Eigene Erfahrung bei einem Fahrzeug-Designer wichtig?

Ich habe kürzlich in einem Forum gelesen, in dem über den neuen ICE 4 diskutiert wurde. Ein User meinte dann, dass er sich nicht vorstellen könnte, dass das Modell so viel besser werden würde als die Vorgänger. Denn bei den Vorgängermodellen wären absolut unbequeme Sitze verbaut worden, die kaum Komfort hätten und gerade bei längeren Strecken eine Zumutung wären. Genau diese Sitze würden seiner Meinung nach auch beim neuen ICE verbaut werden.

Des weiteren kritisierte er, dass (besonders zur Hauptsaison) im Zug grundsätzlich zu wenig vernünftige Gepäckablagen eingebaut wären, was grundsätzlich zu Chaos und Problemen führen würde. Er kritisierte auch die Anzahl der Fahrradstehplätze und dass die Sitzplätze nicht strategisch am Fenster platziert wären, sodass man als Fahrgast unter Umständen Stunden lang den Fensterholm anstarren müsste.

Summa summarum war dieser User dann der festen Überzeugung, dass die Designer, die von der Deutschen Bahn angeheuert wurden, absolut null eigene Erfahrung mit der Deutschen Bahn hätten und dass es verboten werden müsste, nur Designer zu beschäftigen, die das ganze Jahr über nur mit dem Auto unterwegs wären.

Denn diese Menschen würden gar nicht wissen, worauf es beim Zug wirklich ankommt und welche Details die Fahrt schon angenehmer und komfortabler machen würden. Er forderte daher, dass angehende Designer bei der Deutschen Bahn mindestens ein Jahr lang ausschließlich mit der Bahn fahren müssten, zu jeder Saison und Gelegenheit, nur dann würden vernünftige, kundenfreundliche Züge bei rauskommen.

Ich finde diesen Gedankengang schon sehr interessant, kann mir aber nicht vorstellen, dass das so praxistauglich ist. Wie seht ihr das? Sollten Fahrzeug-Designer unbedingt eigene Erfahrung haben oder ist das eher unwichtig, um gute Arbeit zu machen?

Ist doch wie in allem, überall geht die Vermutung herum, dass die Entscheidungsträger damit keine eigene Erfahrung haben mit dem was sie am Ende verbauen. Mag wohl in vielen Fällen auch der Fall sein, denn der Geschäftsführer eines Unternehmens wird noch nie Arbeitshandschuhe gebraucht haben damit er einen Reifen wechseln kann. Gleiches gilt auch für die Deutsche Bahn. Dort werden auch Designer beschäftigt nachdem der Auftrag ausgegeben worden ist und jeder kann seinen Senf dazu geben, egal ob dieser nun mit dem Zug auf Arbeit fährt oder mit dem Auto.

Möchte dieser User nun allgemein fordern, dass jemand mindestens 1 Jahr in diesem Bereich arbeiten muss damit eine Entscheidung getroffen werden kann in jedem geschäftlichen Bereich? Denn das wäre einfach komplett unwirtschaftlich, finanziell nicht tragbar und damit eine utopische Forderung. Es würde doch einfach reichen, wenn Konstruktive Vorschläge eingebracht werden zur Deutschen Bahn und diese intern auch an die zuständige Abteilung weiter gereicht werden, damit sich die Designer auch nach den Wünschen und Anforderungen anderer richten kann oder dazu vielleicht eine andere Lösung parat hat.

Aber am Ende entscheidet das ohnehin der Kostenpunkt was verbaut wird, so kann man zwar im Erstentwurf super tolle Sitze haben die das Stück 20.000 Euro kosten oder man nimmt das Holzklassemodell wie bislang für 200 Euro das Stück. Was wird wohl verbaut werden, bzw. wie werden sich die Entscheidungsträger entscheiden? Denn das ist nicht immer alles auf den Mist der Designer gewachsen, sondern auch auf die Entscheidungsträger in erster Linie.