Durch welche Bücher musstet ihr euch regelrecht kämpfen?
Im Privaten habe ich mich noch nie durch ein Buch gekämpft. Wenn ich mit einem Buch nicht warm werde breche ich es ab. Es gibt so viele gute Bücher und mein Leben ist eh viel zu Kurz um die alle zu lesen, warum sollte ich dann meine Zeit mit einem schlechten Buch verschwenden?
Aber in der Schulzeit bin ich natürlich auch in den Genus von Literatur gekommen, die so gar nicht meins war. Ich kann mit Theaterstücken in Buchform zum Beispiel nicht wirklich viel anfangen, egal ob "Faust", "MacBeth" oder irgendwas moderneres. Diese Aneinanderreihung von Dialogen finde ich auf Dauer ermüdend. Auf der Bühne funktioniert das natürlich weil durch Bühnenbild, Kostüme, Requisiten, Körpersprache und so weiter auch viel erzählt wird, aber das hat man ja alles nicht wenn man ein Theaterstück liest.
An "Homo Faber" kann ich mich auch erinnern. Da wir wahrscheinlich nicht alle gleich alt sind und im selben Bundesland zur Schule gegangen sind scheint dieses Buch ein echter Dauerbrenner auf den Lehrplänen zu sein und ich verstehe nicht warum. Ich fand das so langweilig und nichtssagend und habe nicht verstanden, warum man da jetzt krampfhaft einen Sinn hinein interpretieren muss.
Ich habe in der Schule auf jeden Fall gelernt, dass Bücher, die als Klassiker gelten, noch lange nicht gut sein müssen und, dass es auch kein Qualitätsmerkmal sein muss wenn ein Buch auf dem Lehrplan steht.
Dieses Thema bringt wirklich eine Menge Erinnerungen, die ich längst vergessen geglaubt hatte, wieder zurück. Ich bin auch in den Genuss von Homo Faber gekommen, wie kurios. Von der Sprache her fand ich es nicht schwierig zu lesen, aber ich mochte diese Hauptfigur gar nicht. Und was hat unsere Deutschlehrerin da interpretiert und gedeutet und jeden zweiten Satz ausgeschlachtet.
Ich kann mich noch erinnern, dass die Erwähnung eines Kneipenbesuchs für sie auf die Passivität des Hauptcharakters und seine Abkehr von der Natur deutete, was unter uns Schülern zu Unverständnis und einer Diskussion führten. Dabei hat schon Goethe selbst gesagt, dass ein Schriftsteller manchmal nur irgendetwas schreibt, was keinen tieferen und verborgenen Sinn darstellt.
An die englische Literatur habe ich gar nicht mehr gedacht, aber die gab es natürlich auch noch. Da habe ich eigentlich fast alles vergessen, kann mich nur an "All my sons" von Arthur Miller erinnern und auch an einen Band über Short Stories. Da waren sogar einige ganz nette Geschichten dabei, aber leider hatte unsere Lehrerin sich als Kursthema auf George Orwells "Shooting an elephant" versteift, was ich dröge fand. Das kann aber auch am Sprachverständnis gelegen haben.
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