Egoistisch, wenn man zu Geburtstagen niemanden einlädt?

Ich habe es schon erlebt, dass wirklich jemand der Ansicht war, dass man ja egoistisch handeln würde, wenn man am Geburtstag niemanden einlädt. Immerhin würden andere diesen Tag mit dem Geburtstagskind verbringen wollen und sich darauf freuen, dann ein paar schöne Stunden bei Kaffee und Kuchen zu verbringen. Das ist allerdings die Ausnahme.

Die Meisten haben doch Verständnis und finden es sogar gut, wenn man eben nicht einlädt und sagt, dass man wegfährt und sich einen schönen Tag macht ohne den Stress mit Kaffee und Kuchen zu haben und irgendwelche Gäste zu bewirten.

Würdet ihr soweit gehen und behaupten, dass jemand egoistisch ist, wenn er zum Geburtstag niemanden einlädt? Ist das wirklich eine Form von Egoismus, wenn man an diesem Tag macht, was man selbst gerne möchte? Findet ihr das auch nicht in Ordnung und würdet euch darüber aufregen?

Hast du keine Lust auf Party und dir wird deswegen Egoismus vorgeworfen oder was? Egoistisch ist jeder Mensch mal, daher verstehe ich die Aufregung nicht. Warum nimmst du dir das zu Herzen? Ist doch egal was andere Menschen denken. Wichtig ist nur, dass du das tust, was dir in dem Moment gut tut und wenn das eben eine Auszeit und ein Ausflug ist fernab von Gesellschaft, Partyvorbereitungen und Gästen, dann ist das eben so. Was juckt dich das, was andere Menschen über dich denken? Wer dich wegen dem bisschen Egoismus weniger schätzt und dich unsympathischer findet, hat deine Loyalität doch gar nicht verdient, mal ehrlich.

Natürlich ist es egoistisch wenn ich an meinem Geburtstag mit meinen Mädels ein Wellness Wochenende mache anstatt eine Feier auszurichten. Ich denke dabei nämlich tatsächlich an das, was mir am meisten Spaß macht und was ich möchte und nicht an die potentiellen Gäste, die sich auf kostenlosen Kaffee und Kuchen eingestellt hatten.

Aber die Frage ist doch - ist Egoismus grundsätzlich schlecht? Bin ich verpflichtet an meinem eigenen Geburtstag an die anderen zu denken und mich nach ihren Wünschen zu richten? Ich finde nicht. Ich habe aber auch niemanden in meinem Umfeld, der mir da widersprechen würde.

Für mich ist "Egoismus" ein Totschlagargument, welches vor allem bei Frauen verwendet wird, um möglichst zu gewährleisten, dass diese ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche weiterhin hintanstellen, um ihrer Umwelt auf eigene Kosten das Leben zu erleichtern. Letzten Endes kann man schließlich bei fast allem, was Menschen zu ihren eigenen Gunsten tun, behaupten, es handele sich um Egoismus, weil man in der Zeit oder mit dem Geld oder Aufwand schließlich auch etwas für die Mitmenschen hätte tun können. Aber wieso sollten die das immer verdient haben und ich selber nie?

Für mich gehören Geburtstagsfeiern schon seit Langem eher zum lästigen Pflichtprogramm, egal, ob ich sie selber veranstalte oder eingeladen bin. Viel lieber gehe ich einfach nur lecker essen oder treffe mich mit meinen engsten Familienangehörigen ganz zwanglos ohne Kaffeetafel und Brimborium zum Plaudern. Ich habe auch den Verdacht, dass ich mit dieser Haltung nicht ganz allein dastehe, auch wenn es die wenigsten zugeben.

Wenn man Sozialkontakte natürlich geizig gegeneinander aufrechnet, könnte man schon sagen, dass man quasi zur Gegenleistung verpflichtet ist, wenn man sich pro Jahr auf einem Dutzend Geburtstagsfeiern gratis durchfrisst. Aber dieses kleinliche gegeneinander Aufrechnen ist mir fremd. Wenn ich jemanden einlade, erwarte ich keinerlei Gegenleistung, sondern betrachte es als Geschenk.

Wenn ich Geburtstag habe, dann steht mir einfach zu egoistisch zu sein. Denn es ist mein Tag, den ich so feiern will (oder auch nicht) wie ich es will und wenn ich an diesem Tag alleine sein will, dann will ich das und das steht mir einfach auch zu. Warum sollte man denn nicht an seinem Geburtstag das machen, was man machen will? Warum muss man das machen, was andere wollen? Verstehe nicht, was an diesem gesunden Egoismus falsch sein soll.

Ich weiß gar nicht, ob der Gedanke, das Geburtstagskind sei für das Ausrichten irgendeiner Festivität verantwortlich in manchen Kreisen, Gegenden und Generationen wirklich so ungewöhnlich ist. Es erinnert mich an eine Unterhaltung, wo eine Frau, die ein Jahrzehnt älter als ich war und auf einem Dorf wohnte, völlig entgeistert zu mir meinte, ob ich denn glaube, irgendjemand hätte Lust seinen Geburtstag groß zu feiern. Das würde man ja schließlich für die anderen machen und niemand hätte da wirklich Interesse dran. Für sie war es eine gesellschaftlich einzuhaltende Konvention.

Mich hat das damals total überrascht, weil mir überhaupt nicht bewusst war, dass es Leute gibt, die wirklich so denken. In meiner jugendlichen Unbekümmertheit war ich nämlich auch immer davon ausgegangen, dass es doch der große Tag des Geburtstagskindes wäre und dieses könnte und dürfte bestimmen, zu was er oder sie jetzt wirklich Lust hätte. Und eigentlich sehe ich das auch heute immer noch so. Mein Geburtstag, meine Regeln.

Es gibt ja auch Leute, die immer zusehen, dass sie gerade an ihrem Geburtstag im Urlaub sind oder zumindest für ein längeres Wochenende unterwegs sind, um sich jedwedem Trubel elegant entziehen zu können. Aber vielleicht sollte man die Kaffeetafel zum Geburtstag gerade im ländlichen Gebiet generell mal auf den gesellschaftlichen Prüfstand schicken. Offenbar hat nämlich wirklich kaum jemand richtig Lust dazu.

Ich lade in den seltensten Fällen Leute zu meinem Geburtstag ein. Tatsächlich würde ich sogar auch so weit gehen, das als absolut nicht egoistisch zu sehen und es sogar sehr egoistisch zu finden, wenn ich Gäste zu meinem Geburtstag einladen würde. Sofern ich unter der Woche Geburtstag habe und an dem Tag normal arbeiten gehe, bin ich etwa gegen 19 Uhr zu Hause. Die wenigsten Leute haben doch so spät unter der Woche noch Lust, jemanden zu besuchen. Ich denke, dass die meisten dann ohnehin absagen würden.

Ansonsten ist es in meinem Freundes- und Verwandtenkreis auch nicht wirklich üblich, dass man an Geburtstagen zu großer Runde auf Kaffee und Kuchen einlädt. Entweder man macht eine richtige Geburtstagsfeier oder man feiert eben gar nicht und verbringt einfach nach Lust und Laune Zeit mit seinen Liebsten, ohne dass es dafür eine Einladung oder etwas in der Art braucht.

Von daher mache ich mir absolut keine Gedanken darüber, wenn ich keine Lust habe, Gäste zu meinem Geburtstag einzuladen. Ich richte mich da tatsächlich ganz nach mir und verbringe den Tag so, wie ich es will. Wie bereits gesagt, kenne ich es aber auch absolut nicht anders, so dass es garantiert keine Freunde oder Verwandten gibt, die deshalb beleidigt auf mich sein würden, weil sie Lust auf eine Party haben.

Wann soll man denn sonst nur an sich denken dürfen, wenn nicht am eigenen Geburtstag? Natürlich ist das eine egoistische Handlung, aber eine, die man ja wohl nachvollziehen können sollte. Meine Eltern beklagen sich auch immer wieder, dass ich an meinem Geburtstag lieber mit meiner Familie zusammen sein will und nicht stundenlang für sie alles zubereiten möchte. Ich habe da auch keine Lust drauf mir an meinem Geburtstag Vorwürfe machen zu lassen oder was weiß ich. Ist das egoistisch? Natürlich, aber ich sehe es auch nicht ein immer nur nach der Pfeife von anderen Menschen zu tanzen, wenn es um mich geht.

Man sollte also am eigenen Geburtstag das machen, was man machen möchte und was einem gut tut. Wenn man sich dann mal eine Auszeit nimmt oder mit anderen Leuten feiern will, dann ist das legitim, weil man für niemanden eine Show machen muss und durchaus selber entscheiden kann, wie das eigene Leben sein soll und was einem gut tut.