Durch Videos von spielenden Kindern motiviert werden?

vom 29.09.2017, 11:32 Uhr

Ein 4 jähriges Mädchen hat von ihrem Vater einen Kletterparcours im Garten gebaut bekommen. Sie ist Fan der Sendung Ninja-Warrior und noch zu klein um daran teilzunehmen. Nun gibt es auch einige Videos von dem Mädchen, wie sie den Parcours absolviert und Spaß dabei hat.

Der Vater meinte, dass es viel Resonanz auf die Videos gäbe und viele Eltern schreiben würden, dass sie die Videos als Motivation sehen, um nun selbst öfter mit den eigenen Kindern raus zu gehen und draußen zu spielen und vielleicht auch mal Spielplätze aufzusuchen. Ich muss sagen, dass ich es schon irgendwie traurig finde, dass man solche Videos braucht, um motiviert zu werden mit seinem Kind mal draußen zu spielen.

Sollte man als Eltern nicht von alleine auf die Idee kommen? Muss man dazu wirklich erst motiviert werden? Sollen die eigenen Kinder da nicht Motivation genug sein, wenn man an den Spaß denkt, den sie dabei haben werden? Was haltet ihr von solchen Aussagen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde solche Aussagen wirklich erschreckend und gleichzeitig frage ich mich, wie man das Kind genügend auslasten möchte, wenn man nie mit ihm raus geht. Gerade kleine Kinder brauchen das einfach die Bewegung, das Spielen im Freien und für Eltern ist es doch schön das Spiel zu beobachten, auch mal mitzuspielen, kindliche Ideen wieder aufzugreifen.

Ich finde es wirklich traurig, wenn man so ein Video zum Anreiz nehmen muss sich wieder mit seinem Kind auseinanderzusetzen. Immerhin ist das Kind kein Gegenstand, den man mal eben in die Ecke stellt, wenn man keinen Bock darauf hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mich nervt es immer, wenn es immer gleich heißt, wie "traurig" es doch sei, wenn Kinder dieses oder jenes tun oder nicht tun. Bei Erwachsenen schreit doch auch niemand, er oder sie fände es so "traurig" oder "schockierend", dass der Nachbar keinen Sport treibt oder tagaus, tagein in der Wohnung sitzt und Computerspiele spielt.

Den Unterschied sehe ich natürlich schon - der Nachbar ist erwachsen und kann machen, was er will, während man Kinder noch beeinflussen kann und sogar muss, damit sie nicht vor der Zeit vergammeln. Aber das ist in meinen Augen die Aufgabe der Eltern, und mir als Außenstehendem steht es, wie ich finde, gar nicht zu, hier etwas "traurig" zu finden. Außerdem kann man in Bezug auf Kindererziehung sowieso alles "traurig" finden.

Für die einen ist es schlimm, wenn die Kinder nicht so viel draußen spielen wie die Kinder von Bullerbü, die anderen finden es schlimm, wenn man für die Bälger eigens einen Parcours bauen muss, weil der Spielplatz zu popelig ist, andere möchten den Nachwuchs lieber an der Ballettstange oder vor dem Klavier sehen und dann gibt es noch die Eltern, die sich Sorgen machen, weil die werten Würmlinge viel lieber im Matsch spielen oder täglich stundenlang dem Fußball hinterher jagen, als brav daheim Hausaufgaben zu machen oder zu lesen. Letztere Kinder "spielen" bestimmt genug, aber das ist dann auch wieder nicht recht, weil alles andere ja nicht unter dem Spielen leiden darf.

Man könnte sich zudem auch fragen, ob es nicht wirklich traurig ist, dass eine billige Fernseh-Show nötig war, damit die Kleine ihr Freigehege bekommen hat, oder ob ein wirklich guter Vater nicht von alleine darauf kommt, mit seinen Kindern auf den Abenteuerspielplatz zu gehen. Heutzutage gibt es viele wirklich tolle Spielplätze und andere Angebote, die es eigentlich überflüssig machen, hier groß das Bauen anzufangen. Die Schaukel-Rutsche-Sandkasten-Kombo aus meiner Kindheit ist glücklicherweise schon lange out. Generell bin ich sowieso der Meinung, dass Kinder natürlich im Freien spielen sollten, aber dass man auch Rücksicht auf die persönlichen Vorlieben der Kinder nehmen sollte. Nicht jedes Kind hat den Bewegungsdrang eines Chihuahuas auf Speed.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Wie traurig ist es bitte, dass mal als Elternteil nicht auch mal pädagogisch Unwertvoll sein darf und man jeden Tag mit dem Kind draußen herum hängen muss und Spaß haben muss, weil es auf den Spielplatz geht? Ein Kind soll ebenfalls lernen, dass nicht alles nach seinem Willen geht und wenn es eben mal nicht raus geht, dass es sich anderweitig beschäftigt.

Eltern die die ganze Zeit Zuhause hängen und nicht arbeiten, die haben durchaus die Zeit jeden Tag ihre Stunden auf dem Spielplatz zu hängen und sich daran zu "erfreuen" dass an 365 Tagen im Jahr nichts anderes passiert. Sind wir ehrlich, die meisten nervt es und für die ist es nichts weiter als die lästige Pflicht und dann sollen die Kinder sich bitte alleine beschäftigen, damit Mutti auf der Bank sitzen bleiben kann.

Ich finde daran gar nichts schlimm, wenn man nicht jeden Tag mit dem Kind nach draußen kriecht und sich selbst dann als jemand besseres hält, wenn man es denn macht. Wie gesagt, ein Kind muss auch lernen was es heißt mit Langeweile, es muss nicht jeden Tag Totmüde sein nachdem es mehrere Stunden im Wald gekrochen ist sondern das geht auch mit geistigen Aufgaben wie Puzzels, die man drinnen machen kann. Aber die Übereltern schleifen ihre Kinder sicherlich auch mit 40 Grad Fieber auf dem Spielplatz, nur damit sie draußen waren und wundern sich dann, warum es schlimmer wird.

So ich arbeite 6-7 Tage die Woche, meine Zeit ist rar gesät. Würde ich nur mit meinem Hintern Zuhause sitzen und ein wenig Haushalt machen und Kind bespaßen, dann würde ich sicherlich auch jeden Tag nach draußen kriechen auf den Spielplatz. Die Zeit habe ich nicht, mein Sohn lebt noch und er genießt diese Momente um einiges mehr, da es eben nicht jeden Tag stattfindet als wenn es auch jeden Tag wäre und damit nur ein reines Pflichtprogramm. Denn so aufregend und neu ist kein Spielplatz, überall findet man das gleiche und ob nun erst geschaukelt wird, dann gerutscht oder nur im Sand gehockt wurde, es ist der selbe Einheitsbrei und der Spaß nimmt auch beim Kind mit der Zeit ab.

Aber ich brauche mir dafür keine Videos anschauen und meinen, dass ich dadurch dann mehr Bock habe draußen herum zu kriechen und meinem Kind beim spielen zuzusehen. Nach 6 Tagen zu je 22 Stunden ist man kaputt, man ist froh mal au dem Sofa sitzen bleiben zu können vor der Glotze und warum sollte sich alles nach dem Kind richten? Ich stehe schon oft genug aus und gehe mit ihm raus, meistens am 7. Tag aber ich sehe es nun wirklich nicht ein, dass ich 24 Stunden am Tag parat stehen muss mein Kind zu bespaßen, es auf den Spielplatz schleifen nur damit andere nicht "traurig" sind, die nicht arbeiten und nur mit ihrem Hintern Zuhause sitzen und nichts anderes in ihrem Leben existiert als ihre Kinder.

Und nicht zu vergessen, kein Kind hat jeden Tag Bock nach draußen zu rennen und auf dem Spielplatz zu hängen. Das Exemplar hier bewegt sich zwar auch gerne, will aber auch nicht jeden Tag raus sondern mal einen gemütlichen in der Kuschelhöhle mit einem Buch verbringen, einfach nur etwas malen oder auch basteln. Da kann das Wetter noch so gut sein, warum sollte ich mir die eigene Ruhe dann kaputt machen indem ich ihn auf den Spielplatz zwinge, wenn er auch keinen Bock darauf hat? Für mich ließt sich das hier, dass manche es echt auf biegen und brechen soweit treiben, dass die Kinder jeden Tag raus müssen und sich hinterher wundern, warum sie dann im späteren Alter gar keine Lust mehr auf draußen haben.

Denn so ist es auch bei meinen kleinen Geschwistern gelaufen. Kaum war der Erzeuger mal im Haus an den freien Tagen, dann durften diese nur raus, mussten Stundenlang spazieren gehen, wurden auf die Schaukel geklemmt damit die Nachbarn sehen wie toll er als Vater ist. Das Ende vom Lied, keine von beiden hatte mehr Lust auf draußen, Spielplatz oder Schaukel, dank diesen erzwungenen Maßnahmen die nur für die Selbstdarstellung des Erzeugers dienten und nicht dem Interesse des Kindes dienten oder auch nur im Ansatz darauf Rücksicht genommen haben. Hauptsache raus, Outdoorkinder haben damit man gesehen wird und sich als ach so toller Elternteil hinstellen kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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