Eifersüchtig sein, wenn Kind mehr hat, als man selbst?

vom 25.10.2015, 12:22 Uhr

Eine Bekannte von mir möchte keine eigenen Kinder haben und ihr Mann ist sehr traurig darüber. Das Paar hat ziemlich viel Geld und der Mann redet häufig darüber, was er dem Kind nicht alles bieten könnte. Meine Bekannte möchte das aber nicht. Sie fürchtet, dass sie eifersüchtig auf das Kind sein könnte und es deswegen nicht lieben wird.

Sie selbst hatte als Kind eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern und ist vernachlässigt worden. Geburtstage und andere Anlässe die sie betrafen sind nie gefeiert worden und sie wurde häufig von ihren Eltern geschlagen, beschimpft und erniedrigt. Ihr Studium musste sie sich selbst finanzieren und als Schülerin jobben, um sich Klassenfahrten und Kleidung leisten zu können.

Sie kommt nun nicht damit klar, dass ihr eigenes Kind verwöhnt wird und bereits vor seiner Geburt ein Bausparvertrag für das Kind angelegt wird. Sie findet es auch übertrieben. Seit ihr selbst mitunter vielleicht auch mal eifersüchtig auf eure eigenen Kinder, da diese so viel haben, wie ihr selbst nie hattet? Würdet ihr euch deswegen auch gegen ein Kind entscheiden?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie kann man denn auf sein eigenes Kind eifersüchtig sein? Das finde ich albern. Immerhin muss man ja nicht genauso blöd drauf sein, wie die eigenen Eltern und es anders machen, damit das eigene Kind eine schöne Kindheit erlebt. Das sollte man seinem Kind auch gönnen. Ich wäre nicht eifersüchtig auf mein Kind. Selber hatte ich nicht so eine tolle Kindheit und weiß, wie das wehtun kann, weswegen ich meinem Kind alles gönne.

Es bringt doch nichts eifersüchtig auf das Kind zu sein. Man sollte es seinem Kind wirklich gönnen, aber wenn man schon solche Gedanken hat, sollte man kein Kind machen. Wenn man genug Geld hat, kann man es ja immer noch auch für sich selber ausgeben und dem Kind dann eben einen Teil zur Verfügung stellen. Das ist normal und nicht schlimm.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ganz ehrlich, ich hatte diese Gedanken auch schon. Meine Kindheit war auch nicht rosig und ich musste auf sehr viel verzichten. Je nach Erniedrigungsgrad spielt auch irgendwo die Angst mit, dass man leider genauso reagieren wird, wie die eigenen Eltern. Das ist aber eine psychische Komponente und das Paar sollte daran arbeiten, dass die Frau sich nicht eifersüchtig fühlen kann, auch wenn sie sich alles hart erarbeiten musste.

Ehrlich gesagt, ich bin noch nicht soweit, dass ich ein Kind bekommen kann. Ich gönne ihm Einiges, aber nicht alles. Das war mal schlimmer. So werde ich wahrscheinlich keinen Bausparvertrag für mein Kind anlegen, es darf alles haben, aber es wird sich auch Einiges erarbeiten müssen. Es wird bei mir niemals erniedrigt werden, aber auch wenn es sehr egoistisch klingt, es wird auch kein superverwöhntes Gör werden, dass alles in den Popo geschoben bekommt.

Ich weiß, dass ich damit in die Kontroverse gehe, aber ich bin zum Beispiel froh, dass ich mittlerweile soweit bin, dass ich mich für ein Kind entscheiden kann und es durchaus auch lieben kann. Die anderen Komponenten können sich immer noch nach der Geburt ändern, aber ich denke, dass deine Bekannte auch mal den Punkt erreichen sollte, dass sie ein Kind akzeptieren und lieben kann, schließlich ist es ihr Fleisch und Blut.

Was die Eltern danach machen, das ist ihnen überlassen, aber zuerst muss man sich für ein Kind entscheiden können. Ich denke jedoch auch, dass die Liebe zu dem Kind erst während der Schwangerschaft wachsen kann, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann. Der Mann soll auch aufhören, darüber zu reden, was er dem Kind bieten will und damit anfangen, darüber zu reden, was er der Mutter bieten kann. Das ist nämlich die Krux.

Wenn er nur über das Kind redet, dann fühlt sich die angehende Mutter zu recht als links liegengelassen und da diese ganze Sache eine psychische Geschichte ist, muss er der Mutter erstmal das Gefühl der Wertlosigkeit nehmen und das ist verdammt viel Arbeit, aber durchaus machbar. Ich sehe diese Eifersucht keineswegs als albern an, vielleicht wäge ich auch die ganzen Zusammenhänge einfach mit ab, ich hätte mich vor wenigen Jahren auch absolut gegen Kinder entschieden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wenn man selber schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann sollte einem doch gerade daran liegen, dass das eigene Kind es besser hat und man freut sich doch auch mit dem Kind, wenn es ihm gut geht. Wie da überhaupt Eifersucht aufkommen kann, erschließt sich mir nicht.

Mit meiner Mutter ging es mir ähnlich wie deiner Bekannten mit ihrer, aber deswegen kann ich doch nicht eifersüchtig auf mein eigenes Kind sein, nur weil ich versuche, es besser zu machen. In finanzieller Hinsicht habe ich nur bedingt die Mittel, ihm mehr zu bieten, als ich selbst als Kind hatte, aber das ist ja auch nicht das wichtigste.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Also ich habe keine besonders gute Beziehung zu meinem Vater und immer wenn ich andere Kinder gesehen habe, bei denen ich den Eindruck hatte, dass die tolle Väter haben, war ich auch etwas eifersüchtig und habe mich gefragt "Warum die, warum nicht ich?". Das Gefühl, dass man auf andere, die es besser haben, eifersüchtig ist, ist denke ich auch nicht ungewöhnlich.

Und wenn man ohnehin keine Kinder möchte und eine Art innere Distanz zu Kindern hat, dann betrachtet man den Gedanken, ein Kind zu haben, auch nicht liebevoll, sondern eher als Bedrohung oder als was Negatives und ist dann vielleicht wirklich auch eifersüchtig. Aber das sind ja nur theoretische Überlegungen, denn die Frau in dem genannten Beispiel hat ja keine Kinder und bekommt offenbar auch keine. Wenn der Mann darüber traurig ist, dann hätten sie mal vorher darüber sprechen sollen, wie das mit dem Kinderwunsch aussieht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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