Eigene Kinder nur wegen Sozialisierung bekommen?

vom 04.03.2019, 06:25 Uhr

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass kein Mensch freiwillig Kinder bekommen würde. Man würde Nachwuchs bekommen und sich fortpflanzen, weil man so von Kindesbeinen her sozialisiert worden ist und das gar nicht großartig hinterfragen würde. Wie denkt ihr darüber? Meint ihr, dass mein Bekannter ein Stück weit recht hat? Oder seid ihr vollkommen anderer Ansicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Totaler Quatsch. Es mag mit Sicherheit Paare geben, die Kinder aus den verschiedensten Gründen bekommen, aber bestimmt nicht weil es sozial so vorgesehen oder herangezogen ist. Ich will nicht sagen, dass es gar nicht so ist. Es gibt mit Sicherheit Paare die das aus diesem Grund tun, weil es halt die soziale Gepflogenheit so mit sich bringt, aber die meisten Paare kriegen Kinder, weil sie Kinder haben möchten, weil sie das Gefühl haben ihre Beziehung mit ein Kind auf die nächste Stufe zu heben oder einfach nur damit zu bereichern. Auch meine Frau und ich würden gerne noch ein Kind in die Welt setzen. Sie hat bereits eins aus Ihrer letzten Ehe und ich habe habe ebenfalls 2 aus meiner letzte Ehe. Dennoch möchten wir noch eins haben, weil es eben ein Kind von uns beiden ist.

Aber ich finde es völlig falsch ein Kind zu bekommen, weil es die soziale Erziehung das so vorschreibt. Das wäre für mich genauso falsch, wie das Kinderkriegen aus dem Grund der finanziellen Absicherung oder Besserstellung. Gibt ja schließlich Kindergeld und ab dem Dritten sogar mehr als für die 2 davor. Es mag zwar utopisch sein, aber es gibt leider genug Menschen die so denken.

Was ich allerdings wirklich bedenklich finde, dass immer mehr Paare, immer weniger Kinder bekommen. Früher waren 2 Kinder normal und ganz Früher waren es sogar noch mehr als nur 2 Kinder. Da waren eher 3 oder 4 Kinder die Regel. Es ist aber auch immer schwerer geworden für Paare sich für Kinder zu entscheiden, da es bei vielen Paaren einfach nicht mehr reicht mit einem Einkommen über die Runden zu kommen. Das sehe und höre leider immer wieder. Von der Sicht her gesehen, würde es dann sogar wahrscheinlich hinkommen, dass es dann so aussieht, als würde man Kinder nur aus dem herangezogenen sozialen Aspekt bekommen.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Als absichtlich kinderloser Mensch habe ich mir auch schon öfter den Kopf darüber zerbrochen, wieso Leute sich das ganze Theater antun, und ich glaube auch, dass die Sozialisierung zumindest zum Teil dabei eine Rolle spielt. Aber es muss darüber hinaus so etwas wie einen biologischen Imperativ geben, der alle logischen Überlegungen überschreibt, und der bei mir offensichtlich fehlt.

Wenn es um die Frage des Kinderkriegens geht, denke ich als erstes an die Opfer, die ich als Mutter dafür bringen darf, von Schlaf über die Gesundheit bis zum Geld, und all das über Jahrzehnte hinweg für die vage Hoffnung, dass mein Kind auch dann noch mit mir spricht, wenn ich ihm nicht mehr die Kohle vorne und hinten reinpuste. Ich sehe es ja jeden Tag in meinem Umfeld, wie Leute sich die Gesundheit und die Beziehung ruinieren, weil der werte Nachwuchs sie bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit strapaziert.

Und mir konnte auch noch niemand eine vernünftige Erklärung liefern, außer dem unspezifischen biologischen Bedürfnis oder dem unhinterfragten Befolgen ungeschriebener gesellschaftlicher Vorgaben für die jeweilige soziale Schicht. Heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen, und dann in zwei von drei Fällen Scheidung, das scheint aus unterschiedlichen Gründen ein Naturgesetz zu sein, welches so unverrückbar ist wie die Schwerkraft.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube wenn man sich für Kinder entscheidet, dann kann das viele verschiedene Begründungen haben, warum man sich dazu entschlossen hat. Bei mir war es irgendwann ein innerer Drang dazu, ich würde es einen biologischen Drang nennen. Irgendwann habe ich es bewusster wahrgenommen, was so jeden Tag zu sehen war, die Kinder auf der Straße, die Kinder in meinem Umfeld und so weiter, man hat es einfach bewusster wahrgenommen und anders wahrgenommen. Man spürte auch eine innere Unvollkommenheit.

Ich denke, dass man einfach der Typ ist zum Kinder bekommen oder eben nicht. Das ist sicherlich auch eine biologische Sache und in gewisser Weise erlebt man natürlich auch einen sozialen Druck, aber aufgrund dessen bekommt man sicherlich keine Kinder. Immerhin geht damit auch einige Verantwortung einher und auch finanzielle Einbußen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn man heute in Deutschland aufwächst lernt man ja, dass Kinder bekommen nicht das unabwendbare Schicksal jeder Frau ist, dass man sich frei dafür oder dagegen entscheiden kann. Deshalb halte ich die Grundannahme an sich schon mal für falsch.

Allerdings sieht man ja an den niedrigen Geburtenraten in westlichen Ländern, dass die Sozialisation wahrscheinlich in die andere Richtung funktioniert. Ohne den Glauben, dass Kinder zu einer glücklichen Beziehung "dazu gehören" entscheiden sich viele Menschen gegen Kinder oder sie entscheiden sich erst sehr viel später im Leben für Kinder.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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