Durch welche Faktoren bleibt ein Akzent erhalten?
Es gibt ja sehr viele Migranten in Deutschland, die aus allen Teilen der Welt stammen können. Manche leben wirklich sehr viele Jahre hier und sprechen Deutsch nach vielen Jahrzehnten immer noch mit Akzent. Andere wiederum verlieren den Akzent mit der Zeit. Mich interessiert woran das denn liegen könnte, dass der Akzent sich bei manchen Personen verliert und bei manchen nicht.
Eine Freundin von mir beispielsweise ist zweisprachig aufgewachsen. Sie spricht sowohl ihre Muttersprache als auch Deutsch akzentfrei, obwohl zu Hause alles andere als Deutsch gesprochen wurde. Ich kenne aber auch Fälle, wo man einen Akzent behält, wenn zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird.
Einer meiner Dozenten ist mit knapp 31 für seine Promotion nach Deutschland gekommen und lebt seitdem hier (er ist jetzt 78). Trotzdem hört man an seiner Sprache, dass er einen sehr starken Akzent hat, obwohl seine Frau Einheimische ist und mit den Kindern auch nur Deutsch gesprochen wurde.
Wovon ist es abhängig, dass bei manchen Menschen der Akzent mit der Zeit verloren geht, aber bei anderen quasi ewig erhalten bleibt?
Viele Menschen führen eine Art von Selbstgesprächen. Vom Aufwachen am Morgen bis zum Einschlafen nachts. Sie führen ein ganz normales Leben. Aber sie sind immer in Zwiesprache mit sich selbst. Und zwar in ihrer eigenen Sprache.
Natürlich sprechen sie auch mit anderen Menschen. Aber sobald sie dann wieder alleine sind, geht der innere Dialog / Monolog sofort los. Diese Menschen verlieren ihren "Akzent" nie, auch wenn sie mit allen Menschen, mit denen sie kommunizieren, eine andere Sprache sprechen.
Übrigens wissen diese Menschen oft gar nicht, dass sie laufend im Gespräch mit den eigenen Eingeweiden sind.
Eine etwas weniger schräge Theorie ganz ohne Eingeweide lautet, dass die Fähigkeit, Fremdsprachen zu lernen, mit zunehmendem Alter abnimmt. Wenn also jemand schon als Kind eine Fremdsprache von einem Muttersprachler lernt, ist die Wahrscheinlichkeit am Höchsten, diese auch ohne Akzent zu beherrschen. Aber schon ab dem Teenageralter nimmt diese Fähigkeit in der Regel ab und Erwachsenen können eine Fremdsprache durchaus noch sehr gut lesen und schreiben lernen, behalten aber in der Regel immer einen Akzent in der Aussprache.
Ich nehme als Laie an, dass eben auch das Gehirn in jungen Jahren noch anpassungs- und aufnahmefähiger ist, bevor sich die Nervenbahnen vollends gefestigt haben. Seine Muttersprache lernt man ja auch schon sehr früh durch Zuhören, und das klappt viel besser als das spätere Pauken von Vokabeln und Grammatik.
Natürlich macht auch das individuelle Sprachtalent einen Unterschied, ebenso wie die Frage, ob man die Fremdsprache im Land selbst oder durch Sprachkurse in der Heimat erlernt, wie sie auch schon kleinen Kindern angeboten werden. Ich halte es durchaus für sinnvoll, das Zeitfenster im Leben eines Menschen zu nutzen, in denen das Sprachen lernen noch locker und in der Regel erfolgreich verläuft, solange man es nicht übertreibt.
Aber natürlich sollte man gerade bei kleinen Kindern darauf achten, dass sie Englisch oder was auch immer von Muttersprachlern lernen, weil sie sonst automatisch den lokalen Akzent von Mama oder Papa übernehmen, und dann ist der ganze Vorteil einer akzentfreien Aussprache wieder im Eimer.
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