Dissertation am Stück oder gesplittet veröffentlichen?
Ich war die letzten Tage auf einer Fortbildung, wobei da auch jemand anwesend war, der gerade dabei ist, zu promovieren. Ich habe ihn bei dieser Gelegenheit natürlich gleich nach seiner Dissertation gefragt und wie er damit voran käme, wobei diese Frage gleich in eine Diskussion ausartete.
Mein Bekannter ist nämlich der Auffassung, dass es eher kontraproduktiv wäre, seine Dissertation in einem Stück als eine Art Manuskript oder Monographie zu veröffentlichen. Das würde viel zu lange dauern. Daher hätte er mit seinem Doktorvater ausgehandelt, dass er statt einem Manuskript von 200 Seiten, vier wissenschaftliche Artikel zu einem bestimmten Forschungsbereich verfasst, die dann in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert werden. Wie er ausgerechnet auf vier Artikel kommt, kann ich nicht sagen. Jedenfalls wären zwei Artikel von ihm schon publiziert worden und zwei weitere hätte er bereits schon eingereicht, wobei einer davon schon abgesegnet worden wäre und demnächst erscheinen wird.
Mein Bekannter argumentiert damit, dass man bei der Veröffentlichung von Artikeln viel schneller zitiert werden würde und das wäre ja auch allgemein viel viel praktischer und sinnvoller das so zu machen. Wie seht ihr das? Findet ihr es sinnvoller, wenn man eine Dissertation in einem Guss schreibt und dann auch in einem Stück als Manuskript veröffentlicht oder aber ist es sinnvoller, stattdessen vier Artikel nach und nach zu veröffentlichen in Fachzeitschriften? Was wäre besser und warum? Wie würdet ihr das machen?
Bei meiner Doktorarbeit ist es so, dass ich zwei Studien-Paper geschrieben habe und diese werden einzeln eingereicht zur Veröffentlichung. Für die Abgabe der Arbeit muss aber davor noch eine 20-seitige Einleitung und hinten dran eine 20-seitige generelle Diskussion. Das sind dann insgesamt, ohne Anhang, 120 Seiten.
Die beiden Paper reiche ich also einzeln ein, aber ich rechne nicht damit, dass die veröffentlicht werden. Das ist auch keine Pflicht, wir müssen nur einreichen, ob das dann in irgendeiner Zeitschrift tatsächlich landet ist egal.
Das Einreichen ist - zumindest in meinem Fach - sehr umständlich. Jede Fachzeitschrift hat andere Kriterien und die nehmen Artikel oft nicht im ersten Anlauf an, sondern haben da zig Änderungswünsche. Darum bin ich froh darum, dass es nicht veröffentlicht werden muss, denn sonst wäre ich ja von den Fachzeitschriften abhängig.
Ich habe auch mal mit jemanden gesprochen, der am Institut schon fertig mit der Promotion ist und bei dem steht auch in der Präsentation der Verteidigung nur drin, dass er eingereicht hat (also "submitted") und nicht, dass die Artikel auch von den Zeitschriften angenommen wurden. Das ist also gängige Praxis, es mit "ich habe die Artikel bei der Zeitschrift eingereicht" zu belassen, egal ob das dann gedruckt wird oder nicht.
Ich hätte auch nichts davon, wenn diese Artikel veröffentlicht werden. Das wäre ganz nett, aber was bringt es mir? Ich bin externer Doktorand, ich habe keine Stelle in der Forschung, sondern ich will nur einen Doktortitel haben und danach werde ich vermutlich auch keine Stelle an der Uni bekommen. Denn das würde ja bedeuten, dass man habilitieren müsste, wegen der Regelungen des wissenschaftlichen Zeitgesetzes und das will ich nicht.
Wer unbedingt an der Uni in der Forschung arbeiten und auch habilitieren will, für den mag es wichtig sein, dass diese Artikel veröffentlicht werden, aber für alle anderen ist es relativ egal. Bei uns hauen die meisten nach Abschluss der Promotion vom Institut ab und die werden nie wieder was mit universitärer Forschung zu tun haben.
Ich habe beispielsweise mal ein Buchkapitel veröffentlicht, das interessiert aber keinen, das hat auch nichts direkt mit meiner Dissertation zu tun, sondern war zu einem Forschungsprojekt, an dem ich mitgewirkt habe. Es interessiert sich keiner mehr dafür. Es ist nett, wenn man sagen kann, man wurde mal veröffentlicht, aber wirklich viel bringt es nicht.
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