Doha durch WM ein klimafeindliches Touristenziel?

Die Fußball WM steht vor der Tür und Katar wird von Fans gestürmt. Dies geht soweit, dass es zu wenige Hotelzimmer gibt und Fans mit Flugshuttles aus Dubai zufliegen müssen. Auch Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen, verbrauchen Treibstoff, damit Fans untergebracht werden können.

Ist Doha durch WM ein klimafeindliches Touristenziel geworden? Denkt Ihr, dass Doha auch nach der WM ein zweites Dubai werden könnte oder ist Doha eher eine WM-Eintagsfliege?

Ich verstehe immer nicht diese Katar-Hetze unter dem Deckmantel des Klimaschutzes. Wen hat es denn interessiert, ob über 400 Kongressteilnehmer an dem kürzlich stattgefundenem UN-Klimagipfel in Sharm el-Sheikh mit ihren Privatjets angereist sind? Ja, und wer Doha als ein klimafeindliches Touristenziel auserkoren sehen will, der soll das eben machen, aber bitte nicht derartige Halbwahrheiten verbreiten.

Ich verstehe immer nicht diese Katar-Hetze unter dem Deckmantel des Klimaschutzes. .

Und was ich immer noch nicht nachvollziehen kann, wann aus Kritik Hetze wird, und ob es sich im Falle von Katar nicht eher um Kritik statt Hetze handelt. Bisher habe ich eigentlich nur Berichte und Reportagen gelesen und gesehen, die sich sachlich mit den Missständen rund um die WM in Katar auseinandersetzen. Unter dem Begriff Hetze würde ich etwas anderes verstehen.

Ich war vor zehn Jahren in Doha und da wurden gerade viele Viertel abgerissen, um Neuen Platz zu machen. Die Corniche, die Daus und die modernen Museen haben mir sehr gut gefallen. Ich habe auch die Unmengen an Gastarbeitern gesehen, die teils mit Jumbos gekommen sind, darunter auch eine Fluglinie aus Bangladesch. Die Leute sind aber auch froh, dass sie Arbeit haben und aus dem gleichen Kulturkreis stammen. Gestern war auch eine Doku in der ARD, die Katar zu kritisieren versucht hat. Irgendwie war diese auch ein Schuss in den Ofen. Katar mag kein idealer Staat sein, aber dann soll man sich vorher mal China oder Indien ansehen, die finde ich viel schlimmer.

IKatar mag kein idealer Staat sein, aber dann soll man sich vorher mal China oder Indien ansehen, die finde ich viel schlimmer.

Wobei ich meine, dass das kein Kriterium sein sollte, dass die Situation irgendwo anders noch schlechter ist, denn irgendwo findet man immer was, was noch schlechter ist. Das macht die Zustände aber noch lange nicht gut. Ich denke, dass da schon gut recherchiert wurde, und dass die Arbeiter für die Stadien wirklich schlecht, schleppend oder unzureichend bezahlt wurden und unter nachteiligen Bedingungen arbeiten mussten.

Und die Olympischen Spiele waren heuer in China und da wurden die eigenen Arbeiter fürstlich entlohnt? Dann soll man mal Länder auflisten, die Arbeitskräfte aus Asien üppig entlohnen? Welche Länder sollen dies sein? Vielleicht sollte man mal so ansetzen, dass die angebliche vom ZDF in Dokus gezeigte Zweikindpolitik in Bangladesch und Pakistan nicht fruchtet. Diese Länder sind gemeinsam mit Indien hoffnungslos überbevölkert. Das Klima kann sich erst bessern, wenn es nicht so weitergeht. Diese Arbeiter verdienen in Katar noch immer ein Vielfaches als daheim. Alternativ kann man in ruinösen Arbeitsstätten wie der Rana Plaza für ein paar Cent für die Textilindustrie arbeiten. Wie gesagt, die Staaten sind alle maßlos überbevölkert.

Und die Olympischen Spiele waren heuer in China und da wurden die eigenen Arbeiter fürstlich entlohnt?

Noch einmal: darauf zu verweisen, dass es in anderen Ländern auch Missstände gibt, ist meines Erachtens keine Rechtfertigung. Ich kann auch nicht einen Ladendiebstahl damit rechtfertigen, dass andere Leute ja auch schon geklaut haben und es somit eh halb so wild ist. Und in diesem Fall geht es nun mal um Katar. Über die Missstände in China gibt es inzwischen meines Wissens auch einige eigene Reportagen.

Also: hier geht es um Katar. In Dokus über Missstände in China geht es um China. Und in Dokus über Missstände in Bangladesh geht es um Missstände in Bangladesh. Alle davon sind es wert, dass man drauf schaut und sie öffentlich kritisiert. Und es nützt nichts, als Begründung auf die jeweils anderen zu zeigen und zu sagen "Aber die machen es auch nicht anders."

Alle davon sind es wert, dass man drauf schaut und sie öffentlich kritisiert. Und es nützt nichts, als Begründung auf die jeweils anderen zu zeigen und zu sagen "Aber die machen es auch nicht anders."

Man nennt sowas auf Neudeutsch auch Whataboutism. Abgesehen davon habe ich mich nicht allzu sehr damit beschäftigt, weiß nur, dass bei der Vergabe nach Katar nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll und dass die Arbeiter dort unter schlimmen Bedingungen arbeiteten und hausten.

Aber um die Eingangsfrage zu beantworten: Doha wird wohl durch ein einziges Ereignis nicht automatisch für längere Zeit ein klimafeindliches Touristenziel.

Dubai war übrigens vor einigen Jahren der Staat mit dem weltweit größten ökologischen Fußabdruck. Sie versuchen aber, dies stark zu verbessern und der Staat mit dem besten Klimaschutz zu werden. Die andere Sache, wegen der ich nie nach Katar fahren würde, ist die Einstellung zu bestimmten Menschenrechten, wie etwa die Einstellung zur Homosexualität, die dort verboten ist, und dass Frauen weniger Rechte haben als Männer.

Das Gastgeberland Katar hat bei der Fussball WM 2:0 gegen Ecuador verloren. Die Wogen gingen hoch, es wurden auch gröbere technische Spielfehler gemacht. Wahrscheinlich ist es jetzt auch nicht mehr so interessant, gegen Katar Stimmung zu machen.

Wahrscheinlich ist es jetzt auch nicht mehr so interessant, gegen Katar Stimmung zu machen.

Den Zusammenhang habe ich jetzt noch nicht verstanden. In wie fern hat die gegen Katar geäußerte Kritik etwas mit dem Spielergebnis bzw. der Spielleistung der katarischen Mannschaft zu tun? Ich dachte, es ging unter anderem um das Thema Menschenrechte. Ist dieser Kritikpunkt seit dem verlorenen Spiel hinfällig geworden? Warum genau?