Durch die EU-Freizügigkeit die Deutschkenntnisse gesunken?
Die EU-Freizügigkeit wird ja von vielen als Fluch oder Segen gesehen. Allerdings ist in der letzten Zeit, auch wenn ich beruflich unterwegs bin zu erkennen, dass offenbar die Deutschkenntnisse durch diese EU-Freizügigkeit gesunken ist. Ich weiß jetzt allerdings nicht, ob es überhaupt dadurch noch eine Voraussetzung des B1 Niveaus gibt.
Nun habe ich auch durch den Fall der vergewaltigen jungen Frau aus Mühlheim an der Ruhr und deren Täter-Herkunft sowie den Vater eines Verdächtigten selbigen Verdacht bestätigt bekommen. Schon seit mehreren Monaten und teilweise Jahre hier im Land, aber er war nicht in der Lage, auch nur einen deutschen Satz zu sagen, was mich schon auch irgendwo komplett verärgert.
Deswegen habe ich mal die Frage oder These in meinem Umfeld erbeten, ob durch diese EU-Freizügigkeit die Deutschkenntnisse der Zugekommenen geschrumpft sind? Bisher wurde es mir genau so bestätigt, weil viele auch beruflich als Anwalt & Co mit Menschen z.B. aus Rumänen oder Bulgarien zu tun haben.
Doch wie seht Ihr das denn? Sind die Deutschkenntnisse wirklich dadurch gesunken und gibt es da keinerlei Pflicht, Deutsch auf einem gewissen Niveau sprechen zu können? Oder denkt Ihr, dass dies eine subjektive Empfindung ist?
Ich denke, dass es immer solche und solche Menschen geben wird. Mich würde mal interessieren, in welcher Schicht zu dich bewegst. Ich könnte mir vorstellen, dass das vom Alter und dem sozioökonomischen Status abhängig ist, ob eine Person wirklich darum bemüht ist, sich in einem anderen Land zu integrieren oder eben nicht. Natürlich hängt es auch davon ab, wie lange man gedenkt in dem jeweiligen Land zu bleiben. Daher denke ich nicht, dass deine Beobachtungen repräsentativ sind, da sie sicherlich keine repräsentative Stichprobe beinhalten.
Ehrlich gesagt wäre ich nicht auf die Idee gekommen, einen Zusammenhang zwischen der EU-Freizügigkeit und den durchschnittlichen Deutschkenntnissen zu sehen. Ich hätte eher gedacht, dass die allgemeinen Sprachkenntnisse sich dadurch tendenziell verbessert hätten, weil die Menschen mehr in andere EU-Länder reisen und durch den internationalen Austausch die Sprachkenntnisse besser werden, und verbesserte Fremdsprachenkenntnisse dürften meiner Ansicht nach die Kenntnisse der Muttersprache eigentlich nicht negativ beeinflussen.
Kätzchen14 hat geschrieben:Schon seit mehreren Monaten und teilweise Jahre hier im Land, aber er war nicht in der Lage, auch nur einen deutschen Satz zu sagen, was mich schon auch irgendwo komplett verärgert.
Und was genau hat das jetzt mit der Freizügigkeit zu tun? Es gibt doch auch unzählige türkische Gastarbeiter, die seit Jahrzehnten hier leben und einfach kein Deutsch sprechen oder haufenweise Russlanddeutsche. Da kannst du dann froh sein, wenn da ein Kind mit kommt, dass eine Schule bei uns besucht und übersetzen kann.
Ich glaube jetzt nicht, dass sich dadurch an der Freizügigkeit etwas verbessert oder verschlechtert. Viel mehr ist doch das Problem, dass es immer wieder Ghettos gibt, wo sich die einzelnen Volksgruppen treffen und sich dort problemlos in ihrer Landessprache unterhalten können. Das kannst du wohl nur ändern, wenn es einfach eine größere Durchmischung geben würde und der Türke mit seinem türkisch nicht weit kommt oder eben auch der Rumäne gezwungen wird beim Einkaufen auch mal ein paar Worte deutsch zu sprechen oder eben besser noch mit seinen Nachbarn.
Man muss sich ja mit der Freizügigkeit nichts vormachen. Die wenigsten Menschen fahren doch jetzt durch Europa, weil sie jedes Land und seine Sitten und Bräuche kennenlernen wollen. In erster Linie ist die Freizügigkeit doch wohl eher Mittel zum Zweck. Also du fährst du Woche über irgendwo hin, wo du leichter oder besser Geld verdienen kannst und verlebst das dann aber in deinem Heimatland. Da ist ja die innere Motivation die Sprache zu lernen eine ganz andere.
Das Problem ist nicht die sogenannte Freizügigkeit. Es ist auch nicht das Problem, das Deutschland inzwischen Multikulti ist. Das finde ich sogar recht gut. Das Problem ist eher, dass viele ausländische Mitbürger mehr oder weniger selber die Möglichkeit nehmen, sich zu integrieren. Das fängt schon damit an, dass viele ausländische Mitbürger meist in den selben Wohngebieten zusammen wohnen. Damit nehmen sie sich selber die Chance, auch mit den Deutschen in Kontakt zu treten. Das geht sogar soweit, dass einige es dann auch nicht für nötig halten, die deutsche Sprache zu erlernen. Ich habe schon genug Familien gesehen, wo die Kinder dann als Dolmetscher fungiert haben, obwohl die Familien dann schon seit vielen Jahren in Deutschland leben.
Wie das in anderen Regionen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber hier, in meiner Region, gibt es über Siedlungen oder Ecken, wo dann ein Volksgruppe immer sehr stark hervortritt. Es gibt Teile von Ortschaften, in denen nur Türken leben. Vereinzelt findet man dann mal ein paar deutsche dazwischen, aber das ist dann eher selten der Fall. Und genauso ist es dann mit Russen, Rumänen, und und und.
Und da liegt ein wenig das Problem. Wenn alle in einer Gemeinschaft mit gleicher Abstammung zusammenleben, besteht nicht unbedingt eine Notwendigkeit eine andere Sprache zu erlernen, da man sich ja dann mit dem Nachbarn auch in der Muttersprache unterhalten kann.
Und du glaubst wirklich, dass alle Ausländer solche Siedlungen super finden? Wie kommt es denn zu diesen Ghettos? Ich bin in einer dieser netten gutbürgerlichen Siedlungen aufgewachsen, wo Studienräte, Ärzte, Architekten, Apotheker und Anwälte unter sich sind.
Damals war schon der urdeutsche, aber aus einem Arbeiterhaushalt zugezogene Fußballprofi eine Katastrophe, die zwanzig Jahre Ausgrenzung ertragen hat, bis er weggezogen ist. Als Mieter haben Ausländer da bis heute keine Chance. Und wer gibt freiwillig fast eine Million für ein Haus aus, wenn er angefeindet wird? Deutsche Professoren leben dort, die anderen zahlen freiwillig für weniger mehr in einer multikulturellen Siedlung.
Die Wohnungsbaugesellschaften hier sortieren die Mieterschaft. Mein Privatvermieter, der selbst Ausländer ist und ein multikulturelles Haus in einer Gegend mit 40 Prozent Migrationshintergrund gekauft hat, vermietet freie Wohnungen nur an Deutsche. Suche mal als Öztürk oder Dumitru eine Wohnung.
Ich behaupte nicht, dass es alle Ausländer toll finden zusammen in einer Siedlung zu wohnen. Aber es gibt auch genug, die es bewusst machen, weil sie eben unter sich bleiben wollen. Ich sehe das ja jeden Tag. Da sind ganze Stadtteile in türkischer Hand. Angefangen von den Siedlungen bis hin zu Geschäften und Kaffees, oder eben irgendwelche türkischen Ramschläden.
Mit den Russen ist es ähnlich, bei denen ist es aber eher weniger, dass sie alle unter sich bleiben wollen, obwohl es diese Siedlungen auch gibt, sondern eher weil sie eben sehr schnell damit sind, irgendwelche Häuser aus dem Boden zu Stampfen. Das hat aber damit zu tun, dass sie sehr günstig bauen können, weil sie halt alles selbst machen. Die richten ja Quasi Ihre komplette Familie danach aus. Aber das ist ein anderes Thema.
Dass es genug deutsche gibt, die auch ihren Part dazu beitragen, das kann ich mir auch mehr als gut vorstellen. Es gibt genug, die dann sagen würde, neben einer solchen Familie möchte ich nicht wohnen. Was dann genauso gut dazu beiträgt, dass sich solche Siedlungen bilden, in der man eben nur die eine bestimmte Gruppe ausländischer Familien findet. Ich persönlich würde es nicht schlimm finden, sondern eher als eine Bereicherung ansehen. Aber man verfällt auch sehr schnell in den Gedanken, wer weiß, was das dann für eine Familie ist. Obwohl die Chance, einen deutschen Tyrannen als Nachbarn zu bekommen, eben so groß ist.
Aber ob es nun von Außen gelenkt, oder so von den Ausländern gewollt ist, ändert ja nun mal nichts daran, dass diese Bildung dieser Siedlungen es begünstigt, dass grade die Älteren Ausländer, es nicht mehr unbedingt für notwendig halten, die Landessprache zu lernen. Weil sie eben in ihren Läden, in ihren Kaffees, sich in der Muttersprache verständigen können. Wir Deutschen sind ja auch nicht unbedingt besser. So rotten wir uns auch in rein deutschen Siedlungen zusammen, damit wir es etwas einfacher haben. In den USA, gibt es ja auch genug Beispiele dafür und in anderen Ländern mit Sicherheit auch.
Kodi hat geschrieben:Mit den Russen ist es ähnlich, bei denen ist es aber eher weniger, dass sie alle unter sich bleiben wollen, obwohl es diese Siedlungen auch gibt, sondern eher weil sie eben sehr schnell damit sind, irgendwelche Häuser aus dem Boden zu Stampfen. Das hat aber damit zu tun, dass sie sehr günstig bauen können, weil sie halt alles selbst machen. Die richten ja Quasi Ihre komplette Familie danach aus. Aber das ist ein anderes Thema.
Das halte ich aber für ein Gerücht. Ich kenne mehr als genug solcher Viertel, da gibt es keine russischen Eigenheime, sondern auch nur große Wohnblöcke, die ausnahmslos zur Miete bewohnt werden. Und auf der anderen Seite ist es ja dank Freizügigkeit auch so, dass du dir ja auch problemlos selber ein paar Osteuropäer zum Eigenheimbau holen kannst.
Aber ob es nun von Außen gelenkt, oder so von den Ausländern gewollt ist, ändert ja nun mal nichts daran, dass diese Bildung dieser Siedlungen es begünstigt, dass grade die Älteren Ausländer, es nicht mehr unbedingt für notwendig halten, die Landessprache zu lernen. Weil sie eben in ihren Läden, in ihren Kaffees, sich in der Muttersprache verständigen können.
Aber genau das hat ja mit Freizügigkeit eben nichts zu tun. Eben gerade wenn man Beispiele von Türken bringt oder Russen oder eben auch so wie du es getan hast von vielen Deutschen die sich in den USA "zusammenrotten", dann merkt man ja, dass es mit Freizügigkeit rein gar nichts zu tun hat. Das ist eben eher so ein menschliches Bedürfnis, dass man es sich in der Regel eben gerne einfach macht. Warum sollte man eben Englisch lernen, wenn es um die Ecken den deutschen Bäcker gibt oder so machen es eben auch die Ausländer hier bei uns.
Da kann man nur versuchen staatlich gegenzusteuern. Über staatliche oder kommunale Wohnungsbaugesellschaften kann man ja schon steuern, wer wo hinzieht. Auch kann man Einfluss nehmen wie Klassen zusammengestellt werden. Genauso kann man auch bei der Gesundheitsvorsorge überlegen ob man es zulässt, dass sich ein türkisch stämmiger Arzt in einem von Türken dominierten Stadtteil niederlässt oder ob da nicht ein deutscher Arzt hinkommt.
Da gibt es sicherlich noch ganz viele andere Ansätze wo man Menschen sicherlich mehr dazu zwingen kann sich mit ihrem neuen Land auseinanderzusetzen. Man muss sicherlich immer gucken, was davon auch rechtlich umsetzbar ist. Aber ich denke nur so kann man auch wirklich eine ordentliche Integration schaffen, wenn man Durchmischung fördert statt Ausgrenzung.
Im übrigen hat doch die EU-Freizügigkeit doch sowieso nichts mit unseren Populationen an Russen und Türken zu tun, weil weder Russland noch die Türkei in der EU sind und deren Zuwanderung auf anderen Regelungen basiert. Die EU-Freizügigkeit regelt ja die freie Wohnortwahl innerhalb der EU-Länder und betrifft also eher Briten, Franzosen oder Ungarn, die sich in einem anderen EU-Land, wie z.B. in Deutschland ansiedeln wollen. Umgekehrt können wir Deutsche auch in ein anderes EU-Land ziehen, ohne aufwändige bürokratische Hürden überwinden zu müssen.
In wiefern sich diese EU-Freizügigkeit auf unsere Deutschkenntnisse auswirkt, erschließt sich mir ehrlich gesagt noch nicht.
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