Durch flexible Arbeitszeiten schneller erschöpft sein
Im Radio wurde heute von den flexiblen Arbeitszeiten gesprochen und mit einem Arzt diskutiert. Er meinte, dass durch diese ständigen Wechselzeiten bei der Arbeit die Arbeiter und Angestellten kaum mehr richtige Konzentration zeigen könnten. Sie wären zu schnell erschöpft. Oft wechselt man bei den flexiblen Arbeitszeiten so, dass man an einem Tag früh arbeiten muss und am nächsten Tag spät und dann am übernächsten Tag nur zwei Stunden irgendwann in der Mitte des Tages. Auch kommen geteilte Schichten bei der flexiblen Arbeitszeit zusammen, wo man morgens 2 Stunden und nachmittags dann ein paar Stunden arbeiten muss.
Wenn Frauen dann auch noch Kinder und Haushalt unter einen Hut bekommen sollen ist das sehr anstrengend und der Mediziner meinte, dass man sehen sollte, dass die Arbeitszeiten doch irgendwann auch mal zu festen Arbeitszeiten werden. Aber das ist wahrscheinlich einfach als getan.
Habt ihr flexible Arbeitszeiten? Sind diese auch für euch so flexible, dass ihr ein wenig selber bestimmen könnt wann ihr arbeitet oder ist es nur für den Arbeitgeber flexible und ihr müsst dann erscheinen, wie er das vorsieht? Könnt ihr bei euch auch feststellen, dass ihr schnell erschöpft und ohne Konzentration seid?
Ich glaube man muss da unterscheiden, wie flexibel definiert ist. Bedeutet flexibel, dass der Arbeitgeber relativ kurzfristig mit allen möglichen Zeitvorstellungen einteilt, dann ist das mit Sicherheit unheimlich belastend, weil man seinen Alltag einfach nicht planen kann. Das ist fast noch schlimmer als Schichtdienst.
Hat man aber selbst in der Hand, wie man die Arbeitszeit plant und ist vielleicht nur an eine Kernzeit gebunden, sehe ich da eigentlich eher Vorteile. Ich habe leider selbst feste Arbeitszeiten, während einige andere im Bekanntenkreis eben freitags mal früher frei machen oder Überstunden ansammeln und später abbummeln können. Da muss ich immer eher umständlich nachfragen, erklären oder einen Urlaubstag opfern.
Ich habe Arbeitszeitsouveränität, das bedeutet, dass ich meine Arbeitszeiten innerhalb eines vorgegebenen Rahmens selbst festlege. Für mich ist das auf eine sehr tolle Sache, da ich meist sehr früh auf Arbeit bin und dann ungestört arbeiten kann. Sollte ich doch mal einen Termin haben, dann ist es auch kein Problem, wenn ich mal später im Büro ankomme. Ebenso praktisch ist es natürlich, wenn man morgens einfach nicht aus dem Bett kommt.
Allerdings kenne ich auch einige Personen, die mit dieser Form der Arbeitszeitgestaltung so ihre Probleme haben. Das sind dann gar nicht mal die kurzen Zeitabstände zwischen Arbeitseinsätzen. Viel eher ist es die Tatsache, dass manch Kollege einfach kein Ende findet und so viel länger arbeitet als wenn die Arbeitszeit festgelegt wäre. In diesem Fall führt die Flexibilität dann tatsächlich dazu, dass man schneller erschöpft ist. Die eigentlich tolle Freiheit wird zum Fluch.
Ich kann meine Arbeitszeit auch in einem gewissen Rahmen selbst festlegen. Trotzdem halte ich eigentlich eine gewisse Regelmäßigkeit bei. Dazu gehört vor allem, dass ich jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehe. Das ist deutlich weniger anstrengend als jeden Tag zu einer anderen Zeit aufzustehen. Das Arbeitsende kann ich dann wesentlich flexibler handhaben, je nach anfallender Arbeit. Da alles in ein Gleitzeitkonto läuft, kann ich Überstunden auch immer problemlos abfeiern.
Alle meine Kollegen machen das so. Dadurch kommen die Kollegen zwar zu völlig unterschiedlichen Zeiten, allerdings arbeitet jeder für sich regelmäßig, so dass man irgendwann sehr gut weiß, wann welcher Kollege zur Arbeit kommt. Die Kernzeit ist wiederum so groß, dass man dort problemlos alle Besprechungen halten kann.
Wenn man ständig und kurzfristig die Arbeitszeiten wechselt, ist das natürlich sehr viel belastender für Körper und Psyche. Wobei ein Schichtplan im Wochenwechsel ohne Nachtschicht sicherlich noch das kleinste Übel ist. Aber gerade im Einzelhandel gibt es oft viel häufigere Schichtwechsel, teilweise täglich. Das ist natürlich schon eine enorme Stressbelastung.
Ich habe den Begriff "flexible Arbeitszeit" bisher immer so verstanden, dass man als Arbeitnehmer innerhalb gewisser Vorgaben seine Arbeitszeit relativ frei einteilen kann. Sprich, solange man auf seine Wochenstunden kommt und beispielsweise Servicezeiten eingehalten werden, ist es völlig einem selbst überlassen, ob man schon um 7 Uhr antritt oder erst um halb zehn.
Das, was du beschreibst, scheint mir dagegen eher eine Art "verschärfter Schichtdienst" zu sein, und wenn man nach Vorgaben vom Chef flexibel sein muss und kaum Mitsprachemöglichkeiten hat, macht einen das natürlich langfristig viel schneller fertig. Routinen haben ja den Hauptvorteil, dass sie Energie sparen helfen, und wenn man ständig aus seinem Rhythmus gerissen wird, muss man schon sehr engagiert und hart im Nehmen sein, um darunter nicht zu leiden.
Wenn man dagegen flexibel arbeiten darf, empfinde ich dies eher als Erleichterung. Ich habe an meinem Arbeitsplatz Gleitzeit und eine relativ lange Pendelstrecke, weswegen ich auf Fahrplanänderungen und dergleichen glücklicherweise gut reagieren kann. Dann ist es kein Problem, wenn ich beispielsweise früher komme oder länger bleibe, um meine Fahrzeiten zu minimieren. Müsste ich jeden Morgen Schlag halb acht antanzen, hätte ich den Job schon längst hingeschmissen, weil das in meinem Fall einfach nicht machbar ist.
Ich fange oft zu unterschiedlichen Zeiten an; an manchen Tagen beispielsweise um 9 und dann mal 10 Uhr. Dieser kleine Unterschied erscheint mir nun gar nicht so groß. Aber ich fühle mich durchaus müder, wenn ich eher aufstehen muss. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne noch später anfangen, vielleicht gegen 11 Uhr oder 12 Uhr und somit eine Art Dauerspätschicht machen. Das wäre mir als Langschläfer deutlich angenehmer.
Selbst aussuchen darf ich es mir aber leider nicht. Ich habe da Vorgaben und muss die erfüllen und es gibt zwar ein Arbeitszeitkonto, aber ich dürfte nur dann Überstunden machen, wenn ich diese vorher genehmigen lasse, sodass ich letztlich keine mache, weil mir da der Aufwand hinter der Genehmigung zu viel ist. Was ich nicht schaffe, bleibt dann erst einmal liegen.
Ich selbst habe Erfahrung mit zwei Arten der Flexiblen Arbeitszeit. Zum einen ist es die Schichtarbeit, die ich ein Jahr lang in einem Dreischichtsystem ausgeübt habe. Dabei gab es die Frühschicht von 06:00 bis 14:00 Uhr, die Spätschicht von 14:00 bis 22:00 Uhr und die Nachtschicht von 22:00 bis 06:00 Uhr. Die Schichten haben sich im Normalfall wöchentlich von Nacht- zu Spät- zu Frühschicht gewechselt.
Nach etwa drei Monaten habe ich gemerkt, dass der Schichtbetrieb doch eine deutlich höhere Belastung für meinen Körper darstellt als ich gedacht habe. Trotz sehr guter Gesundheit schlug sich die Schichtarbeit negativ auf mein Wohlbefinden nieder und ich konnte nicht mehr wirklich gut und lange schlafen. Oft bin ich schon nach vier bis sechs Stunden aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.
Mittlerweile bin ich im Außendienst tätig und kann meine Arbeitszeit frei einteilen. Die Kundentermine sind in der Regel zwischen 9:00 und 18:00 Uhr, aber ab und zu auch später am Abend oder auch mal am Wochenende, je nachdem worum es geht.
Mit dieser Art der flexiblen Arbeitszeiten komme ich hervorragend zurecht, da ich meistens keine Termine vor 10:00 Uhr habe und daher erst um 8:00 Uhr aufstehen kann. Da ich meistens zwischen 23:00 und 00:00 Uhr ins Bett gehe stehe ich oft ohne Wecker auf oder bevor dieser geklingelt hat und bin ausgeschlafen, was positiv auf meine Laune und Motivation wirkt.
Ich hatte und habe immer flexible Arbeitszeiten. Als Student ist das auch nicht immer anders möglich, wobei die Arbeitgeber auch immer darauf wert legen, dass man als Student flexibel ist und eben auch flexibel arbeiten kann. Dabei habe ich auch schon eine ganze Zeit lang, also für mehrere Monate am Stück Vollzeit flexibel gearbeitet. Von daher bin ich das schon gewöhnt.
Ich weiß nun nicht, ob ich dadurch nun schneller erschöpft bin. Ich arbeite eben schon seit fünf Jahren flexibel und kenne es auch gar nicht anders. Allerdings stimmt es schon, dass es anstrengender ist, als wenn man jeden Tag zur gleichen Zeit zur Arbeit muss. Man kann alles viel schlechter planen und muss jeden Tag neu strukturieren. Von daher lassen sich auch solche Sachen wie Treffen mit Freunden oder Arzttermine auch viel schwerer planen.
Es ist ja auch so, dass man eben jede Woche anders arbeitet und immer nur den Plan für die nächsten ein bis zwei Wochen hat. So kann man nie langfristig planen, sondern immer nur kurzfristig. Ich denke schon, dass das anstrengend ist und auch erschöpft. Wenn man es aber nicht anders kennt, dann geht das schon. Ich komme gut damit zurecht.
Ich habe keine flexiblen Arbeitszeiten sondern arbeite im Schichtdienst mit fest vorgegeben Zeiten. Die Zeiten dabei belaufen sich auf 6-18 Uhr und 18-6 Uhr immer 12 Stunden an 4-6 Tagen die Woche. Wochenende und Feiertage spielen dabei keine Rolle, denn auch an diesen Tagen muss die Rettungswache besetzt werden. Dazu kommen 20 Urlaubstage und vier weitere Urlaubstage für die entsprechenden Nachtdienststunden die pro Jahr geleistet werden. Somit komme ich als Arbeitnehmer sehr schlecht dabei weg, ich habe eine hohe Arbeitsbelastung, viele Zeiten die ich nicht einfach verschieben kann und wenn ich einmal Urlaub möchte, dann muss ich alle 7 Tage durchnehmen und nicht nur 5 wie es in anderen Branchen üblich ist.
Somit bin ich schon sehr unzufrieden damit und seit mein Kind auf der Welt ist, ist dieser Job einfach nicht mehr mit dem Rest des Lebens zu vereinen. Vorher hatte ich schon kaum Zeit für ein Privatleben, einfach weil nach der 12 Stunden Schicht noch die Fahrt dazu gekommen ist die sich pro Strecke nochmals auf 1,5 Stunden erstreckt. Somit bin ich jeden Tag 15 Stunden außer Haus, muss alles unter einen Hut bekommen mit der Betreuung für mein Kind und nebenbei noch den Haushalt, da ich alleine bin.
Somit würden mir flexible Arbeitszeiten doch einiges abnehmen, dabei wäre ein vorgegebener Rahmen das beste denn so könnte ich mich einfach besser organisieren. Aktuell muss ich mir für jeden Arzttermin mit dem Kind den kompletten Tag frei nehmen, denn später anfangen oder einfach einmal 1-2 Stunden von der Arbeit verschwinden geht nicht. Das Belastet auf die Dauer doch sehr und seit das ganze so ist, krieche ich auch förmlich am Anschlag vom Stresspegel. Auch wenn die Dienstpläne eigentlich für das ganze Jahr bekannt sind, wird es doch jeden Freitag komplett über den Haufen geworfen somit kann ich im Vorfeld auch nichts planen.
Andere Bekannte haben diesen geteilten Schichtdienst der hier auch verschärft hingestellt worden ist. Im Pflegeheim ist das gar nicht so selten. Diese arbeiten morgens von 6-10 Uhr, und dann nochmals von 14-18 Uhr. Hört sich im ersten Moment gut an, allerdings fällt jeden Tag die doppelte Fahrstrecke an und damit ist die Zeit auch bei einigen schon wieder rum. Wirklich Termine wahrnehmen, das Kind betreuen klappt in diesem kurzem Zeitraum ebenfalls nicht.
Morgen fange ich eine neue Stelle an bei einem neuen Arbeitgeber in einer ganz anderen Branche. Dort habe ich zwar auch feste Zeiten, jedoch sind diese Familienfreundlicher. Ich kann mein Kind mitnehmen, egal ob es auf Lehrgang geht oder später ins Büro und wenn etwas sein sollte, dann kann ich mit Genehmigung auch früher gehen ohne dafür Urlaub oder Stunden aufwenden zu müssen. Nie wieder Dienste am Wochenende, keine Nachtdienste und das erste mal in meinem beruflichen Leben ein richtiges freies Wochenende, da jeden Freitag 12 Uhr der Hammer fällt. Somit habe ich dann auch mehr Zeit für meinen Sohn und kann das alles insgesamt besser planen, auch neben einer Vollzeitstelle.
Auch das sehe ich als eine Form von flexiblen Arbeitszeiten an. Und dieser Arbeitgeber "belohnt" sogar Leute mit Kindern und diese können 2 Stunden die Woche weniger arbeiten, bekommen trotzdem aber volles Gehalt. Wie man diese 2 Stunden aufteilt bleibt jedem selbst überlassen, ob man da flexibel macht oder einen festen Tag die Woche dafür aussucht. Es kann auch jederzeit geändert werden oder aufgespart für die kommenden Wochen, solange es sich um den selben Monat handelt.
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