Ehrenamtliche Jobs um Selbstwertgefühl zu steigern
Wenn man sich von niemanden verstanden fühlt, dann leidet wohl auch das Selbstwertgefühl. Denkt ihr, dass da ehrenamtliche Jobs helfen um aus dem Tief des geringen Selbstwertgefühls herauszukommen? Bekommt der Mensch wohl dadurch mehr Anerkennung und steigt demnach dann das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein? Konntet ihr dahingehend schon Erfahrung machen durch euer Umfeld oder bei euch selbst?
Ich denke, dass es auf den Typ Menschen ankommt, also auf das Individuum. In meinem Fall würde ein Ehrenamt keine Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben. Das liegt daran, dass ich mein Selbstwertgefühl abhängig von der Selbstverwirklichung mache und da ich mich in dieser Hinsicht bisher sehr gut entfalten konnte, hat mein Selbstwertgefühl nicht gelitten. Ich leide im Prinzip nur, wenn ich mich wie in einem goldenen Käfig fühle und so gar keinen Freiraum habe.
Da ich persönlich das Ehrenamt nicht als Teil meiner Selbstverwirklichung ansehe, würde es bei mir auch nicht helfen, Selbstwertgefühl aufzubauen, wenn es denn im Keller wäre. Dafür habe ich andere Ziele und Prioritäten im Leben, die für mich eindeutig vorrangig zu behandeln.
Ich denke auch, dass man das nicht so allgemein sagen kann. Es wird sicher nicht bei jedem helfen, das Selbstwertgefühl zu steigern und es kommt sicher auch noch mit darauf an, was man sich für einen ehrenamtlichen Job ausgesucht hat. Nicht bei jedem Job wird man direkt die Anerkennung erfahren, die dann das Selbstwertgefühl steigert. Aber wenn man den passenden Job gefunden hat und daran auch Freude hat, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das hilft.
Wenn man ein Problem in der Kommunikation mit anderen Menschen hat - denn anders kann ich es mir nicht erklären, dass man sich von niemandem verstanden fühlt - ist ein ehrenamtlicher Job wohl eher keine gute Idee. Jedenfalls keiner in dem man es mit anderen Menschen zu tun bekommt.
Aber meistens hat es ja andere Gründe warum das Selbstwertgefühl leidet. Wenn jemand zum Beispiel schon länger arbeitslos ist und zig Absagen kassiert hat. Der würde durch einen ehrenamtlichen Job wieder etwas zu tun bekommen und könnte positive Erfahrungen machen.
Solche Jobs können unglaublich gut für die eigene Seele sein. Gerade, wenn man sich selber vielleicht für den letzten Idioten hält und bisher auch keine guten Erfahrungen machen durfte, dann kann einem das schon etwas bringen, wenn man dann ein Ehrenamt erledigt und dort sieht, das man gebraucht wird. Auch wenn man es kommunikativ nicht drauf hat, muss man das ja machen und bekommt dann von den Leuten auch etwas wieder, weil man gebraucht wird. Ich denke schon, dass das gut ist um sich selber zu stärken.
Ich denke, dass sich ehrenamtliche Tätigkeiten durchaus positiv auswirken können. Nicht nur, dass man meist anderen damit etwas Gutes tut, sondern auch sich selbst. Man hört ja immer wieder, dass Arbeit ablenkt und einem gut tut, auch gerade, wenn man sieht, was man geschafft hat und vielleicht auch mal ein Lob oder Anerkennung dafür bekommt. Ich glaube daher schon, dass sich das Selbstwertgefühl durch ehrenamtliche Arbeit steigern lässt.
Ich halte es für keine gute Idee, das eigene Selbstwertgefühl von der "Anerkennung" von außen abhängig zu machen. Gerade bei Ehrenämtern kann das sauber nach hinten losgehen. Zwar finden es viele Menschen bewunderns- und lobenswert, wenn sich jemand für benachteiligte Menschen, die Natur oder sonst einen "guten Zweck" ehrenamtlich engagiert, aber mindestens ebenso viele Leute haben daran etwas auszusetzen. Wieso engagierst du dich für Flüchtlinge, wenn es den Deutschen doch allesamt so schlecht geht? Wieso kämpfst du gegen den Kohleabbau, wenn wir doch alle unsere Arbeitsplätze verlieren werden? Wieso rettest du Igel, die braucht doch eh kein Mensch? Wieso bist du überhaupt so blöd, such dir lieber einen richtigen Job! Und so weiter. Und schon ist es Essig mit der gesellschaftlichen Anerkennung zur Päppelung des eigenen fragilen Egos.
Ich halte ehrenamtliches Engagement also durchaus für eine gute Sache und es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn man stolz darauf ist und das Gefühl hat, das Richtige zu tun. Aber alleine um der Anerkennung willen würde ich es nicht machen, weil die Motivation so auf wackeligen Füßen steht. Außerdem finde ich es falsch, Menschen oder Tieren nur deswegen zu helfen, um sich selber zu therapieren. Entweder man glaubt an die Sache oder man sollte sich anderswo therapeutische Hilfe suchen.
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