Dozent nutzt Arbeiten der Studenten für eigene Zwecke, fair?

vom 15.01.2017, 14:57 Uhr

Eine Freundin von mir schreibt eine Bachelorarbeit für einen Dozenten, den ich absolut nicht leiden kann. Sie tut mir auch richtig Leid, dass sie ihn erwischt hat. Der Dozent gibt die Themen für die Abschlussarbeiten nämlich so vor, dass er sie für seine eigene Forschung nutzen kann.

So hat er wohl ein Programm entwickelt und meine Freundin soll ihre Bachelorarbeit darüber schreiben. Sie muss eine quantitative Studie durchführen, um zu testen, wie gut das Programm bei Probanden ankommt. Dabei würden die meisten anderen Dozenten von solchen Umfragen abraten, weil erstens unsere Bearbeitungszeit für Abschlussarbeiten sehr kurz ist und auch der Umfang von nur 30 Seiten ungeeignet.

Dem Dozenten ist das wohl ziemlich egal, schließlich braucht er die Ergebnisse persönlich. Wissenschaftliche Motivation ist da Fehlanzeige. Das hat der Dozent sich schon regelmäßig geleistet. Ich hatte ihn mal in einem Kurs, bei dem er Grafiken, die seine Schützlinge in ihren Bachelorarbeiten erstellt haben, für seine eigenen Powerpoint-Präsentationen verwendet.

Findet ihr sowas unfair? Ein Dozent wird schließlich dafür bezahlt, seine Arbeit zu machen und sich dann einfach der unbezahlten Arbeit seiner Studenten zu bedienen, ist in meinen Augen sehr dreist. Auch geht der wissenschaftliche Aspekt meiner Meinung nach völlig verloren, wenn es nur um private Bedürfnisse des Dozenten geht. Oder ist sowas gar üblich an euren Universitäten?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bei uns war das immer so, dass die Dozenten die Studierenden schuften hat lassen und es dann als seine Arbeit vermarktet hat. Dabei muss ich sagen, dass die Aufgabenstellungen doof und teils nicht machbar waren. Die Resultate waren folglich auch dubios und nicht immer richtig. Ich fand das auch seltsam und seitdem vertraue ich auch auf keine Studien und Expertenaussagen mehr.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Was hat das mit Fairness zu tun? Hausarbeiten sind urheberrechtlich geschützt und stehen dem Dozenten nicht frei zur Verfügung. Ohne Erlaubnis kann er da gar nichts von verwenden, maximal sind Zitate mit entsprechender Quellenangabe möglich.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Hausarbeiten sind urheberrechtlich geschützt und stehen dem Dozenten nicht frei zur Verfügung. Ohne Erlaubnis kann er da gar nichts von verwenden, maximal sind Zitate mit entsprechender Quellenangabe möglich.

Na ja, das ist immer so eine Sache. Welcher kleine Student traut sich schon, einem Dozenten die Nutzung seiner Bachelorarbeit zu verbieten? Selbst wenn ein Dozent die Studenten immer vorher um Erlaubnis fragt und/oder die Quelle wegen des Urheberrechts nennt, ist es wahrscheinlich eher eine rhetorische Frage. Und wenn ein Dozent seine Studenten ausnutzt, indem er sie durch die Abschlussarbeit seine Aufgaben erledigen lässt, finde ich das schon nicht fair.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 15.01.2017, 20:09, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Der kleine Student hat eben die Wahl, seine Rechte einzufordern oder es zu lassen. Das wird im Berufsleben nicht besser. Ich finde es mittlerweile sowieso ziemlich merkwürdig, wie das Studium an so manchen Fakultäten gestaltet wird. Das betrifft ziemlich viele Punkte, denn man nimmt den Studierenden damit einfach Entwicklungsmöglichkeiten.

Das beginnt schon bei der Unsitte, Themen für Abschlussarbeiten vorzuschlagen oder einen Pool bereitzustellen. Dank Internet ist die Recherche zu möglichen und nicht total abgegrasten Möglichkeiten wirklich einfach geworden. Und die Fähigkeit, eigenständig etwas zu finden, sollte eigentlich erworben worden sein. Wie macht man das sonst später im Job.

Genauso wie diese enorme Spezialisierung in den meisten Studiengängen. Das ist natürlich toll für den Arbeitgeber. Man bekommt nicht mehr jemanden, der gelernt hat zu lernen und die Basis beherrscht. Man bekommt eine Fachkraft, die nur kurz eingearbeitet werden muss. Aber was hat der Absolvent davon? Er ist erheblich weniger flexibel, weil seine Stellenwahl eingeschränkt ist. Er ist viel schneller fachfremd. Da wird er zwar genommen, aber es gibt weniger Geld. Oder man sitzt als Bachelor BWL beim Steuerberater. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Was hat das mit Fairness zu tun? Hausarbeiten sind urheberrechtlich geschützt und stehen dem Dozenten nicht frei zur Verfügung. Ohne Erlaubnis kann er da gar nichts von verwenden, maximal sind Zitate mit entsprechender Quellenangabe möglich.

Korrekt. Wenn man das mit sich machen lässt, dann ist man daran ebenfalls Schuld. Man muss einfach nur mal aufstehen und seine Rechte dann auch durchsetzen anstatt vor ihm nur zu kuschen und klein bei zu geben. Denn wenn jemand aufstehen würde und seine Rechte einfordert, dann hätte das ebenfalls für den Dozenten entsprechende Folgen. Die wenigsten Universitäten lassen sich so etwas gefallen, wenn einer ihrer Dozenten dann fremde Arbeiten als seine eigenen ausgibt und ziehen dann auch ihre Konsequenz daraus und beschäftigen diesen nicht weiter.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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