Durch Konserven den Monat überleben?

vom 26.02.2023, 21:14 Uhr

In meinem Umfeld ist wahrlich nichts mehr, wie es einmal war. Die meisten, die einen Job als Geringverdiener mit circa 1500 Euro netto haben, wissen einfach nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Ich kann dies auch nachvollziehen, denn die letzten Tage habe ich hautnah gesehen, was derzeit wieder für Preisanstiege gegeben sind.

So hat ein Kollege mir mitgeteilt, dass er den letzten Monat fast 20 Tage lang nur ein und dieselbe Dosensuppe für um die 1,59 Euro gegessen hat, um sich über Wasser halten zu können. Bei den Getränken ist er auf Wasser für 3 Euro das Sechserpack umgestiegen, sodass er auch ausreichend trinken konnte. Obst war gelegentlich mal drin, wenn es im Angebot war oder Samstagabends heruntergesetzt wurde.

Die Art der Ernährung ist und kann einfach auf Dauer nicht gut sein, aber es ergeht in letzter Zeit vielen von meinen Bekannten so. So haben die einen Dosenravioli, Dosensuppen und fertige Pesto für 1,29 Euro zuzüglich die Nudeln für sich entdeckt, während andere wirklich bei den Mahlzeiten aussetzen müssen.

Auch meine Oma tut genau jenes, sodass ich ihr natürlich unter die Arme greife. Leider ist sie da ein wenig stur und möchte sich da wenig helfen lassen. Das natürlich zu meinem Ärgernis, denn gerade in ihrem Alter und bei ihrem gesundheitlichen Zustand sind Konserven das geringste Lebensmittel, welches sie derzeit verzehren sollte.

Die Tafel nimmt örtlich niemanden mehr auf, sodass die Leute wirklich verzeifelt sind und nicht mehr weiter wissen. Daher frage ich mich, ob es besser ist, sich wenigstens mit Konserven über die Runden halten zu können oder ob Ihr sagt, dass diese Entwicklung wirklich nicht mehr so weiter gehen darf? Seid Ihr auch schon soweit, dass Ihr Dosensuppen & Co einer frischen Mahlzeit vorziehen müsst oder kennt Ihr jemanden, der das tun muss?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Also wenn ich die Wahl habe zwischen Dosensuppe für 1,59 Euro und Suppe selbst kochen, dann komme ich mit der zweiten Option wesentlich günstiger. Zumal ich da eh einen großen Topf mache und noch einige Portionen einfriere. Das aber nicht, um Geld zu sparen, sondern dass man etwas für den schnellen Notfall da hat. Wenn ich allein leben würde hätte ich da also eine Mahlzeit und locker noch fünf bis sechs Mahlzeiten zum einfrieren. Selbst wenn ich also für die Zutaten 10 Euro bezahlen muss, kostet mich die Portion dann insgesamt weniger, als eine fertige Dose zum warm machen.

Genauso ist das bei den Getränken. Das Wasser für 3 Euro kann ich auch durch Tee ersetzen. Kommt am Ende auch günstiger und man kann da Abwechslung genießen. Und ehe ich mir Wasser im Supermarkt kaufen würde, müsste schon das Leitungswasser abgestellt sein. Ich mag lieber Wasser ohne Sprudel und der Weg zum Wasserhahn bedeutet kein Schleppen von mehreren Litern Getränken.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich habe auch gerade überlegt, ob man tatsächlich mit täglichem Dosensuppenkonsum auf Dauer billiger kommt. Ich finde auch, dass so eine Dose, je nach Inhalt, auch nicht unbedingt besonders sättigend ist. Ich persönlich würde mich da lieber damit beschäftigen, wie ich mit geringem Budget maximale Suppenmengen selbst herstellen kann.

Ich habe zum Beispiel vergangenen Samstag einen großen Sack Kartoffeln und ein Kilo TK-Erbsen im Angebot für vier Euro bekommen. Einen Becher Schmand für 1,20 Euro dazu und ich könnte damit einen Suppenmenge herstellen die locker über die Menge von drei Dosen hinausgeht und wahrscheinlich bliebe auch noch etwas an Kartoffeln übrig, um mir einmal Bratkartoffeln zu machen.

Oder mit einer Packung Mehl, Eier, Milch backe ich Pfannkuchen für locker fünf Personen. Investiert man noch etwas mehr, dann kann man den einen Teil mit einer Packung Rahmspinat als gefüllte Pfannkuchen machen, am nächsten Tag die Pfannkuchen mit Marmelade bestreichen und Rest kann man sich als Pfannkuchen Suppe warm machen. Kauft man sich noch einen Sack Karotten dazu, kann man neben der Karotten-Einlage in der Suppe, dann vom Rest auch noch Karottengemüse machen. Insgesamt kommt kostet das auch je nach Angebot auch nur um die sieben Euro und man hat trotzdem Essen für mindestens drei/vier Tage.

Das war jetzt nur ein Teil meiner Ideen, wie man aus wenig viel machen kann. Natürlich, auf den ersten Blick erscheinen diese Vorschläge teurer, da sie im Einkauf statt 1,50 Euro eben über fünf Euro kosten, man kann sich aber davon mehrere Tage ernähren und deutlich sättigender und abwechslungsreicher als von so einer Dosensuppe.

Wer unbedingt Wasser mit Sprudel haben möchte, dem würde ich die Anschaffung eines Sprudelgerätes wie Soda Club empfehlen. Man zahlt da zwar acht Euro für die Kohlesäureflasche, diese reicht aber zumindest bei uns für mehr als 18 Liter Wasser.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Konserven sind doch eher teuer im Gegensatz zu frisch gekochten Lebensmitteln. Eine Dose Ravioli kostet schon mal etwa doppelt so viel wie 500 Gramm Nudeln, die etwa eine Woche reichen. Und der arme Mensch, der sich für 3 Euro Wasser kaufen "muss" hat wohl keinen Wasserhahn zu Hause? Das Problem dieser Leute scheint mir eher zu sein, dass sie nicht richtig kochen können oder wollen.

Während des Studiums war das Geld bei mir immer arg knapp wenn die ganzen Gebühren und Bücher am Anfang des Semesters fällig waren, aber Konserven habe ich deshalb nie gekauft. Zumal ich Fertiggerichte aus der Dose auch eklig finde. Meine Basics waren Nudeln und Reis vom Discounter und dann habe ich immer geschaut, was an Gemüse im Angebot war. Ich habe auch öfters mal tiefgekühlt gekauft. Und natürlich habe ich mir kein Wasser für 3 Euro geleistet sondern den Tee für 59 Cent.

Klar, wenn man sich nie groß mit Kochen beschäftigt hat steht man wahrscheinlich erst mal ohne die Grundausstattung da und muss ein bisschen was investieren in solchen Sachen wie Gewürze oder Öl. Aber das sind ja keine Ausgaben, die man jede Woche hat. So eine Flasche Öl zum Anbraten von Gemüse reicht sehr lange und mit 500 Gramm Mehl kann man viele Pfannkuchen backen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich wiederum denke, dass Dosen eben nicht teurer sind als die selbstgekochte Variante, vor allem, wenn man die Sachen mehr oder weniger eins zu eins nachkochen möchte. Irgendwie wird immer wieder kolportiert, dass das Selbermachen auf alle Fälle billiger ist als eine Dose, und wenn man das hier so liest, könnte man denken, das wäre tatsächlich so, aber ich bin da skeptisch. Und dazu muss ich keine unfairen Vergleiche bemühen, wie zum Beispiel die Ravioli mit hochwertigen Zutaten selbst zuzubereiten. Ich habe mal das Gedankenexperiment gemacht, die billigsten Dosen im Angebot für fünf Tage zusammenzustellen und dann mit den günstigsten Gerichten und ebenfalls Angebotsware als Direktvergleich selbst zu kochen .

Dabei habe ich mir angesehen, was der Rewe gerade bei Lebensmitteln, die sowieso schon günstig sind, so im Angebot hat, habe komplett auf Fleisch verzichtet und vorausgesetzt, dass alles weitere wie Fett, Butter, Gewürze, Kräuter, Würzpasten, Mehl, Knoblauch usw. schon im Haushalt vorhanden sind. Was ja im Endefffekt schon eine Verzerrung zu Gunsten der Eigenkochvariante darstellt, denn am Ende braucht man zum Kochen in der Realität doch immer mal wieder Nachschub in diesen Kategorien, was ein Plus von ein bis drei oder vier Euro bedeuten würde.

Ich habe aufgrund des Angebots von Kartoffeln, Kohlrabi, Möhren mit dem Grün, Brokkoli usw. Gerichte gewählt, die zu diesen Lebensmitteln passen und habe mich für zwei Tage mit der günstigsten Gemüsesuppe entschieden. Meine weitere Wahl fiel auf einen Brokkoli-Kartoffelauflauf mit selbstgemachter Bechamelsauce und einer halben Packung Streukäse. Um es so authentisch wie möglich zu gestalten, habe ich mich für sehr einfache, abgespeckte Varianten entschieden, ohne Fleisch oder ausgefallene und teure Sachen, habe bei Sachen wie den Eiern, dem Spinat und der Milch immer die billigstmögliche Variante gewählt.

Für die ersten zwei Tage würde ich also eine sehr schlichte Gemüsesuppe mit Kartoffeln, Möhren mit dem entsprechend zu verzehrenden Grün sowie kleingeschnittenen Kohlrabi kochen. Für die Tage drei und Vier würde ich einen Auflauf aus Brokkoli im Angebot und dem Großteil der Kartoffeln kochen, wobei ich die Bechamelsauce mit Milch selbst machen würde. Am fünften Tag gäbe es zwei Spiegeleier mit günstigem Rahmspinat von Ja und einer kleiner Portion Kartoffelbrei, wofür ich von der Milch und den Kartoffeln den Rest brauche.

Berechnet habe ich, wie schon erwähnt, gewisse Zutaten wie Mehl für die Sauce oder Gewürze überhaupt nicht, Zwiebeln für die Suppe sowie Eier, Streukäse etc. wurden alle nur anteilig berechnet. Insgesamt hat dieses Experiment in der gedanklichen Theorie für fünf Tage Selbstkochen über 10 Euro gekostet, realistisch betrachtet eher so 12 bis 13 Euro, während die fünf Dosen, bestehend aus zwei Nudelgerichten, zwei Suppen und einem Topf 9,70 Euro gekostet hätten.

Das bestätigt mir meine Vermutung, dass das Selbstkochen eben nicht per se billiger ist, wenn man es unter realistischen Bedingungen gestaltet. Das Selbstkochen ist nur günstiger, wenn man die Gerichte im Direktvergleich gegeneinander antreten ließe, also die kleine Portion Auflauf für eine Person in Höhe von drei Euro gegen den selbstgemachten Kartoffelauflauf. Oder wenn man sich auf Nudeln mit Ketchup beschränkt. :wink:

» Verbena » Beiträge: 4959 » Talkpoints: 1,63 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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