Ehrenamt nur wegen Steuervorteilen ausüben wollen?
Eine Bekannte von mir engagiert sich ehrenamtlich in einem sozialen Projekt vor Ort. Das kommt bei einigen aus der Nachbarschaft sehr gut an und sie pflegt ihr selbstloses Image auch sehr. Nun kam bei einem Gespräch heraus, dass sie eigentlich gar nicht so selbstlos und hilfsbereit wäre, wie viele Menschen denken würden. In Wirklichkeit würde sie das Ehrenamt nur wegen der Steuervergünstigungen ausüben.
Findet ihr es nachvollziehbar, wenn man ein Ehrenamt nur wegen der Steuervergünstigungen ausübt? Wie groß wären diese? Frisst das nicht ziemlich viel Zeit, die man auch für andere Sachen verwenden könnte? Käme es für euch in Frage, ein Ehrenamt wegen der Steuervorteile auszuüben oder käme das für euch nie in Frage? Sollte man ein Ehrenamt ausüben, weil man hilfsbereit und selbstlos ist oder spielen die Gründe im Endeffekt keine Rolle, solange man anderen damit aktiv hilft?
Ich halte es für Quatsch bei der Ausübung von Ehrenämtern von Steuervorteilen auszugehen. Was sollten das für "Steuervorteile" sein? Offenbar ist hier manchem nicht klar, wie das mit den Steuern funktioniert.
Vereinfacht ist es so: Steuern sind bei Einnahmen immer zu zahlen und bemessen sich an den Einnahmen. Hat man nun Ausgaben welche im Zusammenhang mit dem Erwerb stehen (z.B. Kontoführungsgebühren, weil das Gehalt auf das Konto überwiesen wird oder auch die Fahrt zur Arbeitsstelle, weil dies zwingend für die Ausübung der Arbeit notwendig ist), dann kann der Betrag der Steuerschuld um diese Ausgaben gesenkt werden.
Welches Ehrenamt würde nun im Zusammenhang mit dem Broterwerb stehen, so dass hier eine Steuervergünstigung geltend gemacht werden könnte?
Wieso sollte sich ehrenamtliches Engagement steuerlich nicht lohnen? Immerhin kann man über ehrenamtliche Tätigkeiten nicht ganz wenig Geld steuerfrei dazu verdienen. 2.400 Euro Übungsleiterpauschale plus 720 Euro Ehrenamtspauschale plus 2.400 Euro Betreuerpauschale können zusammen zu jährlichen Mehreinnahmen von 5.500 Euro steuer- und sozialabgabenfrei führen.
Die Pauschalen kann man übrigens auch dann voll geltend machen, wenn die Vergütung niedriger liegt, aber die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Dann ist ein negativer Verlustvortrag und die Verrechnung mit anderem Einkommen, beispielsweise Arbeitseinkommen erlaubt.
Lohnt sich das nicht, weil die Tätigkeiten nicht so gut vergütet werden, kann man die Aufwandsspende nutzen. Porto, Telefon oder Reisekosten werden dem Verein gespendet, anstatt sich die Ausgaben ersetzen zu lassen. Dafür kann man sie dann von der Steuer absetzen. So lässt sich ein Hobby durchaus mit finanzieren.
Du kannst auch bezahlte Arbeit für gemeinnützige Zwecke leisten und dann auf die Bezahlung verzichten. Dann kann der Betrag ebenfalls steuermindernd geltend gemacht werden.
Porto, Telefon oder Reisekosten werden dem Verein gespendet, anstatt sich die Ausgaben ersetzen zu lassen. Dafür kann man sie dann von der Steuer absetzen. So lässt sich ein Hobby durchaus mit finanzieren.
Du glaubst ernsthaft, über eigene Spenden könne man sich etwas "finanzieren"? Also an die bisher unentdeckte Geschäftsidee, über das Spenden evtl. sogar reich zu werden? Das ist natürlich Unsinn und würde das Steuersystem wohl in den Ruin treiben.
Du kannst natürlich die Kosten (bzw. hier die Spende) steuerlich geltend machen, und deine Steuerlast um den entsprechenden (Spenden-)Betrag senken. Dann bezahlst du "nur" für den übrig gebliebenen Betrag Steuern und "sparst" damit Steuerzahlungen. Aber ich kann keine Beispielrechnung aufmachen, wo die Steuerlast wenigstens um den Betrag sinkt, den man gespendet hat. Geht es einem wirklich ums Geld, dann spendet man nicht, zahlt Steuern auf den Betrag und behält was übrigbleibt.
Du vergisst, dass du die Steuerprogression geschickt nutzen kannst. Es wird nämlich nicht nur mehr Einkommen höher versteuert, niedrigeres Einkommen wird weniger versteuert. Wenn ich beispielsweise Texte, ich bin freie Texterin, sowieso für das Magazin eines gemeinnützigen Vereins spende, aber den Umweg über eine Rechnung gehe, senke ich meine Steuerlast. Nutze ich nun noch eine Pauschale zum Verlustvortrag, dann wird es noch besser.
Aber es funktioniert auch gut, wenn ich die Pauschalen voll erwirtschafte. Nimmt man alle drei, sind das 5.500 Euro, die weder versteuert, noch mit Sozialabgaben belastet werden. Überlege mal, wie lange man dafür mit Steuern und Sozialabgaben arbeiten muss. Ich würde ohne Absetzungen den Spitzensteuersatz plus Sozialabgaben zahlen, das ist eine Menge Holz, die ich erwirtschaften muss, damit ich so viel Geld mehr habe. Für mich lohnt es sich definitiv, wenn ich den Grenzsteuersatz drücken kann.
Und natürlich kann man sich damit das eigene Hobby finanzieren. Ich fahre sowieso zum Hundeplatz, um meine Hunde zu trainieren, aber als Übungsleiter setze ich die Fahrtkosten als Spende ab. Das funktioniert auch mit den Reisekosten und den Kosten für Seminare, die ich auch so gemacht hätte. Damit ist mein Hobby ziemlich kostenneutral. Und dank der geprüften Hunde spare ich mir auch noch 900 Euro Hundesteuer im Jahr. Die Kosten für die Vereinsmitgliedschaft fängt die vergünstigte Haftpflichtversicherung auf. Damit sind meine Sporthunde günstiger als jeder Familienhund.
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