Durch Ironie jemanden nicht mehr ernst nehmen können?

vom 06.05.2020, 17:25 Uhr

Ich mache sehr gerne ironische Bemerkungen und mein Freund und ich sind da beide so, dass wir gerne ironisch miteinander reden. Wir können den anderen da auch immer gut einschätzen und wissen, wann etwas ernst gemeint ist und wann nicht. Deshalb kam es da bisher auch noch nie zu Missverständnissen.

Allerdings muss man natürlich aufpassen, wann man Ironie anwendet. Wenn ich jemanden nicht gut kenne, verzichte ich auch eher darauf, weil es eben schnell zu Missverständnissen kommen kann, wenn man sich nicht gut kennt. Ich habe auch mal gelesen, dass man auf Ironie generell verzichten sollte, auch in der Partnerschaft. So solle man sich angewöhnen, den anderen nicht ernst zu nehmen, was dann auch automatisch der Fall sein soll, wenn er die Wahrheit sagt. Wie seht ihr das Ganze?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich bin auch ein Mensch, der gerne mal ironisch ist, aber dann auch lieber bei Leuten, die ich einschätzen kann. So etwas kann man in der Tat schnell mal falsch verstehen und dann hat man sich damit keinen Gefallen getan, weswegen ich das einfach nur bei Leuten mache, die ich schon ein bisschen kenne oder einschätzen kann. Ich erkläre nämlich ungern was ich dann so gemeint habe mit meinen Aussagen. Ich denke aber, dass man solche Personen auch Ernst nehmen kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für mich sind die Grenzen zwischen dem, was manche als "Ironie" bezeichnen einerseits und dümmlichem Gefasel andererseits ziemlich fließend. Wenn jemand, wie der Spruch so schön lautet, "fließend ironisch mit sarkastischem Akzent" zu sprechen glaubt, redet die Person meistens nur arrogant und herablassend daher. Und da muss ich mich schon sauber zusammenreißen, um mich nicht augenrollend abzuwenden oder selber meinen inneren blasierten Klugscheißer von der Leine zu lassen.

Zudem finde ich auch, dass Ironie im Alltag nicht so oft angemessen ist, wie manche Leute glauben. Viele tun sich schwer damit, sie als solche zu erkennen, wenn etwa im Job jemand eine Gedankenblase trocken mit "Tolle Idee!" kommentiert und in seiner Arroganz voraussetzt, dass alle Anwesenden ebenfalls der Meinung sind, dass es sich um Schwachsinn handle.

Und privat kann es anstrengend bis hin zu verletzend wirken, wenn jemand sich darin gefällt, keine eindeutigen Ansagen zu machen, sondern sich hinter Spott und selbsternannter Ironie versteckt und so eigentlich nur motzt und lästert, das aber vermeintlich "rhetorisch geschliffen" tut. Wenn man nicht gerade wie Oscar Wilde persönlich ein gelungenes Bonmot nach dem anderen abfeuert, sind die meisten Ironieversuche doch eher kläglich.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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