Durch Berufe der Freunde selbst Vorteile genießen können?
Ich denke, dass es sicherlich ganz praktisch ist, wenn man beispielsweise Anwälte und Ärzte im Familien- oder Freundeskreis hat. Immerhin kann man sich da immer wieder Rat holen, wobei man sich da auch auf diese Personen vielleicht eher verlässt, als auf Fremde. Außerdem fühlt man sich da vielleicht auch etwas wohler. Allerdings können natürlich auch zahlreiche andere Berufe im Freundes- oder Verwandtenkreis praktisch sein, wie etwas Floristen oder auch Barkeeper.
Ich muss sagen, dass ich aber tatsächlich überhaupt keine Vorteile durch die Berufe meines Freunde und Verwandten habe. Alle arbeiten in Bereichen, die mir weder beruflich, noch privat etwas bringen und die ich auch nicht so interessant finde. Könnt ihr durch die Berufe eurer Freunde oder Verwandten irgendwelche Vorteile genießen? Handelt es sich dabei um berufliche oder private Vorteile?
Ein Freund von mir ist Friseur. Das haben wir alle natürlich am Anfang genossen und der eine oder andere hat sich zu einer Privataudienz zu ihm ins Wohnzimmer gesetzt und sich die Haare schneiden lassen. Mir hat er auch ein Mal die Haare geschnitten. Das lief aber nicht allzulange so. Nach zwei Jahren etwa hatte er davon die Nase voll und verspricht Freunden nur noch einen Rabatt in seinem Salon. Nach Feierabend weiter Haare schneiden will er aber nicht mehr.
Als wir uns auf die Suche nach einem Haus gemacht haben, hat ein Freund meines Mannes den Kontakt zu einem seiner Kumpels hergestellt. Dieser war Bauingenieur. Er hat sich dann zwei Häuser mit uns angeschaut, die in die die nähere Auswahl kamen. Mittlerweile studiert er Jura. Als wir mal Probleme mit einem Käufer hatten, hat er sich richtig auf den Fall gestürzt und hat uns dabei viel geholfen.
Einer meiner Cousins ist Arzt, aber er wohnt viel zu weit weg. Außerdem ist er Anästhesist. Das braucht man ja im Allgemeinen nicht. Sein Vater, also mein Onkel, ist Fotograf und hat die Hochzeit meiner Schwester fotografiert. Es ist schon sehr praktisch, gewisse Berufe im Verwandten- und Freundeskreis vertreten zu haben. Aber man sollte schon aufpassen, dass man diese nicht ausnutzt.
Ein Freund von mir arbeitet als Mechaniker in dem Autohaus seines Vaters. Das hat meinem Schwiegervater durch mich sehr viel geholfen, der beim letzen Auto wirklich schnell ein neues Auto brauchte, da er zur Arbeit musste und das alte Auto einen Totalschaden hatte. Das ging dann dadurch sehr flott und sie sind auch gut im Preis nach unten gegangen.
Ich nutze meine Freunde aber nicht aus. Wenn mir einer einen Gefallen tut, dann bekommt er auch etwas wieder. Das ist keine Einbahnstraße, was mir sehr wichtig ist. Auch wenn man es dann beruflich nicht in selber Form zurückgeben kann, macht man es dann eben anders wieder gut.
Den größten Vorteil hatte ich wohl durch den Beruf meiner Mutter. Der gesamten Familie stand immer ein Einzelzimmer mit Chefarztbehandlung zu. Ansonsten sind wir mit Freunden, die auch nützlich sind, auch heute noch gut versorgt.
Anwälte, Steuerberater, Zahnarzt, Tierärzte, Elektriker, Dachdecker, Grafiker, Automechaniker, Fahrlehrer und so weiter sind gute Freunde. Einen vernünftigen Rat oder Unterstützung gibt es also immer. Es ist schön, immer jemanden zu haben, dem man vertraut.
Ich halte mich ja eher zurück was solche privaten Gefälligkeiten angeht, denn wenn jemand mit mir seine Freizeit verbringen möchte dann möchte er doch Freizeit haben und nicht da weitermachen, wo er im Job aufgehört hat. Die Geschichte des Friseurs kann ich total gut nachvollziehen, dann darauf hätte ich auch absolut keine Lust.
Trotzdem kommt es natürlich vor, dass man einen guten Rat bekommt, das ergibt sich ja manchmal einfach im Laufe eines Gespräches, ohne, dass man es darauf anlegt. Und mein Steuerberater ist ein Freund meiner Familie, er hat schon seit ich denken kann die Steuererklärung für meine Eltern gemacht und sagt mir seit ich selber Steuerpflichtig bin auch jedes Jahr Bescheid, wenn ich meine Unterlagen vorbei bringen soll.
Ich hätte von mir aus nicht darum gebeten, dass er meine Steuererklärung auch übernimmt, aber es ist einfach klar, dass er das für uns macht, genau wie es halt klar ist, dass man mich anrufen kann wenn man Computerprobleme hat oder jemanden braucht der gute Fotos macht. Es ist einfach klar, dass er kein Geld für die Steuererklärung nimmt und, dass ich kein Geld verlange wenn ich für jemanden Passbilder mache.
Ich finde so etwas auch eher schwierig, da man in der Freizeit eben auch mal Freizeit haben und dann nicht noch berufliche Dinge klären möchte. Ich kenne es eigentlich eher so, dass ich Leute in meinem Umfeld von meinem Beruf profitieren möchten und mir dann auf Feiern oder so viele Fragen stellen und ich muss sagen, dass ich das ja gerne mache, aber eben auch mal abschalten möchte. Ich habe eigentlich nur einen Freund, bei dem ich profitiere, weil er IT-Fachmann ist, an den ich mich wende, wenn etwas mit dem PC ist.
Damit das gut funktioniert, muss natürlich die Freundschaft im Vordergrund stehen und nicht die Nützlichkeit der Bekanntschaft. Dann ist es kein Ding, wenn es um Gefälligkeiten geht. Wenn man sich immer nur meldet, wenn man etwas vom anderen möchte, dann geht das nicht lange gut.
"Meine" Kosmetikerin beispielsweise wäre sauer, wenn man sie ständig um Behandlungen bitten würde. Aber wenn wir Mädchen zum Quatschen in das Studio gehen und sie behandelt nebenbei das Gesicht, während die Gatten Männerzeug machen, dann macht es Spaß.
Zum Glück gibt es ja Berufe, die für das Umfeld eher uninteressant sind, aber als Arzt, Jurist oder Informatiker, aber auch als Friseurin oder Maler hat man privat gut zu tun, soweit ich das überblicken kann. Ich weiß aber auch, dass gerade diese Leute schnell genervt sind, wenn sie von Hinz und Kunz um Rat und Tipps gebeten werden.
Die handwerklich Versierten sehen das gelassener, weil sie sich mit ihrer praktischen Arbeit eher mal Schwarz etwas dazuverdienen wollen oder können bzw. entsprechende Angebote bekommen. Der Arzt wird dagegen eher ungefragt auf einer Party mit den Diagnosen der Leute konfrontiert und muss sich das anhören oder der Anwalt soll auf die Schnelle eine Beratung aus dem Ärmel schütteln.
Ehrlich gesagt, würde ich mich daher wirklich nur in einer Notsituation beruflich an einen Freund oder Bekannten wenden, einfach weil ich weiß, dass viele da sehr schnell genervt sind und ich die Kontakte auch nicht überstrapazieren mag.
Also gewisse Vorteile könnte ich da auch genießen, wenn ich wollte. So habe ich nicht nur Tischler, Techniker und Elektriker im direkten Umfeld, sondern auch Akademiker wie unter anderem Mediziner, Professoren, Informatiker, Übersetzer und Bauarbeiter. Ich habe auch gute Kontakte in den Einzelhandel, sodass ich von Mitarbeiterrabatten profitieren kann, wenn ich das denn möchte, dann wird alles über die Kontakte gekauft und fertig. Auf diese Weise wurde der Trockner deutlich günstiger.
Natürlich sollte da nicht der Nutzen im Vordergrund stehen, sondern der Kontakt an sich. Dann klappt es auch mit der Freundschaft, niemand fühlt sich ausgenutzt und alles ist im Lot. Gerade die Mediziner frage ich ganz gerne nach einer zweiten Meinung, wenn ich mir nicht sicher bin, was ich von einer Diagnose oder Therapie halten soll.
Da sieht es bei mir relativ schlecht aus, und ich muss auch sagen, dass ich da auch Hemmungen hätte, Verwandtschaften oder Freundschaften derart ungeniert auszunutzen. Nie würde ich davon ausgehen, dass etwa ein Friseur mir gratis oder zum Spottpreis die Haare schneidet, weil wir befreundet sind. Und ich kenne auch kaum jemanden, der seinen Beruf so toll findet, dass er auch privat gerne Rat und Unterstützung - selbstverständlich um Gotteslohn - zu allen möglichen Themen von Kreditvergabe bis Gartenbau abliefert.
Schließlich hat jeder Rechnungen zu bezahlen und geht eben dafür einem Broterwerb nach, und nicht, um Freunde und Verwandte schick zu machen, oder ihr Bad zum Selbstkostenpreis zu fliesen oder an der Kaffeetafel medizinische oder steuerrechtliche Konsultationen gratis abzuhalten. Für mich ist das nichts weiter als eine Form von Geiz, das anderen Leuten, die man angeblich mag, abzuverlangen, nur weil man selber keine Lust hat, sich schlau zu machen.
Im Regelfall ist es auch eine ziemlich einseitige Sache, weil die "Floristin" dir gerne den Brautstrauß machen darf, du aber umgekehrt bestenfalls Beratung zum Thema Legasthenie oder Meerschweinchenhaltung zu bieten hast, wonach wenig Nachfrage besteht.
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