Egoismus in Beziehungen auf Dauer tragbar?

Meine Großcousine war viele Jahre Single. Sie wird nun bald dreißig Jahre alt und hat ihr Leben bisher genossen. Sie hat viele Freundschaften, hat einen Beruf der sie ausfüllt und viele privaten Interessen. Außerdem engagiert sie sich auch noch mit Leib und Seele ehrenamtlich. Ganz wichtig sind meiner Cousine ihre Patenkinder, mit denen sie regelmäßig was unternimmt und für die sie immer ein offenes Ohr hat.

Vor wenigen Monaten lernte meine Großcousine nun einen Mann kennen, mit dem sie gerne auch eine feste Beziehung eingehen würde. Bisher hatte sie One-Night-Stands und kurze Beziehungen, die ihr eigentlich ausreichten. Nun würde sie aber gerne sesshafter werden.

Mister Right, wie meine Großcousine ihn nennt, hat einen eigenen Handwerksbetrieb, in dem er auch voll eingebunden ist. Er hat wenig Freizeit und die beiden haben ein wenig Probleme gemeinsame Termine zu finden, damit sie sich mal sehen können. Scheinbar scheitert es aber immer wieder am Egoismus meiner Großcousine, die nicht wirklich bereit zu sein scheint, ihr bisheriges Leben wirklich aufzugeben.

Die meisten Termine, zu denen eben Mister Right könnte, passen meiner Großcousine nicht. Entweder hat sie da bereits eine Verabredung mit einem ihrer Patenkinder oder möchte ihrem Ehrenamt nachgehen oder sie hat irgendwelche Termine in einem Verein, die nicht wirklich wichtig zu sein scheinen. Aber meine Großcousine legt Wert darauf, diese Termine alle einzuhalten. Es passierte wohl auch schon, dass sie kurzfristig Dates absagte, weil eines ihrer Patenkinder unbedingt irgendwas Unwichtiges von ihr wollte.

Meine Großcousine sagt, ihr Partner muss sich darauf einstellen, dass sie eben eine vielbeschäftigte Frau sei. Da muss er eben seine Termine um planen und sich ihr anpassen. Sie wird ihr Leben auf keinen Fall aufgeben. Und sie ist der Meinung, da er ja selbstständig ist, kann er sich seine Zeit schon passend einteilen, wenn er sie liebt.

Wir finden ihr Verhalten ziemlich egoistisch, da meine Großcousine nur an ihre eigenen Bedürfnisse denkt und da volles Verständnis von ihrem Partner erwartet, aber selbst kein Verständnis für die Bedürfnisse des Partners aufbringt.

Wir fragen uns nun, wie viel Egoismus in einer Beziehung auf Dauer überhaupt tragbar ist? Denn meine Großcousine betont immer wieder, dass ihr Partner eben Rücksicht nehmen muss.

So etwas kann schon gut gehen, wenn der Partner der Großcousine jemand ist, der kein Problem damit hat, sich völlig auf jemand anderen einzustellen und sich nach ihr zu richten. Ich kenne es üblicherweise eher von Frauen, die sich dem Partner dahingehend unterordnen, dass sie sich nach den Zeitplänen des Freundes richten und damit völlig zufrieden sind. Warum sollte es dann nicht auch anders herum gehen.

Eine andere gute Kombination wäre eventuell mit jemandem, der ebenso Wert darauf legt, sein eigenes Leben zu leben und keine Rücksicht auf sie zu nehmen. Dann hätte man eben eine zeitlich sehr eingegrenzte Beziehung, die aber auch erfüllend sein kann. Das klappt aber nur mit zwei Leuten, die -anders als deine Cousine- keine Erwartungen an den anderen haben.

Ich kann das Verhalten deiner Großcousine ehrlich gesagt ganz gut nachvollziehen. Gerade wenn man lange alleine war, wird man manchmal etwas eigenbrötlerisch und ist entsprechend nicht gleich bereit, sich auf das Leben mit einem Partner einzustellen und andere Dinge hintenan zu stellen oder diverse Dinge auch nur minimal zu verändern. Das kann sich mit der Zeit ändern, es kann aber auch genau so bleiben. Und wenn man dennoch ein halbwegs hohes Nähebedürfnis hat, dann braucht man eben einen Partner, der die eigene Unflexibilität mit einer gehörigen Portion Verständnis und Rücksicht auszugleichen vermag, sonst wird es nicht funktionieren.

Bei mir scheitern zwischenmenschliche Beziehungen regelmäßig an einem ähnlichen Verhalten wie es auch deine Großcousine an den Tag legt. Ich bin auch nicht bereit, mein Leben minimal für jemanden zu verändern und pflege lieber diverse Hobbys, als Verabredungen nachzukommen. Ich erwarte im Gegenzug aber auch von niemandem, sich dann nach mir zu richten.

Ich weiß jetzt nicht, was deine Großcousine dazu sagen würde, aber ich kann von mir ganz klar sagen, dass mein Verhalten in erster Linie daher kommt, dass ich eigentlich gar keine feste Beziehung will, beziehungsweise noch niemanden getroffen habe, der es mir wert gewesen wäre, auch Rücksicht auf ihn oder sie zu nehmen. Sollte sich das irgendwann mal ändern und ich jemanden wirklich in meinem Leben haben wollen, dann wäre ich für Kompromisse aber durchaus zu haben.

Egoismus ist etwas, was für mich in einer Beziehung auch nur bedingt geht. Irgendwie muss man sich ja auch auf den anderen einlassen. Sicherlich kann man auch über vieles reden. Ich denke, dass man sich da eben einig sein muss, aber wenn einer seinen Egoismus auslebt und der andere nur verzichten und zurückstehen muss, denke ich nicht, dass das lange halten wird.

In Fall deiner Cousine kann ich schon verstehen, warum sie das noch so sieht. Immerhin war sie ja lange alleine und hat sich länger scheinbar nur das Beste eines Mannes geholt und eben keinen Alltag mitbekommen, weswegen so ein Verhalten sicherlich normal ist, aber sie sollte sich eben auch umstellen, wenn sie den Partner behalten will.

Egoismus kann man in einer Beziehung nicht an den Tag legen. Entweder man ist Single und macht was man selbst möchte oder man ist in einer Beziehung. Da muss man dann eben Kompromisse eingehen und sich mit dem Partner auseinander setzen und kann nicht sein eigenes Ding durchziehen, das funktioniert nicht. Jeder soll seine Träume und Wünsche offenbaren und mit dem anderen darüber sprechen, sodass man sich gemeinsam damit befassen kann.

Deine Cousine scheint diesen Mann nicht wirklich zu lieben oder Interesse an ihm zu haben, sonst würde sie es so einrichten, dass sie auch Zeit für ihn hat. Immerhin ist es ein Unterschied, ob er beruflich so eingebunden ist und sie nur ihre Freizeitaktivitäten nicht ändern oder zurückschrauben möchte.

Wenn es ihr wichtig wäre Zeit mit dem Mann zu verbringen, würde sie das doch auch einsehen. So etwas kann nur funktionieren, wenn Beide etwas dafür tun und sich eben mal Zeit nehmen. Bei so viel Egoismus seitens deiner Cousine sehe ich da auch schwarz für eine Beziehung und denke nicht, dass ein Mann dies auf die Dauer gut finden wird.

Ein bisschen egoistisch muss man sicher auch in einer Beziehung sein, um eben mal Zeit für sich zu haben. Aber das was deine Cousine an den Tag legt ist ja schon weit darüber hinaus. Aber das wird deine Cousine dann auch früher oder später merken, wenn sie nicht auf euch hört und ihren Egoismus zurück schraubt.

Soweit ich das verstanden habe, ist das doch noch gar keine richtige Beziehung, sondern die beiden sind in einer Dating-Phase vor einer möglichen Beziehung. Ich glaube so kann da auch nichts draus werden, wenn sie so egoistisch ist und sich nicht anpassen möchte. Mir scheint so, als hätte deine Großcousine nie gelernt, Kompromisse zu machen.

Sie muss ja nicht komplett alles aufgeben und sich nur nach dem potentiellen Partner ausrichten, aber ein Stück weit entgegenkommen müsste sie ihm schon. So könnte sie zum Beispiel damit anfangen, einen oder zwei Abende pro Woche komplett für ihn freizuhalten, egal was das Patenkind will. Ich glaube sie hat Angst vor einer festen Bindung und sabotiert sich dadurch selbst.

Mir scheint es eher, als wäre sie unbewusst gar nicht an einer Beziehung interessiert und torpediert das Ganze. Wenn sie so lange Single war und niemals eine ernsthafte oder längere Beziehung hatte in dem Alter, scheint es mir, als wäre sie nicht willig oder vielleicht sogar nicht fähig zu einer echten, ernsten Bindung.

Es hörte sich auch ein wenig so an als wäre sie nicht furchtbar verliebt, sondern hätte die Entscheidung zu einer Beziehung eher vom Verstand her getroffen. Wie ging die Geschichte denn weiter, das Posting ist ja schon einige Monate bzw. fast ein Jahr alt?

Ich finde es gut, dass deine Großcousine nicht auf einen Partner angewiesen ist. Sie hat ihr Leben gut im Griff und kann es auch ohne einen Mann voll und ganz genießen. Ich finde das wirklich sehr bewundernswert und gut. Ich finde es auch richtig, dass sie nicht direkt ihre Interessen aufgibt, um mehr Zeit mit dem Mann verbringen zu können. Es ist eben eine starke Frau und ich finde es gut, dass sie auch weitreichend denkt. Immerhin würde es ja blöd sein, direkt alle Tätigkeiten für einen Mann aufzugeben, von dem man nicht weiß, ob man mit ihm alt werden wird.

Ich finde es richtig und wichtig, sich nicht allzu sehr nach dem Mann zu richten und nicht direkt alle Termine abzusagen, um sich möglichst viel Zeit für einen Mann freizuschaufeln. Allerdings finde ich es dann auch wieder nicht richtig, dass eben alles andere Vorrang hat. Ich finde, dass man da schon einen Mittelweg finden muss. Man soll nicht alles wegen dem Mann absagen, aber man soll dem Mann eben auch nicht ständig absagen. Da muss man Kompromisse schließen können, sonst wird es ja nie etwas aus regelmäßigen Treffen.

Wenn die Frau jedoch absolut nicht bereit dazu ist, etwas an ihrem Leben zu ändern und wenn sie den Mann immer hinten anstellt, dann kann nichts aus einer Beziehung werden, wie ich finde. Als Mann würde ich mir dann auch veräppelt vorkommen und hätte nicht das Gefühl, dass die Frau wirklich Interesse an mir hat. Man muss sich ja schon um die andere Person bemühen. Das heißt ja nicht gleich, dass man sich selbst und seine Interessen völlig damit aufgeben muss.