Durch "bring your own device" mehr Chancenungleichheit?

In NRW gilt theoretisch Lernmittelfreiheit, praktisch müssen aber bis zu rund 70 Euro für Schulbücher selbst getragen werden. Die Schulen sind angehalten, diesen Betrag jedes Jahr auszuschöpfen, weil Land und Kommunen klamm sind. Billiger würde also nichts. Und nur weil in Deutsch oder Geschichte ein Tablet erlaubt wird, muss das nicht zwangsläufig in Mathematik so sein. Der Taschenrechner bleibt also.

Du machst dir das sehr leicht. Ich könnte auch mit den Schultern zucken, wir können das leisten. Aber eine Bekannte in der Nachbarstadt unterrichtet beispielsweise eine Klasse, wo alle Kinder Sozialleistungen erhalten und alle Eltern arbeiten. Da soll das eben mal so gehen?

Und wenn Lehrer da fair bleiben, hält sich die finanzielle Belastung in Grenzen. Und wenn Elternhäuser wirklich finanziell nicht in der Lage sind und das ist ja normalerweise nachweisbar, dann gibt es ja immer noch so etwas wie den Förderverein, der dem betreffenden Schüler dann so ein Gerät leihweise ausgeben kann oder Ratenzahlung für die Eltern anbieten kann oder was auch immer.

Seit wann bestimmen die Lehrer was verwendet werden darf? Diese Vorgaben machen nicht die Lehrer aus einer Lust und Laune heraus, solche Dinge werden ganz oben entschieden und da interessiert es nicht was der Einzelfall ist und was es kostet, da geht man von der breiten Masse aus. Ob du das kaufen und leisten kannst ist etwas ganz anderes und juckt auch nicht.

Schon zu meiner Schulzeit hat man teilweise in einem Schuljahr 3 mal das gleiche Buch kaufen dürfen in der aktuellen Auflage, der Rest durfte nicht mehr verwendet werden weil ein Sesselfurzer sich das ausgedacht hat. Das Buch hat auch "nur" 80 Euro gekostet, sprich 240 Euro im Jahr. Nicht nur für mich, ich habe noch 3 Geschwister sprich bist du alleine da mit 1000 Euro im Jahr dabei gewesen. Dann hast du noch keine Klassenfahrt, keine restlichen Bücher mit Zuschuss gezahlt, keinen Taschenrechner usw.

Was meinst du wie es bei uns aussah? Da konnten viele Kinder nicht einmal mit auf den Wandertag, da dieser schon 5 Euro gekostet hat. Der Förderverein war am Limit und konnte auch nicht für alles aufkommen. Diese haben erst einmal zugesehen, dass das Büchergeld gedeckt war und Taschenrechner für die finanziell schwachen Familien angeschafft worden sind. Dann kamen die Klassenfahrten oder es waren andere Eltern bereit, einen höheren Teil zu zahlen damit die anderen mit konnten.

Du macht es nicht besser wenn nun noch angefangen wird mit einem Tablett und einem Smartphone. Unterhalten werden möchte das auch von den Kosten her und mit der Anschaffung alleine wie mit einem Buch ist es dabei nicht getan. Nicht alle Apps sind kostenlos, auch da werden schon kostenpflichtige mit verwendet werden und darfst du dann ebenfalls kaufen und aktualisieren, welches dann ggf. nochmals kostet. Testphasen gibt es hier bereits, überzeugt und begeistert hört sich anders an, weil immer etwas neues kommt mit neuen Kosten und das ist nur die Testphase!