Durch Personensuche als Anwohner gestört fühlen?
Vorhin habe ich im Radio gehört, dass irgendwo ein 16 jähriger Junge vermisst wurde. Dafür flog wohl zu späterer Stunde auch noch ein Hubschrauber über das Gebiet, um den Jungen zu suchen. Davon haben sich aber einige Anwohner gestört gefühlt und sich deswegen dann beschwert.
Ich kann das ehrlich nicht nachvollziehen. Man sollte doch meinen, dass die Anwohner mitbekommen haben, dass der Hubschrauber eine vermisste Person gesucht hat. Spätestens bei dem Beschwerdeanruf wird man ihnen das mitgeteilt haben. Sollte man da nicht Verständnis zeigen und eben hinnehmen, dass es etwas lauter sein könnte?
Habt ihr auch schon erlebt, dass sich Anwohner gestört gefühlt haben, weil eine Vermisstensuche stattfand? Wie findet ihr solches Verhalten? Ist das nicht sehr oberflächlich und kaltschnäuzig? Oder meint ihr, dass es den Menschen egal ist, so lange sie oder ihre Angehörigen eben nicht selbst betroffen sind?
Bei uns in der Stadt gibt es eins psychiatrische Klinik mit geschlossener Abteilung aber anscheinend zu niedrigem Zaun. Da sind immer mal wieder Patienten abgängig. Unlängst haben Anwohner auf einem Firmengelände Hilferufe gehört oder aus einem Seniorenheim verkrümelt sich ein Demenzpatient. Wir haben auch schon Fälle gehabt, wo es direkt nach Straftaten auf Tätersuche ging.
Kurz gesagt, bei uns ist ein Hubschraubereinsatz pro Woche nicht unnormal, sondern eher die Regel. Am Wochenende hatten wir jetzt beispielsweise sogar zwei.
Die Diskussionen in den örtlichen Facebookgruppen treiben dabei unglaubliche Blüten. In einer dieser Gruppe werden Fragen nach Hubschaubereinsätzen radikal sofort gelöscht, weil man sonst binnen weniger Minuten 100 Beiträge mit den immer gleichen Meinungen hat.
Ein großer Teil ist der Auffassung, dass ein teurer Hubschraubereinsatz nicht aus Jux und Dollerei angeleiert wird, man solle die Rettungsleute ihre Arbeit machen lassen und gut. Immerhin gibt es dann auch Experten, die bei der Polizei oder Feuerwehr anrufen, den Notruf blockieren und nachfragen, warum da ein Hubschrauber unterwegs ist.
Dann gibt es aber auch die üblichen Verdächtigen die ihre Mimimi-Probleme heraus krähen: Ich bzw. mein Kind und vor allem mein Hund sind geweckt worden und wir können alle nicht schlafen.
So etwas kann schon unangenehm sein. So habe ich das mal bei unserem Sohn erlebt. Dieser war als Baby dann irgendwann mal eingeschlafen, was bei ihm wirklich immer ein Problem war und genau in dem Moment kommt dann ein Hubschrauber, weil ein älterer Mann gesucht wurde. Das kann ich ja alles nachvollziehen und zum Glück wurde der Mann dann auch zu später Stunde noch gefunden, aber in dem Moment war das schon echt blöd, da wir dann weitere Stunden vor uns hatten.
Wie man dann aber aus Wut anrufen kann, kann ich nicht verstehen. Man selber würde doch auch wollen, dass nach einem gesucht wird oder das man die geliebte Person wiederbekommt. So viel Mitgefühl sollte man dann schon entwickeln können um das zu verstehen und sich nicht zu beschweren.
Ich kann schon verstehen, dass man zwar Verständnis hat, aber auch nur bis zu einer bestimmten Grenze. Denn viele Menschen müssen ja auch arbeiten und brauchen daher eine erholsame Nacht. Manche Menschen arbeiten auch im Schichtsystem und müssen dann beispielsweise am Tag schlafen, um in der Nacht fit zu sein. Wenn dann ständig Krach gemacht wird, weil jemand gesucht wird, ist das auch nicht gerade toll.
Denn durch zu wenig Schlaf ist man weniger leistungsfähig und das kann unter Umständen den Job kosten, wenn man dadurch dann Fehler macht. Oder man hat ein Kind zu Hause, was dann schreit und nicht schlafen kann. Nur weil jemand gesucht wird, heißt das doch nicht, dass man sich alles gefallen lassen und alles tolerieren muss. Es kann ja auch sein, dass der eigene Alltag dadurch negativ beeinträchtigt wird durch die Suche.
Ich persönlich kann wirklich nicht nachvollziehen, wie man sich durch so etwas gestört fühlen kann und sich sogar beschwert. Immerhin ist doch klar, dass nicht einfach so aus Spaß ein Hubschrauber in der Luft kreist und aus lauter Langeweile nach einer Person gesucht wird. So etwas ist doch eine ernste Sache und da sollte man doch wenigstens ein wenig Verständnis zeigen können.
Wenn es um die eigenen Angehörigen gehen würde, wäre das Geschrei und Gejammer doch auch wieder groß, wenn dann nicht nach den Personen gesucht werden würde. Manchen Personen kann man es nun einmal nicht recht machen, da sie nur an sich und sein eigenes Wohl denken wollen.
Und dass man dadurch weniger leistungsfähig bei der Arbeit ist, halte ich für Unfug. Durch mein geschlossenes Fenster höre ich in der Regel keine Hubschrauber. Zudem wird ja nicht 365 Tage lang nach einer Person gesucht. Sollte das ein oder zwei Nächte vorkommen, sollte man doch als gesunder Mensch trotzdem in der Lage sein, ausgeruht genug für die Arbeit zu sein. Es gibt schließlich noch genügend Eltern mit schreienden Babys, die jede Nacht mehrfach geweckt werden und die es trotzdem schaffen, ihre Leistung bei der Arbeit zu erbringen.
Woher soll man denn mitbekommen, dass ein Hubschrauber eine vermisste Person sucht? Der hat ja wohl kaum ein Schild dabei. Und wenn man sich bei der Polizei beschwert bekommt man ja nun auch nicht unbedingt Auskunft über einen laufenden Einsatz.
Wir hatten so etwas im letzten Jahr mal, da waren mehrere Hubschrauber im Einsatz und ja, das war laut und ja, das hat mich gestört. Ich habe dann am nächsten Tag in der Zeitung gelesen, dass ein älterer Mann vermisst wurde und, dass er wohl ohne Jacke und ordentliche Schuhe unterwegs war im Winter.
Natürlich habe ich dann verstanden warum die Hubschrauber die Weinberge und den Wald abgesucht haben und natürlich ist das sinnvoll gewesen. Wenn es sich um jemanden aus meiner Familie gehandelt hätte, hätte ich ja auch gewollt, dass man alles versucht um die Person zu finden. Aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass Hubschrauberlärm laut ist und stört.
Ich wohne direkt in der Einflugschneise für Hubschrauber zum Krankenhaus. Aber ich kann nicht wirklich sagen, dass ich mich davon gestört fühle. Wir nehmen das zur Kenntnis und mehr auch nicht. Aber ich kann immer wieder erleben, wie sich auf Facebook da aufgeregt wird.
Besonders schlimm war es bei der letzten Bombenentschärfung. Da war halt auch der Hubschrauber so lange mit Wärmebildkamera unterwegs, bis man im ganzen Sperrgebiet Menschen ausschließen konnte. Die Aufregung war da bei einigen Leuten sehr groß, weil man doch am nächsten Morgen zur Arbeit müsse, die Hunde verrückt spielen und sonst welche Nichtigkeiten berichten wurden. Dass die nicht zum Spaß gekreist sind, wollen solche Menschen dann nicht verstehen.
Vielleicht sehen wir es nicht so eng, weil wir beide Rettungskräfte sind und auch in Personensuchen involviert waren. Aber wir fühlen uns weder durch eine Personensuche, noch durch einen Hubschrauber gestört und unsere Kinder an sich auch nicht. Die schlafen seelenruhig weiter, was ich schon ganz cool finde.
Mich stören eher die Anwohner, die Rettungskräfte angehen, sich beschweren, ihren Unmut bei Social Media breittreten oder gar den Notruf blockieren. Als ich noch aktiv war, habe ich dem ein oder anderen auch mal eine Ansage gemacht. Würden die Anwohner normal fragen was los ist, dann kann man es auch erklären, aber meistens wird drauflosgemotzt. Das finde ich auch schade, denn ich nehme mir manchmal auch gerne die Zeit und erkläre Dinge.
Es wird aber deutlich mehr gemeckert und das kommt oft nicht mal von Älteren. Bei Suchaktionen wird oft gefragt, ob man das nicht tagsüber machen könnte, denn der Anwohner X fühlt sich in seinem Nachtschlaf gestört und muss morgen harte Arbeit verrichten. Oder das Kind würde nicht schlafen oder der Hund würde sich beim Stuhlgang gestört fühlen. Da kommen oft Sachen, bei denen ich persönlich mich frage, ob die Menschen noch ganz knusper sind.
Es ist bedauerlich, dass manche Menschen so egoistisch denken und ihre eigene Bequemlichkeit über das Wohlergehen und die Sicherheit anderer stellen. In einer solchen Situation sollten wir als Gesellschaft zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen, besonders wenn es um das Leben eines Menschen geht.
Leider ist es manchmal so, dass Menschen erst dann wirklich empathisch und betroffen sind, wenn sie selbst oder ihre Angehörigen von einer solchen Situation betroffen sind. Es scheint, dass einige Menschen Schwierigkeiten haben, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen.
Ich persönlich finde dieses Verhalten sehr oberflächlich und kaltschnäuzig. Es zeigt eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer Menschen und ist ein Mangel an Mitgefühl und Empathie.
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