Durch unsaubere Wohnung potentielle Partner abschrecken?
In einem anderen Beitrag hatte ich schon erwähnt, dass meine Freundin eben mit dem Partner bei ihrer Schwiegerfamilie zu Besuch war und dort auch übernachtet hat. Dabei hat sie sich dann über die Unsauberkeit und Unordnung ihres Schwiegervaters aufgeregt. Sie hat sich wohl regelrecht davor geekelt und konnte sich auch nicht wirklich wohlfühlen und entspannen dort.
Ich habe nicht wirklich nachvollziehen können, warum man überhaupt nicht aufräumt, wenn man eben weiß, dass man Gäste bekommt, die auch über Nacht bleiben. Ich fragte dann auch, ob der Schwiegervater denn eine Partnerin hätte, wobei meine Freundin meinte, dass er wohl Single wäre und das schon seit vielen Jahren. Die Ehe mit der Mutter des Partners meiner Freundin hat wohl nicht funktioniert. Meine Freundin meinte aber auch, dass sich jede potentielle Partnerin bei dem Dreck wohl in die Flucht schlagen lassen würde.
Würde euch das total abschrecken, wenn ein potentieller Partner eine dreckige Wohnung hat? Oder könntet ihr gut damit leben, weil es nicht eure Wohnung ist? Liegt das wirklich an dem Dreck, dass jemand Single ist oder nicht doch eher am Charakter?
Wenn es nur ein bisschen Unordentlich ist, würde mich das nicht gleich abschrecken. Aber wenn es wirklich unsauber und total chaotisch ist, würde mich das doch sehr stören und für mich auch gegen den Menschen sprechen. Immerhin lade ich niemanden zu mir nach Hause ein, wenn es dort so schlimm aussieht. Dann kann ich vorher auch mal sehen, dass ich aufräume und sauber mache. Ich würde mich doch sehr schämen, wenn ich Besuch empfangen würde und meine Wohnung so schmutzig wäre.
Ich kann das auch nicht nachvollziehen und denke, dass sich der Schwiegervater doch selbst unwohl fühlen muss, in einer unaufgeräumten und schmutzigen Wohnung zu leben. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es potentielle neue Partnerinnen abschreckt, wie diese das erste Mal in seine Wohnung kommen.
Unordnung kann sehr abschreckend auf Personen wirken. Ich würde keinen Partner haben wollen, bei dem es in der Wohnung aussieht wie in einem Dreckstall, sondern ich würde nur einen Partner haben wollen, der Dinge auch wegräumen kann und sauber ist. Sonst wäre das einfach ein zu großer Unterschied und ich bin auch nicht die Putzfrau meines Partners.
Ich selbst kann mit einem unordentlichen Partner auskommen, aber eine dreckige Wohnung ist für mich schon abschreckend, denn ich möchte mich nicht vor meinem Partner ekeln und ich mag es auch nicht, wenn ständig Essensreste an einem Teller kleben und der Mülleimer nur so vor sich hinmieft. Das finde ich wirklich unattraktiv. Mein Partner ist übrigens ein wenig ordentlicher als ich.
Was nützt es denn sich zu verbiegen? Wer Wäscheberge nicht störend findet, Staub als normal ansieht und Wollmäuse züchtet, seine Fenster nur putzt, wenn es im Raum zu dunkel wird und seine Brocken da ablegt, wo gerade Platz ist, der setzt andere Prioritäten als die breite Masse.
Und der wird es weder bereichernd, angenehm oder erstrebenswert finden, dauernd aufzuräumen oder zu putzen, noch wird er es ewig durchhalten. So jemand braucht entweder einen Partner, dem es auch so geht. Oder er kommt damit zurecht, wenn jemand anderes Ordnung macht und putzt, dann kommt auch jemand infrage, der das gerne übernimmt.
Krampfhaft zu versuchen, jemand zu sein, der man nicht ist, macht nicht glücklich. Ordnung und Sauberkeit sind nun auch nichts anderes als Haustiere, Kinder, Schichtdienst, Veganismus oder ausdauerndes Spielen am PC. Entweder man sieht das auch so oder kann sich zumindest damit arrangieren, oder es wird auf Dauer nicht gut gehen.
Ich würde sagen, dass Dreck und Charakter hier wahrscheinlich zusammenhängen. Wie mir die letzte Mietwohnungsübergabe schmerzlichst vor Augen geführt hat, klaffen die Vorstellungen von Sauberkeit und Hygiene extrem weit auseinander, und meine Vermieterin und ich sind ziemlich am gegenüberliegenden Ende des Spektrums angesiedelt. Beispielsweise kann ich in einer Wohnung lange und glücklich leben, ohne zweimal im Jahr die Rollläden abzusaugen und zu -wischen, und Kalkflecken im Bad fallen für mich unter normale Anzeichen dafür, dass man die Dusche oder die Kloschüssel eben auch benutzt und nicht nur anschaut.
Daher zählt Schmutztoleranz bzw. Ordnungssinn für mich genauso zu den Charaktereigenschaften wie Eigensinn, Humor, Fleiß oder was auch immer, und ich finde auch nicht, dass Sauberkeit und Hygiene mit moralischem Wohlverhalten oder einem anständigen Charakter gleich zu setzen sind. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von den klassischen "Messie"-Wohnungen, bei denen die Tatortreiniger ausrücken und Exkremente von den Wänden kratzen müssen, sondern eher von ungeputzten Fensterbrettern oder Staubmäusen unter dem Sofa.
Aber ich kenne sowohl nette, umgängliche Menschen, die es mit dem Hausputz aus unterschiedlichen Gründen nicht so eng sehen als auch hoch unangenehme Zeitgenossen, bei denen man von der Klobrille essen könnte vor lauter Putzfimmel. Wenn also Putzfimmel auf Laissez-faire trifft, wirkt das natürlich schon abschreckend, aber nicht jeder ist derart auf penible Sauberkeit aus.
Ich würde da wohl auch vom Dreck auf den Charakter schließen, falls es aktuell keinen guten Grund für den Zustand der Wohnung gibt. Wenn zum Beispiel jemand gerade eine harte Zeit durchmacht, kann man wohl mal darüber hinwegsehen, dass die Wohnung vernachlässigt wurde. Ich würde mich von solchen Zuständen bestimmt abschrecken lassen und wohl fühlen käme auch nicht in Frage. Wahrscheinlich hätte ich dann keine Lust, mich überhaupt je bei der Person in der Wohnung aufzuhalten. Ich würde mir die Zukunft dann auch so ausmalen, dass ich wohl alleine für den Haushalt verantwortlich wäre, sollten wir je zusammenziehen und dass es ständig Stress bezüglich Aufräumen und Saubermachen gäbe.
Ich finde, bei Erwachsenen kann auf jeden Fall eine saubere Wohnung erwarten und es gehört doch auch zum guten Ton, für Besuch Ordnung zu schaffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit einer schmutzigen Bude potentielle Partner ganz schnell verscheucht - falls der Partner nicht selber so haust.
Die Frage ist auch was man als dreckige Wohnung bezeichnet. Eine dreckige Wohnung ist für mich eine Messi Wohnung in der man keinen Schritt mehr gehen kann, sich die Essensreste schon türmen und mir einiges entgegen rennt wenn ich die Türe aufmache. Nur weil ein paar Sachen gerade an Ort und Stelle stehen oder auch die Wäsche nicht eingesammelt wurde und alles auf Hochglanz geputzt wurde, schreckt mich das sicherlich nicht ab.
Aber meistens erkennt man das auch erst hinterher, denn wer sich einen potentiellen Partner einlädt, der räumt nicht selten vorher auch auf und macht sauber. Dann sieht alles nett aus, die Person würde sich selbst nicht wohl fühlen aber die neuen potentiellen Partner sind dann erst einmal nicht verschreckt und nehmen nicht schon in der Tür die Flucht nach hinten an. Ich habe es nie erlebt, dass jemand mir seine Wohnung so präsentiert hat wie sie hinterher auch in Wahrheit war, es wurde immer sauber gemacht und aufgeräumt.
Natürlich schreckt man durch so etwas den Partner ab, zumindest dann, wenn der Partner viel Wert auf Sauberkeit und Ordnung legt. Wenn die Ansichten da so weit auseinandergehen, ist das meiner Meinung nach ein großes Problem. Immerhin wird man sich dann auch in Zukunft immer wieder in die Haare bekommen, was die Themen Sauberkeit und Ordnung angeht und was das Aufräumen betrifft.
Es ist doch auch wichtig, dass man sich beim Partner wohl fühlt und das wäre bei mir einfach nicht gegeben, wenn ich mich vor seiner Wohnung sogar ekeln würde. Da kommt ja keine richtige Stimmung auf und wenn man sich einfach nicht gut in seiner Haut fühlt, sich kaum traut, etwas anzufassen und am liebsten nach Hause will, dann wird es schwierig. Allerdings kann es dann natürlich funktionieren, dass man sich eben immer bei dem anderen trifft, bei dem es ordentlich ist.
Trotzdem würden die ganzen Probleme wahrscheinlich ohnehin wieder aufkommen, wenn man zusammenziehen will. Und da überlegt man sich ja schon zweimal, ob man eine Beziehung mit jemandem eingehen will, der so unordentlich ist und das wohl auch nicht ändern wird, wenn es ums Zusammenziehen geht. In der Regel macht man sich eben auch Gedanken über die Zukunft, wenn man eine Beziehung eingeht.
Zudem ist es zumindest für mich auch abstoßend, wenn jemand so eine unsaubere Wohnung hat. Ich denke mir, dass wir dann charakterlich einfach nicht zusammenpassen würden, weil mir Sauberkeit und Ordnung sehr wichtig ist. Eine unordentliche Wohnung zeigt ja aber direkt, dass man ganz andere Prioritäten im Leben hat.
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