtig, dass man auch einfach mal dem Partner einen Gefallen tut und seine eigenen Wünsche hinten anstellt.

In deinem Beitrag hörte sich das aber nicht so an, als wäre das ausnahmsweise der Fall, dass man dem Partner einen Gefallen tut und seine Wünsche eben zurückstellt, sondern als wäre das chronisch der Fall. Daher brauchst du dich über diesen Beitrag gar nicht zu wundern. Ich verstehe auch gar nicht, warum du hier so überreagierst und dich so angegriffen fühlst. Man könnte glatt meinen, dass du gar nicht über die Beziehung deiner Freundin geschrieben hast, sondern über deine eigene. Abgesehen davon, habe ich wenigstens gelernt, wie man Kompromisse macht, was man ja nicht von jedem hier behaupten kann.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Was meine Beziehung angeht, bin ich ein richtiges Plappermaul. Ich rede eigentlich immer mit meinem Freund, wenn wir uns sehen und da herrscht selten mal Gesprächsstille. Das ist eigentlich nur dann der Fall, wenn wir einen Film oder eine Serie schauen, wobei wir uns selbst da verhältnismäßig oft unterhalten. Von daher ist es für mich absolut normal, dass ich immer meine Meinung sage, egal über was wir uns gerade unterhalten. Wir sind ja ohnehin im ständigen Austausch miteinander und von daher äußere ich dann eben auch meine Wünsche.

Mein Partner kennt mich zwar sehr gut, aber er kann eben auch nicht hellsehen und ihm gelingt es auch nicht, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das will ich auch gar nicht von ihm erwarten. Ich habe schließlich einen Mund und kann ihm jederzeit sagen, was ich von bestimmten Sachen halte oder was ich möchte.

Bei den meisten alltäglichen Sachen, wie Unternehmungen, Urlauben, dem Abendessen oder neuen Anschaffungen die uns beide betreffen, sprechen wir uns ab. Wenn jemand von uns einen speziellen Wunsch hat, äußert er ihn und dann schaut man, ob man das so macht oder nicht. Wenn ich beispielsweise gerne Lasagne zum Abendessen haben will, dann sage ich das genauso von selbst aus, wie wenn ich gerne nach Bali in den Urlaub fliegen würde.

Ich habe keine Hemmungen, meine Wünsche offen auszusprechen, auch dann nicht, wenn eigentlich abgemacht war, dass es Spaghetti zum Abendessen geben sollte. Dann fragt man eben, ob es in Ordnung wäre, was anderes zu machen, findet einen Kompromiss oder verzichtet dann letztendlich doch drauf. Aber gerade dem Partner gegenüber sollte man doch immer ansprechen können, was man möchte. Da sollte man doch die wenigsten Hemmungen haben. Immerhin kennt man keinen anderen Menschen so gut wie den Partner und umgekehrt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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