Durch den Partner zu Studium oder Beruf gedrängt werden?
Ich habe ja schon erzählt, dass eine Freundin überlegt, ob sie ein Fernstudium beginnen soll. Sie hat eine abgeschlossene Berufsausbildung und müsste das Studium nicht machen. Aber es wäre genau ihrem Interessengebiet entsprechend und sie hätte auch Privat durchaus etwas davon.
Ihr Partner war direkt Feuer und Flamme, als sie ihm von der Idee erzählt hat. Er meinte auch, dass er sie bei dem Studium unterstützen würde und sie sie doch mal nach geeigneten Unis erkundigen sollte. Das hat meine Freundin auch gemacht und überlegt aktuell noch, ob das Studium wirklich das Richtige wäre. Immerhin kostet es auch Geld und sie möchte es dann natürlich auch durchziehen und mit guten Noten bestehen. Sie hat daher auch noch keine Infomaterialien von der Uni angefordert.
Ihr Partner drängt sie aber nun und meinte, dass sie bis Tag XY die Unterlagen angefordert haben soll. Sie meint aber, dass sie es sich noch überlegt und sich nicht sicher ist, was sie nun möchte. Ihr Partner muss daraufhin wohl gesagt haben, dass sie ja auch weiterhin nur den Haushalt schmeißen könnte und sich eben nicht weiterbilden müsste. Und sie zu lange überlegen würde.
Ich kann meine Freundin verstehen, dass sie sich das gut überlegen möchte. Immerhin ist es auch so, dass sie nicht gerade reich ist und die Kosten für das Studium auch einplanen muss. Sie ist auch generell ein Mensch, der sich Entscheidungen nicht leicht macht.
Würdet ihr euch bei einem Studium oder der Berufswahl von eurem Partner so drängen lassen? Wie würdet ihr da reagieren? Findet ihr es in Ordnung, dass der Partner Druck macht, um meine Freundin zu einer Entscheidung für das Studium zu bewegen?
Das ist doch auch wieder so eine Sache, die man in zwei total konträre Richtungen interpretieren könnte. Die eine Seite der Medaille wäre, dass der Mann da einem Standesdünkel unterliegt und unbedingt eine besser ausgebildete Frau möchte und ihren Status als Hausfrau auch irgendwie kritisch zu sehen scheint. Oder er setzt sich generell gerne über die Bedürfnisse und Gefühle der Frau hinweg und gibt den über-dominanten Part.
Auf der anderen Seite könnte man aber genauso gut denken, dass er die Freundin motivieren und pushen möchte, um ihr die bekannte Hürde ihrer ständigen Entscheidungsunfähigkeit zu nehmen. Vielleicht findet er es auch schade, dass sie als Hausfrau in seinen Augen ihr Potential verschenkt. Theoretisch finde ich es schon eher gut, dass er sie da so unterstützt, wobei ich seine Argumentation und seine Art der Motivation ein wenig herablassend finde. Aber so etwas kann ja auch durchaus mal des Genervt seins über das ständige Vor und Zurück entsprungen sein.
Soweit ich mitbekommen habe, scheint es sich ja eher um einen zweijährigen Kurs als um ein klassisches Studium zu handeln, was am Ende fünf bis sieben Jahre in Anspruch nehmen könnte. Natürlich kostet so ein Kurs sicher eine vierstellige Summe, aber vielleicht könnte er sie ja auch finanziell unterstützen. Außer dem Geld ist soviel nicht zu verlieren, wenn sie ohnehin zu Hause ist und noch die Zeit hätte. Scheitern kann man immer, aber ich glaube, dass das Vermeiden des Versuchs am Ende zwar Sicherheit vorgaukelt, aber nicht besser für das eigene Gefühl in einigen Jahren sein wird.
Ich glaube, dass der Partner einfach um die Unentschlossenheit seiner Freundin weiß. Wenn er dann ein bisschen Druck aufbaut, weiß er dass sie sich entscheiden wird und dann auch das machen wird was sie möchte. Irgendwann muss man sich ja mal entscheiden und ich denke, dass es absolut nerven kann, wenn jemand immer wieder erzählt, dass er etwas machen möchte sich aber nicht sicher ist. Da muss man auch mal solche Ansagen machen.
Die Frau sollte sich nicht drängen lassen, das bringt gar nichts. Ich habe mich damals auch zu etwas von meinem Partner drängen lassen und ich bereue es heute noch, also 7 Jahre später teilweise immer noch zutiefst. Und zwar nicht, weil ich es gemacht habe, sondern weil ich es auf ein Drängen von Partner und dessen Familie hin gemacht habe und absolut nicht glücklich mit der Entscheidung bin.
Die Ansage sollte eigentlich die Frau gegenüber dem Freund machen und ihm klarmachen, dass eine solche Entscheidung gut überdacht sein sollte. Ich verstehe es, warum sie so lange wartet, ich habe auch leider viel zu lange gewartet, bis ich zum Beispiel damit begonnen habe, mein Abitur nachzuholen, aber die Tür hat sich halt erst spät geöffnet und ich habe den richtigen Kurs erst recht spät entdeckt.
Wenn er Druck aufbaut, dann kann er damit durchaus das Gegenteil bewirken und die Frau macht etwas, was sie bereuen könnte. Sie sollte nicht so lange warten, aber sie sollte auf ihr Gefühl hören und selbst herausfinden, ob es das Richtige ist. Manche Fernuniversitäten bieten auch einen Probemonat an, damit meine ich nicht die sgd oder Ähnliches, sondern eine echte Fernuni. Sie sollte schon über ihren Schatten springen und das tun, was sie möchte. Aber Druck ist oft der falsche Weg. Aber ich denke, dass der Partner sie unterstützen wird und wahrscheinlich auch mindestens genauso nervös ist, wie die Partnerin und auch sehr neugierig ist, ob sie es wirklich tut und dadurch etwas Druck aufbaut.
Ich finde nicht, dass solche Aktionen angebracht sind. Mit welchem Recht zeigt man mit dem Finger auf jemand anderen und drängt ihn in eine Richtung, obwohl sich die Person selbst noch nicht sicher ist, ob es das richtige ist? Das entspricht der absoluten Bevormundung und den eigenen Vorstellungen wie man seinen Partner formen möchte. Wenn jemand wirklich unentschlossen ist und sich mit den Entscheidungen auch nicht gerade leicht tut, dann bringt das abwägen der Interessen und vor Augen führen der Vor- und Nachteile wesentlich mehr als zu sagen "du machst das jetzt" und schon einmal die Unterlagen anfordern.
Es hat jeder das Recht sich selbst zu entscheiden was er in dieser Hinsicht macht und muss sich von niemanden drängen lassen, noch nicht einmal vom eigenen Partner. Generell finde ich es erbärmlich, wenn jemand anderes meint Entscheidungen für den Partner treffen zu müssen und ihn damit entmündigt und für dumm erklärt selbst etwas aus seinem Leben zu machen.
Es bringt rein gar nichts, wenn man sich drängen lässt und vorher nicht seine eigenen Interessen abwägt. Am Ende sitzt man mit einem teuren Kurs an der Backe da und merkt, dass es rein gar nichts für einen ist. Oder auch das der Abschluss nichts Wert ist und man vorher jeden Monat Geld und Zeit investiert hat im Prinzip für nichts. Daher sammelt man sich erst Informationen zusammen und wägt dann ab, bringt es mir etwas, möchte ich das machen und ist es mir das Wert. Gleichfalls sollte man sich fragen ob diese Form eines Studiums auch die beste Wahl für einen selbst ist, denn das ganze basiert nur auf Selbstdisziplin und wenn man die nicht hat und der innere Schweinehund meistens die Oberhand ist, dann würde ich davon die Finger lassen und mich nach einer Alternative umsehen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie Hausfrau und Zuhause. Was hindert sie also daran, dass sie sich z.B. abends in die Uni setzt und dort ein Studium belegt? Dazu gibt es auch genug Anbieter die nicht viel mehr kosten als ein Fernstudium. Die Abschlüsse sind teilweise gleichwertig mit einem FH Titel oder man belegt im Anschluss noch eine weitere Prüfung z.B. vor der IHK um das ganze als vollwertig hinterher auch bezeichnen zu können. Zeitlich ist sie nicht so stark eingebunden, dass es unbedingt ein Fernstudium sein müsste. Gerade wenn jetzt schon so dumme Seitenhiebe vom Partner kommen, wird er wohl kaum Verständnis dafür zeigen wenn der Haushalt liegen bleibt da sie sich jeden Tag hinsetzen darf um das ganze im Selbststudium zu lernen.
Sorae hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie Hausfrau und Zuhause. Was hindert sie also daran, dass sie sich z.B. abends in die Uni setzt und dort ein Studium belegt? Dazu gibt es auch genug Anbieter die nicht viel mehr kosten als ein Fernstudium.
Prinzipiell hast du natürlich recht und das wäre in meinen Augen auch eine Möglichkeit. Allerdings hat diese Gleichung zu viele Unbekannte meiner Meinung nach. Denn wir wissen ja nicht, wo diese Freundin wohnt. Nachher ist das total das ländliche Kaff im Nirgendwo und die nächste "Zivilisation" oder "Uni" ist gefühlte 400km weit weg. Auch wissen wir nicht, ob die Dame Auto fahren kann und einen Führerschein hätte und wie die Zugverbindung ist. Auch wissen wir nicht, ob das örtliche Studienangebot der nächsten Universität oder was auch immer ihr Wunschfach überhaupt anbieten würde.
Nelchen hatte ja mal in einem anderen Beitrag was von Tierheilpraktiker erwähnt. Also wenn die Freundin daran Interesse haben sollte, dann wird es diesen Studiengang bestimmt nicht so oft geben wie vergleichsweise BWL. BWL findet man Sand am Meer, aber mir war zuvor gar nicht bekannt, dass es überhaupt so einen Beruf wie Tierheilpraktiker gibt und das schränkt die Auswahl der Ausbildungsstätten ziemlich ein.
Weitere Variablen wären: Gesundheitszustand der Freundin, eventuell Kinder, Haustiere oder vielleicht pflegt sie ja auch Angehörige, sodass es eben schwierig werden würde, jeden Tag zur Uni zu pendeln oder sogar auszuziehen und unter der Woche auf einem Campus zu wohnen. Da kann ich schon verstehen, dass man eher ein Fernstudium aufnehmen wollen würde, wenn es besser zur aktuellen Lebenssituation passt. Ich sage jetzt nicht, dass ich ein Fernstudium prinzipiell besser finde, aber es ist je nach Lebenssituation eben praktischer und eher umsetzbar, auch wenn es eben problematisch wegen der Anerkennung von Abschlüssen ist.
Ich denke auch, dass der Mann einfach nur Gewissheit haben will. Eine gemeinsame Zukunft besteht nun einmal neben Luft und Liebe auch aus handfesten Dingen, wie man die Luft und Liebe dann auch auf einer finanziellen Grundlage stellen kann. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Zukunft in der Luft hängt. Der Mann will wahrscheinlich nur sehen, dass sich da überhaupt etwas bewegt, in welche Richtung auch immer.
Sich jetzt gar nicht um diese Dinge zu kümmern finde ich von seiner Freundin eher schäbig, ja es drückt irgendwie auch eine Missachtung gegenüber dem Freund aus.
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