Durch Partnerschaft oder Ehe eins werden müssen?

vom 13.04.2017, 11:53 Uhr

Immer wieder hört man, dass man durch eine Partnerschaft oder Ehe eins mit dem Partner werden würde. Ich finde das allerdings schon irgendwie Quatsch und denke, dass man im Normalfall nur durch eine Partnerschaft oder Ehe seine eigenen Persönlichkeit ja nicht aufgibt. Man bleibt ja trotzdem noch man selbst, sollte man zumindest.

Meist wird das Eins werden ja eher romantisch gesehen. Ich denke, dass man durch eine Partnerschaft oder Heirat schon miteinander verbunden ist und es eben mehr sein sollte. Aber eins zu sein, klingt schon irgendwie etwas nach anpassen oder Selbstaufgabe.

Würdet ihr sagen, dass ihr durch eure Partnerschaft eins mit eurem Partner geworden seit? Wie interpretiert ihr die Aussagen Eins zu sein? Ist das für euch von besonderer Bedeutung? Oder meint ihr auch, dass man trotz Partnerschaft immer noch seine Persönlichkeit behält und deswegen gar nicht Eins mit dem Partner werden kann?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es kommt darauf an, wie man "eins sein" definiert. Ich definiere das so, dass man trotzdem ein selbstständiger und unabhängiger Mensch bleibt und auch gut ohne den Partner zurecht kommen würde. Für mich würde das also bedeuten, dass man es nicht auf die Reihe bekommt, alleine zur Post zu fahren, zum Tierarzt, zum Tanken oder sonstwohin. Dass der Partner also unbedingt dabei sein muss, weil man sonst nicht zurecht kommen würde oder sonst überfordert wäre.

Die Gründe spielen für mich dabei überhaupt keine Rolle. "Eins sein" hat für mich was mit emotionaler Abhängigkeit zu tun. Also wenn man meint, dass man nicht alleine zum Arzt gehen kann, der Partner aber arbeiten muss und dafür extra Urlaub nehmen muss, ist das für mich schon dieser negative Aspekt des "eins seins", also wenn man nichts oder sehr viel ohne den Partner nicht auf die Reihe kriegt. Es ist ja so gesehen Selbstaufgabe und Überanpassung, wenn man dem hilflosen und klammernden Partner alles abnimmt, weil der nichts alleine machen will.

Oder auch, wenn man immer nur das isst, was der andere auch isst. Ich kenne zum Beispiel Paare, da mag er zum Beispiel keine Ananas und sie verzichtet deswegen auch darauf und kocht nie mit Ananas, da er das sonst nicht essen würde. Das finde ich dann total albern und kindisch. Ich bleibe ja trotzdem Ich, egal ob Beziehung oder nicht und es spricht doch auch nichts dagegen, zwei Gerichte zu kochen, damit jeder das Essen kann was er mag.

Mein Partner und ich mögen auch nicht immer dieselben Speisen. So gibt es einige Speisen, die der eine mag und der andere nicht. Er mag zum Beispiel keine Äpfel und abgesehen vom Apfelsaft nichts was mit Äpfeln verarbeitet worden ist. Ich sehe nicht ein, warum ich deswegen darauf verzichten sollte und esse trotzdem eine Apfeltasche oder Apfelkuchen, wenn mir danach ist. Genauso mag er zum Beispiel schwäbische Maultaschen und ich überhaupt nicht. Da werden die Sachen eben so zubereitet, dass jeder sein eigenes hat und fertig.

Mein Partner und ich haben auch jeweils eigene Termine, denen wir nachgehen und lassen dem anderen auch sehr viel Freiraum. Ich fahre auch alleine zum Arzt, zur Post oder zum Einkaufen und wüsste nicht, warum ich das nicht alleine schaffen sollte. Da ist meine Schwägerin total schlimm. Die ist schon damit überfordert alleine zur Arbeit zu kommen, wenn er das Auto hat und so schlecht ist die ÖPNV-Verbindung bei ihr gar nicht, da sie in einer Großstadt lebt. Auch fährt sie nicht alleine ohne Mann zur Post oder zum Elternsprechtag der Kinder. Das einzige, was sie mehr oder weniger alleine macht ist eben den Haushalt oder sie wäscht das Auto. Sonst muss er immer dabei sein und quasi ihr Händchen halten und das finde ich schon befremdlich, gerade für eine Frau mit fast erwachsenen Kindern.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Eins sein ist für mich eine Einheit sein, zusammen sein und miteinander perfekt klarzukommen. Wobei ich es nicht gut finden würde, wenn man nur noch einen gemeinsamen Willen hat, keiner seine Freizeit hat und man alles miteinander machen muss. Das finde ich nicht gut und denke auch nicht, dass man das anstreben sollte.

Generell sollte jeder so eine Beziehung führen, wie er es für richtig hält. Es sollte von außen bestimmt kein richtig oder falsch geben und man selber muss wissen was einem gut tut. Dabei sollte meiner Meinung nach jeder immer noch er selber sein dürfen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde das allgemein fürchterlich wenn ich hier schon lesen muss, dass man perfekt miteinander klar kommen muss. Warum muss man perfekt miteinander klar kommen in einer Beziehung und eins werden? Das eins werden ist wirklich im Bezug darauf gedacht, dass man sich in die Abhängigkeit begibt, sei es emotionaler Natur das man alleine nichts mehr auf die Reihe bekommt, oder sich auch finanziell aushalten lässt vom Partner, wenn man selbst nur Zuhause sitzt und Kinder hütet und er das Geld heran schafft. Auch das ist das "Eins" sein, man ergänzt sich zu 100% um dann "perfekt" auf alle anderen zu wirken und sich das selbst einzureden.

Dass wenn jeder selbst für sich leben würde und man im Endeffekt wenn man nicht eins wird, dann sogar 200% Leistung hat, nämlich von jedem 100% und nicht nur man seinen Anteil von 50% mitbringen muss, übersehen die meisten. Gerne wird sich doch in einer Ehe ausgeruht, so einfach kann der Partner nicht abhauen als wenn man nur zusammen ist, und nicht selten wird man in der Ehe auch fett, bemüht sich weniger weil man hat das andere schon erobert und muss nicht mehr täglich beeindrucken. Das gilt für die eine wie auch für die andere Seite und schnell ist man dann Eins, dass man nur noch nebeneinander her fristet und keiner von beiden nicht mehr in der Lage ist komplett für sich alleine zu leben ohne Abhängigkeit von jemand anderen, sei es emotionaler Ebene oder auch wirtschaftlicher Abhängigkeit.

Für mich ist eine Ehe bereits eine Selbstaufgabe, wie auch das eingehen einer Beziehung. Gehe ich aber "nur" eine Beziehung ein, dann gebe ich nicht direkt alles auf sondern nur einen kleine Teil den ich selbst bestimmen kann. Bei einer Ehe ist das um einiges mehr und das ist gesetzlich auch so vorgesehen und geregelt, ob man das möchte oder auch nicht und man kann mit weiteren Verträgen dazu auch nicht alles regeln. Die Emotionale Abhängigkeit kann einem im beidem passieren, soweit kommt es bei mir aber auch nicht da ich die rosarote Brille wenn überhaupt, sehr schnell wieder absetze und der Realität ins Auge schaue anstatt mich in Träumen zu verlieren, wie manche das über Jahre machen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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