Drang mit Freunden und Bekannten zu knuddeln

vom 22.01.2017, 16:47 Uhr

Kennt ihr diesen Drang, Leute einfach mal in den Arm nehmen zu wollen? Ich hab das manchmal ganz extrem und muss mich dann zusammenreißen. Das erste Mal wurde mir das als Kind so richtig bewusst, als ich in der Schule neben einer - na ja, Freundin wäre zu viel gesagt - Bekannten saß, die ich seit dem Kindergarten kannte und da saß ich so neben ihr und dachte, ich würde die jetzt total gerne knuddeln. Hab ich aber nicht gemacht, ich hab mich zusammengerissen.

Mir ging das auch später so, ich hatte dann in der Kirchengruppe eine gute Bekannte, auch aus der Schule und wir haben dann manchmal Händchen gehalten oder gekuschelt oder ich saß auf ihrem Schoß. Das hatte aber nie was Sexuelles, das hat mich nicht angemacht oder so, ich bin ja ohnehin asexuell, ich werden nicht „rollig“. Aber ich mochte das, jemandem so nah zu sein. Nur habe ich im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass das viele nicht mögen. Als ich später im Studium mich mal ein einer Bekannten eingehenkelt habe, hat sie sich dagegen gewährt als hätte ich gerade sonstwas Schlimmes gemacht.

Wenn ich jemanden sympathisch finde, dann habe ich das auch. Dann denke ich mir „Ich würde die Person jetzt so gerne mal knuddeln“. Das ist so, wie wenn man ein niedliches Tier sieht und das unbedingt mal streicheln will. So wie wenn ich mein Kaninchen sehe und dann denke "och wie süß, ich muss es mal knuddeln". So geht es mir auch manchmal mit Menschen. Nun hatte ich ja nicht wirklich einen großen Freundeskreis, sodass sich die Gelegenheit dafür nicht ergeben hat.

Nun ist es ja so, dass ich online eine Anzeige aufgegeben hatte, dass ich Freunde suche. Da habe ich einige merkwürdige Leute kennengelernt. Aber einer war echt sehr nett und mit dem kam ich auch gut aus. Beim zweiten Treffen war ich dann kurz davor, mal zu fragen, ob ich ihn knuddeln darf. Ich habe es mir dann aber verkniffen. Also wie gesagt, ich bin ohnehin asexuell, ich stehe nicht auf den, ich verliebe mich sowieso nicht wirklich und ich habe einen Freund. Aber es fühlt sich so an, wie wenn man ein süßes Tier sieht und das anfassen muss.

Kennt ihr das auch, diesen Drang mal mit anderen Menschen zu knuddeln? Ich meine knuddeln, ich habe nicht den Drang, jemanden anzuspringen, sondern eher zu umarmen oder mal den Kopf anzulehnen. Woher kommt das? Eigentlich habe ich da kein Defizit, mein Freund knuddelt auch viel mit mir. Vielleicht liegt das gerade an der Asexualität, weil man ohnehin durch nichts erregt wird und dann hat das nichts Bedenkliches für mich. Na ja, für andere vielleicht schon. Könnt ihr das nachvollziehen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 22.01.2017, 16:53, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Den Drang kenne ich fast gar nicht. Eine Ausnahme ist mein bester Freund, wir genießen Körperkontakt ohne irgendwelche Hintergedanken. Aber bei dem hatte ich auch noch nie das, was ich bei fast allen anderen Menschen habe: Nämlich dass ich das unterschreiten der Individualdistanz als sehr unangenehm empfinde.

Damit ich Nähe angenehm finde, muss ich jemanden schon sehr gut kennen und und sehr mögen. Ansonsten mag ich Abstand. Ich finde schon dieses dämliche Küsschen auf die Wange in den allermeisten Fällen als sehr unangenehm und zu nah.

» cooper75 » Beiträge: 13376 » Talkpoints: 509,41 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Küsschen auf die Wange mag ich auch nicht. Ich will nicht abgeknutscht werden. Aber den Drang zum Knuddeln hab ich halt, die Leute zu umarmen und den Kopf anzulehnen und so in diese Richtung. Ich frage mich halt nur, warum und ob ich da jetzt einen an der Waffel habe. Weil ausleben kann man es so gut wie nie, das finden andere meistens befremdlich. Auch wenn ich kurz davor war, die Person, die ich da getroffen hatte, zu fragen, ob ich ihn mal knuddeln darf.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Keine Ahnung, ich habe Mann und Kinder und besagten Freund zum Umarmen oder Kopf anlehnen, dazu kommen die Hunde und die Pferde. Damit ist mein Bedürfnis nach Nähe komplett gestillt. Und, wie gesagt, damit ich überhaupt jemanden nahe kommen möchte, dauert das ziemlich lange, wenn es überhaupt eintritt.

» cooper75 » Beiträge: 13376 » Talkpoints: 509,41 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Dass das irgend etwas Komisches oder Pathologisches hat oder ist, glaube ich nun nicht, du wirst halt von deinen Gefühlen der Sympathie übermannt und möchtest ihnen Ausdruck verleihen. Ich sehe es eher als persönliche Vorliebe. Dass es etwas mit der Asexualität zu tun hat, glaube ich gar nicht mal. Spontan fallen mir eine Freundin und eine ehemalige Bekannte ein, die auch beides sehr offene und herzliche Typen sind und andere gerne und oft umarmen, einhaken, sich anlehnen oder ähnliche Dinge.

Bei jemandem, den ich erst zweimal gesehen habe, würde ich das so oder so aber nicht in Erwägung ziehen und auch so eine Frage nicht stellen, das könnte falsch aufgefasst werden oder insgesamt schon komisch rüberkommen. Im besten Fall wirkt es distanzlos. Ob man sich bei jemandem so etwas erlauben kann oder nicht, merkt man ja in der Regel auch eher. Selbst kann ich so etwas aus eigenem Antrieb aber so gar nicht nachvollziehen, ich befinde mich da am genau entgegengesetzten Pol der Achse.

Wenn es nach mir ginge, würde ich sogar am liebsten das Umarmen bei Freunden oder Bekannten, wenn man sich sieht, einstellen, ich komme mir da immer komisch, fast ein wenig unwohl bei vor. Knuddeln möchte ich ausschließlich meinen Freund und meine eigenen Tiere, aber ich habe sowohl bei mir selbst als auch bei anderen ein sehr sensibles Gefühl für Grenzen. Ich würde nicht mal ein fremdes Tier von jetzt auf gleich knuddeln wollen, selbst da sind mir die Grenzen noch wichtig.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wie passt das denn zusammen, dass man einen Partner hat und gleichzeitig sich als Asexuell bezeichnet? Dann ist das ganze doch auch nichts weiter als eine Freundschaft ohne Vorzüge und du wirst dort zwar auch in den Arm genommen und geknuddelt, aber das scheint dir nicht das zu geben was du wirklich brauchst.

Entsprechend scheint dein Bedürfnis nach Nähe größer zu sein als welches du bislang bekommst. Denn würdest du genug bekommen, sei es von einer Person oder auch von einem Tier, dann würde das auch nicht bei so vielen Menschen aufkommen. Dass man es mit einem niedlichen Tier vergleicht, finde ich schon ein wenig paradox da die wenigsten erwachsenen Menschen dieses Gefühl überhaupt wecken da sie nicht dem Kindchenschema unterliegen, aber jedem das seine.

Ich habe solch einen Drang nicht und mag doch lieber Distanz. Das ganze Küsschen hier, Umarmen da geht mir gewaltig auf die Nerven und schon gar nicht von Freunden oder Bekannten. Wildfremde geht schon mal gar nicht. Ich habe genau einen Freund, bei dem man sich auch mal anlehnen kann, in den Arm nehmen und genommen werden, da war nie etwas sexuelles mit dabei von beiden Seiten aus, dennoch genießen wir beide das wenn wir uns alle paar Jahre mal zu Gesicht bekommen. Er erinnert aber auch an einen großen Plüschbär von der Statur und vom Gesicht her, dass man da schon parallelen zu einem Stofftier ziehen kann welches niedlich und süß ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Es kommt schon mal vor, dass ich mich an meinen besten Freund anlehne oder so, aber ich würde nun nicht mit anderen Freunden knuddeln oder kuscheln. Eine normale Umarmung und ein Küsschen links und rechts finde ich bei der Begrüßung von Freunden normal. Nähe bekomme ich aber hauptsächlich von meinem Mann und natürlich auch meinem Kind, was mir eigentlich ausreicht. Bei Freunden habe ich da nicht den selben Drang, würde es also nicht brauchen, aber finde es mal ganz nett.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wie passt das denn zusammen, dass man einen Partner hat und gleichzeitig sich als Asexuell bezeichnet? Dann ist das ganze doch auch nichts weiter als eine Freundschaft ohne Vorzüge und du wirst dort zwar auch in den Arm genommen und geknuddelt, aber das scheint dir nicht das zu geben was du wirklich brauchst.

Ich würde aber meine Freunde nicht küssen und mit denen nicht ausführlich kuscheln; das wäre der Unterschied. Meinen Partner muss ich ja attraktiv finden und mal verliebt sein. Nur weil wir keinen Sex haben, heißt das ja nicht, dass es keine Partnerschaft wäre. Es stimmt auch nicht, dass ich da nicht bekomme, was ich will. Die Argumentation, dass da was fehlen müsse, dass ich Freunde knuddeln möchte, ist doch Küchenpsychologie. Außerdem hatte ich den Drang, andere zu knuddeln, schon immer. Da hat es keine Rolle gespielt, ob ich in einer Beziehung war oder nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also so wirklich habe ich diesen Drang nicht. Bei mir brauchte es auch eine ganze Zeit, bis mein bester Freund angefangen hat, mich zu umarmen oder mir einen Kuss zu geben als Begrüßung. Natürlich ein Küsschen ohne Zunge! Das hat lange gedauert und das lang eher daran, dass ich mit Gefühlen Probleme habe, mit Freude usw. Ich habe vieles erst erlernen müssen, auch mein Gedankengut neu festigen müssen.

Ich komme eben aus einem Haushalt und Erziehungsdingen, wo eine Umarmung der Mama selten war. Ich kann bis heute jeden Moment aufzählen, wo ich umarmt war und ich komme auf keine 20 Momente in über 30 Jahren! Das ist nun einmal so. Deswegen hatte ich immer schon arge Probleme mit Liebe, Zuneigung, Umarmung usw. Das lerne ich bis heute noch. Mein Freund ist da eine große Stütze.

Mittlerweile kann ich durchaus mit meinem Partner kuscheln. Ich kann eine Umarmung meines besten Freundes, wenn ich traurig bin oder die meiner besten Freundin ohne Weiteres packen. Doch ansonsten nicht wirklich von anderen Menschen. Das vermeide ich dann sehr. Finde jetzt aber auch nicht, dass man das von jedem eben haben muss, sodass es auch gleichzeitig ein gewisses Wollen ist.

Doch ich habe eben im allgemeinen arge Probleme mit körperliche Nähe. Was ich eben nicht kannte, erlerne ich heute noch immer mühsam und das geht alles nicht von heute auf morgen. Das ist mit viel Anstrengung und Vergangenheitsbewältigung verbunden, Disziplin sowie Reflektieren. Für andere mag das manchmal normal sein, mit dem Partner zum Beispiel zu kuscheln, mir wurde das nach wenigen Minuten zu viel.

Familiäre Nähe ist noch heute für mich ein Undingen. Um Himmels Willen da laufe ich Amok und entfliehe den Situationen schnellstmöglich. Mein Freund weiß das auch. Mein bester Freund ist Gott sei Dank auch sehr fürsorglich und meine beste Freundin. Muss dazu sagen, die kennen mich alle schon von Kindergarten an, sodass sie wissen wie ich aufgewachsen bin usw. Die verstehen mich da glücklicherweise.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich kenne es auch, manchmal habe ich den Drang dazu eine Person einfach mal zu knuddeln, aber das ist nicht so, weil die andere Person niedlich ist, sondern weil ich sie einfach mag und diese Zuneigung auch brauche und spüren möchte. Mir tut es gut in den Arm genommen zu werden, aber nicht von Fremden, eher von Freunden und Bekannten.

Meiner besten Freundin aus der Jugend kam ich auch sehr nahe. Wir haben uns immer ganz kurz und schnell auf den Mund geküsst, bei "Übernachtungspartys" haben wir miteinander gekuschelt und auch sonst haben wir Händchen gehalten. Wenn sie Fußschmerzen wegen ihren hohen Schuhen hatte, massierte ich auch mal ihre Füße. Komisch kam uns das beiden gar nicht vor.

So nah kam ich keiner anderen weiblichen Freundin, mit ihr war das irgendwie so und uns war beiden klar, dass nie etwas zwischen uns laufen wird. Wir mochten uns einfach sehr gerne und haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich denke nicht, dass es an deiner Asexualität liegt, ich bin übrigens eine heterosexuelle Frau. Körpernähe ist ganz normal für mich und ich finde dein Verhalten nicht komisch.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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